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  • Im Fußballstadion: erst Blumen, dann Steine
  • Erwachet! 1981
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  • Hochgesteckte Ziele
  • Ein neues Idol
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  • Spiritismus im Fußball
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Erwachet! 1981
g81 22. 8. S. 16-19

Im Fußballstadion: erst Blumen, dann Steine

WIE die meisten brasilianischen Jungen spielte auch ich auf jeder freien Fläche oder Straße Fußball. Die Fußballstars waren unsere Idole. Unser sehnlichster Wunsch bestand darin, einmal Profispieler zu werden. Als wir — ich war damals 13 Jahre alt — nach Rio de Janeiro in die Nähe des São-Cristóvão-Stadions zogen, war ich unbeschreiblich glücklich.

Nach einigen Jahren war ich in unserer Mannschaft ein vielversprechender Stürmer geworden. Doch dann verloren wir 1958 kurz vor einem wichtigen Spiel unseren Torwart. „Heitor Amorim, du bist der Größte“, sagte unser Trainer. „Du gehst ins Tor.“ So begann meine Karriere als Spieler unter der Latte — der Spieler, der nie versagen darf.

Während ich so zwischen Schule und Training hin und her pendelte, verging die Zeit wie im Fluge. Als ich 1963 für die brasilianische Olympiamannschaft ausgewählt wurde, war ich außer mir vor Freude. In jenem Jahr gewannen wir in São Paulo das panamerikanische Turnier. Das ebnete den Weg für die Einladung, bei den berühmten Corinthians von São Paulo zu spielen, und ich zögerte keinen Augenblick, das Angebot anzunehmen. Also gab ich meinen Arbeitsplatz und die Ingenieurschule auf und zog nach São Paulo, um mich meiner Profikarriere zu widmen.

Hochgesteckte Ziele

Meine neue Karriere begann sich bald bezahlt zu machen. Schon nach einigen Monaten wurde ich zum Torwart des Jahres gewählt, und kurz danach bekam ich Pokale, einen als bester Torwart und den anderen als Torwart des Jahres 1964, der die wenigsten Tore durchgelassen hatte. Ich erhielt Geschenke und bekam mehrmals Einladungen, bei Sportprogrammen im Fernsehen zu erscheinen. Fans und Reporter gaben sich in meinem Haus ein Stelldichein, die Abende waren voller Geselligkeit, und mein Bankkonto wurde immer größer.

Ein neues Idol

Niemals werde ich das Spiel gegen das Santos-Team im Pacaembu-Stadion von São Paulo vergessen. Es war bereits die zweite Halbzeit, und das Spiel stand unentschieden. Unser Platz im Finale des Turniers hing vom Ausgang dieses Spiels ab. Dann, wie unangenehm! Wir wurden mit einem Elfmeter bestraft. Dieser Schuß würde sozusagen das Spiel entscheiden, und wer sollte ihn ausführen? Pelé, der weltberühmte „König des Fußballs“! Als wir einander gegenüberstanden, hielten 60 000 Zuschauer und Millionen von Radiohörern den Atem an.

Während ich Pelé beobachtete, kam mir in den Sinn, daß er immer vor dem Schuß eine fast unmerkliche Pause machte, damit der Torwart zur verkehrten Seite des Tores springen würde. Ich dagegen blieb bewegungslos und sprang erst, nachdem er den Ball getreten hatte — und hielt ihn. Tosender Beifall brach aus. In der ganzen Stadt strömten Tausende von Radiohörern auf die Straßen und zündeten Feuerwerkskörper. Das Spiel endete unentschieden, und ich wurde auf den Schultern der Fans vom Platz getragen. Ein neuer Star war geboren.

Mitten in der Euphorie, die dann aufkam, erinnerte ich mich an die weisen Worte des erfahrenen Torwarts Gilmar, der in einer Radiosendung zu mir gesagt hatte: „Heitor, laß dich nicht täuschen. Die Blumen von heute können die Steine von morgen sein.“

Zeit zum Nachsinnen

Angesichts dieses Ruhms war es schwer, an „Steine von morgen“ zu denken. Doch seit 1965 half mir meine Ehe mit Dilma, das Gleichgewicht zu bewahren und ernsthaft über die Zukunft nachzudenken. Meine Karriere bedeutete uns viel — nicht der Glanz oder Ruhm, sondern vielmehr die wirtschaftliche Sicherheit, die damit verbunden war. Dadurch hatten wir den Frieden und die Ruhe, die wir brauchten, um unsere Kinder großzuziehen und etwas für andere zu tun.

Ich dachte oft an meinen ehrlichen, hart arbeitenden Vater, der sich wirklich verausgabt hatte, um mir als Kind Geschenke zu machen. Andererseits hatte er uns beigebracht, uns aufrichtig um andere zu kümmern. Tat ich das, was auch er getan hätte? Zudem betrachtete ich die sich verschlimmernde Weltlage. „Wird es jemals wahren Frieden geben?“ war Dilmas Frage. Ich war katholisch erzogen worden und wußte, daß ich für meine Religion mehr tun sollte.

