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g71 22. 11. S. 10-13

Ab 2 Uhr Ausgangssperre!

Vom „Awake!“-Korrespondenten in Kolumbien

DER Freitag morgen beginnt wie jeder andere normale Tag in Cali (Kolumbien).

Du steigst im Geschäftsviertel von Cali aus dem Bus und strebst deinem Büro zu, ohne groß von den Losverkäufern auf der Straße Notiz zu nehmen. Auf der Plaza de Cayzedo in der City wimmelt es wie gewöhnlich von Menschen.

Doch etwas fällt dir auf: Die Plakate, die gestern hier aufgestellt waren, sind verschwunden. Was für Plakate? Plakate demonstrierender Studenten, die den Rücktritt des Rektors und akademische Selbstverwaltung fordern.

„Bleib zu Hause!“

Der Morgen vergeht wie üblich. Am Mittag eilt alles nach Hause und freut sich auf die zweistündige Mittagszeit, in der man essen und ein Schläfchen halten kann. Warum auch das Radio einschalten?

Nach dem Mittagsschläfchen, um 13.30 Uhr, machst du dich bereit, wieder zur Arbeit zu gehen. Da klingelt das Telefon. Ein Freund ruft aufgeregt in den Hörer: „Bleib diesen Nachmittag zu Hause! Ein Student ist getötet worden! Ab 2 Uhr wird Ausgangssperre sein!“ „Ab 2 Uhr früh?“ fragst du in deiner Einfalt. „Nein, nein! Ab 2 Uhr nachmittags. In einer halben Stunde. Du bleibst besser zu Hause!“

Du bist immer noch nicht beeindruckt, weil du selbst keinen Zwischenfall miterlebt hast. Doch nun schaust du aus dem Fenster, das auf eine Hauptstraße hinausgeht, die zur City führt. Tatsächlich, der ganze Verkehr fließt nur in einer Richtung — aus der Stadt hinaus!

Jetzt schaltest du das Radio an. Es ist wahr. Ab 2 Uhr ist für die ganze Stadt Ausgangssperre. Nun ist es mit deiner Ruhe vorbei; du beginnst zu überlegen, was du als nächstes tun solltest.

Du weißt, daß man während der Ausgangssperre das Haus nicht verlassen darf. Du schaust nach, was noch an Lebensmitteln vorhanden ist, und läufst dann zum nächsten Laden, wo du einige Batterien für das Radio und die Taschenlampe kaufst sowie ein paar Kerzen und Lebensmittel. Jetzt beginnst du darüber nachzudenken, was den mehr als 800 000 Einwohnern der Stadt widerfährt.

In der jetzigen Ordnung können verhältnismäßig wenig Personen das Leben zahlloser Menschen tiefgehend beeinflussen. Die Regierung weiß das auch sehr gut.

Da viele Studenten und Professoren sich für Reformen einsetzen und der Schulbetrieb von Zeit zu Zeit gestört wird, sind im Gebiet der Universität viele Polizisten eingesetzt. Die Studenten fordern sie heraus und reizen sie. Dann kommt es zu Zwischenfällen. Die Polizei benutzt Tränengas. Ein Student verliert sein Leben!

An diesem Opfer entzünden sich Leidenschaft und Gewalttat. Es kommt zu Wutausbrüchen. Die Empörung schlägt hohe Wellen. Wilde Gerüchte tauchen auf. Viele Menschen werden ihr Leben verlieren, ehe die Ruhe wiederhergestellt ist; allerdings sind wahrscheinlich einige der Toten nur indirekt Opfer der Unruhen.

Es ist schwierig, nach Hause zu kommen

Es ist eine gewaltige Aufgabe, die werktätige Bevölkerung einer ganzen Stadt nach Hause zu schaffen. Viele waren schon wieder auf dem Weg zur Arbeit oder waren über Mittag gar nicht nach Hause gegangen.

