Schulden! Wie man dazu kommt, wie man sie los wird
LOIS und Rick waren fast ein Jahr verheiratet. Wie viele junge Ehepaare wollten sie alles sofort haben — und es war einfach! Die Raten für den Fernseher betrugen nur 52 Dollar im Monat, und durch den Videorecorder erhöhte sich der Betrag auf 78 Dollar. Mit den neuen Möbeln war es etwas schwieriger — die Raten beliefen sich auf 287 Dollar im Monat. Die Vorhänge und der Teppich waren natürlich nicht eingeschlossen, sie trieben die Raten um weitere 46.50 Dollar in die Höhe. Aber die Finanzierungsgesellschaft war hilfsbereit gewesen.
Bei den Haushaltsgeräten ging es etwas leichter, weil das Geschäft Kreditkarten akzeptierte. Auf diese Weise wurden die monatlichen Zahlungen automatisch geleistet, und sie brauchten sich nicht um ein Darlehen zu bemühen. Es wäre einfacher gewesen, wenn Ricks Sportwagen schon vor der Hochzeit abgezahlt gewesen wäre, wie er es eigentlich geplant hatte, allerdings hatte er es nicht ganz geschafft.
Rick drückte es so aus: „Ich dachte, verheiratet zu sein wäre toll. Aber unsere Schulden machen mir solche Sorgen, daß einem die Freude vergehen könnte.“ Lois pflichtete ihm bei und fügte hinzu: „Es war so einfach, Schulden zu machen. Werden wir es überhaupt je schaffen, sie loszuwerden?“
Diese bange Frage gibt das Dilemma wieder, vor dem Millionen Familien in den meisten Ländern der Welt stehen. Es gibt nicht viele Leute, denen es gelingt, durchs Leben zu gehen, ohne große, manchmal nicht zu bewältigende Schuldenlasten tragen zu müssen.
Wie man sich verschuldet
Wie verschuldet man sich? Ganz einfach! Es ist eine Art zu leben. Regierungen, multinationale Konzerne, kleine Geschäfte, Familien und Einzelpersonen — alle nehmen Schulden als normal hin.
Oft ist Stolz die Ursache für Schulden. Schulden verursachen Spannungen. Spannungen führen zu anderen Schwierigkeiten. Wie kann man also in einer Welt leben, die auf Schulden eingestellt ist, und gleichzeitig schuldenfrei bleiben?
Vielleicht ist das erste, was man lernen muß, sich einfach nichts aufdrängen zu lassen. Schon beim Betreten der meisten Geldinstitute werden einem durch Poster Kredite aufgedrängt. Kreditkarten sind leicht erhältlich. Über das ganze Spektrum, von Kredithaien bis zu seriösen Banken, gibt es Millionen erfolgreiche, aggressive Personen, deren Geschäft es ist, Geld zu verkaufen. Für sie ist Geld eine Ware — wie Lebensmittel —, und es ist ihr Beruf, dir Geld zu verkaufen. Lerne, NEIN zu sagen.
Bewältigung der Schulden
Es gibt viele Formeln, die ein annehmbares Verhältnis zwischen Schulden und Einkommen festlegen. Sie sind indes so verschieden, daß sie kaum etwas bedeuten. Einige Volkswirtschaftler sind zum Beispiel der Meinung, daß eine Familie bequem 30 Prozent ihres Bruttoeinkommens für das Wohnen veranschlagen könnte, d. h. für Hypotheken oder Miete. Diese Formel ist jedoch für ganz Arme nicht unbedingt geeignet. Allgemeine Formeln sind daher oft zu unbestimmt. Das ganze Problem der Schuldeneindämmung sollte man besser im Einzelfall betrachten.
Gewisse Schulden könnte man akzeptieren, aber das erfordert Unterscheidungsvermögen und sorgfältige Handhabung. Zum Beispiel kann sich kaum jemand ein Haus kaufen, ohne Schulden zu machen. Es ist unrealistisch, zu denken, eine Familie müsse in gemieteten Räumlichkeiten leben, bis sie genug Geld gespart habe, um ein Haus zu kaufen und es bar zu bezahlen. Dazu wird es wahrscheinlich nie kommen. Vielmehr wird die Familie der Meinung sein, mit dem Geld, das bisher für die Miete ausgegeben wurde, eine Hypothek, die auf ein Haus aufgenommen wird, abtragen zu können. Obwohl ein solches Vorgehen viele Jahre dauern kann, ist es nach ihrer Ansicht praktischer.
Wenn man sich überlegt, daß der Wert eines Hauses wahrscheinlich im Laufe der Zeit steigen wird, folgt daraus, daß die Hypothekenabtragung für die Familie günstiger ist, obwohl die Rate vielleicht höher liegt als die monatliche Miete, denn die Familie schafft Eigentum, nämlich den Wert des Hauses nach Abzug aller Belastungen. Eine Hypothek auf einem Haus zu vernünftigen Zinsen mit einer Abtragung, die zu bewältigen ist, kann daher eine vertretbare Schuld sein. Das gleiche trifft auf ähnlich große notwendige Anschaffungen für die Familie zu.
