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Erwachet! 1997
g97 22. 10. S. 16-19

Elektrizität aus den Snowy Mountains

VON UNSEREM KORRESPONDENTEN IN AUSTRALIEN

DIE Australischen Alpen, die bisweilen als Dach Australiens bezeichnet werden, erstrecken sich über die Bundesstaaten Neusüdwales und Victoria. Dort liegen die Snowy Mountains, die das Quellgebiet des Snowy River sind. Inspiriert von der zerklüfteten Gebirgslandschaft und den zähen Männern zu Pferde, die in die Berge vordrangen, schrieb A. B. (Banjo) Paterson das Gedicht „The Man From Snowy River“, das später verfilmt wurde.

An den tückischen Abhängen, die der legendäre Reiter hinunterritt, befinden sich heute die Wasserschlösser eines Wunderwerks der Technik — des Snowy-Mountains-Projekts. 1967 stufte die Amerikanische Ingenieurvereinigung das komplexe Netzwerk von Aquädukten, Tunneln, Stauseen und Kraftwerken als „eines der sieben größten technischen Wunder der Neuzeit“ ein. Wie wäre es mit einer Besichtigung dieses Wunders in den Bergen? Zunächst jedoch wird die Frage beantwortet, warum es gebaut wurde und von wem.

Ein durstiges Land

Überraschenderweise kamen die ersten Siedler, auf deren Wasserbedarf das Projekt eigentlich zurückgeht, nicht einmal auf die Idee, sich die Kraft des Wassers zunutze zu machen. Die von Dürren geplagten Farmer, die im 19. Jahrhundert im Murray-Darling-Becken lebten, dem bedeutendsten Feldbaugebiet Australiens, wünschten sich nichts weiter als eine zuverlässigere Wasserversorgung.

Die Farmer wußten, wo es Wasser gab — im Snowy River. Doch dieser Fluß stürzte die andere, vegetationsreiche Seite der Australischen Alpen hinunter und floß in die Tasmansee. Das schien die reinste Verschwendung zu sein. Könnte das kalte, klare Wasser des Snowy River dort oben in den Bergen umgeleitet werden in die Quellgebiete der Flüsse Murray und Murrumbidgee mit ihrer eher schwankenden Wasserführung, dann wäre das für die Farmer ein Schutz gegen Dürren und würde ihnen einträgliche Ernten sichern. Es war ein verlockender Traum.

Im Jahre 1908 kam der Traum seiner Verwirklichung ein Stück näher, als das Bundesparlament entschied, in dem nahe gelegenen Bezirk Canberra die Hauptstadt des Australischen Bundes zu bauen. Könnte dem Energiebedarf der bald entstehenden Stadt durch Wasserkraft abgeholfen werden? Erneut standen die Snowy Mountains im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit.

Mehrere Vorschläge — einige zur Nutzung von Wasserkraft, andere zu Bewässerungsmöglichkeiten — wurden vorgelegt, aber wieder fallengelassen. 1944 schließlich wurde der erste Plan zur Bewässerung und gleichzeitigen Stromerzeugung durch Wasserkraft unterbreitet, und er fand schnell Zustimmung. 1949 beauftragte die Bundesregierung die Snowy Mountains Hydro-electric Authority mit der Ausarbeitung und dem Bau des Projekts mit der Doppelfunktion.

Doch wie sollte eine junge Nation, die im wesentlichen Ackerbau betrieb, ohne die nötige Fachkenntnis und angesichts des Arbeitskräftemangels ein Projekt bewältigen, das in seiner Größenordnung und Komplexität seinesgleichen suchte?

Aus den Trümmern in den Schnee

Die Lösung lautete: Einwanderer. In Europa, das vom Zweiten Weltkrieg noch immer durcheinandergewirbelt war, herrschten alptraumhafte Zustände: Städte lagen in Trümmern, viele Menschen waren arbeitslos oder hatten kein Dach über dem Kopf. Daher lud Australien in Zusammenarbeit mit den Vereinten Nationen jeden Europäer, der die nötigen Qualifikationen aufwies, ein, sich für die Mitarbeit am Snowy-Mountains-Projekt zu bewerben.

Daraufhin ließen Zehntausende von Arbeitern aus etwa 33 Ländern die Trümmer Europas hinter sich und machten sich auf den Weg nach Australien. Sie bildeten zwei Drittel des gesamten Arbeitskräftepotentials des Projekts und sollten die Zusammensetzung der australischen Bevölkerung nachhaltig verändern. In seinem Buch Snowy schreibt Brad Collis: „Ein Land, dessen Grundstock aus ... Briten bestand, entwickelte sich beinahe über Nacht zu einer der größten Mischkulturen der Welt.“ Collis führt weiter aus: „[Die Männer] wurden in die Berge geschickt — Feinde und Verbündete, Unterdrücker und Opfer —, um gemeinsam zu arbeiten.“ Zwar bildeten sie nicht von heute auf morgen ein Team, aber das kam mit der Zeit.

