Was kannst du tun gegen steigende Preise?
WÄHREND ich nach dem Abwaschen den Schaum von meinen Fingern schüttelte, fragte ich mich: „Was kann ich bloß gegen die steigenden Preise tun?“
Fast hätte ich die Frage wieder verworfen, weil ich meinte: „Das ist etwas für die Fachleute oder für Versuchslabors.“ Aber dann fiel mir ein: „Doch ich bin ja ein ,Fachmann‘.“ Während der Weltwirtschaftskrise, in Kriegsjahren und auf mehreren Erdteilen — fast 50 Jahre lang — habe ich einen reichen Erfahrungsschatz auf einem wichtigen Arbeitsgebiet sammeln können, dem der Haushaltführung, und dies zu Hause, in meinem eigenen „Versuchslabor“.
Sollte mir diese Erfahrung in unserer Zeit der steigenden Preise nicht von Nutzen sein? Könnte ich nicht aus meinen früheren Fehlern und Erfolgen lernen? Ich beschloß, die Erfahrungen zusammenzustellen, die ich im Kampf gegen steigende Preise gesammelt hatte. Einige davon möchte ich hier gern wiedergeben.
Was ich schon als Kind lernte
Ich schaute ins Spülbecken hinab. Das Geschirr war jetzt gespült und das Wasser abgelaufen. Doch nun starrte mich ein großer Berg Schaum an, der nicht verschwinden wollte. Ich konnte mich an eine Grundregel erinnern, die ich in frühester Kindheit gelernt hatte: Verschwende nichts. Aber wie kann man vermeiden, einen Rest ungenutzt wegzuschütten? Mir kamen zwei Dinge in den Sinn, die mir früher geholfen hatten:
1. Nicht nach Gefühl abmessen, sondern genau. Ich hätte das Spülmittel nicht einfach durch die Spritzöffnung ins Spülbecken spritzen sollen. Abmessen bringt immer Ersparnis mit sich.
2. Seifenwasser mehrmals verwenden. In Südamerika zum Beispiel wäscht man erst die Wäschestücke, die am wenigsten schmutzig sind, danach wäscht man immer schmutzigere, wobei stets dieselbe Seifenlauge verwendet wird. Mit dieser Lauge wird zum Schluß noch der Fußboden geschrubbt.
Meinst du, das sei extrem? In Ländern, in denen Seife und Waschmittel beinahe unerschwinglich sind, ist das von großer Bedeutung.
In vielen Haushalten geht man mit Nahrungsmitteln unachtsam um. Meine Großmutter prägte mir immer ein: „Wirf nichts weg, wenn es dir nicht schmeckt; für viele Kinder wäre dies ein Leckerbissen.“
Zu meinen ersten Arbeiten im Haushalt gehörte es, allen Teig aus der Backschüssel zu kratzen. Es durfte nichts darin bleiben. Ich verstehe jetzt, daß ich damit eine Einstellung erwarb, die unserer Familie half, die große Wirtschaftskrise der 1930er Jahre zu überstehen. Sie kann auch heute helfen, mit den steigenden Preisen fertig zu werden.
Reste gut verwerten
Essenreste braucht man nicht wegzuwerfen. Man kann viel damit anfangen. Eine Mittagsmahlzeit mag zum Beispiel aus Hackbraten, Kartoffeln und Kohlsalat bestehen. Den restlichen Kohlkopf kann man für eine andere Mahlzeit verwerten, und den Hackbraten kann man zerkleinern, mit Tomatenmark anrichten und für Pizza, Reis oder Spaghetti verwenden. Dann braucht man dafür kein Fleisch mehr zu kaufen.
Nur wenige wissen, daß das Geheimnis der weltberühmten französischen Küche zum großen Teil darin besteht, daß sie Dinge verwendet, die andere in den Abfall werfen. Ein erlesenes französisches Mahl beginnt oft mit einer Fleischbrühe, die durch kleine Stückchen Fleisch, Gemüse und Knochen schmackhaft gemacht wird, die statt in den Mülleimer in den Suppentopf kommen.
Könntest du den Speisezettel verändern?
Hast du schon einmal daran gedacht, daß du das Problem der steigenden Preise lösen könntest, indem du hin und wieder den Speisezettel veränderst? Das ist besonders dann der Fall, wenn du fremde Gerichte auf den Tisch bringst, bei denen kaum Fleisch verwendet wird. Wenn du solche Gerichte zubereitest, sparst du nicht nur wertvolles Haushaltsgeld, sondern machst wahrscheinlich auch deiner Familie eine Freude.