Auch die Taxis und Busse fahren zu ihren Garagen oder Parkplätzen; dadurch wird die Situation noch komplizierter. Nur die Taxis und Busse, die aus der Stadt hinausfahren, nehmen Fahrgäste mit. In diesen Bussen stehen die Leute wie die Heringe. Die Fahrgäste, die sich nicht mehr in die Busse quetschen können, halten sich außen irgendwo, so gut es geht, fest. Viele Lastwagenfahrer haben Mitleid mit den Leuten und nehmen viele in ihrem Wagen mit.

Tausende müssen zu Fuß nach Hause gehen, manchmal eine Strecke von mehreren Kilometern. Bauarbeiter, deren Baustelle außerhalb der Stadt liegt, haben einen Heimweg von 15 bis 20 Kilometern, den sie zu Fuß zurücklegen müssen. Manch einer hat eine noch weitere Strecke, weil er einen Umweg um den Unruheherd machen muß. Ihre Angehörigen atmen erleichtert auf, wenn sie sie endlich durch die Tür kommen sehen.

Eine Stunde nach der anderen verrinnt. Theoretisch dürfte sich bereits niemand mehr auf der Straße befinden, es sei denn, er habe einen Sonderausweis. Aber die Bevölkerung ist nicht rechtzeitig gewarnt worden. Sie braucht Zeit, um nach Hause zu kommen; darauf nehmen Polizei und Soldaten Rücksicht.

Nach 18 Uhr ebbt die Menschenflut ab. Schließlich sind die Straßen wie ausgestorben, nur ein Beamter oder ein Fahrzeug der Versorgungsbetriebe ist gelegentlich zu sehen. Alles scheint still und friedlich zu sein, doch plötzlich fahren ein Krankenwagen und ein Auto voll Militärpolizisten stadteinwärts. Das erinnert dich daran, daß irgendwo in der Stadt nicht alles so friedlich und ruhig ist.

Viele Familien werden noch auf eine andere Weise daran erinnert werden. Bei ihnen wird in den letzten Tagen vor der Lohnauszahlung Schmalhans Küchenmeister sein, weil sie dann weder Nahrung noch Geld im Hause haben werden.

Ausgangssperre erzwungen

Jetzt beginnt es mit der Ausgangssperre ernst zu werden. Die Polizei nimmt jeden, den sie auf der Straße trifft, mit. In der ersten Nacht werden Hunderte von Personen, die trotz der Ausgangssperre auf der Straße sind, verhaftet.

Es war vorauszusehen, daß die Gefängnisse für all die vielen Übertreter des Ausgehverbotes nicht ausreichen würden. Die Festgenommenen werden daher zum Fußballstadion oder zur Stierkampfarena gebracht und müssen dort bleiben, bis die Ausgangssperre aufgehoben wird. Man nimmt an, daß jeder nach einer Nacht im Freien, ohne Schutz vor der Kälte — außer den Kleidern, die er auf dem Leibe trägt — und vor den Mücken, einsehen wird, daß es besser ist, das Ausgehverbot in Zukunft nicht zu übertreten.

Sonnabend morgen. Die Ausgangssperre bleibt in Kraft, und die Bevölkerung wird angewiesen, zu Hause zu bleiben. Das Stadtzentrum ist weiterhin wie ausgestorben, nur einige wenige Soldaten gehen Patrouille.

Am Sonnabend um 13 Uhr wird über Rundfunk bekanntgegeben, daß die Ausgangssperre von 13.30 Uhr bis 19 Uhr aufgehoben werde. Um 13.30 Uhr ist jedermann unterwegs und versucht in der kurzen Zeit Nahrungsmittel und andere notwendige Dinge einzukaufen, um nicht in Schwierigkeiten zu kommen, bis sich alles wieder normalisiert hat.

Als allmählich wieder Ruhe und Ordnung einkehrt, wird bekanntgegeben, daß die Ausgangssperre am Sonntag zwischen 7 und 19 Uhr erneut aufgehoben werde.

In der Zwischenzeit versuchen Gruppen in anderen Teilen des Landes, Unruhen anzuzetteln. Die Regierung ergreift rasch Maßnahmen zum Schutze der nationalen Sicherheit. Sie erklärt, die öffentliche Ordnung sei gefährdet, und verhängt den Ausnahmezustand.

