Wir beobachten die Welt
Ein entzweites Haus
Wie der New York Times zu entnehmen ist, „gibt das Landwirtschaftsministerium [der USA] jedes Jahr 5,3 Millionen Dollar für Forschungen aus, um Tabak für ‚eine ungefährliche Zigarette‘ zu entwickeln“, wohingegen das Gesundheitsministerium erklärt, solche Forschungen seien fruchtlos. „Vor einigen Jahren sind wir zu dem Schluß gekommen, daß es keine ungefährliche Zigarette gibt“, sagte Donald R. Shopland, stellvertretender Leiter des Amtes für Rauchen und Gesundheit. „Es wäre besser, das Geld zu verwenden, um vom Rauchen abzuraten, statt zu versuchen, die Beschaffenheit der Zigarette zu verändern.“ Das Landwirtschaftsministerium forscht auf diesem Gebiet schon seit zehn Jahren. Sprecher der Tabakindustrie verneinten, daß diese ähnliche Forschungen betreibt. Ein Sprecher erklärte: „Uns ist nichts bekannt, was eine Zigarette gefährlich machen würde. Warum sollten wir also bestrebt sein, eine ungefährlichere Zigarette zu entwickeln?“
Afrikas Sorgen
„Die 21. Versammlung der Organisation für Afrikanische Einheit endete ... nach der Annahme einer Erklärung, daß die meisten Länder auf dem Kontinent dem ‚wirtschaftlichen Zusammenbruch‘ nahe sind“, berichtet die New York Times. „Rund 150 Millionen Afrikaner haben nicht genug zu essen, und nahezu die Hälfte der afrikanischen Staaten ist auf Lebensmittelspenden angewiesen.“ Zu den empfohlenen Maßnahmen zur Verminderung der Probleme gehören vermehrte Investitionen in der Landwirtschaft, eine für Bauern vorteilhaftere Preispolitik und Anreize zum industriellen Wachstum. „Die Frage ist jetzt, ob diese Empfehlungen tatsächlich in die Tat umgesetzt werden“, bemerkte ein ostafrikanischer Regierungsbeamter. Nachdem er darauf hingewiesen hatte, daß einige Länder bereits begonnen hätten, Reformen durchzuführen, fügte er hinzu: „Offen gesagt, scheinen andere Länder andere Prioritäten zu setzen.“
Hiroschima-Bombe nachgebaut
Im Los Alamos National Laboratory in New Mexiko (USA) haben Forscher die Atombombe, die Hiroschima dem Erdboden gleichmachte, nachgebaut, um herauszufinden, welche Wirkung die Strahlung der vor 40 Jahren stattgefundenen Explosion hat. Während die Nagasaki-Bombe und andere getestete Bomben Plutoniumwaffen waren, handelte es sich bei der Hiroschima-Bombe um eine Uranbombe. Zu Beginn der 80er Jahre ergab eine nochmalige Auswertung der Explosion der Hiroschima-Bombe, daß frühere Berechnungen Fehler aufwiesen und daß die Bombe statt Neutronenstrahlen hauptsächlich Gammastrahlen aussandte. Gegenwärtig bemühen sich ungefähr 60 Wissenschaftler aus den Vereinigten Staaten und aus Japan gemeinsam, die Frage zu klären, welche Berechnungen stimmen, und Daten zu sammeln, die beim Festsetzen von Strahlenschutzgrenzwerten für strahlenexponierte Personen eine Hilfe sind. Dr. Hugh DeWitt, Physiker an einem der zwei amerikanischen Institute für die Entwicklung von Atomwaffen, sagte: „Diese Erfahrung lehrt uns, daß wir keine echte Vorstellung vom Ausmaß der biologischen Wirkung im Krieg eingesetzter Atomwaffen haben. Die Folgen sind wahrscheinlich viel schlimmer, als irgend jemand im Verteidigungsministerium glaubt.“
Ihr größter Wunsch
