Achte auf deine Brieftasche! Gib acht auf deine Handtasche!
IN DIESEM Jahr wird von Taschendieben schätzungsweise fünfzigtausend New Yorkern die Brieftasche gestohlen werden! Und doch wird man nur wenige der Diebe fassen. Im Jahre 1969 wurden in der Stadt New York nur 1 400 Taschendiebe verhaftet. In anderen Bevölkerungszentren der Welt ist der Prozentsatz der Verhaftungen oft weit geringer. Wenn dir also zum Beispiel die Handtasche gestohlen wird, sind deine Aussichten, sie wiederzubekommen, sehr gering.
Was kannst du tun? Nun, wenn du einige „Tricks“ der Taschendiebe kennst, kannst du viel tun, um deine Handtasche zu schützen.
Über das Wesen der Taschendiebe sagte ein Polizeibeamter: „Es ist ein Familienberuf. Er geht von den Vätern auf die Söhne über.“ Tatsächlich üben sich Taschendiebe auf ihrem Gebiet ebenso, wie es Angehörige irgendeines anderen Berufes tun. Sie nehmen Unterricht und üben, bis sie Fachleute sind. Einige üben sich an einer Attrappe, an der viele Glöckchen befestigt sind. Dabei bemühen sie sich, alle Taschen zu durchsuchen, ohne daß eines der Glöckchen erklingt!
Was sie lernen, beschreibt David W. Maurer gut in dem Buch Whiz Mob (Schlaues Gesindel), das von Taschendieben und ihrer Sprache handelt: (1.) Sie lernen, ihrem „Objekt“ oder Opfer gegenüber eine gewisse Einstellung anzunehmen, die Überzeugung, daß es ihnen gelingen kann, weil der Betreffende der Richtige ist. (2.) Sie gewöhnen sich eine gewisse Art an, an ihre Arbeit heranzugehen, eine Gleichgültigkeit, die keinen Verdacht aufkommen läßt. (3.) Sie entwickeln einen äußerst empfindlichen Tastsinn. (4.) Sie gewöhnen sich blitzartig schnelle Bewegungen an. (5.) Sie erlangen Geschicklichkeit darin, ihre Bewegungen vor anderen zu verbergen. (6.) Und sie lernen es, schnell in der Menge zu verschwinden, ohne die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, nachdem sie einen Taschendiebstahl begangen haben.
Taschendiebe arbeiten gewöhnlich paarweise, obwohl sie manchmal zu dritt oder zu viert oder zu noch mehreren auftreten. Ihre Komplicen sind somit gewöhnlich gleich zur Stelle. Gemäß einer Notiz in der New York Times vom 28. April 1970 hob die Polizei eine Bande von achtzig Taschendieben aus, die in den Untergrundbahnen von New York ihr Unwesen trieb. Die Mitglieder dieser Bande stammten zu einem großen Teil aus südamerikanischen Ländern, und sie sollen wöchentlich 600 bis 800 Dollar eingebracht haben.
Diejenigen, die den Taschendiebstahl zu ihrem Beruf gemacht haben, sind gewöhnlich gute Menschenkenner, und sie können sehr gut beurteilen, wer wahrscheinlich ein gutes „Objekt“ oder Opfer wird — solche, die mit offenen Augen träumen oder die so sehr in ihre Tätigkeit vertieft sind, daß sie vergessen, was um sie herum geschieht. Die berufsmäßigen Taschendiebe scheinen sogar eine „Nase“ für Geld zu haben, und einige bekommen täglich mehr als 1 000 Dollar zusammen. Die Elite unter ihnen macht jährlich eine Rundreise zu den bedeutendsten Rennen in den Vereinigten Staaten und in Europa, wo viele reiche Menschen zusammenkommen.
Taschendiebe sind ziemlich stolz. Da ihr Beruf viel Geschicklichkeit erfordert, glaubt jeder von ihnen gern, er gehöre zu den besten. Ja, das geht so weit, daß einige von ihnen ganz niedergeschlagen sind, wenn sie bei der Ausübung ihrer Tätigkeit gefaßt werden. Sie sollen sogar schon ihre Opfer gefragt haben, wie sie gemerkt hatten, daß sie bestohlen wurden!
Daß der Taschendiebstahl viel Geschicklichkeit erfordert, kann man erkennen, wenn man sieht, wie sich Unterhalter auf diesem Gebiet geübt haben. Sie sind so geschickt, daß sie bei Veranstaltungen Männern und Frauen, ohne daß diese es merken, nicht nur Brieftaschen, sondern auch Ringe, Armbanduhren, Krawattennadeln und allerlei andere Schmucksachen wegnehmen. Sie sollen Männern sogar die Hosenträger abgenommen haben, ohne daß es die Betreffenden gemerkt hatten, bevor ihnen die Hose herunterfiel! Ein solcher Unterhalter aus Schweden verdient jetzt jährlich 100 000 Dollar.