Andere Schulden können absolut unannehmbar sein. Mit Schulden richtig umzugehen schließt die Fähigkeit ein, keine zu machen. Die beste Regel ist vielleicht: Kaufe nichts, was du nicht brauchst und du dir nicht leisten kannst. Vermeide Spontankäufe. Sogar etwas, was nur die Hälfte kostet, ist kein Gewinn für dich, wenn du es dir nicht leisten kannst. Borge dir kein Geld für Luxusgegenstände. Mache keine Urlaubsreise, wenn du sie nicht vor Antritt der Reise bezahlen kannst. Alles, was du kaufst, muß früher oder später bezahlt werden. Kreditkarten sind nützlich, da man kein Bargeld bei sich haben muß, aber enorm teuer, wenn man sie zum Geldborgen benutzt.
Wie man Schulden los wird
Manche Leute glauben, bei ihren Schulden käme jeder Rat zu spät. „Ich bin schon unter einem Erdrutsch von Rechnungen und Verpflichtungen begraben. Wie soll ich da wieder herauskommen?“ Tatsache ist, daß es nie zu spät ist anzufangen.
Der erste Schritt sollte sein, Verbindung mit einer angesehenen Bank aufzunehmen. Wenn du einen Kredit benötigst, wirst du dort wahrscheinlich den besten Zinssatz erhalten. Sollte die Bank dir keinen Kredit gewähren, tut sie dir möglicherweise einen Gefallen. Denke daran, es ist ihr Geschäft, Geld zu verleihen, und sie leiht es dir, wenn es vernünftig zu sein scheint.
Zweitens mußt du anfangen, deine Schulden in einer gewissen Ordnung zurückzuzahlen. Entwirf einen Plan über den Fluß deines Geldes während der nächsten 24 Monate, und schreibe ihn auf. Sei realistisch. Rechne jedes bißchen Einkommen mit ein, das du voraussichtlich haben wirst. Dann führe alles auf, was bezahlt werden muß, auch einen Betrag für Unvorhergesehenes. Ordne die Schulden nach Dringlichkeit. Verteile dein Geld auf gerechte Weise, so daß jeder Gläubiger wenigstens etwas erhält. Setze für jede Schuld ein Ziel, wann du sie getilgt haben willst.
Ziehe in Verbindung mit dem Plan in Erwägung, wo du Kosten verringern könntest. Schuldenverringerung verlangt immer einige Opfer. Können die Ausgaben für Lebensmittel gekürzt werden, indem du Sonderangebote nutzt? Welcher billigere Ersatz kann beim Planen der Mahlzeiten einkalkuliert werden? Kann der Urlaub gekürzt werden? Könnte dein Lebensstandard niedriger sein? Kannst du auf Luxusgegenstände häufiger verzichten? Manchmal muß man einfach hart gegen sich selbst sein. Verschiedene Ausgaben unter „Notwendigkeiten“ können unter „Luxus“ eingetragen werden.
Sobald du einen Plan zu Papier gebracht hast, besprich ihn mit einem Angestellten deiner Kreditbank. Er wird beeindruckt sein, wenn er sieht, daß du es ernst meinst. Vielleicht zeigt er dir, wie du deinen Plan verbessern kannst. Möglicherweise schlägt er dir sogar eine Umschuldung vor. Wenn das der Fall ist, solltest du unbedingt den Zinssatz und die Zeit beachten, in der die konsolidierte Schuld zurückzuzahlen ist. Gewöhnlich bedeutet es kleinere Zahlungen über längere Zeit. Laß dich aber nicht verleiten, mehr Geld zu borgen, weil deine Schulden jetzt konsolidiert sind.
Sprich dich ab!
Jedes Programm zur Verringerung der Schulden erfordert Meinungsaustausch, wenn es erfolgreich sein soll. Besuche alle, denen du Geld schuldest, oder telefoniere mit ihnen. Zeige ihnen deinen Plan, wenn du glaubst, das sei nützlich. Sprich wenigstens mit ihnen. Denke daran, sie möchten wissen, was du unternimmst. Halte sie auf dem laufenden. Wenn ein Geldverleiher etwas nicht dulden kann, dann ist es Schweigen. Schweigen wird leicht als Gleichgültigkeit aufgefaßt oder sogar als Zahlungsweigerung. Viele Gläubiger haben einen Prozeß angestrengt, um ihr Geld zurückzubekommen, nur weil sich einfach niemand die Mühe gemacht hatte, zu erklären, was vor sich ging.
Solltest du einen Bankrott erwägen? In einigen Ländern sind alle Leute gesetzlich dazu berechtigt, aber man sollte das nicht leichtfertig tun. Schulden sind eine Verpflichtung, bei der auch die Moral eine Rolle spielt. Der Bankrott zieht Kreise und verursacht Probleme für andere. Auf deiner Weste wird ein Fleck bleiben.
Nichts spricht gegen die altmodische Anschauung, die Rechnung bei Fälligkeit zu bezahlen. Tatsächlich ist es, wenn möglich, am klügsten, überhaupt keine Schulden zu machen. Schulden können wie tödlicher Treibsand sein, in dem du versinkst. Rick und Lois ließen zu, daß sie versanken. Sie müssen Änderungen vornehmen, aber sie können Schritt für Schritt aus ihren Schulden herauskommen.
Wenn du unter einem buchstäblichen Erdrutsch verschüttet wärst, würdest du jegliche noch verbliebene Bewegungsfreiheit ausnutzen, um dich freizuschaufeln. Vielleicht geht es nur langsam, doch es funktioniert! Denke daran: Wie lange es auch dauern oder wie schwierig es auch sein mag, es lohnt sich, Schulden loszuwerden.
[Bild auf Seite 23]
Sich übermäßig zu verschulden ist, als versinke man in Treibsand