Menschen von kleinem Wuchs
ANGENOMMEN, du wärest körperbehindert, zum Beispiel gelähmt, wäre es dir dann angenehm, wenn andere sich über deine Behinderung lustig machten? Wahrscheinlich nicht, sondern du wärest dankbar, wenn sie Verständnis dafür zeigten. So ist es mit Menschen, die ungewöhnlich klein sind.
In der Bibel wird uns von einem Steuereinnehmer namens Zachäus berichtet, der „klein ... von Gestalt“ war. Deshalb kletterte er auf einen Baum, um Jesus Christus sehen zu können. Das zeigt, mit welchen Problemen Personen zu kämpfen haben, die von geringer Körpergröße sind, besonders solche, die nur 90 Zentimeter bis 1,20 Meter groß sind. Es mag ihnen Schwierigkeiten bereiten, einen Brief in den Briefkasten zu stecken oder auf die Türklinke zu drücken. Schwierig ist es auch für sie, ihrer Größe entsprechende Kleidung, besonders Schuhe, zu bekommen.
Personen von ungewöhnlich geringer Körpergröße bezeichnet man als Zwerge. Es gibt verschiedene Formen des Zwergwuchses. Bei der einen Art ist das Individuum bis auf die geringe Größe in jeder Beziehung normal, nur sind Kopf, Rumpf, Glieder und die körperliche Kraft „mini“. Der kleinste Zwerg dieser Art (auch Liliputaner genannt) war ein Araber, der nur knapp 33 Zentimeter groß wurde. Auf eine Million Geburten kommt etwa ein Liliputaner; die meisten dieser Zwerge sind bei ihrer Geburt so groß wie ein normales Baby.
Solches Zwergentum (hypophysärer Zwergwuchs) ist gewöhnlich auf eine Unterfunktion der Hypophyse zurückzuführen, einer Drüse an der Basis des Gehirns, die das Wachstumshormon absondert. Die Ursachen des Zwergwachstums oder Faktoren, die dazu beitragen, können gelegentlich auch unzureichende Ernährung und ein unglückliches Familienleben sein. Zwerge, die an einer Unterfunktion der Drüse leiden, die das Wachstumshormon absondert, sind fortpflanzungsfähig, und ihre Kinder erreichen meist eine normale Körpergröße. Ein solches Zwergenpaar, das etwas über sechzig Zentimeter groß war, hatte vierzehn Kinder, und alle erreichten eine durchschnittliche Körperhöhe. Aber es gibt auch Zwerge oder Liliputaner, die keine Kinder haben können.
Dann gibt es auch Zwerge, bei denen eine Knochenkrankheit, eine Wachstumsstörung des Knorpels, die Ursache des Zwergwachstums ist (chondrodystrophischer Zwergwuchs). Beim hypophysären Zwergwuchs ist eine Behandlung mit Hormonen möglich, wenn der Patient noch jung ist, aber bisher kennt man kein Heilmittel gegen die übrigen Formen des Zwergwuchses. Der sogenannte chondrodystrophische Zwergwuchs führt zu einer grotesken Verkürzung der Arme und Beine, Kopf und Rumpf dagegen haben eine normale Größe. Während sogenannte Liliputanerinnen nur Kinder haben können, die durch Kaiserschnitt zur Welt gebracht werden, können Frauen, die an chondrodystrophischem Zwergwuchs leiden, Kinder normal gebären, diese sind aber sehr wahrscheinlich ebenfalls Zwerge. Bei beiden Arten des Zwergwuchses haben die Kinder bei der Geburt normale Größe.
Doch die sogenannten Liliputaner sind gegenüber anderen Zwergen in einiger Hinsicht besser daran. Wenn sie älter werden, verändern sie sich nur wenig. Als Gruppe erfreuen sie sich einer vorzüglichen Gesundheit.
Bei Liliputanern geht der Stoffwechsel viel rascher vor sich als bei normalwüchsigen Menschen. Ein Liliputaner, der 27 Kilogramm wiegt, kann soviel essen wie ein Mensch, der dreimal soviel wiegt wie er!
Man kann ohne weiteres verstehen, warum Zwerge nicht wünschen, daß andere sie anstarren, auslachen oder als Mißgeburten oder Kuriosität betrachten. Sie möchten aufgrund ihrer Fähigkeiten, ihres Könnens und ihrer Leistungen akzeptiert werden. In England lebte ein Zwerg der nur 1,05 Meter groß war. Doch er war ein vorzüglicher Schauspieler und Bildhauer und hatte einen ungewöhnlich hohen Intelligenzquotient. Er sagte: „Innerlich fühle ich mich nicht als Zwerg!“ In Amerika gibt es Zwerge, die Akademiker sind, Elektroneningenieure, Rechtsanwälte usw. Manche von ihnen haben sich ein Auto umbauen lassen, das heißt, sie haben sich die Pedalen verlängern lassen, so daß sie selbst fahren können, ja es gibt sogar einige Zwerge, die selbst fliegen. Offenbar sind sie entschlossen, zu beweisen, daß sie den Normalwüchsigen ebenbürtig sind. Auch die Tatsache, daß zwei Fünftel von ihnen einen Lebensgefährten wählen, der normalwüchsig ist, scheint darauf hinzuweisen.
Wenn du einem Zwerg begegnest, dann behandle ihn als das, was er ist: einer deiner Mitmenschen. Er wird dir dafür dankbar sein. Schließlich ist das auch nur recht, denn sagt Gottes Wort nicht: „Wie ihr wollt, daß euch die Menschen tun, so tut auch ihnen.“? — Luk. 6:31.