„Was wünschen sich japanische Kinder am meisten?“ fragt die Asahi Evening News. „Gemäß einer vor kurzem durchgeführten Umfrage wünschen sie sich Geld am meisten. Sie ergab auch, daß die Eltern dies nicht mißbilligen.“ Die Umfrage wurde unter 1 244 Schülern der Grund- und Mittelstufe und ihren Eltern in Koganei, einer Wohngemeinde außerhalb von Tokio, im Auftrag des Stadtrats für Jugendprobleme durchgeführt. Warum wünschen sich die Kinder Geld? „Aus Spaß, es zu besitzen“, erwiderten 57 Prozent der befragten Kinder, wohingegen 43 Prozent erklärten, sie brauchten Geld, „um sich etwas zu kaufen“. In der Zeitung heißt es: „Der Rat schlußfolgerte, die Tatsache, daß mehr als 50 Prozent der Kinder um des Geldes willen am Geld interessiert seien, zeige, daß sich ihre Welt nicht sehr von der Welt der Erwachsenen, in der der Yen allmächtig sei, unterscheide.“
Wieder verdeckt
Beim Renovieren und Ausbessern einer 200 Jahre alten Kirche in Kuhmoinen (Finnland) tauchte kürzlich Gottes Name, Jehova, auf. Als man die alte Farbe entfernte, wurde an der Wand über dem Altar unterhalb einer großen Wandmalerei das Wort „Jehova“ in Großbuchstaben deutlich sichtbar. In dem Lokalblatt Kuhmoisten Sanomat hieß es: „In der Gemeinde wurde unter Berücksichtigung der verschiedenen Meinungen erörtert, was mit diesem etwas verwirrenden Wort und der großen Wandmalerei geschehen sollte, und man beschloß, die Entscheidung dem Gemeinderat zu überlassen.“ Der Direktor des Museums von Mittelfinnland, Janne Vilkuna, betrachtete die Malerei als „so wertvoll, daß sie unverzüglich mit besonderer Kunstfertigkeit restauriert werden sollte“, berichtete die Zeitung. Doch der Gemeinderat beschloß einstimmig, die Malerei mit einer Täfelung zu verkleiden und so den „verwirrenden“ Namen Gottes zu verbergen.
Unstehlbare Kunstgegenstände
Als man vor kurzem ungefähr 150 unschätzbare Kunstgegenstände aus der Sowjetunion nach London beförderte, um sie dort auszustellen, „gab es keinen Konvoi von verplombten LKWs oder Panzerwagen, keinen riesigen Versicherungsbeitrag und keine temperaturgesteuerten Sicherheitseinrichtungen“, meldete der Observer. Warum nicht? Weil alle Gegenstände in holographischer Form versandt wurden. Dadurch war es möglich, auch alte und zerbrechliche Gegenstände auszustellen, und das an mehreren Orten gleichzeitig. „Nur eines der ‚Ausstellungsstücke‘, ein aus dem 4. Jahrhundert v. u. Z. stammendes skythisches Brustkreuz aus Gold, wurde für 10 Millionen Dollar versichert; bei seinem Transport in die Vereinigten Staaten vor einigen Jahren mußte es ständig von einer bewaffneten Eskorte bewacht werden“, bemerkte die Zeitung. Die farbigen Hologramme sollen die bisher beste Qualität aufweisen. Zu ihrer Herstellung benutzte man einen „gepulsten Hochleistungslaser mit sieben Wellenlängen“.
Gefährdete Elefanten
Naturschützer sagen, die Zentralafrikanische Republik sei einer der letzten Zufluchtsorte der Elefanten in Afrika. Doch ein Beobachtungsteam, das mit dem Flugzeug unterwegs war, berichtet von einem „katastrophalen Rückgang“ des Bestandes an Elefanten in diesem Gebiet in den letzten vier Jahren, wie Dr. Iain Douglas-Hamilton, ein Mitglied des Beobachtungsteams und führender Experte für afrikanische Elefanten, erklärt. Wilderer aus dem Sudan und dem Tschad töten die Tiere wegen ihrer Stoßzähne. Auch Einheimische töten sie wegen des Elfenbeins und des Fleisches. Das Beobachtungsteam schätzt, daß der Bestand an Elefanten in der Republik in den letzten zehn Jahren von 80 000 auf 15 000 zurückgegangen ist.
Totes Meer
„Frühestens in drei und spätestens in etwa 25 Jahren droht der biologische Tod der Nordsee“, bemerkt die Hannoversche Allgemeine Zeitung (12. 6. 85) in einem Bericht über ein Gutachten, das Professor Konrad Buchwald von der Universität Hannover vorlegte. Nach Buchwalds Ansicht wäre es allenfalls möglich, den gegenwärtigen Gefahrenzustand zu erhalten. Er sieht keine Chance für eine wirkliche Gesundung der Nordsee.
