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Erwachet! 1986
g86 8. 11. S. 14-18

Fußballweltmeisterschaft — Nur Sport?

„Ein 63jähriger Uruguayer schloß seinen Verkaufsstand in Carmelo und legte in fast einem Jahr 10 000 Kilometer als Anhalter zurück, um in der Nähe der Fußballmannschaft seines Landes zu sein“ (El Universal, mexikanische Tageszeitung).

Dieser Fußballfan war einer von den Hunderttausenden, die bei der Fußballweltmeisterschaft 1986 in Mexiko dabei waren.

ANGESICHTS des weltweiten Fußballfiebers sind Begebenheiten wie die obige nicht ungewöhnlich. Gemäß einer Meldung soll es den Durchschnittsmexikaner vier Monatslöhne gekostet haben, nur das Eröffnungsspiel zu besuchen. Tausenden war es soviel wert. Kein Wunder, daß ein Fußballfan bei der Ankunft vor dem Azteken-Stadion einen Herzinfarkt erlitt — er hatte seine Eintrittskarten verloren! Sehen wir uns einmal an, was die Statistiken über die Popularität des Fußballs verraten.

Die 52 Spiele wurden in 12 Stadien in neun verschiedenen Städten von Mexiko ausgetragen. Die Fußballweltmeisterschaft 1986 war das Ereignis mit den meisten Zuschauern aller Zeiten. Etwa zwei Milliarden Fußballfans weltweit verfolgten am Fernsehschirm die Live-Übertragung des Eröffnungsspiels am 31. Mai. Fast drei Milliarden sahen sich am 29. Juni das Endspiel zwischen Argentinien und der Bundesrepublik Deutschland an. Die Gesamtzahl der Fernsehzuschauer bei allen 52 Spielen wurde auf etwa 10 Milliarden geschätzt — ungefähr das Doppelte der gegenwärtigen Weltbevölkerung.

Da Fußballübertragungen in vielen Ländern vor fast allem anderen Vorrang haben, sahen manche Politiker davon ab, in der Zeit der Spiele Kundgebungen oder öffentliche Auftritte anzusetzen. Als die Elf des Irak sich durch einen Sieg über Syrien für die Weltmeisterschaft qualifizierte, schossen die irakischen Soldaten an der Front im Iran-Irak-Krieg zur Feier des Ereignisses so viel Leuchtkugeln ab, daß der ganze Himmel erhellt war. Ja, Fußball wird von Milliarden Menschen ernst genommen. Rogerio Achilles, Sportreporter einer Rundfunkanstalt in São Paulo, sagte: „Fußball ist mehr als nur Sport, er ist die Religion des Volkes.“ Warum erfreut sich der Fußball einer solchen Beliebtheit?

Eine Flucht vor der Wirklichkeit

Wie Rauschgift und Alkohol bietet der Fußball eine Möglichkeit, der Wirklichkeit zu entfliehen. Bezug nehmend auf Mexikos derzeitige kritische Wirtschaftslage, sagte der mexikanische Psychoanalytiker Armando Barriguete, daß die Spiele um den Weltmeistertitel für das mexikanische Volk „ein Mittel zur Flucht vor den gegenwärtigen Problemen“ waren. In der in Mexiko-City erscheinenden Tageszeitung El Universal wurde behauptet, das kommerzielle und das staatliche Fernsehen hätten das Volk davon überzeugen wollen, daß der Sieg von elf energiegeladenen jungen Männern — Mexikos Nationalmannschaft — die nationale Vergeltung für all das Unglück sei, das Mexiko ereilt habe. Daher schreibt man der Weltmeisterschaft zu, die Moral eines von Stolz und Hoffnung erfüllten Volkes gehoben zu haben. Für viele Menschen ist Fußball mehr als nur Sport — es ist ihre Wochenration an Träumen und Illusionen.

Wie Rauschgift und Alkohol bietet Fußball zwar zeitweiligen Genuß, aber er vermittelt keinen anhaltenden Herzensfrieden. Bewirkt er denn, wie einige meinen, internationale Einigkeit?

Einigkeit durch einen Ball?

Sportereignisse werden zuweilen zur Förderung politischer Ziele oder Zielvorstellungen benutzt. Inwiefern war das bei den Spielen um die Fußballweltmeisterschaft der Fall?

Mexikos Staatspräsident, Miguel de la Madrid, schloß sich den Vereinten Nationen darin an, „eine Friedensbotschaft an die ganze Welt zu richten“. Das offizielle Emblem der Fußballweltmeisterschaft 1986 war ein Fußball zwischen zwei Globushälften. Dementsprechend stellte Rafael del Castillo, Präsident des mexikanischen Fußballbundes, fest: „In dem Mexiko-86-Motto tritt der Wunschtraum unseres Volkes von einer durch einen Ball vereinigten Welt zutage.“ Mexiko stand mit diesem Wunschdenken nicht allein da. Man beachte andere Stellungnahmen:

Für den Staatspräsidenten von Argentinien, Raúl Alfonsín, war die Fußballweltmeisterschaft „das Symbol eines Strebens, das allen die Notwendigkeit begreiflich machen soll, auf gegenseitige Verbundenheit, auf Frieden und weltweite Gerechtigkeit hinzuarbeiten“.

