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  • Warum die Teuerungskrise?
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Erwachet! 1989
g89 8. 5. S. 5-9

Warum die Teuerungskrise?

VON Belgrad bis Buenos Aires, von Lagos bis Lima, von Manila bis Mexiko und von Washington bis Wellington kämpfen Regierungen gegen die Inflation.

Manchmal befinden sich die Regierungen selbst in einer schlimmen finanziellen Notlage. Einem Bericht zufolge „haben die Vereinigten Staaten in den letzten fünf Jahren mehr Schulden gemacht als während ihrer gesamten früheren Geschichte“. Eine afrikanische Regierung mußte unlängst eine sehnlich erwartete Gehaltserhöhung rückgängig machen. Sie entdeckte zu ihrer Bestürzung, daß die Gelder der Staatskasse nicht einmal ausreichten, um die neuen Gehälter auszuzahlen. In einem großen lateinamerikanischen Land ist die Inflationsrate so hoch, daß die Regierung Ende 1988 befürchtete, die Gehälter von über einer Million im öffentlichen Dienst Beschäftigten nicht auszahlen zu können.

Fünfjahrespläne, Abwertungen, Lohnstopps, Preiskontrollen und andere wirtschaftliche Maßnahmen werden angekündigt. Doch die Probleme sind komplex, und eine Lösung ist schwer zu finden. Um die Schwierigkeiten zu verdeutlichen, schildert Erwachet! hier einige der Hauptursachen für die Teuerungskrise.

Das labile internationale Wirtschaftssystem

Weltweite gegenseitige Abhängigkeit. Ein Experte für internationale Finanzfragen erklärte: „Die Welt ist ein Ganzes. Unsere Wirtschaft ist weltumspannend. ... Die Vorstellung, in einer globalen Wirtschaft sei eine einseitige Lösung möglich, ist unsinnig.“ Eine Rezession in westlichen Ländern beispielsweise macht sich rasch in den ärmeren Ländern bemerkbar, da die Nachfrage nach ihren Erzeugnissen zurückgeht. Eine Erhöhung des Zinssatzes in den Vereinigten Staaten führt dazu, daß lateinamerikanische und afrikanische Länder größere Schwierigkeiten haben, die Zinsen für ihre Schulden zu bezahlen. Allgemein ausgedrückt: Je ärmer ein Land ist, desto weniger Einfluß hat es auf das gesamtwirtschaftliche Klima, aber desto mehr ist es für ungünstige wirtschaftliche Wetterlagen anfällig.

Die Schwankungen der Aktienkurse heben die Labilität der Weltwirtschaft und die gegenseitige wirtschaftliche Abhängigkeit hervor. Angesichts der Wirtschaftsaussichten waren die Anleger so beunruhigt, daß das verhängnisvolle US-Handelsbilanzdefizit für August 1987 und möglicherweise eine unbedachte Äußerung vom Finanzministerium ausgereicht haben sollen, um im Oktober 1987 einen weltweiten Börsenkrach auszulösen.

Das schlimme Schuldenproblem der Vereinigten Staaten, verbunden mit dem Unvermögen oder der mangelnden Bereitschaft der großen Wirtschaftsmächte, die Wirtschaftspolitik zu koordinieren, macht es unwahrscheinlich, daß das Vertrauen bald wiederhergestellt wird. Mit Bezug auf diese Situation sagte der Wirtschaftswissenschaftler Stephen Marris warnend: „Wir sind in einer schlimmen Lage. Es gibt keinen leichten Ausweg.“

Preisschwankungen. In den vergangenen Jahren hat es drastische Preisschwankungen bei Öl, Metallen und anderen wichtigen Rohstoffen gegeben. Die plötzliche Erhöhung der Ölpreise in den 70er Jahren führte zu einer weitreichenden Inflation und löste eine Weltwirtschaftsrezession aus. Dritte-Welt-Länder, die kein Erdöl fördern, traf es besonders schwer.

