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Erwachet! 1972
g72 22. 9. S. 20-24

Haben die „Same“ ihre Eigenart bewahrt?

VOM „AWAKE!“-KORRESPONDENTEN IN SCHWEDEN

WENN du einen Blick auf eine Karte von Skandinavien wirfst, wirst du bemerken, daß diese Halbinsel mehr oder weniger einem aufspringenden Löwen gleicht. Den Kopf bildet der südliche Teil von Norwegen. Das Hinterteil des „Löwen“ einschließlich seines Schwanzes reicht weit über den Polarkreis hinaus. Das Gebiet nördlich des Polarkreises sowie ein Streifen der Gebirgslandschaft zu beiden Seiten der norwegisch-schwedischen Grenze, der sich bis ungefähr 500 Kilometer südlich des Polarkreises erstreckt, ist das Land der Lappen, Lappland.

Die Lappen nennen sich selbst Same. Und hier in Schweden ist die Bezeichnung Same genauso bekannt wie Lappen.

Einem Besucher aus südlicheren Gegenden muß Lappland mit seiner wilden Landschaft und dem sehr kalten Klima unwirtlich erscheinen. Doch lange vor unserer Zeitrechnung wanderte ein Volk hier ein und nahm mutig den Kampf ums Dasein gegen Hunger und Kälte auf — und es gewann ihn!

Heute leben hier etwa 35 000 Lappen, und es ist ihr Wunsch, auch weiterhin hier zu wohnen. Ein paar tausend Lappen leben immer noch wie früher als Nomaden, indem sie mit ihren riesigen Renherden von den Winterweiden in den Waldgebieten zu den Sommerweiden in der schönen Bergwildnis oder an den Fjorden ziehen.

Die „Same“ im Laufe der Geschichte

Es ist eigenartig, daß die Kultur der Same im Laufe der Jahrhunderte fast unverändert geblieben ist. Einige Merkmale der Same, die heute noch kennzeichnend für sie sind, werden schon 98 u. Z. von dem römischen Historiker Tacitus erwähnt.

Tacitus beschrieb sie als ein Volk ohne Grundbesitz, mit Fellkleidung, das auf dem Boden in Hütten aus Zweigen schlafe und von der Jagd lebe.

Im sechsten Jahrhundert fügte ein anderer Historiker dieser Schilderung noch den Hinweis hinzu, daß dieses Volk fast wie Tiere mit Tieren lebe und keinen Wein trinke. Zweihundert Jahre später berichtete ein weiterer Historiker, daß sich diese Menschen auf „gebogenen Brettern“ gewandt über die riesigen Schneeflächen bewegten. Er schrieb auch, daß sie eng mit Tieren verbunden seien, die dem Hirsch glichen, daß sie ein Kleidungsstück trügen, das der Tunika ähnlich sei und bis zu den Knien reiche, und daß sie in einem merkwürdigen Land, in dem Winter und Sommer Schnee liege, lebten. Um etwa 1200 u. Z. schrieb ein Chronist, daß die Same ihr Haus auf ihre Wanderungen mitnähmen und daß sie sich vorzüglich auf Zauberei verständen.

Solche Berichte hielten das Interesse an den Lappen im Laufe der Jahrhunderte wach, und viele Einzelheiten in diesen alten Schilderungen treffen noch heute vorzüglich auf Leben und Bräuche der Lappen zu. Wir wollen uns einmal näher mit ihnen befassen.

Die „Same“wohnung

Ein moderner Lappe mag noch in einem traditionellen Lappenzelt, einer Kote, zur Welt gekommen sein. Die Kote ist von jeher die transportable Wohnung der Lappen gewesen. Das Zelt wurde an einer günstigen Stelle, wo sich die Lappenfamilie eine Zeitlang mit ihrer Renherde aufhalten wollte, errichtet. Gewöhnlich wurde das Material für die Kote auf Schlitten mitgeführt. In weniger als einer Stunde wurde die Hütte mit viel Geschick aufgebaut. Ihr Gerüst bestand aus nach oben zusammengebogenen Birkenstämmen. Der Grundriß war kreisförmig, und oben wurde eine kleine Öffnung für den Rauchabzug und die Lüftung frei gelassen. An das hölzerne Gerüst wurden an der Außenseite Torfschollen aufgeschichtet, oder man spannte selbstverfertigtes Segeltuch darüber.

