Soll die Frau arbeiten gehen oder nicht?
FRÜHER sah man die einzige Aufgabe der Frau darin, Haus und Kinder zu versorgen. An eine außerhäusliche Berufsarbeit dachte man nicht. Damals hatte die Frau im Haus viel zu tun. Deshalb lautet ein Sprichwort: „Von Sonnenaufgang bis -untergang arbeitet der Mann, doch die Arbeit der Frau ist niemals getan.“
Einige behaupten, daß die Frau auch jetzt noch ins Haus gehöre, obschon sich die Situation vielerorts drastisch geändert hat. In Amerika sind beispielsweise über 47 Prozent der Ehepaare Doppelverdiener.
Sogar viele Frauen, die Kinder haben, sind berufstätig. In den Vereinigten Staaten geht fast die Hälfte der Frauen mit Kindern unter achtzehn Jahren arbeiten. Und von den Frauen mit Kindern unter sechs Jahren ist etwa ein Drittel berufstätig. Die Kinder werden tagsüber meist in einen Hort gegeben.
Das amerikanische Arbeitsministerium wies auf den großen Wandel hin, der in dieser Hinsicht vor sich gegangen ist. In einem Bericht dieses Ministeriums heißt es: „Die Vorstellung von einer Familie, in der der Mann der einzige Verdiener ist und die Frau den Haushalt besorgt und die Kinder betreut, mag für Veranschaulichungszwecke nützlich sein, aber sie ist kein realistisches Bild einer typisch amerikanischen Familie um die Mitte der 1970er Jahre.“
Ist diese Situation zu begrüßen? Ist es das beste, wenn eine Frau arbeiten geht? Wie verhält es sich, wenn eine Frau verheiratet ist und Kinder hat?
Wenn die Erwerbstätigkeit ein Muß ist
Es gibt viele Frauen, denen nichts anderes übrigbleibt, als arbeiten zu gehen. Zum Beispiel sehen sich Millionen geschiedene oder von ihrem Mann getrennt lebende Frauen dazu gezwungen. Einige müssen auch noch die Kinder selbst ernähren. Die Erwerbstätigkeit mag für sie eine reine Existenzfrage sein. Viele unverheiratete weibliche Erwerbstätige müssen arbeiten gehen, um ihr Brot zu verdienen. Aber wie steht es mit den Frauen, die einen Mann haben und vielleicht auch Kinder?
Wegen der großen Teuerungsrate müssen viele dieser Frauen arbeiten gehen. Der Mann verdient zuwenig, um die Familie zu ernähren (Jak. 5:4). Deshalb sieht sich die Frau gezwungen, eine Arbeit anzunehmen. Bleibt aber heutzutage wirklich vielen Familien nichts anderes übrig, als daß Mann und Frau verdienen?
Gewisse Kreise bejahen diese Frage. Ein amerikanisches Blatt für öffentliche Angelegenheiten schrieb 1970: „Rund 21 Millionen Frauen waren berufstätig, weil sie und ihre Familie das Geld für Nahrungsmittel, Kleidung und Wohnung notwendig brauchten.“ Ferner hieß es darin: „Diese Zahlen sollten den Mythos zerstören, an dem immer noch einige festhalten, nämlich, daß sehr viele Frauen in unserem Land nur deshalb erwerbstätig sind, weil sie gern arbeiten gehen oder weil sie zusätzlich etwas verdienen möchten.“
Es gibt ohne Zweifel manch eine Frau, die Kinder hat und, obschon ihr Mann ebenfalls erwerbstätig ist, arbeiten gehen muß, damit die Familie leben kann. Verheiratete Frauen, die aus diesem Grund berufstätig sind, handeln im Einklang mit dem Willen Gottes, wonach die Frau eine „Gehilfin“ des Mannes sein soll (1. Mose 2:18). Dennoch sollte ein Ehepaar — besonders wenn Kinder da sind — sich gemeinsam ernsthaft mit der Frage auseinandersetzen, ob es wirklich erforderlich ist, daß beide arbeiten gehen.
