Was sagen uns die Sterne?
VON UNSEREM KORRESPONDENTEN IN BRASILIEN
„KENNST du die Botschaft der Sternenwelt, daß im Juli der Mars auf die Erde fällt?“ Diese Worte aus einem flotten Lied von Cole Porter bringen in passender Weise die weitverbreitete und seit langem bestehende Überzeugung zum Ausdruck, die Zukunft des Menschen stehe in irgendeinem Zusammenhang mit den Sternen.a Besteht zwischen den Himmelskörpern und dem Leben des Menschen hier auf der Erde jedoch wirklich eine Verbindung? Wenn ja, was wären die Folgen für die Menschheit? Und wenn nicht, welchen Zweck erfüllen die Sterne dann überhaupt?
Es ist nicht überraschend, daß sich so viele Menschen für die Zukunft interessieren, wenn man einige dramatische Entwicklungen und Ereignisse berücksichtigt, zu denen es in neuerer Zeit gekommen ist — der Fall der Berliner Mauer, der unvermittelte Zusammenbruch der früheren Sowjetunion, der in Afrika und in Europa zum Vorschein gekommene Völkerhaß, Feindseligkeiten religiösen Hintergrunds in Indien und Irland, die in zahlreichen Ländern galoppierende Inflation, die Aufsässigkeit unter Jugendlichen sowie schwindendes Vertrauen in politische Führer. Einem Bericht der Universität Hamburg zufolge war 1992 das kriegerischste Jahr seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs; es wurden insgesamt 52 bewaffnete Konflikte in verschiedenen Ländern ausgetragen. Friedliebende Menschen werden sich verständlicherweise fragen, von woher man Stabilität, Frieden und Sicherheit erwarten kann.
Die Ungewißheit über die Frage, was die Zukunft bringen wird, hat den vielen Formen der Wahrsagerei eine große Popularität beschert. Die bekannteste Form ist wahrscheinlich die Astrologie. Die Astrologie — nicht zu verwechseln mit der Wissenschaft der Astronomie — ist „das Voraussagen des Einflusses, den die Position und die Konstellation von Sternen und Planeten auf menschliche Angelegenheiten und auf irdische Ereignisse haben sollen“. Heutzutage können Millionen Menschen einfach nicht anders, als ihr Horoskop nach Hinweisen auf ihre Zukunft durchzulesen.b
Astrologen beteuern, auch auf anderen Gebieten die Zukunft prophezeien zu können: den Ausgang von Eheproblemen oder gesundheitlichen Problemen, den Aufstieg und Sturz politischer Führer, welches Datum für eine Geschäftseröffnung am geeignetsten ist oder die Gewinnzahlen in einer Lotterie.
Gemäß einer Meldung der Nachrichtenagentur Reuters erkundigte sich Nancy Reagan regelmäßig bei der Astrologin Joan Quigley nach dem günstigsten Zeitpunkt für die Reden ihres Mannes, des damaligen Präsidenten der Vereinigten Staaten, sowie nach den besten Start- und Landezeiten für sein Flugzeug. Und die New Catholic Encyclopedia verrät, daß „sich Papst Julius II. [1503—13] der Astrologie bediente, um den Tag seiner Einsetzung festzulegen; Papst Paul III. [1534—49] ließ mittels der Astrologie die günstigste Stunde für jede Kardinalsversammlung bestimmen“. Alfred Hug, Direktor eines Schweizer Unternehmens, das mit Hilfe der Astrologie Investoren an der Börse berät, verspricht hervorragende Ergebnisse. „Man muß nur die Sterne befragen“, versichert er.
Offensichtlich sind viele Menschen der Meinung, daß die Sterne auf das Leben des Menschen Einfluß nehmen. Wie entwickelte sich die Astrologie? Hat die Bibel, die ja schon sehr alt ist, etwas über Astrologie und Astrologen zu sagen?
[Fußnoten]
a „Im alten China ... ging man davon aus, daß Zeichen am Himmel und Naturkatastrophen sowohl die guten als auch die schlechten Taten des Kaisers und seiner Regierung widerspiegelten“ (The International Encyclopedia of Astronomy).
b Das Horoskop ist „eine schematische Darstellung der relativen Planetenkonstellation zu den Tierkreiszeichen zu einem bestimmten Zeitpunkt (zum Beispiel im Augenblick der Geburt)“ und dient Astrologen als Grundlage bei dem Versuch, zukünftige Ereignisse im Leben eines Menschen vorauszusagen.