Im Orient ist Reis das Grundnahrungsmittel. Die Chinesen beziehen ihr Eiweiß hauptsächlich aus Eiern und Gemüse, weniger aus Fleisch. Fleisch und Fisch werden gewöhnlich nur als Zutat verwendet, beispielsweise um einem Gericht den Geschmack zu geben. Einmal wurde in einem Kochkursus für chinesisches Kochen ein halbes Pfund in dünne Scheiben geschnittenes Rindfleisch für ein Gericht benötigt. Da die Kursusteilnehmer von dem fertigen Gericht probieren wollten, verdoppelte man die Menge. Das eine Pfund Rindfleisch ergab zusammen mit Gemüse genügend von dem wohlschmeckenden Gericht, so daß jeder der siebenundzwanzig Teilnehmer eine kleine Schüssel voll schmackhaftem Reis mit etwas Fleisch erhielt.
Umsichtiges Einkaufen kann die Ausgaben verringern
Wenn du der steigenden Preise Herr werden willst, kommst du nicht umhin, mit Klugheit einzukaufen. Ganz gleich, ob du in einem modernen Supermarkt oder auf den schwimmenden Märkten Bangkoks einkaufst — du kannst dabei Geld sparen.
Es ist gut, sich von dem Gedanken leiten zu lassen, nicht mehr zu kaufen, als man gerade braucht. Kaufe hundertgrammweise statt nach Pfund oder Kilo. Du darfst nicht meinen, du müßtest eine bestimmte Menge kaufen, weil die Ware so abgepackt sei. Rufe ruhig eine Verkäuferin, damit du eine geringere Menge kaufen kannst, wie 100 Gramm Hackfleisch oder nur einen Apfel, wenn du nicht mehr brauchst. Gehst du beim Einkauf so vor, reicht nicht nur das knappe Haushaltsgeld länger, sondern du wirst auch davor bewahrt, mehr als nötig zu verbrauchen, weil es eben da ist.
Kennst du Geschäfte, die einen Tag alte Backwaren verkaufen? Das Brot kostet dort meistens halb soviel wie vierundzwanzig Stunden zuvor.
In Memphis (Tennessee, USA) hatte ein Ehepaar eine gute Idee, Geld für Lebensmittel zu sparen. Sie stellten fest, daß sie die Nachrichten meistens im Fernsehen verfolgten, und bestellten daher die Tageszeitung und die Zeitschriften ab, die nicht gelesen wurden. Sie fanden aber heraus, daß Lebensmittelhändler an einem bestimmten Tag Anzeigen in die Zeitung setzten, die Gutscheine für Sonderangebote enthielten. Diese Waren wurden zu einem niedrigeren Preis verkauft, um die Leute in den Laden zu locken. Da es sich dabei oft um häufig benötigte Waren handelte, machte es sich mehr als bezahlt, an diesem Tag die Zeitung am Kiosk zu kaufen.
Wäre dir ein Garten eine Hilfe?
Als ein junges Ehepaar in Indianapolis seine Ausgaben wegen der Lebensmittelpreise verringern mußte, schien ein kleiner Gemüsegarten ideal zu sein. Doch sie wohnten in einer Mietwohnung. Was für Möglichkeiten blieben ihnen?
Nachdem sie sich das Grundstück eines Nachbarn angesehen hatten, machte der junge Mann ihm folgenden Vorschlag: „Wenn ich Ihren Rasen den ganzen Sommer über mähe, gestatten Sie mir dann, das Stückchen Land dort drüben umzugraben und Gemüse anzupflanzen?“ Er erhielt die Zustimmung, und der Garten versorgt nicht nur sie und ihre Bekannten reichlich, sondern auch noch den Mann, mit dem die Abmachung getroffen wurde. Könntest du etwas Ähnliches tun, um mit den steigenden Preisen fertig zu werden?
Wenn du vorhast, selbst etwas anzubauen, nützt es dir vielleicht, zu lernen, wie man mehrmals hintereinander ernten kann. Wie man das macht? Anstatt allen Samen auf einmal auszusäen, ist es von Vorteil, ihn in Abständen von ein oder zwei Wochen zu säen. Wenn dann ein Teil der Pflanzen geerntet werden kann, ist der andere Teil noch nicht ganz soweit. Erntet man alle Pflanzen gleichzeitig, die ausgereift sind, steht der Boden zum Anpflanzen von weiterem Gemüse zur Verfügung. Gartenbauexperten auf den Philippinen haben die Technik des mehrfachen Erntens so weit vervollkommnet, daß ein Hektar über 29 Tonnen Ertrag erzielte. Durch dasselbe Verfahren kannst auch du in deinem Gemüsegarten den Ertrag steigern.
Brauchst du das wirklich?
