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Erwachet! 1991
g91 8. 5. S. 10-12

Fußballweltmeisterschaft — Sport oder Krieg?

Von unserem Korrespondenten in Italien

DIE Aufmerksamkeit der ganzen Welt drehte sich um den Ball, genauer gesagt, um den Fußball. Vom 8. Juni bis zum 8. Juli 1990 klebten Hunderte von Millionen Menschen an den Bildschirmen, um das Ereignis des Jahres mitzuverfolgen: die Fußballweltmeisterschaft in Italien. Rechnet man die Fernsehzuschauerzahlen aller 52 Spiele zusammen, so kommt man auf insgesamt 30 Milliarden, was dem Sechsfachen der Weltbevölkerung entspricht.

Dieses Fernsehspektakel wurde durch eine noch nie dagewesene High-Tech-Organisation ermöglicht. Ein Fernsehproduktionszentrum bediente mit 180 Kameras, 38 Produktionseinheiten und 1 500 Technikern 147 Netzwerke aus 118 Ländern. Außerdem waren bei den Spielen 2 515 000 Zuschauer in den 12 italienischen Stadien zugegen sowie 6 000 Journalisten aus der ganzen Welt. Doch das sind nur die nackten Zahlen. In dem Versuch, diese „gigantische Flucht vor der Realität“ zu beschreiben, wurde das Ereignis sowohl von Publizisten wie auch von Soziologen, Psychologen, Künstlern und sogar von Theologen kommentiert.

Förderte nun die Weltmeisterschaft die internationale Verständigung und den Sportsgeist? Konnten die Millionen von Menschen, die in ihrer Begeisterung vereint die Spiele über Satellit verfolgten, ihre nationalistischen Feindschaften während dieser 30 Tage überwinden? Wirkte der Fußball als einigende Kraft?

Sport oder Krieg?

Wir wollen nur einen Aspekt betrachten, der heutzutage für sehr viele Sportereignisse typisch ist: Gewalttätigkeit. Dieses Phänomen tritt bei Fußballspielen häufig auf — auf dem Spielfeld, auf den Rängen und außerhalb des Stadions. Psychologen, Soziologen und Journalisten stimmen darin überein, daß in einer Welt, die so gewalttätig ist, der Sport keine Ausnahme macht. Fundamentale Moralvorstellungen werden kontinuierlich untergraben. Und auch Phrasen wie „Sport ist eine ehrliche Begegnung“, „Geist der Freundschaft“ oder „weltweite Familie“ können die Realität der Gewalt nicht verdecken.

Die Weltmeisterschaft fügte sich ebenfalls in dieses Bild ein. Schon einige Zeit vor dem ersten Anpfiff waren alarmierende Berichte zu hören. „Gewalttätiger Fußballfanatismus jagt Angst ein; Touristen verlassen Italien“, lautete die Schlagzeile der Repubblica 18 Tage vor dem Eröffnungsspiel. Am gefürchtetsten waren die berüchtigten Hooligans, englische Fußballfans, die in ganz Europa bekannt sind für ihre Zerstörungswut vor, während und nach jedem Spiel.a

In ihrer Ausgabe vom 1. Juni 1990 untersuchte die Turiner Tageszeitung La Stampa die Gründe für die Gewalt in den Stadien und das flegelhafte Benehmen der Hooligans. Auszugsweise hieß es darin: „Im Stamme der Fußballer gibt es heute keine Halbheiten. Gegner sind nicht mehr einfach nur Gegner, sondern ‚Feinde‘. Ein Zusammenstoß ist nicht die Ausnahme, sondern die Regel, und er muß hart sein, so hart wie möglich.“ Aber warum? „‚Weil wir uns gegenseitig hassen‘, antworteten einige Fußballhooligans aus Bologna.“ In dem Versuch, die Logik hinter solchem Haß zu erklären, sagte der Soziologe Antonio Roversi: „Die Stadionkinder leiden am ‚Beduinen-Syndrom‘. Für den, der daran leidet, sind die Feinde seiner Freunde seine eigenen Feinde, die Freunde seiner Feinde seine Feinde, und umgekehrt sind die Freunde seiner Freunde seine Freunde und die Feinde seiner Feinde seine Freunde.“

Haß, Gewalt, Rivalität, Vandalismus, das „Beduinen-Syndrom“ — die Fußballweltmeisterschaft mußte erst noch angepfiffen werden, da herrschte schon die Atmosphäre wie nach einer Kriegserklärung. Ungeachtet dessen bereitete sich Italien in festlicher Stimmung auf das Ereignis vor.

Päpstlicher Segen

Selbst der Papst, der sich ja keine große Publikumsansammlung entgehen läßt, besuchte den „Weltmeisterschaftstempel“, das renovierte Olympiastadion in Rom, und segnete es. Er erklärte: „Abgesehen davon, daß die Fußballweltmeisterschaft ein Festival des Sports ist, kann sie ein Festival der Solidarität unter den Völkern werden.“ Wie er hinzufügte, müsse der Sport große Gefahren abwehren, wozu zwanghafte Profitmacherei, die Überbetonung des Spektakulären, Doping, Betrug und Gewalt gehörten. Der Papst gab der Hoffnung Ausdruck, die Anstrengungen und Opfer würden die „Italia 90“ zu einem Impuls für das brüderliche Verhältnis in der Bevölkerung und in der ganzen Welt machen. Der Jesuit Paride Di Luca, ein ehemaliger Fußballspieler, spiegelt die Gefühle des Papstes in seinem „Gebet eines Fußballfans“ mit den Worten wider: „Komm, o mein Gott, und schau auf die Weltmeisterschaft.“

Aber war die Weltmeisterschaft wirklich ein großes Festival? Würde sich der Gott des Universums darum kümmern? Wollen wir uns einmal den Sport ansehen, wie er wirklich ist, und die Werte betrachten, die er vermittelt.

