Gilead graduiert seine 24. Klasse
IN biblischen Zeiten war Gilead der Name einer unmittelbar östlich des Jordan gelegenen Landschaft. Heute gehört diese Landschaft zum Gebiet des Haschemitischen Königreiches des Jordan. Seine grünen Hügel waren ideale Weiden, und aus seinen Büschen gewann man einen Balsam, der wegen seiner heilsamen Eigenschaften berühmt wurde.
Was ist Gilead heute? Es ist das, was Jehovas Zeugen gern die Wachtturm-Bibelschule Gilead nennen. Sie gehört zur Königreichsfarm in South Lansing, das im Herzen der Fingerseegegend im Staat New York liegt. Zu dieser einzigartigen Schule sind nur reife Vollzeitdiener zur Schulung als Missionare oder als Sonderbeauftragte der Wachtturm-Gesellschaft zugelassen. Die Studenten zahlen kein Schulgeld. Sie erhalten freie Beköstigung und Wohnung und ein kleines monatliches Taschengeld zur Bestreitung ihrer Nebenausgaben. Die Schule hat vier Klassenräume, einen Hörsaal und eine schöne Bibliothek. Die Schule wurde 1943 gegründet und graduierte jährlich zwei Klassen mit rund hundert Studenten je Klasse.
Gilead wurde gegründet, damit die Gesellschaft „diese gute Botschaft vom Königreich“ in der ganzen Welt besser predigen kann. Ihre Missionare haben eine wichtige Rolle gespielt in der wunderbaren Ausdehnung, die während der letzten zehn Jahre im Predigtwerk vor sich ging. Sie haben das Vorrecht gehabt, Pionierarbeit zu leisten, zu organisieren, und das Werk in vielen Ländern zu leiten.
Gilead ist das logische Ziel aller qualifizierten Vollzeitdiener Jehovas, die die Ermahnung des Paulus befolgen möchten: „Vernachlässige nicht die Gnadengabe in dir.“ (1. Tim. 4:14) Fünfeinhalb Monate intensiver Schulung bereichern den Studenten in der Erkenntnis und im Verständnis jeder Seite des christlichen Predigtwerkes. Kein materieller Gewinn wird geboten, sondern nur harte Arbeit während der Schulzeit und noch härtere Arbeit nach der Graduation. Doch jene, die Gott mit ihrem ganzen Herzen und Sinn, mit ihrer ganzen Seele und Kraft lieben und ihren Nächsten wie sich selbst (und die nicht Familienbürden zu tragen haben), folgen gerne dem Rufe Gileads, damit sie mit ihren Kräften und Fähigkeiten das Bestmögliche vollbringen können, und zwar dort, wo ihr Dienstamt wahrscheinlich am meisten geschätzt wird.
DIE 24. GRADUATION
Die meisten Gäste kamen in Gilead am Sonnabend, am Tag vor der Graduation, an. Den Tag verbrachte man mit der Besichtigung und mit Wintersport. Dafür war das Wetter ideal. Die Sonne schien hell und die Temperatur war unter dem Gefrierpunkt. Am Abend wurde im Hörsaal ein dreistündiges Programm geboten, das aus einem Bibel-Studium mit Hilfe des Wachtturms, einem ausgezeichneten musikalischen und dramatischen Programm, das von den Studenten dargeboten wurde, und einem begeisternden Bericht des Präsidenten über seine Vortragsreise durch Zentralamerika, Teile von Südamerika und durch das Karibische Meer bestand. Gemäß der Zählung erfreuten sich 1876 Personen dieses Programms.