Angenommen, du könntest durch den niedrigen, schmalen Eingang eintreten und einen Blick ins Innere werfen. Was würdest du sehen? Der Boden wäre mit Birkenzweigen bestreut, und darüber wären Renfelle gelegt, auf denen die Bewohner am Tag sitzen und nachts schlafen. In der Mitte ist eine von Steinen eingefaßte Feuerstelle. In einer solchen einfachen Lappenkote, in der es nach Rauch, getrocknetem Renfleisch, Kaffee und Birkenzweigen riecht, ist es außerordentlich gemütlich.

Laß dir erklären, bevor du dich hinsetzt, daß in einem solchen Zelt alle Familienglieder ihren festen Stammplatz am Feuer haben. Auf dem vom Eingang entferntesten Platz sitzt die Mutter, neben ihr der Vater, und gegen die Tür hin haben die Kinder ihre Plätze. Auf der anderen Seite der Kote sitzen die erwachsenen Söhne und Töchter, die Mägde und Knechte sowie die Gäste. Du wirst wahrscheinlich auf jener Seite einen Platz erhalten.

Der Ursprung der „Same“

Wenn du deinen Gastgeber, einen untersetzten, wetterharten Mann, fragst, woher seine Vorfahren stammten, wird er wahrscheinlich den Kopf schütteln und dir sagen, daß das alles ein großes Geheimnis sei. Viele nehmen jedoch an, die Lappen würden aus dem Osten stammen und seien durch die riesigen Steppen Asiens und durch Rußland gewandert, bis sie schließlich in das unwirtliche Gebiet im hohen Norden Europas gekommen seien. Die lappische Sprache ist mit dem Finnischen verwandt. Man nimmt an, daß die Lappen die Ureinwohner Finnlands waren.

Dein Gastgeber wird bestätigen, was die alten Chroniken sagen, nämlich, daß seine Vorfahren sich von der Jagd und vom Fischfang ernährten. Das Land war reich an Rentieren, Bären, Füchsen, Vielfraßen und Vögeln. In den Seen und Flüssen wimmelte es von Forellen und Lachsen. Früher gab es nur wilde Rene, doch dann entdeckten die Lappen, daß das Ren ein ausgesprochenes Herdentier ist; sie sammelten sie daher in Herden und zähmten sie.

Erwerbsgrundlage der „Same“ — das Ren

Der Lappe nützte das gezähmte Ren nicht nur als Nahrungsquelle aus, sondern es lieferte ihm auch die Kleidung. Das Ren, das zu den natürlichen Reichtümern seines Landes gehört hatte, wurde sein wertvollster Besitz, sein Kapital, und das ist es noch heute. Der Reichtum eines Lappen wird nicht nach Geld berechnet, sondern nach der Anzahl der Rene, die er besitzt. Ein reicher Lappe nennt oft tausend oder mehr Rene sein eigen. Und da der Lappe so bedürfnislos ist, vermag er oft seine Herde von dem Gewinn zu vergrößern, den er aus dem Verkauf von Fleisch und Fellen zieht oder aus dem Verkauf von Werkzeugen, die er aus Hörnern und Knochen dieser Tiere schnitzt. Jeder Teil des Rens wird in dieser oder jener Form ausgenutzt.

Der Lappe ist daher auf seine Rentiere angewiesen. Er ist sogar gezwungen, den Tieren zu folgen, und er vermag die Herde kaum zurückzuhalten, wenn sie ihre Wanderung beginnen will. Das ist einer der Gründe, warum die Same immer noch wie früher leben — warum sie dem unveränderten natürlichen Rhythmus folgen und jeden Herbst und Frühling zwischen Sommer- und Winterweiden hin und her wandern — im Sommer in die Berge zu den Kalbplätzen und im Winter in die Wälder und an die Küste.