Sporthooligans

Wegen der Hooligans glichen Städte wie Cagliari und Turin in der ersten Runde belagerten Festungen. Hier einige Schlagzeilen aus den Zeitungen: „Rimini vom Krieg erschüttert“, „Cagliari — Ausbruch des Kriegs“, „Gewalt in Turin: ein Deutscher und ein Brite niedergestochen“, „Ein Tag der Krawalle zwischen englischen, deutschen und italienischen Fans“, „Rettet uns vor den englischen Fans — Hilferuf des Turiner Bürgermeisters“, „Nächte der Konfrontation zwischen Extremisten. Der Bürgermeister: Die von Turin sind die echten Hooligans.“ Und eine andere, die einen erschaudern läßt: „‚Wie man einen gegnerischen Fan ersticht‘ — das in England herausgegebene Handbuch für den perfekten Hooligan“. Diese Schlagzeilen reichen wohl aus, um einen Eindruck der Situation zu vermitteln. Solche Dinge sind jedoch nur die natürlichen Früchte einer Gesellschaft, die sich von Gewalt ernährt.

Das große Sportereignis endete nicht mit einer versöhnlichen, fröhlichen Note. Das zermürbende Pfeifkonzert, mit dem die italienischen Fans Argentinien und seinen Star Maradona dafür bedachten, daß sie Italien aus dem Wettkampf geworfen hatten, überschattete das Finale und ruinierte das Endspiel. An diesem Juliabend gab es keine „großartige Sportfamilie“ im Olympiastadion; der „Weltmeisterschaftstempel“ war entweiht worden. Il Tempo vom 10. Juli 1990 brachte dazu folgenden Kommentar: „Unten auf dem Rasen beleidigten sie das Spiel — und auf den Rängen besudelten sie den Sport.“

Ein trauriger Schluß für ein Ereignis, von dem einige gehofft hatten, es würde die Welt zumindest für 30 Tage zu einem „globalen Dorf“ ohne Schranken machen. Doch wenn der Fußball schon auf oder neben dem Spielfeld keinen Frieden und keine Einheit schaffen kann, ist es dann realistisch, zu glauben, er könne einen positiven Einfluß auf den Weltfrieden haben?

Eine ausgeglichene Ansicht über Fußball

La Stampa pries das Fußballspiel als „einen heiligen Überrest der Kämpfe der Vorväter und den Fußball als Symbol des Unvorhersehbaren, des elementaren Bestandteils aller Sportwettkämpfe“. Wie sollte nun ein ernsthafter Christ in Anbetracht dieser Gedanken zum Fußball eingestellt sein? Ja wie sollte ein Christ den Profisport im allgemeinen betrachten?

„Wer den Fußball nicht liebt, hat in seinem Leben etwas versäumt“, soll Bertrand Russell gesagt haben. Natürlich kann das Fußballspielen oder das Betreiben irgendeines anderen Sports Freude machen und die Gesundheit fördern, besonders bei der heutigen sitzenden Lebensweise vieler Leute. Heißt das jedoch, daß keine Gefahren damit verbunden sind?

In der Bibel ist zu lesen: „Laßt uns nicht ichsüchtig werden, indem wir miteinander wetteifern und einander beneiden“ (Galater 5:26). Die Fußballweltmeisterschaften haben deutlich erkennen lassen, wie Gewalt und das Um-jeden-Preis-Gewinnen oftmals Hand in Hand gehen. Das ist die Kehrseite des Profisports. Um solche „Werke des Fleisches“ zu vermeiden, müssen Christen — ob sie nun aktiv Sport treiben oder zuschauen — ihre Einstellung unter Kontrolle halten, insbesondere was das Verlangen betrifft, die Nummer eins zu sein (Galater 5:19-21). Ein Dichter sagte nicht umsonst: „Wenn einst der Große Anschreiber zu deinem Namen kommt, so schreibt er nieder, nicht, ob du gewonnen oder verloren, sondern wie du das Spiel gespielt.“

Ein anderer nicht zu unterschätzender Aspekt ist der Zeitfaktor. Gehören wir zu den Millionen unermüdlichen Fernsehzuschauern, die bei Sportereignissen endlose Stunden vor dem Bildschirm hocken? Wieviel Zeit verwenden wir dagegen darauf, uns selbst Bewegung zu verschaffen? Ausgeglichenheit — das ist der Schlüssel. Dies bedeutet, Zeit für sportliche Betätigungen und Erholung zu finden, ohne die wichtigeren, christlichen Tätigkeiten zu vernachlässigen. Der Apostel Paulus gab dem jungen Timotheus einen Rat, der heute von noch größerer Bedeutung ist: „Die Leibesübung ist zu wenigem nützlich; Gottergebenheit aber ist für alle Dinge nützlich, da sie eine Verheißung auf gegenwärtiges und künftiges Leben hat“ (1. Timotheus 4:8).

[Fußnote]

a Eine Erklärung zur Herkunft des Wortes „Hooligan“ lautet: „Viell. nach einer gleichnamigen ... Familie, deren Mitglieder notorische Raufbolde gewesen sein sollen“ (Duden, Deutsches Universalwörterbuch).

[Bildnachweis auf Seite 10]

Foto: Agenzia Giuliani

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