In den 80er Jahren sind die Preise für die meisten Rohstoffe gestürzt. Dadurch ist die Wirtschaft der ärmeren Länder, die vorwiegend Rohstoffe exportieren, ernstlich geschädigt worden. Länder wie Mexiko und Nigeria, die auf Ölexporte angewiesen sind, haben zufolge der sinkenden Ölpreise einen deutlichen Rückgang des Lebensstandards erfahren. Solche Preisschwankungen können die beste Wirtschaftsplanung zunichte machen.

Kurzsichtige Regierungsausgaben

Rüstungsausgaben. Die weltweiten Gesamtrüstungsausgaben für 1987 werden auf eine Billion Dollar geschätzt. Dies entspricht etwa 1,8 Millionen Dollar in der Minute. Nicht nur die reichen Länder verschwenden Geld für die Rüstung; einige der ärmsten Länder der Welt haben eine 10prozentige jährliche Zunahme der Verteidigungsausgaben geplant.

Der Wirtschaftswissenschaftler John K. Galbraith sagte über die sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen der Rüstungsausgaben in der dritten Welt: „Für die Rüstung müssen die Ärmsten der Armen bezahlen. Sie wird auf Kosten nichtmilitärischer Investierungen finanziert, die die Bestreitung des Lebensunterhalts erleichtern sollten, ja auf Kosten von Brot.“

„Weiße Elefanten“. Man erzählt, daß ein König von Siam Höflingen, die er nicht mochte, einen weißen Elefanten zu schenken pflegte. Da das Tier als heilig galt, durfte man es nicht arbeiten lassen. Sein Unterhalt bedeutete für den bedauernswerten Empfänger also finanziellen Ruin. In den vergangenen Jahren haben westliche Staaten unabsichtlich den König von Siam gespielt. Durch ihre Hilfsprogramme wurden großartige technologische Projekte finanziert, die aber die Empfängerländer nicht instand halten können.

Diese teuren, unpraktischen „weißen Elefanten“ verunstalten die ökonomische Landschaft der ärmeren Länder: luxuriöse Flughäfen, von denen nur selten Flugzeuge abfliegen, hochmoderne Bäckereien, in denen wegen Mangels an Mehl kein Brot gebacken werden kann, riesige Zementfabriken, in denen die Produktion wegen unzureichender Wartung ständig ausfällt.

Mitunter laden sich Regierungen der dritten Welt gewaltige Schulden auf, indem sie Riesenbeträge für übertriebene Projekte ausgeben wie hydroelektrische Anlagen, Kernkraftwerke oder sogar neue Hauptstädte.

Bevölkerungswachstum

In vielen Ländern der Welt trägt das rasche Bevölkerungswachstum zu einem niedrigeren Lebensstandard bei. Es können einfach nicht genügend Wohnungen, Arbeitsplätze, Schulen oder auch nur Nahrungsmittel beschafft werden, um dem immer größer werdenden Bedarf gerecht zu werden. Mexiko beispielsweise muß wegen seiner zunehmenden Bevölkerung jährlich eine Million neue Arbeitsplätze schaffen, nur damit die Arbeitslosenrate nicht steigt. In zahlreichen afrikanischen Ländern hat das rasche Bevölkerungswachstum, verbunden mit der Zuwanderung in die Städte, dazu geführt, daß die Nahrungsmittelimporte im letzten Jahrzehnt verdreifacht werden mußten und der Lebensstandard gesunken ist. Manch ein verzweifelter Vater, der keinen Arbeitsplatz findet und seine große Familie nicht ernähren kann, verläßt sie einfach oder begeht sogar Selbstmord.

Schwachstellen im System

Unvorhersehbare Marktkräfte. Wirtschaftsprognosen sind für ihre Ungenauigkeit berüchtigt. Das Problem ist, daß es Experten schon bei fortschrittlichen Wirtschaftssystemen schwerfällt, genaue Aussagen zu machen, während dies in der dritten Welt, wo keine präzisen Angaben zur Verfügung stehen, geradezu unmöglich ist. Selbst wenn sich die Wirtschaftswissenschaftler darüber einig wären, wie die Probleme im einzelnen beschaffen sind, würden sie entsprechend ihrer eigenen politischen oder sozialen Auffassung zweifellos unterschiedliche Lösungen aufzeigen. Noch komplizierter wird die Sache dadurch, daß die Politiker, die die endgültigen Entscheidungen treffen, dazu neigen, nur ökonomischen Rat anzunehmen, der ihnen zusagt.