Das Rentier vermag flink über die Schneefelder loszuziehen. Es kann auch vorzüglich schwimmen, und während der großen Wanderung zur Küste mögen Tausende von Rentieren Seen und Fjorde durchschwimmen.

Um seiner Herde zu folgen, hat der Lappe ein Beförderungsmittel, das ihn schneller voranbringt als seine kurzen Beine und kleinen Füße, die für die Lappen charakteristisch sind. Seit alters hat er das, was die Chronisten als „gebogene Bretter“ bezeichneten, verwendet, nämlich Skier. Es gibt sogar Autoritäten, die vermuten, daß die Same die Erfinder der Skier sind.

Ein weiteres charakteristisches Beförderungsmittel ist der Pulk, ein kleiner kanuförmiger Schlitten für eine Person, der von einem Ren gezogen wird. Das Ren ist ein williges Zugtier und kann lange Entfernungen über verschneite Hügel und Berge zurücklegen.

Die „Same“kleidung

Betrachte nun einmal die typische Lappenkleidung. Im hohen Norden ist warme, praktische Kleidung unerläßlich. Der Lappe, der ausschließlich vom Ren abhängig ist, stellt seine Kleidung vorwiegend aus Renfellen her; gegerbtes Leder wird für die Sommertracht benutzt, während für die Wintertracht Pelzwerk vorgezogen wird. Rentierfell mit seiner luftgefüllten Haarschicht gehört zu der wärmsten Kleidung, die es gibt, und diese Fellkleidung ist seit vielen Generationen die charakteristische Kleidung der Lappen.

Wohl haben die seßhaft gewordenen Lappen angefangen, fabrikmäßig hergestellte Kleidung zu tragen, doch die Nomadenlappen tragen immer noch ihre traditionelle farbenfrohe Tracht, verziert mit roten, gelben, grünen und leuchtendblauen Stoffstreifen; diese Farben kommen inmitten der weißen Schneefelder so richtig zur Geltung. Die traditionelle Tracht ist für Männer und Frauen in ganz Lappland mehr oder weniger gleich.

Möchtest du einmal eine Lappentracht anprobieren? Dann müßtest du eine Hose aus gegerbtem Leder anziehen, Beinschäfte aus Renfell, die bis über die Knie reichen, schnabelförmig zulaufende Schuhe, die mit roten Bändern festgebunden werden, eine Joppe aus blauem Tuch, die meist mit reichen roten und gelben Stickereien verziert ist, und eine Mütze aus blauem Tuch aufsetzen — oder bei der Frauentracht eine kleine rote Haube. Ein schön verzierter Gürtel vervollständigt die Tracht. Bei besonderen Anlässen werden Ledergürtel getragen, die mit Silberplättchen beschlagen sind. Am Gürtel hängt immer ein langes Messer, das den verschiedensten Zwecken dient, so wird es benutzt, um den Schnee vom Boden der Schlitten abzukratzen, Rentiere zu töten und zum Essen.

Die Nahrung der „Same“

Das Ren ist ein Pflanzenfresser; es ernährt sich im Winter von Flechten und im Sommer von Gras und Kräutern, doch die Nomadenlappen leben fast ausschließlich von Fleisch. Da der Boden sich nicht für den Anbau von Getreide und Gemüse eignet, bleibt ihnen nichts anderes übrig, als sich von Fleisch und Fisch zu ernähren. Da der Winter neun Monate dauert, kann der Lappe während des größten Teils des Jahres vieles in gefrorenem Zustand aufbewahren; außerdem versteht er es, Fleisch und Fisch durch Trocknen und Einsalzen haltbar zu machen.

Würdest du zu einer Mahlzeit eingeladen, so würde sie wahrscheinlich mit ein oder zwei Tassen starkem Kaffee beginnen. Die Lappenfrau füllt in einen Kessel etwas Schnee und läßt ihn über dem Feuer schmelzen. Wenn das Wasser kocht, wirft sie ein paar Körner Salz ins Wasser, und dann schüttet sie den handgemahlenen Kaffee hinein.