Auch die internationale Tournee im Jahre 1965/66 befriedigte mich nicht. England, Spanien, Italien, die Schweiz und die Vereinigten Staaten — Spiele gegen einige der besten Mannschaften der Welt. In London erhielten wir von Prinz Philip einen Silberpokal als Andenken an das Spiel gegen Arsenal im Wembley-Stadion. In den Zeitungen wurde mein Name zusammen mit anderen Stars erwähnt — Rivelino, Garrincha — als Attraktion der Spiele. Es war alles sehr berauschend und auch sehr beunruhigend.

Spiritismus im Fußball

Besonders beunruhigend war für mich eine Erscheinung, die kaum jemand mit dem Fußball in Verbindung bringen würde. In Brasilien wimmelt es hinter den Kulissen des Fußballs von abergläubischen Vorstellungen und sogar von spiritistischen Bräuchen. Zum Beispiel wurden während der letzten Weltmeisterschaft (1978 in Argentinien) auf manchen Fußballplätzen in Brasilien Kerzen und andere Gegenstände des Wodukultes aufgestellt, damit die brasilianische Mannschaft gewinnen würde. Aber sie verlor. Man erzählte sich den Witz: „Wenn Macumba [Wodu-Riten] wirklich helfen würde, würden die Fußballturniere im Bundesstaat Bahia immer unentschieden enden“, denn für jede Mannschaft wird dort eine große Zahl von Riten durchgeführt.

Ich erinnere mich, daß die Corinthians für diesen Zweck einen pai-de-santo (Wodu-Priester) angestellt hatten. Manchmal wurden wir Spieler um Mitternacht ins Vereinsgebäude gerufen, um ein besonderes Kräuterbad zu nehmen, das von ihm verordnet worden war.

Einmal schnitt unser Verein bei einem Turnier schlecht ab, und der pai-de-santo kam zu dem Schluß, daß jemand uns verhext haben müsse und er das unwirksam machen müsse. Also gingen an einem Freitag um Mitternacht alle Spieler und einige Zeitungsleute mit ihm zum Stadion. Er begann zu graben und fand zu unserer Überraschung sieben Dolche, die dort vergraben waren, und zwar je einer an den Ecken des Fußballplatzes, je einer hinter den Toren und einer in der Mitte des Platzes. Alle Dolche waren gleich, und jeder hatte sieben Rillen im Griff. Offensichtlich war das der Grund für unsere Niederlagen! Einige Spieler waren tief beeindruckt, andere hegten Zweifel.

Nichtsdestoweniger verloren wir das Turnier, und der pai-de-santo wurde entlassen. Später wurde er von einem anderen Verein angestellt, und ich erinnere mich, daß er uns bei einer Gelegenheit, als wir in das Stadion kamen, mit einem Fluch belegte. Aber wir gewannen. Und die Dolche? Wie ich später herausfand, hatte der Platzwart dem pai-de-santo erzählt, daß die Dolche von einem früheren pai-de-santo dort vergraben worden waren, damit unser Team „gewinnen“ würde. Er wußte also, wo er sie ausgraben mußte.

Enttäuschungen und sogar „Steine“

Nach unserer Rückkehr von der internationalen Tournee folgten weitere Enttäuschungen. Es wurde ein Turnier zwischen Teams aus Rio de Janeiro und São Paulo veranstaltet. Gewöhnlich wurde nach solchen Spielen ein überregionales Team mit den besten Spielern zusammengestellt. Obwohl ich in den Zeitungen als der beste Torwart bezeichnet worden war, wurde ich nicht ausgewählt, offensichtlich wegen einiger Probleme, in die unsere Elf verwickelt war. Das machte mir schwer zu schaffen.

Außerdem war ich in eine Auseinandersetzung über die Rechte der Fußballspieler verwickelt, und das führte zu Differenzen mit der Vereinsleitung. Schließlich spitzte sich die Lage zu. Meine Frau kam zur ärztlichen Überwachung in ein Krankenhaus, während ich spielen mußte. Da ich innerlich beunruhigt war, spielte ich schlecht, und wir wurden von einem technisch unterlegenen Team besiegt. Man gab mir die Schuld und behauptete sogar, ich sei bestochen worden. Obgleich eine Zeitung erklärte, ich sei ein „Opfer menschlicher Gehässigkeit“, durfte ich nicht einmal einige der Vereinsgebäude betreten. Meine Freunde und Nachbarn betrachteten mich mit Argwohn.

Welch eine Wende! Am Sonntag noch ein Idol — am Montag bereits unerwünscht! Gilmar hatte recht gehabt: Heute Blumen, morgen Steine.

Ich war so deprimiert, daß ich mehrere Tage nicht einmal aus dem Haus gehen wollte. Kurz danach kam ich für ein Jahr lang in ein Team von Paraná.