Über die Vereinigten Staaten sagte der ehemalige US-Handelsminister Peter Peterson: „Im Grunde sind unsere Probleme nicht wirtschaftlicher Art. Vielmehr werden wir durch unsere mangelnde politische Übereinstimmung behindert. Wir sind uns nicht einmal über die Art unserer wirtschaftlichen Schwierigkeiten einig.“

Blinde Selbstsucht. Jedes Land verfolgt seine eigenen staatlichen Interessen ungeachtet der Folgen für andere. Einem Land, das nicht einmal alle seine Einwohner ernähren kann, mag zum Beispiel Wirtschaftshilfe in Form von hochentwickelten Kriegsgeräten zugeführt werden. Offensichtlich hat das Geberland dabei wirtschaftliche oder politische und keine humanitären Beweggründe. Zollschranken von reichen Industrieländern zum Schutz ihrer eigenen Produzenten behindern die Bestrebungen ärmerer Länder, auch nur einfache Waren zu verkaufen.

Entwicklungsländer werfen den internationalen Geldinstituten vor, nur an raschen Zinsrückzahlungen interessiert zu sein. Einige Projekte mußten wegen mangelnder finanzieller Unterstützung fallengelassen werden, lediglich weil sie keine rasche Rückzahlung an den Kreditgeber ermöglichten. Die hohen Zinsen, die die Schuldnerländer gegenwärtig zahlen müssen, sind hauptsächlich auf die verschwenderischen Ausgaben anderer, wesentlich wohlhabenderer Länder zurückzuführen. Präsident Alfonsín von Argentinien hob hervor, daß Lateinamerika in fünf Jahren an die Vereinigten Staaten und an Europa eine Summe entrichtet hat, die zwei Marshallplänen entspricht.a Dennoch ist es tiefer verschuldet denn je.

Korruption und Habgier. Präsidenten von afrikanischen und asiatischen Ländern werden beschuldigt, Milliarden von Dollar veruntreut zu haben. Polizeichefs und prominente Finanzbeamte in Lateinamerika sind ebenfalls in Betrügereien verstrickt gewesen, bei denen es um Millionen von Dollar ging. Diese riesigen Geldbeträge werden oft von Programmen abgezweigt, die das Los des einfachen Volkes erleichtern sollen. Korruption auf allen Ebenen schädigt die Wirtschaftssysteme zahlloser Länder und bürdet der verarmten Bevölkerung, die dafür aufkommen muß, eine zusätzliche Last auf.

Rücksichtslose kommerzielle Habgier trägt ebenfalls zu der Teuerungskrise bei. Die aggressive Absatzpolitik multinationaler Tabakfirmen hat beispielsweise bewirkt, daß Millionen notleidender Menschen dazu verführt wurden, ihre kärglichen Mittel für Zigaretten auszugeben. In manchen Entwicklungsländern sind Zigaretten mit hohem Teergehalt im Handel, und die meisten Verbraucher sind sich des Gesundheitsrisikos nicht bewußt. Wertvolles Ackerland wird für den Tabakanbau genutzt in der Hoffnung auf wichtige Devisen — eine Hoffnung, die sich aber oft nicht verwirklicht. So nehmen gleichzeitig mit den Lebenshaltungskosten auch die Raucherkrankheiten zu.

Dieser kurze Überblick über die Ursachen der Teuerungskrise zeigt zur Genüge, vor welch einer Herausforderung Regierungen stehen, die die wirtschaftliche Not ihrer Bürger erleichtern wollen. Frankreichs Präsident Mitterrand klagte auf einem wirtschaftlichen Forum über eine „Welt, die einem unentwegt den Boden unter den Füßen wegzieht, um einen zu Fall zu bringen“. Politiker und Wirtschaftswissenschaftler der dritten Welt haben diese bittere Erfahrung gemacht.

