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Erwachet! 1996
g96 22. 12. S. 4-7

Kreditkarten — Dienen oder versklaven sie uns?

„JEDEN Monat, wenn ich meine Kreditkartenabrechnung öffne, erscheint es mir wie ein schlechter Witz“, sagt ein Englischlehrer in den Vereinigten Staaten. „Ungläubig starre ich auf den fälligen Betrag, und es kommt mir vor, als habe ein anderer Teil von mir, eine Art Mr. Hyde, eine Kauforgie in Spielwaren- und Elektrogeschäften, in Supermärkten und auf Tankstellen veranstaltet.“

Dolores bestätigt, daß man mit einer Kreditkarte sehr schnell Schulden machen kann. Sie erklärt: „Etwas auf Kreditkarte zu kaufen tut nicht weh. Mit Bargeld würde ich nicht so locker umgehen. Mit der Kreditkarte einzukaufen ist jedoch etwas anderes. Man sieht das Geld, das man ausgibt, ja gar nicht. Man gibt lediglich seine Karte ab und erhält sie zurück.“

Es verwundert nicht, daß sich die Kreditkartenschulden in den Vereinigten Staaten im Juni 1995 auf insgesamt 195,2 Milliarden Dollar beliefen — das sind durchschnittlich mehr als 1 000 Dollar pro Karteninhaber. Dennoch versuchen die Kreditkartengesellschaften immer wieder, mit Lockmitteln wie niedrigen Einführungszinssätzen oder dem Erlassen der Jahresgebühr neue Kunden zu gewinnen. Wie viele Werbeangebote für Kreditkarten haben wir in den letzten Monaten erhalten? Der Durchschnittshaushalt in den Vereinigten Staaten erhält jährlich etwa 24 Werbeangebote. 1994 benutzte der normale Kreditkarteninhaber in den Vereinigten Staaten 10 Karten und tätigte damit 25 Prozent mehr Käufe als im Vorjahr.

In Japan gibt es mehr Kreditkarten als Telefone; jeder Japaner, der älter als 20 Jahre ist, besitzt durchschnittlich zwei Karten. In den anderen asiatischen Ländern sind über 120 Millionen Karten ausgegeben, das heißt, jeder zwölfte ist Inhaber einer Karte. James Cassin von MasterCard International sagte: „Asien ist der bei weitem am schnellsten wachsende Markt für Geldgeschäfte mit Kreditkarten.“ Edmund P. Jensen, Präsident von Visa International, prophezeit: „Wir werden lange Zeit eine kreditkartenorientierte Gesellschaft sein.“

Offensichtlich etablieren sich Kreditkarten immer mehr. Auf vernünftige Weise eingesetzt, können sie nützlich sein. Wer mit Kreditkarten jedoch leichtsinnig umgeht, kann sich ins eigene Fleisch schneiden. Das Wichtigste über Kreditkarten zu wissen kann uns helfen, dieses Zahlungsmittel zu unserem Nutzen einzusetzen.a

Die verschiedenen Kreditkarten

Bankkreditkarten wie Visa oder MasterCard sind die renommiertesten Karten. Sie werden von Geldinstituten ausgegeben, und man muß dafür eine Jahresgebühr bezahlen, die in der Regel zwischen 15 und 25 Dollar liegt. Manchmal wird die Jahresgebühr erlassen; dabei spielt das Zahlungsverhalten des Kunden eine Rolle und auch, wie oft er seine Karte gebraucht. Die monatliche Kartenabrechnung kann entweder sofort oder aber in Monatsraten bezahlt werden; im letzteren Fall entsteht eine hohe Zinsbelastung, im ersteren nicht. Das festgesetzte Kreditlimit richtet sich nach dem Zahlungsverhalten des Kunden. Es wird oftmals angehoben, wenn der Karteninhaber seine Zahlungsfähigkeit unter Beweis gestellt hat.

