Eine saubere Wohnung trotz schlechter Gesundheit
Einige Hausfrauen verraten ihr Geheimnis
DIE Dreizimmerwohnung ist überraschend ordentlich. In der Luft liegt der frische Duft eines soeben gewischten Küchenbodens. Die Frau des Hauses ist fleißig dabei, das Mittagessen auf einem Herd zu kochen, der so sauber ist, daß man ihn als Eßtisch verwenden könnte. Die Möbel einschließlich des Kühlschranks sind makellos.
In einer Nachbarwohnung wird ebenfalls das Mittagessen zubereitet. Doch der Geruch schmutziger Wäsche überdeckt das Aroma der Mahlzeit. Unter wackeligen und fleckigen Möbelstücken kommen riesige Staubflocken zum Vorschein. Neben dem Spülbecken türmt sich schmutziges Geschirr.
Doch was haben diese beiden Frauen gemeinsam? Sie leiden an chronischem Asthma — manchmal so sehr, daß sie kaum atmen können und ans Bett gefesselt sind. Aber welch ein Gegensatz zwischen ihren Haushaltungen!
Du oder jemand, der dir nahesteht, gehört vielleicht zu den Millionen Menschen auf der ganzen Erde, die jeden Tag darum kämpfen müssen, ihr Heim sauberzuhalten, da sie von einer hinderlichen chronischen Krankheit, wie zum Beispiel Asthma, Arthritis oder Herzbeschwerden, geplagt werden.
Ein wenig Schmutz — Wen kümmert das?
„Ich lebe allein. Warum sollte ich mir den Kopf zerbrechen über den Schmutz, den niemand außer mir und ein paar guten Freunden sieht?“ fragte eine weißhaarige Witwe. „Nur meine Angehörigen sehen den Schmutz, und sie kennen meinen Zustand“, sagte eine Hausfrau, deren Gelenke wegen Arthritis schmerzen.
Dennoch hat eine saubere Wohnung unverkennbare Vorzüge. Manche Erkrankungen der Atemwege werden durch Staub verschlimmert. Wir fühlen uns einfach hingezogen zu der Schönheit, die durch Ordnung und Sauberkeit entsteht, wohingegen wir bei Unordnung am liebsten — wenn auch nur in Gedanken — fliehen würden. Wenn die Wohnung aufgeräumt ist, erspart man sich gewöhnlich die Enttäuschung, verzweifelt nach einem Gegenstand zu suchen, den man gerade braucht. Außerdem vermittelt eine saubere Wohnung ein Gefühl des Stolzes und der Selbstachtung.
Die meisten Leute mit einem chronischen Leiden stimmen darin überein, daß eine ordentliche Wohnung verschiedene Vorzüge hat, doch die Anstrengungen einiger scheinen durch tiefer liegende Gründe behindert zu werden.
Eine Frage der Einstellung
Jemand mit einem chronischen Leiden könnte sehr leicht in Selbstmitleid verfallen und könnte sich fragen: „Welchen Wert hat es schon, sich anzustrengen?“ Wenn jemand stark behindert ist und oft Schmerzen hat, ist es sicher schwer, sich Frohsinn zu bewahren. Für andere ist es leicht zu sagen: „Laß den Kopf nicht hängen. So schlimm kann es ja nicht sein.“ Doch du weißt, wie schlimm es ist, und du mußt jeden Tag mit deiner Behinderung leben.
Dennoch wirst du zugeben müssen, daß es schlimmer sein könnte. Du bist am Leben, und deine eigene Einstellung hat Einfluß darauf, ob dein Leben leer und frustrierend erscheint oder reich und sinnvoll. Ein weiser Bibelspruch sagt: „Wer alles schwer nimmt, hat nie einen guten Tag. Wer guten Mutes ist, hat immer Festtag“ (Spr. 15:15, Bruns).
Derjenige, der wegen einer Behinderung trübselig ist, „hat nie einen guten Tag“. Wenn jemand jedoch bedenkt, welchen Segen es mit sich bringt, eine Wohnung zu haben, die saubergehalten werden muß, und ein wenig Energie, um das zu tun, dann kann für ihn alles anders aussehen. Ihm erscheint sein Leben so, als habe er „immer Festtag“. Obwohl einige Tage nicht die besten sein mögen, ist er auf keinen Fall jeden Tag trübselig.
„Manchmal bin ich wirklich nicht zum Saubermachen aufgelegt“, sagte eine Hausfrau mit chronischem Asthma, „aber mir läßt es keine Ruhe. Ich kann eine schmutzige Wohnung nicht ausstehen. Also mache ich mich auf und versuche sauberzumachen. Danach bin ich richtig fertig, aber ich kann dann auf die getane Arbeit zurückblicken — alles ist sauber und glänzt —, und ich habe ein gutes Gefühl dabei.“ Ihre Einstellung hat ihr den Antrieb gegeben.