João Havelange, Präsident der FIFA (Internationaler Fußballverband), betonte in seiner Eröffnungsrede den „Geist der gegenseitigen Verbundenheit und des gegenseitigen Verständnisses, der samt und sonders dem Ideal des Friedens dient“.

In seiner Botschaft an die Teilnehmer der 13. Fußballweltmeisterschaft sagte der Generalsekretär der Vereinten Nationen, Javier Pérez de Cuéllar: „In einer Welt, in der ein zielloses Wettrüsten sowie ungerechte Zustände, Hunger und Not nebeneinander bestehen, ... sind Sie aufgerufen, Ihre Führer ständig an die dringend notwendige Zusammenarbeit zu erinnern, damit der Frieden erreicht werden kann.“

Selbst Papst Johannes Paul II. äußerte die Hoffnung, daß sich die Spiele um die Weltmeisterschaft auf die friedlichen Beziehungen und die Zusammenarbeit der Staaten positiv auswirken und daß sie die sozialen Werte wie gegenseitiges Verständnis, Loyalität, Mannschaftsgeist und weltweite Brüderlichkeit, aber besonders den Weltfrieden fördern.

Es stimmt, daß viele Nationen kurzzeitig vereint waren, als sie die per Satellit übertragenen Finalspiele um die Weltmeisterschaft am Fernsehschirm verfolgten. Doch obwohl sie vereint begeistert jubelten, trennte sie ihr Nationalgefühl und der ehrgeizige Wunsch zu siegen. Hatte ein Ball die Völker der Welt wirklich vereinigt?

Wurde ein Traum wahr?

Auf die soziale Bedeutung des Fußballs wies der französische Philosoph Albert Camus mit den Worten hin: „Dem Fußball verdanke ich die edelsten Konzepte, die ich in bezug auf Moral und menschliche Verpflichtungen kenne.“ Sind die Fußballspiele den positiven Ausdrücken wie „weltweite Fußballgemeinschaft“, „Fairneß“ und „Sportsgeist“, die während der Weltmeisterschaft zu hören waren, und den damit verbundenen Erwartungen gerecht geworden? Kann der Fußball oder irgendein anderer Sport wirklich Frieden und Einheit schaffen oder die Moral heben?

Der Sportredakteur Pedro Escartín kommentierte das Spiel zwischen Mexiko und Paraguay wie folgt: „Ein Mann kann ohne die Unterstützung von Spielern und Managern die Atmosphäre der Gewalt nicht in ein Musterbeispiel der Sportlichkeit und der guten Manieren verwandeln, wenn aus dem Spielfeld ein Tollhaus geworden ist, in dem Gewalt, Antifußball sowie die fragwürdige Devise ‚Zuerst den Mann aufhalten und dann den Ball‘ das Bild beherrschen.“ Ferner sagte er: „Ich bezweifle, daß man den Fußball als positiv bezeichnen kann, wenn es in einem Spiel zu 77 Fouls kommt.“ Erfreulicherweise wurde nicht bei allen Begegnungen so ungestüm gespielt.

Zuweilen wurde hinter verschlossenen Türen trainiert; selbst Journalisten wurde der Zutritt verweigert. Warum? Die Mannschaften befürchteten, daß sich Spione aus anderen Teams mit Hilfe der Presse und anderer Interessenten einschleichen würden, um zu versuchen, einige ihrer Spieltaktiken aufzudecken. Die in Mexiko-City erscheinende Tageszeitung Excelsior schrieb: „Die Mannschaften, die an den Finalrunden der Weltmeisterschaft teilnehmen, hat anscheinend die Wahnvorstellung erfaßt, Spione der Gegner in ihrer Mitte zu haben. ... Die vielen Fälle von Spionageverdacht seitens der verschiedenen Delegationen würden genügend Stoff für einen Spionageroman von John Le Carré liefern.“ Das dient kaum als Beispiel für eine einigende Atmosphäre des Friedens.

In einem anderen Beitrag der gleichen Tageszeitung wurde der Papst zitiert: „Sport ist nicht genug ... Er ist häufig ein Nährboden für übermäßigen Konkurrenzkampf, Rivalität, Aggressivität, Brutalität, Illoyalität, Industrialisierung und Kommerzialisierung.“ Dieser Geist überträgt sich auf die Zuschauer, von deren Gesichtern dann „die Aggressivität, das Bangen, der Zorn, die Wut, die Traurigkeit und oft die an Wahnsinn grenzende Erregung abzulesen sind“. Diese Faktoren haben, mit blindem Nationalismus gepaart, oft zu Gewaltausbrüchen und Blutbädern geführt. Fußballrowdytum ist keine seltene Erscheinung.