Mit Bankkreditkarten lassen sich auch Bargeldauszahlungen vornehmen, denn die Karten können in Verbindung mit Geldausgabeautomaten und Bankschecks eingesetzt werden. Das ist allerdings eine kostspielige Art der Bargeldbeschaffung. Gewöhnlich werden pro 100 Dollar, die man sich leiht, Gebühren zwischen 2 und 5 Dollar erhoben. Außerdem werden von dem Tag an Zinsen berechnet, an dem man das Geld abgehoben hat.

Außer Banken geben auch viele Einzelhandelsgeschäfte und Ladenketten Kreditkarten aus, die nur von ihnen akzeptiert werden. Für diese Karten ist im allgemeinen keine Jahresgebühr zu entrichten. Wird eine Rechnung nicht sofort bezahlt, können die Zinsen jedoch höher sein als im Fall von Bankkreditkarten.

Mineralölgesellschaften geben ebenfalls Kreditkarten ohne die Erhebung einer Jahresgebühr aus. Die Karten werden meist nur von den konzerneigenen Tankstellen akzeptiert, manchmal auch von bestimmten Hotels. Wie bei den von Einzelhandelsgeschäften ausgegebenen Kreditkarten kann man die Kreditkartenrechnungen entweder sofort begleichen, ohne eine Zinserhebung, oder in Raten abzahlen, dann aber fallen Zinsen an.

Außerdem gibt es noch Travel and Entertainment Cards wie Diners Club und American Express; dabei handelt es sich um Kreditkarten für Reise und Unterhaltung. Diese Kartenart beinhaltet eine Jahresgebühr, jedoch keine Zinsbelastungen, weil der volle Rechnungsbetrag bei Erhalt der monatlichen Abrechnung fällig ist. Allerdings läßt sich keine klare Grenzlinie zwischen diesen Karten und Bankkreditkarten ziehen. American Express zum Beispiel bietet die Optima Card an, die einer Bankkreditkarte ähnelt und bei der Zinsen berechnet werden.

Eine neuartige Karte auf dem US-Kreditkartenmarkt ist die Smart Card (schlaue Karte), die so heißt, weil sie einen eingebauten Speicherchip hat. Sie kann als eine Art „Bargeldkarte“ benutzt werden, denn der Karteninhaber kann einen bestimmten Betrag in den Chip speichern lassen. Ein dem Smart-Card-System angeschlossenes Geschäft bucht den Preis einer Ware von der Karte ab. In Frankreich waren letztes Jahr bereits 23 Millionen Smart Cards in Umlauf, in Japan waren es 11 Millionen. Es wird geschätzt, daß die Zahl dieser Karten bis zum Jahr 2000 weltweit auf über eine Milliarde in die Höhe schnellen wird.

Man ist gut beraten, auf die Kreditkonditionen zu achten, bevor man sich eine Kreditkarte zulegt. In einer vom Zentralbanksystem der amerikanischen Regierung herausgegebenen Broschüre heißt es: „Der effektive Jahreszins, die Jahresgebühr sowie die zinsfreie Phase zwischen Rechnungsstellung und Fälligkeit sind wichtige Kreditbedingungen, die zu berücksichtigen sind.“ Unter anderem sind auch die Gebühren für Bargeldauszahlungen, für ein Überschreiten des Kreditlimits sowie für einen Zahlungsverzug von Bedeutung.

Wie hoch sind die Kreditkosten?

Die Kreditkosten, die derjenige zahlen muß, der seine monatliche Rechnung nicht sofort begleicht, können höher ausfallen, als die meisten denken. Da ist zum Beispiel der effektive Jahreszins, der angibt, wieviel ein Kredit tatsächlich kostet. Das Verhältnis von Jahreszins zu effektivem Jahreszins läßt sich wie folgt veranschaulichen: Angenommen, jemand leiht einem Freund 100 Mark, und am Ende des Jahres zahlt der Freund 108 Mark zurück. In diesem Fall hat er einen Jahreszins von 8 Prozent bezahlt. Doch nehmen wir an, er zahlt die geborgten 100 Mark in 12 Monatsraten von je 9 Mark zurück. Am Ende des Jahres hat er ebenfalls insgesamt 108 Mark zurückgezahlt, aber der Geldverleiher konnte mit dem Geld, das er monatlich erhielt, arbeiten. Der effektive Jahreszins eines solchen Kredits beläuft sich auf 14,5 Prozent.