Besteht demnach keine Hoffnung, daß sich die Wirtschaft erholen wird? Ist die Weltwirtschaft nicht imstande, der ganzen Menschheit einen annehmbaren Lebensstandard zu ermöglichen? Im folgenden Artikel werden diese Fragen beantwortet.

[Fußnote]

a Der Marshallplan war ein von den USA finanziertes Programm, das die wirtschaftliche Erholung des kriegsgeplagten Europa unterstützen sollte. Von 1948 bis 1952 wurde Hilfe im Wert von rund 12 Milliarden Dollar geleistet.

[Kasten auf Seite 8]

Das Schuldenproblem

Staatsschulden

In vielen Ländern übersteigen die Regierungsausgaben bei weitem die Einnahmen. Die dafür erforderlichen hohen Kredite führen im Laufe der Jahre zu einem beträchtlichen Haushaltsdefizit, das heißt zu Staatsschulden. Die Tilgung dieser Schulden und die Zahlung der Zinsen zwingen die Regierung, neue Kredite aufzunehmen, wodurch die Zinssätze und die Inflation hochgetrieben werden. Außerdem widerstrebt es den Regierungen, wie das Magazin Time erklärte, die Ausgaben zu kürzen, weil „die Wähler, die nun mal Menschen sind, mehr Vorteile und weniger Steuern wünschen und die Politiker, die nun mal Politiker sind, den Wählerwünschen entsprechen“. Der Tag der Abrechnung wird also hinausgeschoben, und in der Zwischenzeit steigen die Lebenshaltungskosten.

Internationale Schulden

Aus verschiedenen Gründen importieren manche Länder mehr Waren und Dienstleistungen, als sie exportieren, was zu einem Handelsbilanzdefizit führt. Der Fehlbetrag muß in einer für andere Länder annehmbaren Währung beglichen werden, gewöhnlich in Dollar oder einer anderen stabilen Währung. Dieses Geld muß entweder von den Reserven genommen oder von anderen Ländern geliehen werden. Wenn die Reserven eines Landes stark zurückgehen und keine Kredite zur Verfügung stehen, werden womöglich Einfuhrbeschränkungen auferlegt, oder die Währung wird abgewertet. Beide Maßnahmen verursachen einen starken Anstieg der Preise für importierte Waren, von denen viele für Industrie und Verbraucher unentbehrlich sein mögen.

Besonders Länder der dritten Welt haben Probleme mit der Handelsbilanz, weil der Wert der Waren, die sie exportieren, fast ausnahmslos stark gesunken ist. 1960 beispielsweise waren für eine Tonne Kaffee 37 Tonnen Düngemittel zu haben, während es 1982 nur noch 16 Tonnen waren. Ähnliche Zahlen gelten für Kakao, Tee, Baumwolle, Kupfer, Zinn und andere Grundstoffe, die zu den Hauptexportwaren der Entwicklungsländer gehören. Größtenteils als Folge des ungünstigen Austauschverhältnisses, auf das die Länder der dritten Welt kaum Einfluß haben, hatten sie 1987 Riesenschulden in Höhe von einer Billion Dollar. Dieser Mühlstein an ihrem Hals behindert ihre wirtschaftliche Erholung ernstlich und gefährdet sogar die Stabilität einiger Regierungen.

Die New York Times schrieb unlängst: „Das einzige, was Lateinamerika verbindet, sind die Schulden ... Die Regierungen machen dieses Problem für ihre schwindende Beliebtheit verantwortlich und betrachten es als politischen Schlüsselfaktor, der sich auf ihre unmittelbare Zukunft auswirkt.“

[Karte auf Seite 7]

(Genaue Textanordnung in der gedruckten Ausgabe)

Weltinflationsrate 1980—1985

(gestützt auf El Mundo en Cifras, veröffentlicht in der Zeitschrift The Economist)

■ 0 bis 15 %

■ 15 bis 30 %

■ 30 bis 100 %

■ über 100 %

■ keine Zahlen vorhanden

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