Am frühen Sonntagmorgen, dem 6. Februar, stand eine Menge vor den Toren Gileads. Sie ärgerten sich bei weitem nicht, weil sie in der Kälte auf Einlaß warten mußten, denn man hörte sie Königreichslieder singen. Lange vor Beginn des Programms um 9 Uhr war jeder Platz besetzt, und 2314 füllten den Hörsaal, die Klassenräume, den Speisesaal, das Kellergeschoß und die Bibliothek, um das Programm zu hören, wenn nicht auch zu sehen. Nach dem üblichen Gesang und Gebet und den einleitenden Gedanken durch den Präsidenten der Gesellschaft und der Schule, N. H. Knorr, wurde John Markus, Diener der Königreichsfarm, eingeführt. Von den Bäumen der Farm, die vom letzten Hurrikan entwurzelt worden waren, leitete er eine Lektion ab. Solche Bäume könnten keine Frucht mehr tragen oder Schutz bieten. Es wird Drangsalszeiten geben, aber laßt euch nicht durch sie entwurzeln. Denkt immer daran, daß ihr festgewachsene Bäume der Gerechtigkeit seid, die tief aus den Wassern der Wahrheit schöpfen und Menschen guten Willens geistige Frucht und Schutz darbieten.
Danach erteilte jeder der fünf Instruktoren Ermahnungen. H. K. Jackson betonte die Notwendigkeit für die Missionare, die Sprache der Menschen zu ihrer Sprache zu machen, um sie besser die „reine Sprache“ des Wortes Gottes lehren zu können. Karl Adams brachte als nächster zum Ausdruck, daß, wie der Reichtum verwendet werden muß, um von Wert zu sein, auch die erhaltene Erkenntnis verwendet werden muß, damit sie von Wert sei. Dann erteilte Ulysses Glass Rat über die Notwendigkeit, über seine Handlungsweise zu wachen. Ihr werdet Wegweiser für andere sein. Daher vergewissert euch, daß eure Worte und Handlungen immer in die richtige Richtung zeigen.
Maxwell Friend stellte in seinem Rat fest, daß man den besten Ehegatten, die lieblichste Ehefrau, die glücklichste Familie, das gemütlichste Heim usw. noch nicht gesehen hat. Das wird es aber in der neuen Welt geben. So hat es also keinen Sinn, mit Bedauern oder einem Geist der Enttäuschung zurückzuschauen. Frischt vergangene Fehler nicht auf. Sorgt euch nicht. Sorgen verursachen Falten (ein Schönheitswink); „eine Rosine ist eine sorgenvolle Traube.“ Heute ist das Morgen, über das ihr euch gestern Sorgen machtet. Erlebt einen Tag auf einmal. Seid freudig; eine bedrückte Seele kann anderen gegenüber keine Freundlichkeit bekunden.
A. D. Schroeder, der Leiter der Schule, betonte die Notwendigkeit der Gemeinschaft. Christen sind keine einsamen Wölfe, die nur ein Selbstinteresse haben. Die Neue-Welt-Gesellschaft ist nicht nur eine dynamische Religion, die Jehova dient; es ist eine Neue-Welt-Lebensweise. Alle Menschen guten Willens haben Güte, Gesundheit und Schönheit. Schaut danach aus. Glück wird das Ergebnis sein, denn ihr werdet euch ihrer Gemeinschaft erfreuen, und sie werden sich eurer Gemeinschaft erfreuen. Nach diesen Gedanken las M. G. Henschel, einer der Direktoren der Gesellschaft, einige Telegramme vor, die von Gratulanten aus verschiedenen Teilen der Erde stammten. Eingeschlossen waren ferne Orte wie Tokio, Japan.
AUSSCHLIESSLICHE ERGEBENHEIT AN JEHOVA
Dann kam die Hauptansprache des Morgens, die Ansprache N. H. Knorrs über das Thema „Ausschließliche Ergebenheit an Jehova“. Diese Graduation ist ein ernster Anlaß, wichtig für alle. Wir dürfen die Arbeit, die wir getan haben, nicht als leicht betrachten. Da wir uns Jehova hingegeben haben, wissen wir, daß er von uns ausschließliche Ergebenheit fordert: „Du sollst dich nicht vor ihnen [anderen Göttern] niederbeugen und ihnen nicht dienen, denn ich, Jehova, dein Gott, bin ein eifernder Gott [ein Gott, der ausschließliche Ergebenheit fordert, NW], der die Ungerechtigkeit [derer] … heimsucht, … die mich hassen.“ (2. Mose 20:5) Ein französischer Übersetzer gibt 2. Mose 34:14 wieder: Jehova „wünscht, einzigartig geliebt zu werden“.