Abtreibungen in Kanada
Eine von Statistics Canada durchgeführte landesweite Studie ergab, daß die Zahl der Abtreibungen unter Teenagern mehr als doppelt so hoch ist als die unter Frauen über 25. Auf 1 000 Mädchen im Alter zwischen 15 und 19 kommen 16 Abtreibungen. Im Vergleich dazu kommen auf 1 000 Frauen zwischen 25 und 44 Jahren 7 Abtreibungen und auf 1 000 Frauen zwischen 20 und 24 Jahren 18 Abtreibungen. In The Globe and Mail (Toronto, Kanada) heißt es in einem Bericht über die Untersuchungsergebnisse: „Von den 17 725 im Jahre 1981 an Teenagern vorgenommenen Abtreibungen sind die nochmaligen Eingriffe von 5 auf 7 Prozent gestiegen. Die Rate der nochmaligen Abtreibungen unter Frauen zwischen 20 und 24 Jahren erhöhte sich von 11 auf 16 Prozent.“
Denkende Babys
Der Toronto Star meldete: „Der Gedanke, daß ein 2 Tage alter Säugling tatsächlich zu einfachem Denken fähig ist, hat die Fachleute, die sich mit der Entwicklung des Kindes beschäftigen, aus dem Häuschen gebracht.“ Der Bericht besagt, daß Experten bis vor kurzem glaubten, Säuglinge unter 8 oder 12 Monaten seien unfähig, Reize von mehr als einem ihrer Sinnesorgane zu koordinieren. Doch bei der diesjährigen Jahresversammlung der Amerikanischen Vereinigung zum Fortschritt der Wissenschaft berichtete Andrew Meltzoff von der Universität Washington, er habe 12 bis 21 Tage alte Säuglinge beim Nachahmen von Gesichtsausdrücken beobachtet. Er schlußfolgerte, daß ein Baby „gleich von Geburt an fähig ist, Informationen, die es von den verschiedenen Sinnesorganen erhält, miteinander zu verbinden. Von Anfang an besitzt es psychologische Mechanismen, um Verbindungen zwischen sich und anderen Menschen herzustellen.“
Trinken im Fernsehen
Eltern, denen es nicht gleichgültig ist, was ihre Kinder am Bildschirm sehen, sollten auch auf folgendes achten: den Alkoholgenuß. Gemäß einer Untersuchung der in Großbritannien während der Haupteinschaltzeit ausgestrahlten Sendungen enthalten 71,7 Prozent aller Spielfilme Szenen, in denen Alkohol getrunken wird. Durchschnittlich werden jede Stunde 3,4 solcher Szenen gezeigt. Ein Grund zu größerer Besorgnis hingegen ist die Feststellung, daß „es sehr wenige Szenen gibt, in denen Alkohol getrunken und deutlich auf die typischen Folgen des Alkoholkonsums hingewiesen wird, wie zum Beispiel Überfälle, Autounfälle, Brände, Selbstmorde, Mißhandlung von Familienangehörigen oder Krankheiten“, sagte Anders Hansen, ein Mitglied des Forschungsteams der Universität Leicester, der die Studie durchführte. Statt dessen hinterlassen solche Programme bei den Zuschauern den Eindruck, das Trinken sei ein wesentlicher Bestandteil des angenehmen Lebens oder des Lebensstils der Reichen und Wohlhabenden.
Sprechendes Geld
In dem Bestreben, den Blinden zu helfen, entwickelt die wissenschaftlich-technologische Arbeitsgruppe der Universität Carleton (Kanada) zur Zeit ein billiges tragbares Gerät, das den Wert eines Geldscheins „lesen“ und mit Hilfe eines Synthesizers in Französisch oder Englisch „ansagen“ kann. Ein winziger Mikroprozessor kann beim Abtasten einer Reihe von dunklen und hellen Streifen den Wert feststellen. Ähnliche Streifen findet man in vielen Ländern auf einer großen Anzahl von Produkten. Befürworter der Erfindung hoffen, daß die Streifen auf den kanadischen Banknoten erscheinen, wenn diese das nächste Mal neu gestaltet werden.