Kreditkarten — Eine „Plastikfalle“?
KREDITKARTEN! Besitzt du eine? Wenn du als Bürger eines wohlhabenderen Landes noch keine hast, ist es nur eine Frage der Zeit, daß man dir eine anbietet. Banken, Kaufhäuser, Ölgesellschaften usw. überschwemmen die Welt mit den rechteckigen Plastikkärtchen, und früher oder später werden sie auch dich erreichen. Eine solche Karte sein eigen zu nennen kann sich als Fluch oder als Segen erweisen. Wie wird es bei dir sein?
Immer mehr Kreditkarteninhaber geraten in Geldschwierigkeiten. Warum? Sie können mit Kreditkarten nicht vernünftig umgehen. Die Leidenschaft, unbar zu zahlen, läßt sie in die sogenannte „Plastikfalle“ tappen. Die Kreditkarte erweist sich für sie als Fluch. Sie mögen dann so denken wie derjenige, der einmal empfahl, jede Kreditkarte mit folgendem Warnaufdruck zu versehen: „Der Bundesfinanzminister: Kreditkarten gefährden Ihr Vermögen!“
Andere wiederum sehen keinen Grund zur Klage. Für sie haben sich Kreditkarten als Segen erwiesen. Einige der bekannten Vorzüge, deren sich Kreditkarteninhaber erfreuen, sind: Man braucht beim Einkaufen keine hohen Bargeldbeträge bei sich zu haben; man kann unerwartete Rabatte auf Artikel nutzen, die man ohnehin benötigt; man gewinnt einen gewissen Spielraum, wenn man heute kaufen und erst später bezahlen kann; Bargeld ist im Notfall schnell verfügbar; man genießt den Vorteil, Einkäufe und Zahlungen fernmündlich zu tätigen.
„Plastikgeld“ kann bei unvernünftigem Gebrauch zwar schmerzliche Folgen haben, bei zweckdienlichem Gebrauch erschließt es aber Vorzüge, in deren Genuß man sonst nicht kommt.
Angesichts dessen könnte die Frage aufkommen: Inwiefern kann sich die Karte als Falle entpuppen?
„Eigentlich brauche ich keine, aber ...“
Propaganda und der Zwang, mit ihresgleichen mitzuhalten, haben viele veranlaßt, sich eine Kreditkarte zuzulegen. Mit Millioneninvestitionen in Werbekampagnen versuchen die Kreditkartenorganisationen, mehr und mehr Menschen in ihr „Plastikparadies“ zu locken. Die Reklame zielt sogar auf Kinder ab. Selbst Anträge von Acht-, Sieben- und Sechsjährigen wurden angenommen.
Die Werbung soll in der Hauptsache einen Kreis geltungsbewußter Personen ansprechen, die man glauben macht, allein der Besitz einer Kreditkarte garantiere Anerkennung und Geltung. Für manche ist die Kreditkarte eine Art Diplom, das ihnen als Symbol für finanziellen Erfolg und Ansehen dient. Die Zeitschrift Changing Times schrieb kürzlich: „Im Werbefernsehen wird demonstriert, daß einem der Besitz der richtigen Karte hilft, Freunde zu gewinnen, auf andere Einfluß zu nehmen und sich rundum wohl zu fühlen.“
Etliche Karteninhaber geben zu, beim Bezahlen mit der Karte ein Wohlgefühl, ein „prickelndes Machtgefühl“ zu verspüren, und sagen, ihr Selbstbild verbessere sich merklich. Viele geben ohne zwingenden Grund der Verlockung nach, sich eine Karte zuzulegen, und nicht selten geben sie danach mehr Geld aus, als sie sich leisten können.
Nachdem ein Psychologe das Verhalten von Kreditkarteninhabern studiert hatte, sagte er: „Benutzer von Kreditkarten sind zur fraglichen Zeit über ihre Ausgaben nicht auf dem laufenden.“ Man hat beobachtet, daß nach dem Erwerb einer Karte bei vielen das Preisbewußtsein geschwunden und ein Hang zu Impulskäufen entstanden ist. Ein ehemaliger Kreditkarteninhaber sagte, er habe nach Rückgabe seiner Karten seit langem das erste Mal wieder die Preise der Waren wirklich wahrgenommen.
Verdeckte Kosten
Man „händigt Kreditkarten an Personen aus, die sie sich eigentlich nicht leisten können und die die Kreditproblematik nicht überschauen“, hieß es jüngst in einem Zeitungsartikel. Der Gebrauch von Kreditkarten, ohne zu wissen, was es mit einem Kredit auf sich hat, endet für viele mit einem finanziellen Fiasko.
Eine Zeitung berichtete beispielsweise von einer Frau, die mit einer Kreditkarte 3 000 Dollar Schulden gemacht hatte. Nach den ersten drei Rückzahlungen in einer Höhe von insgesamt 220 Dollar beliefen sich ihre Schulden immer noch auf 2 956 Dollar. In den nächsten sieben Monaten zahlte sie 584 Dollar zurück; ihr Zahlungsrückstand verringerte sich dadurch jedoch nur um 157.19 Dollar. Wo blieb das übrige Geld? Damit wurden die Zinsen abgegolten. Bis vor kurzem wurden Kreditzinsen in Höhe von nahezu 22 Prozent berechnet. Die Folge war, daß die Verschuldung von Kreditkarteninhabern eine beispiellose Höhe erreicht hat.
Hinzu kommt, daß für die Ausgabe jeder Kreditkarte meist eine Jahresgebühr erhoben wird. In den Vereinigten Staaten kann die Gebühr zwischen 15 und 250 Dollar betragen. Manche Geldinstitute berechnen für jede Benutzung der Karte eine Bearbeitungsgebühr. Verdeckte Kosten wie diese haben die Kreditkarten weltweit in den Ruf gebracht, „teures Plastik“ zu sein.