Einer Umfrage des amerikanischen Zentralbanksystems zufolge beginnt der effektive Jahreszins für Bankkreditkarten bei 9,94 Prozent und geht bis 19,8 Prozent; in der Regel liegt er zwischen 17 und 19 Prozent. Auch wenn einige Institutionen einen niedrigeren Einführungszinssatz anbieten, gewöhnlich sind es 5,9 Prozent, könnte dieser doch steigen, sobald die Einführungsphase vorbei ist. Der Zinssatz wird auch dann angehoben, wenn der Kreditkartenausgeber ein erhöhtes Kreditrisiko feststellt. Einige Kreditkartenausgeber bestrafen einen Zahlungsverzug mit einer Erhöhung des Zinssatzes. Das Überschreiten des Kreditlimits wird ebenfalls bestraft.

In asiatischen Ländern kann der effektive Jahreszins für Kreditkarten sehr hoch sein. Beispielsweise wird in Hongkong für einige Bankkreditkarten ein effektiver Jahreszins von 24 Prozent berechnet, in Indien können es 30 Prozent sein, in Indonesien 36 Prozent, auf den Philippinen 45 Prozent, in Singapur 24 Prozent und in Taiwan 20 Prozent.

Über Kreditkarten kommt man zweifellos auf schnellem, aber teurem Weg zu einem Kredit. In ein Geschäft zu gehen und auf Kreditkarte einen Kauf nach dem anderen zu tätigen, die man alle nur in Monatsraten abzahlen kann, ist das gleiche, als würde man in eine Bank gehen und sich Geld zu einem horrenden Zinssatz leihen. Und dennoch tun in den Vereinigten Staaten nahezu 3 von 4 Karteninhabern genau das. Ihr Konto weist einen Debetsaldo auf, für den sie hohe Zinsen zahlen müssen. Letztes Jahr stand auf dem Kreditkartenkonto von Visa- und MasterCard-Inhabern in den Vereinigten Staaten jeden Monat ein Debetsaldo von durchschnittlich 1 825 Dollar, und viele haben auf einer ganzen Reihe von Karten Schulden in dieser Höhe.

Eine Schlinge, die sich zuziehen kann

Ruth Susswein, Geschäftsführerin der Bank Cardholders of America, erklärte, Kreditkarteninhaber würden gar nicht realisieren, in welche Geldschwierigkeiten sie geraten können. Sie wies darauf hin, daß ein Karteninhaber, der eine Kreditkartenschuld von 1 825 Dollar durch eine monatliche Mindestrückzahlung von 36 Dollar begleichen möchte, zur Bezahlung der Gesamtschuld über 22 Jahre brauchte.b Einschließlich der Zinszahlungen würde er in dieser Zeit rund 10 000 Dollar für die von ihm geliehenen 1 825 Dollar bezahlen! Und das, ohne irgendwelche anderen Käufe mit seiner Kreditkarte getätigt zu haben. Für Personen, die dazu neigen, über ihre Verhältnisse zu leben, können Kreditkarten in der Brieftasche eine Schlinge sein.