Dir ist vielleicht auch schon aufgefallen, daß viele Hausfrauen fertige oder halbfertige Produkte beim Zusammenstellen ihre Mahlzeiten verwenden. Muß man aber wirklich so viel Geld ausgeben? Obwohl es weniger Arbeit macht, wenn man Brot, Soßen, Desserts und ganze Menüs fertig kauft, erhöht dies doch die Ausgaben für Lebensmittel. Die Bereitschaft, etwas selbst zu machen, spart nicht nur Geld, sondern bringt auch eine ganz besondere Befriedigung. Kein fertiges Brot duftet und schmeckt so gut wie selbstgebackenes.
In vielen Ländern setzt die Werbung die Menschen heute ständig unter Druck. Sie sollen kaufen, kaufen, kaufen. Braucht man aber wirklich alles, was einem auf so verführerische Weise angeboten wird? Brauchst du alles, was du jetzt hast? Wenn man das Problem der steigenden Preise lösen will, ist es gut, über diese Fragen nachzudenken.
Eine dreiköpfige Familie in Indiana hatte mit der Geldentwertung zu kämpfen und beschloß, ihren Lebensstandard herunterzuschrauben. Sie verkaufte ihr Haus und erwarb ein kleineres, das nur ungefähr halb soviel kostete. Sie hat immer noch genügend Wohnraum, und dabei spart sie jeden Monat volle 100 Dollar bei der Tilgung der Hypotheken.
Selbst wenn du nicht ausziehst, kannst du etwas Ähnliches tun. Du kannst Heizkosten sparen, indem du dir im Haus wärmere Kleidung anziehst und Fenster, durch die es zieht, abdichtest. Man spart auch Geld, wenn man Briefe schreibt, statt Ferngespräche zu führen. Genauso wie die Ausgaben können sich auch die Ersparnisse schnell anhäufen.
Um das Problem der steigenden Preise zu meistern, wäre es auch gut, folgenden wichtigen Grundsatz zu beachten: Nimm nie Kredit auf, wenn es nicht unbedingt nötig ist. Es besteht kein Zweifel, daß Kreditkarten und Konten, die man überziehen kann, sehr bequem sind. Und vielleicht hat man dir auch gesagt, daß ein Kredit zum Beispiel nur 1 1⁄2 Prozent nach Ablauf von dreißig Tagen koste. Ist dir aber klar, daß dies 1 1⁄2 Prozent pro Monat sind? Das sind 18 Prozent im Jahr. Auf diese Weise senkt man seine Lebenshaltungskosten nie.
Ich kann mich an eine Fernsehwerbung erinnern, in der eine Firma tat, als sei sie äußerst großzügig, wenn sie dem Zuschauer einen Kredit über 5 000 Dollar zusagte, der bei nur 16 Prozent Zinsen innerhalb von 30 Monaten abgezahlt werden könnte. Ist dir aber klar, daß der Kreditnehmer bei diesem Zinssatz bis zu 7 000 Dollar zurückzahlen muß? Wäre es nicht viel klüger, keinen Kredit aufzunehmen, wenn dies möglich ist?
Die ganze Familie muß gemeinsam kämpfen
Ein wichtiges Mittel, mit dem Problem der steigenden Preise fertig zu werden, ist, die Einstellung der Familie daraufhin auszurichten. Wie bringt man das fertig?
Vielleicht ist es bei euch üblich, daß die Kinder für ihren Beitrag zur Hausarbeit ein Taschengeld erhalten. Ist es aber richtig, daß sie für ihre Hilfe im Haushalt bezahlt werden? Ist das zu ihrem Besten? Einige Jugendliche verdienen sich auch noch außerhalb Geld. Was veranlaßt die Kinder aber zu arbeiten? Wollen sie nur ihr „eigenes“ Geld haben, um etwas für sich kaufen zu können? Wenn sie so selbstsüchtig denken, ist dies keine große Unterstützung für die Familie als Ganzes. Die Eltern müssen oft sogar darauf drängen, daß die Kinder etwas zum Wohlergehen der Familie beisteuern, wodurch ein gespanntes Verhältnis entsteht.
Wieviel besser ist es doch, wenn die Glieder der Familie eine Einstellung entwickeln, die sich nach dem erprobten biblischen Grundsatz richtet: „Jeder suche fortwährend nicht seinen eigenen Vorteil, sondern den des anderen.“! (1. Kor. 10:24). Eltern, die nach diesem Grundsatz verfahren, erwarten von ihren Kindern nicht, daß sie all ihr Geld abliefern, und die Kinder werden nicht alles für sich behalten wollen. Wenn die Familienglieder etwas füreinander tun, wird die ganze Familie gestärkt.
In unseren Tagen ist es wirklich schwierig, mit den steigenden Preisen fertig zu werden. Doch es ist zu schaffen, wenn man bereit ist, in seiner Lebensweise einige Änderungen vorzunehmen. (Eingesandt.)