Jehova kann als das höchste Wesen keine Rivalen dulden. Während heute Menschen des Westens nicht in der Gefahr stehen, buchstäbliche Götzen zu machen und sie anzubeten, können wir sehr leicht verfehlen, ausschließliche Ergebenheit zu bekunden, indem wir uns für selbstische Dinge interessieren. Zum Beispiel denken einige, Geld sei wichtiger als das Predigen des Wortes Gottes.
Einzelne Personen können durch Entgegennahme von Lobpreisung zu Jehovas Rivalen werden. Ein schönes Gefäß verdient kein Lob, aber sein Schöpfer verdient es. Jehova ist der Töpfer, und er hat das Recht, mit dem Ton zu tun, was er wünscht. Er weiß, wie das Gefäß aussehen soll, und welchem Zweck es dienen soll. Seine Ideen wird er nicht ändern, um sie uns anzupassen, sondern wir müssen unser Denken ändern, um es seinem Denken anzupassen. Er weiß alles am besten. Wir dürfen ihn nie in Frage ziehen, selbst wenn wir ihn nicht verstehen. Während er liebevoll und barmherzig ist, wagen wir nicht, sorglos zu werden und zu denken, wir könnten uns auf seine Barmherzigkeit etwas einbilden, denn er ist auch ein „verzehrendes Feuer“. — 5. Mose 4:24.
Ausschließliche Ergebenheit erfordert, daß wir stolz sind, zu Jehovas Zeugen zu gehören, daß wir begierig sind, für unsere Brüder aufzustehen, über die wegen ihrer Treue Schande gebracht wird. Bei einem kürzlichen Verhör vor dem Obersten Gericht der Vereinigten Staaten deutete der Regierungsanwalt an, der Anwalt der Gesellschaft, H. C. Covington, lüge in dem Bemühen, die Angeklagten — mehrere jugendliche Zeugen Jehovas — vor dem Gefängnis zu bewahren. Covington verneinte kühn diesen Vorwurf, indem er sagte: „Wenn alle Zeugen Jehovas in das Gefängnis kommen, wollen sie dorthin kommen wegen des Gesetzes, aber nicht wegen Betrugs!“ Bruder Knorr bemerkte dazu, wenn das der Cäsar wünsche, würden wir uns nicht fürchten. Im Gefängnis können wir weiterhin Jehova ausschließliche Ergebenheit zollen, aber außerhalb des Gefängnisses können wir das nicht, falls wir wegen Kompromissen draußen sind.
Abschließend gab er den Studenten den Rat, sich Gott im Gebet demütig zu nähern, wenn Probleme entstehen, um für ihre Füße einen ebenen Pfad zu schaffen. „Ihr werdet keinen Zaun um euch herum haben, der euch vor Schlingen schützt, aber auf Grund der Schulung, die euch hier zuteil wurde, seid ihr besser ausgerüstet, um Jehova ausschließliche Ergebenheit zu zollen.“ Dann verteilte er die Diplome, und danach verlas einer der Studenten für die Klasse eine Resolution, die begeistert angenommen wurde.
In der Resolution brachten die Studenten ihre Dankbarkeit für die fortgeschrittene theokratische Schulung zum Ausdruck, die sie erhielten und drückten auch ihren Dank aus für die Beiträge der Zeugen Jehovas, durch die diese Schule eingerichtet werden konnte. Ebenso dankten sie dem Präsidenten der Schule, den Instruktoren und den Gliedern der Farmfamilie „für ihr selbstloses Interesse, ihre Geduld und liebevolle Hilfe“. Gilead hat so viel für sie getan, und sie beschlossen, nach bestem Können den Lauf ausschließlicher Ergebenheit an Jehova zu verfolgen durch eine Unterstützung anderer, indem sie ihnen die Wahrheit darreichen und immer danach trachten, in der Sprache tadellos zu sein und untadelig im Verhalten. Die 101 Studenten kamen aus 10 verschiedenen Ländern, einschließlich der Philippinen, Japans, Nigerias, Finnlands und Deutschlands. Sie wurden in vierundzwanzig verschiedene Länder ausgesandt.