Zu den Maßnahmen in Verbindung mit dem Ausnahmezustand gehören die Zensur des Rundfunks und der Presse, ferner ist es verboten, alkoholische Getränke zu verkaufen und zu genießen, außerdem dürfen auf der Straße höchstens fünf Personen beieinanderstehen, und öffentliche Zusammenkünfte bedürfen einer Genehmigung der örtlichen Militärbehörden. Religiöse Zusammenkünfte in einem Gebäude werden geduldet; und diese werden natürlich zu einer Zeit abgehalten, in der die Ausgangssperre nicht besteht.

Die Lage normalisiert sich

Von Montag bis Mittwoch bleibt die Ausgangssperre zwischen 19 und 5 Uhr in Kraft. Allmählich normalisiert sich das Leben wieder.

In den meisten Betrieben wird mittags durchgearbeitet. Das ermöglicht es den Angestellten, acht Stunden zu arbeiten und dennoch rechtzeitig vor Beginn der Ausgangssperre zu Hause zu sein. Dennoch herrscht zwischen 18 und 19 Uhr ein Rennen und Jagen, da viele erst um 18 Uhr Arbeitsschluß haben und dann nur mit knapper Not noch ein öffentliches Verkehrsmittel erreichen, denn auch die Busfahrer müssen ja vor Beginn der Ausgangssperre zu Hause sein.

Während des Tages herrscht im Geschäftsviertel reges Leben und Treiben, nur mit dem Unterschied, daß viele Soldaten und Polizisten Patrouille gehen. Doch die Bevölkerung läßt sie größtenteils unbeachtet. Die meisten Menschen sind froh, daß sie für ein gewisses Maß an Ruhe und Ordnung sorgen.

Vereinzelte Versuche von Studenten, wieder Unruhen zu entfachen, werden schnell unterdrückt. Bald darauf werden die Einheiten auf der Plaza de Cayzedo reduziert. Auch stehen sie nicht mehr so lange Wache.

Schließlich sind Ruhe und Ordnung wiederhergestellt. Die Ausgangssperre wird aufgehoben, und das Leben in der Stadt normalisiert sich wieder. Die Tatsache, daß der Ausnahmezustand immer noch in Kraft ist, wird kaum bemerkt, da die Maßnahmen die normale Alltagsarbeit der Bevölkerung nicht betreffen.

Verschiedene Reaktionen

Die Reaktionen auf die Ausgangssperre sind verschieden. Anfänglich war manch einer dankbar, abends zu Hause bleiben und sich ausruhen zu können. Andere dagegen fühlten sich in ihrer Freiheit beschnitten und eingeengt.

Viele Frauen waren anfangs in großer Sorge, als die Ausgangssperre verhängt wurde und es lange dauerte, bis ihre Männer zu Hause eintrafen. Als sie dann aber zu Hause waren, freuten sich die Frauen, daß sich der Mann abends der Familie widmete.

Die Geschäftsleute klagten über Verluste. Die Buchhalter waren beunruhigt, weil der Einkommenssteuertermin näher rückte. Doch jeder atmete auf, als die Ausgangssperre aufgehoben wurde, weil sich alles wieder normalisierte und der Schutz der Person und des Eigentums wieder einigermaßen gewährleistet war.

Doch diese Vorgänge in Cali führen einem vor Augen, wie instabil die „normale“ Lage in der heutigen Welt ist und wie unsicher ihre „Sicherheit“. Besonders deutlich kann man das erkennen, wenn man sieht, wie die Angelegenheiten einiger weniger das Leben einer ganzen Stadt, ja eines ganzen Landes völlig durcheinanderbringen können.

Das alles läßt einen so richtig erkennen, wie notwendig eine stabile Regierung für die ganze Erde ist, um die Jesus Christus seine Nachfolger beten lehrte. Diese Regierung ist Gottes Königreich. Nur diese Regierung wird für alle, die Gott lieben, eine Ordnung schaffen, in der für immer wahre Gerechtigkeit sowie Wohlfahrt und Ruhe herrschen werden. — Ps. 37:10, 11.

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