Das Leben in den Australischen Alpen

In der Anfangszeit des Projekts erwies sich der Aufstieg in die Australischen Alpen als fragwürdiger Auftakt. Wegen der vereisten, schlammigen und gewundenen steilen Pfade kostete der Aufstieg Nerven, und die Männer kamen nur langsam voran. Das Terrain war teilweise tatsächlich derart abschüssig und unwegsam, daß dort selbst Känguruhs nur selten gesichtet wurden. Daher wundere es nicht, so Collis, daß die Snowy Authority „die weltweit erste Einrichtung gewesen sein soll, die die Anschnallpflicht eingeführt hat“.

Die Unterkünfte waren nicht viel besser als die Straßen: Es handelte sich um überschüssige Armeezelte ohne Boden! Schließlich schossen hoch oben in der Bergkette über 100 Lager und Zeltstädte wie Pilze aus dem Boden. Cabramurra, eine der damaligen Zeltstädte, nimmt für sich heute in Anspruch, die höchstgelegene Gemeinde Australiens zu sein.

Man kann sich sicher vorstellen, daß das Arbeiten und Schlafen unter solch harten Bedingungen die Begeisterung der Arbeiter sehr auf die Probe stellte. Im Winter gingen ihnen die Schneestürme in die Knochen, im Sommer machte die drückende Hitze jede Bewegung zu einer Kraftanstrengung, und Scharen von lästigen Fliegen bedeckten die verschwitzten Gesichter und Rücken. Wie verhaßt den Europäern die Fliegen doch waren!

Die meisten Männer hielten jedoch durch. Sie, die durch den Krieg abgehärtet und zäh waren, waren entschlossen, den Neubeginn zu einem Erfolg zu machen. Viele von ihnen konnten sich sogar für den urwüchsigen australischen Busch erwärmen, in dem seltsame Tiere, Schlangen und Vögel leben, die eher schreien und kreischen als singen und zwitschern. Im Laufe der Zeit wichen die Zelte bescheidenen Holzhäusern, und die Männer ließen Frauen und Kinder nachkommen.

Doch wie konnte das Problem der vielen verschiedenen Sprachen gelöst werden? Man muß sich vorstellen, daß Männer mit schweren Maschinen, mit Bohranlagen und mit Sprengstoff arbeiteten, ohne sich untereinander richtig verständigen zu können. Da dieser Umstand unweigerlich eine Katastrophe heraufbeschworen hätte, sorgte die Projektleitung für kostenlosen Englischunterricht außerhalb der Arbeitszeiten. Wer seine Arbeit behalten wollte, mußte Grundkenntnisse der englischen Sprache besitzen; daher war es nicht verwunderlich, daß der Unterricht gut besucht wurde.

Trotz der vielen Hindernisse wurde das Projekt nach 25 Jahren (1949 bis 1974) zur geplanten Zeit und im Rahmen des vorgesehenen Budgets abgeschlossen. Die 820 Millionen australische Dollar, eine an heutigen Maßstäben gemessen bescheidene Summe, waren damals alles andere als ein geringer Betrag, vor allem für eine Nation von nur 8 Millionen Menschen, die sich immer noch von den Nachwirkungen des Krieges erholten mußte.

Nun plant die Snowy Mountains Authority für 1999 eine 50-Jahr-Feier. Die Feier soll unter anderem ein Wiedersehen mit all denen einschließen, die an dem Projekt beteiligt waren, sofern sie ausfindig gemacht werden können. „Diese Menschen halfen mit, eines der technischen Wunderwerke der Welt zu bauen, und sie veränderten den Lauf der Geschichte Australiens“, erklärte der jetzige Projektleiter. „Wir möchten uns bei ihnen dafür bedanken.“

Die Größe und Leistungsfähigkeit des Projekts

In der Broschüre The Power of Water heißt es: „Das Projekt umfaßt ein Gebiet von 3 200 Quadratkilometern, 80 Kilometer Aquädukte, 140 Kilometer Tunnel sowie 16 große Stauseen.“ Die Stauseen speichern 7 Milliarden Kubikmeter Wasser — das 13fache der Wassermenge im Hafen von Sydney, der etwa 530 Millionen Kubikmeter faßt —, wobei der Lake Eucumbene das größte Reservoir ist. Die 7 Kraftwerke, die jährlich bis zu 6 400 Gigawattstunden erzeugen, können 17 Prozent des Strombedarfs des südostaustralischen Festlands, einschließlich der Städte Sydney, Melbourne und Canberra, decken.

Normalerweise laufen die Turbinen nicht 24 Stunden am Tag, außer an bestimmen Tagen mit besonders hohem Strombedarf, den die Wärmekraftwerke nicht allein decken können. Wasserkraft ist vor allem für die Hauptbelastungszeiten eines Elektrizitätsnetzes geeignet, weil ein plötzlich erhöhter Strombedarf mit Hilfe von Wasserkraft innerhalb von sehr kurzer Zeit gedeckt werden kann — schon nach zwei bis drei Minuten wird die nötige Elektrizität erzeugt, wogegen ein Kohlekraftwerk mehrere Stunden dazu benötigt.