Sollte eine Mutter wirklich arbeiten gehen?
Das ist eine wichtige Frage, weil ein Kind die Mutter dringender braucht, als manch einer ahnt. Unser Schöpfer schuf die Frau so, daß sie Kinder gebären kann. Aber er tat noch mehr. Er stiftete auch die Ehe und die Familie und gab der Frau die Fähigkeit, ihr Kind zu stillen und es liebevoll zu pflegen, was für sein Gedeihen unerläßlich ist (Matth. 19:4-6; 1. Thess. 2:7). Würden Eheleute das richtig begreifen, würden sie es vielleicht so einrichten, daß die Mutter bei den Kindern bleiben könnte.
Als eine junge Frau über ihre Kindheit sprach, sagte sie erregt, daß sie gern auf viele der materiellen Annehmlichkeiten, die sie genossen hatte, verzichtet hätte, wenn dafür ihre Mutter zu Hause gewesen wäre und sich mehr um sie gekümmert hätte. Diese junge Frau berichtete:
„Als ich von zu Hause wegging, wohnte ich eine Zeitlang mit einem Mädchen zusammen, das aus viel einfacheren Verhältnissen stammte als ich. Dieses Mädchen lehrte mich den Unterschied zwischen Dingen, die man wirklich benötigt, und Dingen, die man nur zu benötigen glaubt. Sie war zufrieden bei Eintopf und Brot, auch machte es ihr nichts aus, getragene Kleider anzuziehen. Ich war das nicht gewohnt. Sie lehrte mich auch, sparsamer zu sein. Mir wurde klar, daß meine Familie vieles gekauft hatte, was in Wirklichkeit gar nicht notwendig gewesen war.
Hätten wir bescheidener gelebt, hätte meine Mutter nicht auf Arbeit gehen brauchen. Zwei meiner Schwestern sind auf Abwege gekommen — eine von ihnen nahm Drogen. Ich frage mich immer wieder: Wäre das auch passiert, wenn jemand zu Hause gewesen wäre, der gesehen hätte, was meine Schwester tat? Ein Schulkind ist den ganzen Tag dem Einfluß der Welt ausgesetzt. Wie kann eine Mutter dem entgegenwirken, wenn sie nicht zu Hause ist, wenn sie sich nicht mit ihren Kindern unterhalten kann, während sie etwas gemeinsam tun, wie zum Beispiel Kuchen backen?“
Darüber sollten Eltern ernsthaft nachdenken. Heutzutage kommen immer mehr Kinder auf die schiefe Bahn; dabei spielt bestimmt die Tatsache eine wichtige Rolle, daß ihre Mutter nicht zu Hause, sondern berufstätig ist. Eine Frau, die einer interessanten Tätigkeit als Journalistin nachging, erzählte: „Ich war keine militante Feministin, aber ich hatte die Prinzipien der Frauenbefreiungsbewegung akzeptiert und hielt die Berufsarbeit für wichtiger als die Betreuung der Kinder. Das galt als mühselige Arbeit.“ Trotzdem gab diese Frau ihre Arbeit auf, damit sie sich ihrem kleinen Jungen widmen konnte. Es dauerte eine Zeitlang, bis sie sich umgestellt hatte, doch dann gefiel ihr das Hausfrauendasein besser als ihre berufliche Tätigkeit.
Vermutlich können nicht alle Mütter ganz auf eine Erwerbstätigkeit verzichten, aber vielleicht können sie einen Kompromiß eingehen und eine Teilzeitarbeit annehmen. Sie wären dann nur in der Zeit nicht zu Hause, in der die Kinder in der Schule sind. Heute findet man in vielen Berufssparten eine Teilzeitbeschäftigung.