Sei realistisch
„Versuchen Sie, so viel zu schaffen, wie Ihnen Ihre Behinderung erlaubt, aber verschwenden Sie Ihre Energie nicht damit, etwas zu tun, was eigentlich nicht wichtig ist und womit Sie nur beweisen wollen, daß Sie es schaffen“, empfiehlt ein Haushaltsbuch für Behinderte. Du mußt realistisch sein.
Ebenso, wie du die Tatsache akzeptierst, daß du blaue Augen oder braunes Haar hast oder eine Brille brauchst, mußt du deine Krankheit oder andere Einschränkungen akzeptieren. Überlege, welche Fähigkeiten du hast, und mache sie zu deinem Maßstab. Finde dich damit ab, daß deine Wohnung nicht immer so makellos sein wird wie die Wohnung einiger Leute mit besserer Gesundheit. Doch wird deine Wohnung, wenn du dir Mühe gibst, in vieler Hinsicht sauberer sein als die Wohnung von Personen, die aus Faulheit oder Mangel an Ehrgefühl nicht richtig saubermachen.
Allerdings nützen manchmal die besten Absichten nichts, weil einen die Hausarbeit überfordert. Deshalb möchten wir einige praktische Hinweise geben, die die Arbeit erleichtern können.
Mache es dir leichter
„Wenn ein eisernes Werkzeug [eine Axt] stumpf geworden ist und jemand seine Schneide nicht gewetzt hat, dann wird er seine eigenen leistungsfähigen Kräfte anstrengen“, heißt es in der Bibel. „So ist die Anwendung von Weisheit im Hinblick auf Erfolg von Vorteil“ (Pred. 10:10). Du könntest zwar mit einer stumpfen Axt einen Baum fällen, aber mit welchem Aufwand! Hast du die Axt jedoch in weiser Voraussicht „gewetzt“ oder geschärft, dann kannst du dir viel ‘leistungsfähige Kraft’ sparen. Wer kränklich ist, sollte unbedingt diesen Grundsatz befolgen, denn Energie ist wie Geld — je weniger wir davon haben, um so sparsamer müssen wir damit umgehen.
Überlege also: Wie kann ich meine Hausarbeit vereinfachen? Welche Schritte kann ich unternehmen, um weniger ‘leistungsfähige Kraft’ zu verbrauchen und sie dennoch zu bewältigen?
● RÄUME AUF
„Ich bemühe mich, meine Wohnung nicht mit Gegenständen vollzustopfen, weil ich glaube, daß das nicht gut ist“, sagte ein 80jähriger Witwer, der sich von einer schweren Operation erholte. Wenn man sich seine einfache, aber auffallend ordentliche Wohnung betrachtet, muß man unweigerlich den Wert seines Standpunktes erkennen.
Sieh in deiner Wohnung nach, was du entbehren kannst. Vielleicht könntest du den Sessel in der dunklen Ecke, auf den sich sowieso nie jemand setzt, oder jenes Schränkchen fortschaffen, in dem nur überflüssige Sachen liegen. Wie viele Ziergegenstände stehen oder hängen im Zimmer? Wenn es nur 10 sind, macht das Abstauben weniger Mühe, als wenn es 20 sind. Bei besserer Gesundheit könntest du vielleicht mehr Möbel und Ziergegenstände haben. Aber ein Zimmer, in dem nur wenige Ziergegenstände sind, erscheint nicht unbedingt kahl. Sind die wenigen Stücke sorgfältig ausgewählt, dann beweisen sie noch mehr deinen guten Geschmack.
Wenn deine Wohnung groß ist, könntest du sogar einen Teil davon „stillegen“, indem du die Möbel mit alten Tüchern bedeckst und den Bereich nur zugänglich machst für den Fall, daß Besuch kommt oder anderweitig Bedarf entsteht. Auf diese Weise mußt du viel weniger saubermachen.
● BEIM KAUF ANS SAUBERMACHEN DENKEN
Auf dunklen Flächen sieht man leicht den Staub, auf hellen schnell die Flecken. Mittlere Töne, vorzugsweise gemusterte statt einfarbige Materialien, sind mit geringerem Aufwand sauberzuhalten. Du wirst feststellen, daß ein glatter Linoleum- oder Holzboden leichter zu reinigen ist als ein Teppich. Manche geben beim Kauf von Geschirr unzerbrechlichen Kunststoffstücken den Vorzug, da man sie leichter spülen kann, ohne Bruch befürchten zu müssen.
● PRAKTISCHE HILFSMITTEL
Bewahre Hilfsmittel, die du häufig zum Saubermachen brauchst, in Reichweite auf. Wenn du direkt neben die Badewanne einen Schwamm und ein Reinigungsmittel legst, werdet ihr, du und deine Angehörigen, eher geneigt sein, nach dem Baden die Wanne zu säubern.
„Ich habe immer einen kleinen flachen Korb zum Tragen von Gegenständen bereit, so daß ich anstelle von einem halben Dutzend Gängen nur noch zwei mache“, berichtete eine Frau, die an Arthritis leidet. Manche sparen Kräfte, indem sie eine Zange verwenden, um Gegenstände zu greifen oder schwererreichbare Stellen zu säubern.