Wie verfängt man sich in dieser Schlinge? Robert, von dem im ersten Artikel die Rede war, sagt: „Wir kauften Dinge, die wir gar nicht brauchten. Wir wurden Mitglied in einem Fitneßstudio, in das wir jedoch nie gingen. Wir schafften uns einen Wohnwagen an und gaben Tausende von Dollar für Reparaturen aus, ohne uns auch nur einmal zu fragen, ob er es überhaupt wert war. Wir dachten nie darüber nach, was uns unsere Schulden eigentlich kosteten.“

Reena, die ebenfalls im vorigen Artikel erwähnt wurde, berichtet, was ihr und ihrem Mann Michael widerfuhr: „Wir gewöhnten uns einfach an das Schuldenmachen. Nach unserer Hochzeit kauften wir alles, was wir noch brauchten, und zwar auf Kreditkarte. Um die Beiträge zur Krankenversicherung zu bezahlen und Sachen kaufen zu können, die nicht mit Kreditkarte bezahlt werden konnten, holten wir uns mit unseren Karten eben Bargeld. Innerhalb eines Jahres waren unsere Schulden auf 14 000 Dollar [umgerechnet 21 000 Mark] angewachsen. Als wir begriffen, daß sich die monatlichen Kreditkartenrechnungen größtenteils aus Zinsen zusammensetzten, fiel es uns wie Schuppen von den Augen.“

Sollte man sich Kreditkarten zulegen?

Darauf mögen manche mit Nein antworten, weil sie wissen, in welche finanziellen Nöte Millionen von Menschen durch Kreditkarten geraten sind. Daphne, die 32 Jahre alt ist, sagt: „Meine Eltern hatten nie eine Kreditkarte, und sie möchten auch heute keine.“ Im übrigen macht jeder vierte Kreditkarteninhaber in den Vereinigten Staaten klugen Gebrauch von seinen Karten. Er nutzt die Vorteile, ohne die schmerzhafte Erfahrung machen zu müssen, horrende Zinsen zu zahlen. Maria gehört zu diesem Kreis. „Mir gefällt die bequeme Art des Zahlens“, erklärt sie. „Ich brauche keine großen Summen Bargeld bei mir zu tragen. Wenn ich etwas Herabgesetztes sehe, das ich benötige, kann ich es mir kaufen.“

Maria fährt fort: „Ich vergewissere mich stets, daß ich das, was ich mir kaufen möchte, auch wirklich bezahlen kann. Ich habe mir noch nie mit der Karte Bargeld beschafft. Und bisher mußte ich keine Kreditkosten bezahlen.“ Mit einer Kreditkarte läßt sich bequem eine verbindliche Hotelzimmerreservierung vornehmen, und in den USA benötigt man eine Kreditkarte, wenn man ein Auto mieten möchte.

Einige neigen beim Einkaufen jedoch zu Spontankäufen. Sie würden bewußter einkaufen, wenn sie hauptsächlich mit Bargeld zahlten. Michael und Reena wollten sich nicht ans Schuldenmachen gewöhnen. Daher beschlossen sie, außer in Notfällen, fünf Jahre lang überhaupt keine Kreditkarten mehr zu benutzen.

Der Gebrauch von Kreditkarten ist eine persönliche Angelegenheit. Wenn man sie benutzt, ist Umsicht geboten. Kreditkarten sollten als bequemes Zahlungsmittel angesehen werden. Und es ist unbedingt zu vermeiden, daß sich Schulden anhäufen. Käufe auf Kreditkarte unter Kontrolle zu halten ist ein wichtiger Schritt hin zum richtigen Umgang mit Geld. Was kann man in dieser Hinsicht noch tun?

[Fußnoten]

a Der Artikel befaßt sich mit dem Kreditkartengeschäft in den USA. In anderen Ländern sind auf Grund anderer gesetzlicher Bestimmungen andere Verhältnisse gegeben.

b Die Mindestrückzahlungsrate kann auch 10 Dollar betragen, oder es ist ein Betrag, der einem geringen Prozentsatz des neuen Saldos entspricht, je nachdem, welche Summe größer ist.

[Bild auf Seite 7]

Etwas auf Kreditkarte zu kaufen tut nicht weh — bis die Abrechnung kommt

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