Wie das Snowy-Mountains-Projekt funktioniert

Nach Angaben der Projektleitung zeichnet sich das Projekt dadurch aus, daß es „das weltweit komplexeste Mehrzweck-Hydroverbundsystem mit Mehrzweckreservoiren“ ist. Es besteht aus zwei integrierten Teilen, der Snowy-Murray-Anlage und der Snowy-Tumut-Anlage.

Die Snowy-Murray-Anlage ist so gebaut, daß das Wasser aus dem Island-Bend-Stausee, der vom Snowy River gespeist wird, durch einen durch den Berg führenden Tunnel zum Geehi-Stausee umgeleitet wird, der auch vom Geehi River gespeist wird. Von dort stürzen sich die Wassermassen 820 Meter in die Tiefe zu den beiden Murray-Kraftstationen. Zur selben Zeit bezieht die Guthega-Kraftstation Wasser aus dem Oberlauf des Snowy River, nahe dem Mount Kosciusko, Australiens höchstem Gipfel. Von Guthega aus fließt das Wasser in das Haupttunnelsystem am Island-Bend-Stausee. Eine Reihe von Tunneln, darunter der Tunnel vom Island-Bend-Stausee zum Lake Eucumbene, ermöglicht einen zweiten Fließweg, wodurch die gesamte Anlage noch praktikabler wird.

Bei der Snowy-Tumut-Anlage stürzt das Wasser aus dem Lake Eucumbene, den Stauseen Tooma, Happy Jack und Tumut Pond bergabwärts durch Wasserschlösser und 4 Kraftwerke, bevor es dann in den Tumut River fließt, einen Nebenfluß des Murrumbidgee. In diesem Abschnitt befindet sich Tumut 3, die größte Kraftstation, in deren 6 Wasserschlösser jeweils ein doppelstöckiger Bus passen würde.

In den Schwachlastzeiten wird außerdem Wasser vom Lake Jindabyne nach oben zum Lake Eucumbene gepumpt und von der unteren Kraftstation Tumut 3, die auch als Pumpstation dient, zum Talbingo-Reservoir. Doch warum wird Elektrizität dadurch verschwendet, daß Wasser bergaufwärts gepumpt wird? Überraschenderweise geschieht dies aus Profitgründen. Die Pumpen arbeiten außerhalb der Hauptbelastungszeiten nämlich mit billigem Strom von den Wärmekraftwerken. In den Hauptbelastungszeiten wird das Wasser dann wieder abgegeben, und die durch Wasserkraft erzeugte Elektrizität wird den Betreibern des Stromversorgungsnetzes gewinnbringend „wiederverkauft“. Der größte Teil der Wassermassen — jährlich über 2 Milliarden Kubikmeter — speist die Flußsysteme im Westen und bringt natürlich keinen Gewinn.

Wasserkraft — eine saubere Methode der Stromerzeugung?

Ja, denn Wasser ist eine umweltneutrale, erneuerbare Ressource ohne Abfallprodukte. Keine unansehnlichen Schornsteine und Kühltürme verschandeln die Berglandschaft. Daher sind sich die Tausende von Skifahrern im Winter und die Bergsteiger im Sommer der unter ihnen verlaufenden Wasserwege und der Kraftstationen kaum bewußt.

Stammte die vom Snowy-Mountains-Projekt erzeugte Elektrizität von Wärmekraftwerken, würden jedes Jahr zusätzlich etwa 5 Millionen Tonnen Kohlendioxyd in die Atmosphäre geblasen.

Dennoch ist die Natur nicht ganz unbeschadet davongekommen, vor allem nicht der Snowy River. Da ein Großteil seines Wassers umgeleitet wird, gleicht er im Gegensatz zu früher eher einem Rinnsal. Außerdem sind die großen Stauseen schuld daran, daß Weideland überflutet wurde, und wegen des neuen Hochwasserstands mußten die Städte Adaminaby und Jindabyne verlegt werden.

Andererseits jedoch hat sich das Snowy-Mountains-Projekt als außergewöhnlich zuverlässig erwiesen, was bestätigt, daß der erste Projektleiter einen klugen Rat gab, als er sagte: „Nicht das Rühren der Werbetrommel, sondern Leistung ruft Respekt und Wohlwollen hervor.“

[Bildnachweis auf Seite 16]

Fotos auf den Seiten 16—19: Snowy Mountains Hydro-electric Authority

[Bild auf Seite 16]

Luftbild von der Kraftstation Tumut 3, der größten Kraftstation des Snowy-Mountains-Projekts

[Bild auf Seite 18]

Um ein Team zu bilden, mußten die Arbeiter Englisch lernen

[Bild auf Seite 18]

Die Arbeiter mußten unter harten Bedingungen leben

[Bild auf Seite 19]

Das Projekt schloß die Untertunnelung der Berge ein

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