„Ich wage zu behaupten, daß ein Federwedel eine absolute Notwendigkeit ist“, schrieb die Schriftstellerin Carol Eisen. Obwohl sie zugibt, daß dabei der Staub auf den Boden fällt (der mit einem Mop saubergemacht werden kann), fügt sie hinzu, daß man damit „viermal so schnell saubermachen kann wie mit einem Staublappen, vor allem auf unebenen Flächen, wie zum Beispiel auf Telefonapparaten und Kerzen“. Natürlich kann der umherfliegende Staub für Asthmatiker unangenehm sein. Andere haben festgestellt, daß ein Staubwedel, der anstelle von Federn Fransen hat, wirksamer ist und den Staub eher aufnimmt als verteilt.
Trotz all deiner Bemühungen können Probleme auftreten, die sich nicht leicht lösen lassen. Sie können dir schwere Tage „bescheren“ — wie der einen Frau mit ihren stark arthritisgeschädigten Gelenken. Sie verriet: „Wenn Milch verschüttet ist, bleibt mir nichts anderes übrig, als das Radio lauter zu stellen, damit ich beim Aufwischen Musik höre und nicht das ,Stöhnen‘ meiner Gelenke.“
Mach nicht zuviel auf einmal
Viele Hausfrauen mit schlechter Gesundheit machen jeweils nur e i n Zimmer sauber, um sich nicht zu überanstrengen. Vielleicht solltest du manchmal noch weniger tun. „Eines Tages machte ich das Schlafzimmer sauber. Da mir das Verschieben der Möbel zuviel wurde“, bekannte eine Frau mit schlechter Gesundheit, „sagte ich zu meiner Tochter: ,Heute habe ich ein halbes Zimmer geschafft, und morgen kommt der Rest.‘ Wir beide mußten lachen, und am nächsten Tag machte ich das Zimmer fertig.“
Verschüttetes gleich „nach frischer Tat“ aufzuwischen kann später Zeit sparen. Es ist besser, fünf Minuten aufzuwenden, um etwas, was man auf dem Herd oder im Backofen verschüttet hat, wegzuwischen, als später in stundenlanger Arbeit festgebrannte Krusten zu beseitigen.
Eine gute Routine kann, selbst wenn du eine Arbeitsanhäufung siehst, Panik vermeiden helfen, weil du weißt, daß nach und nach alles erledigt werden wird. Aber dein Arbeitsplan muß flexibel sein. Vielleicht fühlst du dich am Dienstagmorgen zu schwach, um „planmäßig“ den Küchenboden zu behandeln, so daß du statt dessen eine leichtere Arbeit tun mußt.
„Hält man alles in gutem Zustand“, sagte eine erfahrene Hausfrau, „dann kann man, wenn man sich nicht wohl fühlt, manches einfach aufpolieren, ohne daß es andere merken.“ Allerdings gibt es Zeiten, in denen man nicht einmal das Aufpolieren bewältigt. Was dann?
Hilfe von anderen — Nimm sie dankbar an
Andere erkennen vielleicht deine Lage und bieten ihre Hilfe an. Sei nie zu stolz, sie anzunehmen, oder so penibel in der Erledigung von Hausarbeiten, daß dein Helfer den Tag verwünscht, den er für dich geopfert hat.
Eine solche Hilfe wird nicht nur sehr geschätzt, sondern ist auch ein Merkmal echten Christentums (Jak. 1:27; Joh. 13:35). Ein älterer Zeuge Jehovas, der allein lebt, hatte soeben eine schwere Operation hinter sich. „Als ich aus dem Krankenhaus kam“, sagte er, „kamen zwei Glaubensschwestern in meine Wohnung und machten sie von oben bis unten sauber. Alles glänzte. Sie säuberten Stellen, die ich vernachlässigt hatte. Auch danach kamen sie noch hin und wieder, damit alles ordentlich blieb.“ Er konnte nicht mit Worten beschreiben, wie sehr er diese christliche Hilfe schätzte.
Reinlichkeit macht sich bemerkbar
Eine gefällige Umgebung hat eine aufmunternde Wirkung. Auch können die günstigen Kommentare anderer über unser ordentliches Heim wohltuend sein.
Wenn jemand trotz schlechter Gesundheit den Kampf mit dem Schmutz aufnimmt, steigert sich seine Lebensfreude. Er hat keine Schuldgefühle und Depressionen mehr, weil er etwas nicht getan hätte, was er hätte tun sollen.
Wieviel eine saubere Wohnung ausmacht, wurde sehr treffend von einer Hausfrau beschrieben, die fast völlig erblindet ist und dennoch ihre Wohnung makellos sauberhält. Sie sagte: „Wenn man weiß, daß alles sauber ist, fühlt man sich einfach wohl.“ Auch du kannst dieses Gefühl haben — trotz der Behinderung durch eine schlechte Gesundheit.
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WIE MAN SICH DIE ARBEIT ERLEICHTERT
1. Stelle jeden Gegenstand an seinen besonderen Platz.
2. Verwende für deine Arbeit die richtigen Hilfsmittel.
3. Mache keine unnötigen Körperbewegungen.