Wir beobachten die Welt
Welt steht vor „Gesundheitskatastrophe“
„Extreme Armut fordert die meisten Todesopfer und ist die führende Ursache für Krankheiten und Leid auf der Welt“, heißt es im World Health Report 1995, veröffentlicht von der WHO (Weltgesundheitsorganisation). Die Hälfte der 5,6 Milliarden Erdbewohner habe keine Möglichkeit, sich lebenswichtige Medikamente zu beschaffen; weltweit sei fast ein Drittel der Kinder unterernährt und ein Fünftel der Weltbevölkerung lebe in extremer Armut. Gemäß der Londoner Zeitung The Independent warnt der Generaldirektor der WHO vor einer „Gesundheitskatastrophe, durch die viele große Errungenschaften ... der letzten Jahrzehnte zunichte gemacht“ würden.
Weniger Fälle von plötzlichem Kindstod
Im Rahmen einer Kampagne haben in Nordrhein-Westfalen alle Eltern von Neugeborenen ein Faltblatt mit Informationen über Risikofaktoren erhalten, die den plötzlichen Kindstod begünstigen können. Daraufhin seien in dem Bundesland, so die Süddeutsche Zeitung, die Fälle von plötzlichem Kindstod um 40 Prozent zurückgegangen. Nach ähnlichen Kampagnen wird aus Australien, England, den Niederlanden und Norwegen ein Rückgang der Todesfälle um 60 Prozent gemeldet. Eltern werden davor gewarnt, Säuglinge zum Schlafen auf den Bauch zu legen, für das Kinderbett ein großes Federbett oder eine weiche Matratze zu benutzen, während der Schwangerschaft zu rauchen und das Neugeborene Tabakqualm auszusetzen.
Was tun bei Rückenschmerzen?
Wie die kanadische Zeitung The Medical Post berichtet, haben 90 Prozent der Weltbevölkerung irgendwann im Leben Kreuzschmerzen, und damit sind Rückenschmerzen „das am häufigsten vorkommende Leiden der Menschen“. In den meisten Fällen seien teure medizinische Eingriffe allerdings nicht notwendig. Dr. Garth Russell, ein Orthopäde, sagt, daß „in 90 % der Fälle von plötzlichen oder akuten entzündlichen Rückenschmerzen (meist nach körperlicher Betätigung) lediglich starke Verspannungen der Rückenmuskeln mitspielen und zwei bis drei Tage Bettruhe Abhilfe schaffen“. Danach, so empfiehlt Dr. Russell, „sollte man mit leichten Übungen beginnen und die tägliche Routine wiederaufnehmen“.
Gewalt in Videospielen
Realitätsnahe, aggressive Videospiele sind, wie aus einem Bericht der kanadischen Zeitung The Vancouver Sun hervorgeht, fester Bestandteil der Kultur vieler Jugendlicher. Das Blatt nimmt auf eine Studie Bezug, nach der Minderjährige durch diese Spiele erregt werden. Ihre Pulsfrequenz steigt bedeutend an — manchmal auf mehr als das Doppelte. Der Leiter der Studie wollte wissen, ob „Kinder die Gewalt auf das Reich der Videospiele beschränken oder sie auf ihr Leben übergreifen lassen“. Nach Ansicht von Professor Charles Ungerleider, der an der Universität von Britisch-Kolumbien Pädagogik lehrt, wird durch solche Spiele die Botschaft vermittelt, Gewalt sei ein Mittel zur Problemlösung. Er meint: „Es sagt schon viel über unsere Gesellschaft aus, daß sie brutale Videospiele als akzeptable Unterhaltung ansieht.“
Gefährliche Krankheitserreger
Wie in einem Artikel des Magazins U.S.News & World Report zu lesen ist, „wüten sowohl neue Seuchen als auch altbekannte Krankheiten“. Wie kommt das? Nach der Neuen Zürcher Zeitung tragen eine Reihe von Faktoren zu einer erhöhten Krankheitsanfälligkeit bei. Ein Faktor ist die Zunahme der Auslandsreisen, durch die Krankheiten in Länder eingeschleppt werden, wo die Bevölkerung keine Abwehrkräfte dagegen entwickelt hat. Was die CDC (Zentren für Gesundheitsüberwachung) in Atlanta (Georgia) laut U.S.News außerdem ängstigt, „sind gewöhnliche Mikroben, die einst leicht mit Antibiotika zu bekämpfen waren, jetzt aber schon gegen die neusten und stärksten Medikamente resistent sind“.
Auswirkungen einer vergifteten Umwelt?
Der Zeitung The Globe and Mail zufolge ist in Kanada zum erstenmal eine wesentlich höhere Sterblichkeit als vorhergesagt zu verzeichnen. Statt des erwarteten Anstiegs um 3 Prozent hätten die Todesfälle im Jahr 1993 gegenüber 1992 um 4,3 Prozent zugenommen — die höchste Zunahme, seit es Aufzeichnungen darüber gebe. Mit berücksichtigt sei ein Anstieg der Säuglingssterblichkeit, und zwar der erste nach 31 Jahren. Diese Zunahmen seien ungewöhnlich und alarmierend. Ein kanadischer Experte habe dabei unwillkürlich an den Tod des Kanarienvogels gedacht. Kanarienvögel hatte man früher zur Feststellung giftiger Gase in Bergwerke mitgenommen. „Könnte dies das erste Anzeichen einer zunehmend vergifteten Umwelt sein?“ lautete die Frage.