Berufsmäßige Taschendiebe haben wie Fachleute auf anderen Gebieten ihre eigene Sprache oder ihren eigenen Jargon. So besteht die Aufgabe des Diebeshelfers darin, das „Objekt“ oder Opfer abzulenken, damit der „Langfinger“ oder „Taschenkrebs“ die Brieftasche an sich nehmen kann, ohne daß es jemand „spitzkriegt“, das heißt entdeckt. Eine Bande hat ein gewisses Kapital, das als Reserve dient, wenn sie in der „Patsche“ sitzt, nämlich mit der Polizei in Konflikt kommt.
Du kannst dich vor dem Taschendieb schützen
Was kannst du nun tun, um die Wahrscheinlichkeit, daß dir die Brieftasche gestohlen wird, zu verringern? Eine Möglichkeit, Taschendiebe abzuschrecken, hat man durch einen festen, hellwachen Blick, genau das Gegenteil von einem träumerischen, naiven und vertrauensvollen Gebaren, wenn man sich unter Fremden befindet. Verfolge aufmerksam, was um dich her geschieht. Stelle nie zur Schau, wieviel Geld du hast, und wenn es geht, so stecke dein Geld in die Jackentasche und nicht in eine Gesäßtasche. Ferner kannst du dadurch, daß du auf Reisen Reiseschecks mitnimmst und nie mehr Geld bei dir hast, als du an einem einzigen Tag ausgeben willst, einen Verlust verringern, wenn du bestohlen werden solltest.
Taschendiebe selbst geben zu: „Man kann jemandem kein Geld stehlen, solange er mit seinen Gedanken dabei ist.“ Es wäre gut, sich genauso zu verhalten, wenn man eine große Summe bei sich hat. Und wenn du in einer Untergrundbahn oder in einem Aufzug gestreift oder gestoßen wirst oder wenn du in einem Lebensmittelgeschäft, in einem Selbstbedienungsrestaurant oder an der Theaterkasse anstehst? Dann wäre es gut, nicht nur die Gedanken bei der Brieftasche zu haben, sondern auch die Hand darauf zu halten, und zwar so lange, bis die Gefahr, daß dir die Brieftasche weggenommen wird, ganz vorüber ist.
Heute wird auch viel auf dreiste und gewaltsame Weise gestohlen. Viele Diebe, die zu zweit oder zu dritt arbeiten, bedrohen die Opfer mit einem Messer oder mit vorgehaltener Pistole. Um sich hiervor zu schützen, vermeidet man es am besten, in großen Städten, besonders nachts, allein unterwegs zu sein.
Wie du dich vor Handtaschendieben schützen kannst
Damenhandtaschen sind ebenfalls ein bevorzugtes Objekt für die Diebe. Raubüberfälle, das heißt Diebstähle unter Anwendung von Gewalt, werden immer häufiger. In anderen Fällen entreißen Diebe den Frauen einfach die Geldtasche und machen sich davon.
Was können Frauen tun, um sich davor zu schützen, daß ihnen die Geldtasche entrissen wird? Auch sie tun gut daran, an vielen Orten möglichst nicht allein unterwegs zu sein. Außerdem können sie ihre Handtasche immer unter den Arm klemmen und eine Hand über das Schloß halten. Ein Dieb muß schon sehr dreist sein, wenn er versucht, eine Handtasche, die so getragen wird, zu stehlen. Frauen sollten ihre Handtasche möglichst auch nicht auf Ladentischen, auf Sitzen neben sich im Theater oder auf ihrem Schreibtisch liegen lassen, wenn sie hinausgehen, um ihre Kaffeepause zu machen.
Manche Männer tragen ihr Geld in den Kleidern verborgen, zum Beispiel in besonderen Geldgürteln, unter dem Fußgewölbe in den Socken oder in besonderen Taschen in der Jacke oder in der Hose. Auch Frauen verstecken oft ihr Geld am Leibe, so daß der Dieb, der ihnen die Handtasche entreißt, wenig in die Hände bekommt außer einigen Kosmetika und einem Taschentuch. Frauen, die ein Kostüm oder ein zweiteiliges Kleid tragen, schieben ihre Geldscheintasche manchmal oben unter ihren Gürtel; andere verstecken Geld in ihrem Busen. Ebenso, wie Männer wachsam sein müssen, damit ihnen nicht die Brieftasche gestohlen wird, müssen auch Frauen aufpassen, damit ihnen nicht die Handtasche gestohlen wird.
Ein erfahrener Taschendieb, der jetzt wegen seiner Tätigkeit im Gefängnis ist, sagte: „Die Gefahr, daß einem die Handtasche gestohlen wird, kann praktisch ausgeschaltet werden, indem man sich vor allem des Problems bewußt ist und bereit ist, einfache Vorsichtsmaßnahmen zu treffen.“