Nach dem Kaffee setzt man dir vielleicht eine Tasse Fleischbrühe vor; sie wird zubereitet, indem Renfleisch und Knochen in einem mit Schneewasser gefüllten eisernen Kessel gekocht werden; der Kessel hängt an einer Kette über dem Feuer, die an einem quer über die Rauchabzugsöffnung gelegten Ast befestigt ist. Nachdem du die Tasse leer getrunken hättest, würde die Gastgeberin dich wahrscheinlich auffordern, dir ein Stück Fleisch aus dem Kessel zu angeln und es mit den Fingern zu essen.

Nach der Mahlzeit würde die Unterhaltung möglicherweise in einem Gespräch mit langen Pausen bestehen. Die Same sind einsilbige Leute. Sie hören lieber schweigend zu, als selbst zu reden. Sie spielen auch kein Instrument. Wenn ein Lappe in der rechten Stimmung ist, mag er jedoch singen oder joiken, wie er es nennen würde. Das ist eine recht eigenartige Art des Singens, charakteristisch für die Lappen, und obwohl die Lieder nur vier oder fünf Töne umfassen, können sie sehr melodiös sein. Der Text wird gewöhnlich improvisiert und drückt ein Gefühl aus, das den Lappen bei diesem oder jenem Erlebnis befällt.

Die Religion der „Same“

Die Lappen sind sehr religiös. Heute haben sie einen anderen Glauben als früher. Der vorchristliche Glaube der Lappen war eine Naturreligion mit einer Schamanen-Kultform. Der Zauberpriester oder Schamane wahrsagte mit Hilfe der Trommel. Die Schamanentrommel trug verschiedene Figuren, die alle eine besondere Bedeutung hatten. Zum Prophezeien wurde ein Ring, ein dreieckiges Stück Rengeweih oder etwas anderes auf das Fell der Trommel gelegt. Schlug man dann mit dem Hammer darauf, so wanderte Ring oder Rengeweihstück infolge des Vibrierens über, zwischen oder auf die Figuren zu. Aus der Bahn des Zeigers und der Stelle, wo er schließlich innehielt, prophezeite man dann. Somit war die Trommel eine Art Alphabettafel.

Der Glaube der Lappen an ihre heidnischen Götter war so stark, daß sie diese Götter noch lange nachdem sie sich zum „Christentum“ bekannten, verehrten. Ende des siebzehnten Jahrhunderts berichtete ein Gelehrter namens Johannes Schefférus, daß die Lappen „ihre falschen Götter mit Gott und Christus auf dieselbe Stufe“ stellten und sie ebenso wie diese verehrten und anbeteten, „als hätten Gott und der Teufel einen Vertrag, nach dem sie sich in die Anbetung der Lappen teilten“.

Erst lange nach jener Zeit hörten sie auf, den verschiedenen Holzfiguren oder Götterbildern aus Stein zu opfern. Und erst in verhältnismäßig neuer Zeit steigt kein Rauch mehr von ihren Altären in die kalte, stille Polarluft auf. Aber bis auf diesen Tag sind unter den Samen Spuren alter abergläubischer Vorstellungen vorhanden.

In den vergangenen Jahrzehnten haben Jehovas Zeugen unter den Lappen die Wahrheit über Gottes Königreich verkündet, aber bis jetzt haben nur wenige diese Botschaft angenommen.

Obwohl die Same heute in enger Berührung mit der modernen Industriegesellschaft im Süden sind und einige ihrer Errungenschaften übernommen haben, vermochten sie doch, ihre Eigenart, ihre Sprache sowie ihre Denk- und Handlungsweise in hohem Maße zu bewahren. Die Same möchten auch ihre Kultur bewahren. Sie sind sich ihrer Eigenart bewußt und wollen sie nicht verlieren.

[Karte auf Seite 20]

(Genaue Textanordnung in der gedruckten Ausgabe)

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