Ein Besuch zur rechten Zeit

An einem Sonntagmorgen sprach, während ich im Verein war, ein älterer Mann bei uns zu Hause vor und fragte nach einigen einleitenden Bemerkungen meine Frau: „Wußten Sie, daß die Bibel sagt, daß es bald keinen Krieg mehr geben wird? Würden Sie nicht gern für immer in Frieden auf unserer Erde leben?“

Um seine Erklärung zu beweisen, bat er sie, in der Bibel den Text aus Psalm 46:8, 9 zu lesen, wo es heißt: „Kommt, seht die Taten Jehovas, wie er erstaunliche Ereignisse auf der Erde hat einsetzen lassen. Kriege läßt er aufhören bis an das äußerste Ende der Erde. Den Bogen zerbricht er, und den Speer zersplittert er.“ Das war wahrhaftig eine gute Botschaft für meine Frau! Von da an wurden wir jede Woche von einem Zeugen Jehovas besucht.

Obwohl ich persönlich an einem Bibelstudium nicht besonders interessiert war, hatte ich gegen die Besuche nichts einzuwenden. Gelegentlich stellte ich eine Frage und erhielt unweigerlich eine zufriedenstellende Antwort direkt aus der Bibel. Aber dann erregte doch etwas mein Interesse. Da meine Frau wußte, daß ich von Kindheit an gelehrt worden war, mich um ältere Menschen zu kümmern und sie zu achten, machte sie geschickt die Anregung, einen Artikel mit dem Titel „Das ist eine Freude, wenn man Großeltern zuhört“ im Erwachet! vom 22. November 1968 zu lesen. Dieser vorzügliche Artikel ermutigte mich, mehr zu lesen, und bald machte ich beim Bibelstudium meiner Frau mit.

Eine neue Einstellung zum Leben

Einige Monate später wurden wir eingeladen, einen Kongreß der Zeugen Jehovas im Pacaembu-Stadion zu besuchen. Das ist das Stadion, aus dem ich einmal auf den Schultern von Fußballfans hinausgetragen wurde. Unvergeßliche Szenen schossen mir durch den Sinn, während ich versuchte, mich auf den vorzüglichen biblischen Rat zu konzentrieren, der dargeboten wurde.

Als die Kongreßtage so verstrichen, mußte ich verschiedene Gegensätze erkennen. Kein Rempeln und Grölen, kein Flaggenschwenken und keine Heldenverehrung. Die Ruhe und Ordnung unter den Zuhörern, ihre liebevolle Rücksichtnahme aufeinander und vor allem uns Neuen gegenüber, die herzlichen Umarmungen und Begrüßungen mit „Bruder“ oder „Schwester“ beeindruckten meine Frau und mich sehr.

Dem Kongreßbesuch folgte eine Einladung, die Zeugen in ihrem Predigtwerk von Tür zu Tür zu begleiten. In vielen Fällen wurde ich von Wohnungsinhabern erkannt, und es war interessant, ihre offene Verwunderung zu beobachten. Sie waren es nicht gewohnt, daß ein Fußballstar bei ihnen vorsprach, um sich mit ihnen über die Bibel zu unterhalten.

Während die Zeit verstrich, stellten wir fest, daß wir allmählich eine neue Einstellung zum Leben mit einer neuen Wertvorstellung und vor allem mit einer neuen Zukunftshoffnung entwickelten. Wahre Sicherheit ergibt sich, wie wir lernten, nicht durch ein hohes Gehalt oder ein schönes Haus, sondern allein dadurch, daß man die Interessen des Königreiches Gottes an die erste Stelle setzt. „So fahrt denn fort, zuerst das Königreich und Seine Gerechtigkeit zu suchen, und alle diese anderen Dinge werden euch hinzugefügt werden“, sagte Jesus in der Bergpredigt (Matth. 6:33). Mein Gewissen sagte mir nun, daß der erbitterte Wettbewerbsgeist, die Rivalitäten, die Haßgefühle und die spiritistischen Praktiken bei Fußballspielen im Gegensatz zu den Lehren der Bibel stehen.

Schließlich beschloß ich, so sehr ich auch das Fußballspielen liebte, meine Karriere als Profi aufzugeben und in Rio de Janeiro eine Stellung mit einem wesentlich niedrigeren Einkommen anzunehmen. Dann — am 18. Dezember 1970 — wurden meine Frau und ich durch Untertauchen im Wasser als Symbol unserer Hingabe an Jehova getauft.

Seit dieser Zeit genießen wir wunderbare Vorrechte. Wir sind in der Lage gewesen, mehreren Verwandten zu helfen, zu einer Erkenntnis der biblischen Verheißung auf ein ewiges Leben auf einer paradiesischen Erde zu gelangen. Wir haben ein Sicherheitsempfinden, das nur diese Erkenntnis mit sich bringen kann.

Ich erfreue mich immer noch an einem netten Fußballspiel, aber die „Blumen“ und die „Steine“ gehören der Vergangenheit an. Unser Leben ist jetzt sinnvoller, weil es durch die Erkenntnis der „guten Botschaft“ bereichert worden ist. (Eingesandt.)

[Herausgestellter Text auf Seite 17]

„Ich wurde auf den Schultern der Fans vom Platz getragen.“

[Herausgestellter Text auf Seite 18]

„Welch eine Wende! Am Sonntag noch ein Idol — am Montag bereits unerwünscht.“

[Herausgestellter Text auf Seite 19]

„Würden Sie nicht gern für immer in Frieden auf unserer Erde leben?“

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