Halluzinationen auf der Autobahn
HALLUZINATIONEN, die durch Ermüdung am Steuer zustande kommen, verursachen anscheinend viele mysteriöse Unfälle bei Nacht, wie die zuständigen Behörden berichten. Wie sich die Müdigkeit eines Autofahrers auswirken kann, zeigt das Beispiel eines Chirurgen aus San Francisco, der nach Hause fuhr, nachdem er eine Operation beendet hatte, die bis fünf Uhr früh gedauert hatte. Plötzlich sah der Arzt ein großes Bürohaus vor sich stehen. Sofort bremste er scharf und brachte seinen Wagen zum Stehen — nur wenige Zentimeter vor der Eingangshalle eines Wolkenkratzers, wie er meinte. Aber als er ausstieg, war überhaupt kein Gebäude da, nur die leere Autobahn.
„Natürlich erkannte ich sofort, daß ich der Autobahnhypnose zum Opfer gefallen war“, erzählte der Arzt später. „Die lange Fahrt, die späte Stunde und meine Müdigkeit hatten die Grundlage für eine Täuschung gelegt. Mein Bedürfnis nach Schlaf hatte die Halluzination ausgelöst. Bei meinem Versuch, einem Gebäude auszuweichen, das gar nicht vorhanden war, hätte ich das Leben verlieren oder den Tod der Insassen eines anderen Wagens verursachen können.“
Wegen der Gefahr solcher Autobahnhalluzinationen haben einige Verkehrsämter vorgeschlagen, an monotonen Strecken Schilder aufzustellen mit der Warnung:. „Gefahr: Hier kann es zu Halluzinationen kommen, wenn Sie müde sind!“
Doch wie kommt es, daß ein ermüdeter Fahrer Halluzinationen erlebt? Die Harvard-Schule für Volksgesundheit gab dazu folgende Erklärung: „Im Unterbewußtsein hat ein übermüdeter Autofahrer den Wunsch, anzuhalten und auszuruhen, aber sein Verstand sagt ihm aus irgendeinem Grund, er solle weiterfahren. Seine Phantasie versucht nun, ihn zum Anhalten zu veranlassen, und gaukelt ihm dann solche Straßenhindernisse wie Häuser, Windmühlen, Wände und Tiere vor. ... Wenn ein Fahrer wirklich ermüdet ist, wird er wahrscheinlich eine Halluzination erleben. Auf diese Weise zwingt ihn sein Sinn, sofort aufzuhören zu fahren.“