Problemen dieser Art beugte man während der Weltmeisterschaft 1986 durch strenge Sicherheitsmaßnahmen vor. Zur Aufrechterhaltung der Ordnung wurden ca. 50 000 Mann aufgeboten — Polizei und Militär. Für den Fall von Terrorangriffen stand ein Bombensonderkommando bereit. Vier speziell ausgebildete Antiterrorbrigaden bezogen an strategischen Punkten Stellung. Fünfzehn Angehörige des Sondereinsatzes wurden von Englands Scotland Yard zum Schutz des englischen Teams abgestellt. Den Zuschauern wurden beim Betreten des Stadions Schirme und andere „gefährliche“ Gegenstände abgenommen, die bei gewalttätigen Auseinandersetzungen hätten verwendet werden können. Die ausgeschenkten Getränke durften nicht einmal mit Eiswürfeln gekühlt werden. Warum nicht? Die Eiswürfel hätten als Geschosse verwendet werden können.

Wenn aber beim Berufssport weder auf dem Spielfeld noch unter den Zuschauern Frieden und Eintracht herrschen, wie soll dann der Sport eine nachhaltige Wirkung auf den Weltfrieden haben können?

Eine andere Frage ist, wie aufrichtige Christen zum Berufssport eingestellt sein sollen. Ist die Lauterkeit des Christen dadurch irgendwie in Gefahr?

Wie beeinflußt dich der Sport persönlich?

Wegen der damit verbundenen Körperertüchtigung kann das Treiben von Sport, wie zum Beispiel das Fußballspielen, nützlich sein. Doch wie bei jeder anderen Tätigkeit, die der Entspannung dienen soll, ist Ausgeglichenheit angebracht. Man frage sich also: Wieviel Zeit und Energie wende ich dafür auf, Sport zu treiben oder mir Spiele auf dem Platz oder im Fernsehen anzusehen? Kommt es durch diese Art der Entspannung zu Überschneidungen mit den wichtigeren, christlichen Betätigungen wie dem Besuch der Zusammenkünfte, dem persönlichen Studium und dem Verkündigen der guten Botschaft? (Philipper 1:10). Der biblische Rat lautet: „Körperliche Übung nützt nur wenig, die Frömmigkeit aber ist nützlich zu allem: Ihr ist das gegenwärtige und das zukünftige Leben verheißen“ (1. Timotheus 4:8, Einheitsübersetzung).

Der Apostel Paulus riet außerdem: „Laßt uns nicht ichsüchtig werden, indem wir miteinander wetteifern und einander beneiden“ (Galater 5:26). Gegen eine maßvolle sportliche Betätigung ist vom christlichen Standpunkt aus nicht unbedingt etwas einzuwenden; vorsehen sollte man sich dagegen vor dem Konkurrenzgeist, der im Berufssport deutlich durch die Devise hervortritt: Sieg um jeden Preis. Ehrgeiziges Wetteifern kann in Gewalt ausarten (Philipper 4:5).

Mit den Worten Rudyard Kiplings forderte Rafael del Castillo, der Präsident des mexikanischen Fußballbundes, die an der Weltmeisterschaft beteiligten Spieler auf: „Füllt jede wertvolle Minute mit 60 Sekunden heftigem Kampf aus.“ Welch ein starker Kontrast zu den Worten des Apostels Petrus: „Suche Frieden und jage ihm nach“ (1. Petrus 3:11).

Nationalismus und Nationalstolz sind eine weitere Gefahr, die mit dem Berufssport einhergeht. Die Elf welchen Landes oder welcher Stadt würde Jesus, wenn er auf der Erde wäre, wohl anfeuern? Diejenige Israels? Italiens? Jerusalems? Roms? Oder gar keine? Sollten Christen in bezug auf vergängliche Dinge wie Sport und Spiel Partei ergreifen? (1. Korinther 1:10-13). Christen sollten ‘voller guter Früchte sein, friedsam, nicht parteiische Unterschiede machend, denn der Same der Frucht der Gerechtigkeit wird unter friedevollen Verhältnissen für die gesät, die Frieden stiften’ (Jakobus 3:17, 18).

Ein verantwortungsbewußter Christ wird sich demnach in Verbindung mit dem Fußball oder einem anderen Sport nicht zu einer fanatischen Haltung hinreißen lassen. Letztlich handelt es sich beim Fußball nur um Sport, um ein Spiel. Ein mäßiges oder zeitweiliges Interesse ist möglicherweise harmlos. In Maßen kann das Spiel zur Entspannung beitragen. Doch die wichtigeren, geistigen Interessen im Leben sind von bleibendem Nutzen (Matthäus 6:33; 1. Korinther 15:33).

[Herausgestellter Text auf Seite 15]

Die 52 Spiele wurden von insgesamt zehn Milliarden Fernsehzuschauern verfolgt — das Doppelte der Weltbevölkerung!

[Herausgestellter Text auf Seite 16]

„Fußball ist mehr als nur Sport, er ist die Religion des Volkes“

[Herausgestellter Text auf Seite 17]

„Füllt jede wertvolle Minute mit 60 Sekunden heftigem Kampf aus“

[Bild auf Seite 14]

Argentinien zeigt die Siegestrophäe

[Bildnachweis]

Reuters/Bettmann Newsphotos

[Bild auf Seite 15]

Vermeidung eines Zusammenpralls bei den Weltmeisterschaftsspielen

[Bildnachweis]

Reuters/Bettmann Newsphotos

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