„Das habe ich gar nicht gekauft!“
Ein Kreditkarteninhaber kann eine Rechnung für etwas erhalten, was er nicht gekauft hat. Das könnte an einer Fehlbuchung der Bank oder des Geschäftes liegen, wo er mit der Karte bezahlt hat. Über solche gelegentlichen Fehlbuchungen hinaus läuft jeder Kreditkarteninhaber Gefahr, das Opfer von Betrügern zu werden.
Die betrügerische Verwendung einer Kreditkarte erfordert es nur, den Inhaber, die Kontonummer und das Gültigkeitsdatum der Karte zu kennen. Gestohlene oder abhandengekommene Karten oder Durchschläge von Abrechnungsscheinen können einem Dieb wertvolle Hinweise geben. Es ist auch vorgekommen, daß Karteninhaber von einer ihnen unbekannten Firma einen Anruf erhielten und ihnen mitgeteilt wurde, daß sie einen Preis gewonnen hätten. Durch wohldurchdachte Erklärungen versuchte der Anrufer, seinem Gesprächspartner die nötigen Auskünfte über seine Kreditkarte zu entlocken, die dann aber zu Betrugszwecken verwendet werden sollten.
Man hat viel getan, um dem Betrug einen Riegel vorzuschieben. Anfangs waren die Kreditkarten nur flache Plastikkarten mit einer eingestanzten Nummer. Schließlich kam ein Magnetstreifen mit verschlüsselten Informationen hinzu. Heute werden Hologramme und immer kompliziertere Muster aufgedruckt. Mancherorts testet man die sogenannte intelligente Karte, auf die ein Mikrochip aufgepreßt ist.
Diese Maßnahmen werden den Betrug erschweren; dennoch meldete die New York Times: „Die Fälschungen gehen in die Tausende. Die meisten Diebe können zumindest ein paar Stunden lang Hamsterkäufe tätigen, bevor Transaktionen, die mit einer gestohlenen Karte vorgenommen werden, gesperrt werden.“ Aus einem unlängst erschienenen Bericht geht hervor, daß 1985 in den Vereinigten Staaten durch Kreditkartenschwindel Verluste in Höhe von mehr als 700 000 000 Dollar entstanden sind.
Wer kommt am Ende für den entstandenen Schaden auf? Man könnte meinen, die Banken; doch in der Zeitschrift Parents ist eine realistischere Antwort zu finden. Darin heißt es, daß die Geldinstitute „die Kreditzinssätze für die ... Karten künstlich hochhalten, um die Verluste, die durch Mißbrauch entstehen, zu decken“. Außerdem hieß es, daß „die Banken einen großen Teil der Kosten, die ihnen durch Kreditkartenbetrug entstehen, auffangen können, da sie sich das Geld zu einem Zinssatz von 7 oder 8 Prozent leihen und von dem Kreditkarteninhaber einen wesentlich höheren Zinssatz von 16, 18 oder sogar 20 Prozent verlangen“. Letzten Endes bezahlen die Kreditkarteninhaber den Schaden.
Wie man der Falle ausweicht
Man kann es vermeiden, in die Falle zu tappen. Wie? Überlege dir zuerst, ob du wirklich eine Kreditkarte benötigst. Untersuche, was in dir den Wunsch danach weckt, bevor du eine Karte beantragst. Triff eine vernünftige Entscheidung, und laß dich nicht durch Propaganda verlocken.
Wenn du dich für Kreditkarten entscheidest, dann verwende sie vernünftig. Gehe mit deinen Kreditkarten geschäftsmäßig um. Mache dich damit vertraut, was zu tun ist, wenn ein Buchungsfehler aufgetreten ist oder der Verdacht auf betrügerische Verwendung besteht. Überzeuge dich von den geltenden gesetzlichen Schutzbestimmungen. Überprüfe sorgfältig die monatlichen Rechnungen. Die vom Computer der Kreditkartenorganisationen ausgestellten Rechnungen müssen durchaus nicht fehlerfrei sein.
Vorteilhaft ist es auch, darauf zu achten, daß das Kreditkartenkonto nicht ständig überzogen ist. Viele Karteninhaber begleichen die Kosten für ihre Einkäufe in voller Höhe, bevor Zinsen erhoben werden. Wenn du deine Schulden nicht sogleich bezahlen kannst, dann tue es aber so früh wie möglich.
Ja, kaufe überlegt ein, und du wirst nie in die „Plastikfalle“ tappen.
[Kasten auf Seite 14]
Wie Kreditkartenschwindel verhindert werden kann
◼ Behandle Kreditkarten wie Bargeld. Lasse sie nie aus den Augen.
◼ Überprüfe die Kontoauszüge, und gleiche dein Konto monatlich aus. Melde jede fragwürdige Belastung.
◼ Gib die Kreditkartennummer niemals über Telefon bekannt, es sei denn, du hast es mit einer angesehenen Firma zu tun.
◼ Wenn du deine Kreditkarte von Angestellten oder Kellnern zurückerhältst, dann vergewissere dich, ob es deine Karte ist. Karten können versehentlich vertauscht werden.
◼ Bitte um die Rechnungskopien, und vernichte sie. Achte auch auf den Abrechnungsschein.
◼ Vernichte verfallene oder anderweitig ungültige Karten.
◼ Bewahre die Aufzeichnungen über sämtliche Kreditkarten-Kontonummern sicher auf.
◼ Melde den Verlust oder Diebstahl einer Karte unverzüglich.