Entscheiden, was zu tun ist
Bedeutet das, daß sich eine Frau, die keine Kinder hat, eine außerhäusliche Arbeit suchen sollte, wenn es ihr Wunsch ist? Nicht unbedingt. Das ist eine Angelegenheit, die ein Ehepaar gemeinsam entscheiden sollte. Es gibt Männer, denen es nicht gefällt, wenn ihre Frau arbeiten geht. Sie haben es lieber, wenn sie der alleinige Verdiener in der Familie sind. Sie mögen Wert auf einen gepflegten Haushalt legen. Arbeitet aber die Frau ganztags, leidet gewöhnlich der Haushalt darunter.
Eine Frau, die mit einem solchen Mann verheiratet war, ging, als ihre Kinder groß waren, einer Berufsarbeit nach. Darüber erzählte sie: „Ich merkte, daß ihm die Situation auf die Nerven ging. Ich kannte meinen Mann schon zu gut, als daß mir das hätte entgehen können. Wir sprachen uns dann aus, und ich mußte in mich gehen. Hatte ich diese Arbeit aus egoistischen Gründen angenommen? Ich mußte der Hausangestellten fast soviel bezahlen, wie ich selbst verdiente. Das bedeutete, daß die ganze Sache vom finanziellen Standpunkt aus unvernünftig war. ... Es fiel mir nicht schwer, meine Arbeit aufzugeben. Hal benötigt sehr viel Unterstützung — wer benötigt das nicht? —, um seine schwere Bürde tragen zu können.“
Aber warum sind so viele Frauen unbefriedigt, wenn sie nicht berufstätig sein können? Dafür ist zum großen Teil die heutige Propaganda verantwortlich. Wie bereits erwähnt, hat das Hausfrauendasein in den Augen der Welt viel von seinem früheren Ansehen verloren. Heute gilt eine Hausfrau oft als zu einfältig, um berufstätig zu sein. Doch das ist verkehrt. Um einen Haushalt gut zu führen, muß man vieles können.
Man überlege einen Augenblick: Von der Frau wird erwartet, daß sie eine Wohnung einrichten kann, daß sie die Fähigkeiten einer Lehrerin und einer Sekretärin besitzt und daß sie etwas von Krankenpflege, von Hauswirtschaft, vom Waschen und vom Kochen versteht. Ein Experte schrieb, daß die „Haushaltsführung etwas sehr Schwieriges“ sei. Er erklärte: „Zweifellos ist sie eine der kompliziertesten und vielseitigsten Tätigkeiten, die einer einzigen Person je zugemutet worden sind.“ Ehemänner, die schon einmal gezwungen waren, den Haushalt zu führen, weil eine Notlage eingetreten war, geben zu, daß es nicht leicht sei, es gut zu tun.
Man muß der Hausfrau jedoch zu verstehen geben, daß ihre Arbeit wirklich geschätzt wird und daß sie wichtig ist. Zum Beispiel sagte eine Frau: „Während man die Hausarbeit verrichtet, sagt man sich ständig: ,Ich bin ein nützlicher Mensch.‘ Aber niemand ist da, der das bestätigt.“ Besonders heutzutage ist es notwendig, daß ein guter Ehemann seine Frau dafür lobt, daß die Wohnung immer sauber und gemütlich ist, wenn er nach Hause kommt. Daß es nicht leicht ist, einen Haushalt zu führen, beweist auch die ausführliche Beschreibung der Tätigkeit einer guten Hausfrau in der Bibel (Spr. 31:10-31).
Offensichtlich haben sich die Zeiten geändert. Die Umstände sind jetzt anders als früher. Heute sind mehr Frauen gezwungen, einer außerhäuslichen Tätigkeit nachzugehen. Aber wenn der Rat, der in der Bibel den Frauen gegeben wird, nämlich ‘im Hause zu arbeiten’ befolgt wird, ist die Familie wahrscheinlich glücklicher und weniger Störungen ausgesetzt (Tit. 2:3-5).