Jugend blickt pessimistisch in die Zukunft
Früher nannte man Australien das „glückliche Land“, doch immer mehr junge Australier würden dieser Einschätzung heute wohl nicht zustimmen. Der Zeitung The Australian zufolge hat eine Studie unter Jugendlichen zwischen 15 und 19 Jahren ergeben, daß sie „eine ‚apokalyptische‘ Vision von der wirtschaftlichen Zukunft Australiens“ haben. Es wurden Schüler der 9., 10. und 11. Klasse an staatlichen, katholischen und privaten Schulen interviewt. „Aus dem Bericht ist ‚ziemlich deutlich‘ zu ersehen, daß die jetzige Generation der 15- und 16jährigen ‚nicht auf die Zukunft erpicht ist‘, da sie der Meinung ist, daß die Gesellschaft immer brutaler wird und die Arbeitslosigkeit auf ihrem hohen Stand bleibt“, führt das Blatt weiter aus. Auf die Frage, wie ihr Leben wohl in zehn Jahren aussehen wird, „sprachen die meisten der Befragten von einer schlechteren Wirtschaftslage und einer Gesellschaft, in der der einzelne weniger Einfluß auf sein wirtschaftliches Los hat“.
HIV-Träger nicht informiert
In Japan versäumen es eine Anzahl Ärzte, HIV-Träger über ihre Infektion zu informieren, und manche Ehepartner haben sich daraufhin infiziert. Nach einer Umfrage in 363 Krankenhäusern und anderen medizinischen Einrichtungen teilte das Ministerium für Gesundheit und Soziales mit, daß nur 43 Prozent der Institutionen alle HIV-Patienten über ihren Zustand unterrichten. Etwa 28 Prozent informieren nur einen Teil ihrer Patienten. Wie die Daily Yomiuri schrieb, gaben einige Krankenhäuser zu, ihren Patienten überhaupt nicht Bescheid zu sagen, während sich andere zu dieser Frage nicht äußerten. Einer der Hauptgründe, warum Ärzte Infizierte oft nicht unterrichten, sei deren „äußerst instabile psychische Verfassung“.
Attraktion auf dem Kamelmarkt
Urlauber, die das Außergewöhnliche suchen, kommen ihrerseits den Einheimischen oft recht seltsam vor. Die International Herald Tribune berichtet, daß westliche Touristen in der Wüstenstadt Pushkar (Nordindien) den womöglich größten Kamelmarkt der Welt entdeckt haben. Dort amüsieren sich die Kamelhändler köstlich über die fremdländischen Besucher. Die Tribune erläutert, daß die „Kameltreiber über diese absonderliche Spezies staunen, die unter der Wüstensonne rot wird, die Welt durch schwarze Kisten betrachtet, die sie vors Gesicht hält [Kameras], und bereit ist, zwei Dollar (mehr als zwei Tagelöhne für die meisten Wüstenbauern) für einen einstündigen Ritt auf einem schwerfälligen Kamel hinzublättern“. Auf die Frage, ob es gut oder schlecht sei, daß immer mehr Touristen kommen, erwiderte ein Kameltreiber: „Gut. Wir betrachten sie uns gern.“
Werteverfall in China
„Das Streben nach Reichtum rüttelt am Fundament der chinesischen Gesellschaft, der Familie“, meldet das Wall Street Journal. „Die Familien zerfallen, wodurch eine Generation von Jugendlichen heranwächst, die nur an sich selbst denkt. Verbrechen und Korruption nehmen Rekordausmaße an.“ Wie ein Forscher erklärt, behandeln Kinder, die ihre Eltern früher achteten, sie heute wie Bedienstete und sind nicht geneigt, im Alter für sie zu sorgen. Obgleich in China viele noch an den überkommenen Werten festhalten, tragen die Millionen, die auf der Suche nach besseren Chancen in die Ferne ziehen, zu einer Untergrabung der Werte bei. „Das Ziel ist die Jagd nach Geld. Die Menschen sind bereit, für Geld positive Werte und die gesellschaftlichen Moralbegriffe über Bord zu werfen“, sagte Bai Jingfu, Vizeminister für öffentliche Sicherheit.
Neue Arten
Britische und brasilianische Botaniker haben mehr als 20 Jahre lang an einem einzigen Berg im Nordosten Brasiliens nach neuen Pflanzenarten gesucht. Sie haben in einem Gebiet von nur 171 Quadratkilometern die überwältigende Zahl von 131 bislang unbekannten Pflanzenarten entdeckt. Dieser „Garten Eden“, wie die Zeitung Folha de São Paulo den Ort nennt, gedeiht auf dem 1 960 Meter hohen Pico das Almas im brasilianischen Bundesstaat Bahia. Die Botaniker untersuchten 3 500 Herbarien, um sicherzugehen, daß alle diese Pflanzen auch wirklich neue Entdeckungen waren — und sie waren es. Simon Mayo vom Königlichen Botanischen Garten in England sagte gegenüber der Zeitung: „Es ist beeindruckend, am Ende des zwanzigsten Jahrhunderts so viele Pflanzen zu entdecken.“