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Der Wachtturm verkündet Jehovas Königreich 1957
w57 1. 7. S. 396-401

Der Präsident besucht Europa und den Nahen Osten — 1. Teil

DIE Reisen von heute sind von den Reisen vor vierzig Jahren bestimmt verschieden! Mittels Flugzeug konnte ich innerhalb weniger Wochen viele Orte besuchen, die in der Welt weit auseinanderliegen, konnte die Zweigbüros der Watch Tower Bible and Tract Society inspizieren, mit Missionaren zusammenkommen und in verschiedenen Ländern Landeskongressen beiwohnen. Am Montag, dem 26. November 1956, begann für mich um 16 Uhr eine solche Reise an Bord eines Flugzeuges des Typs DC-7. In zehn Stunden hatten wir Hamburg, Deutschland, erreicht. Dort stiegen einige Passagiere aus, und nach einer halben Stunde flogen wir nach Dänemark weiter, wo ich zum ersten Male Halt machte.

Der Zweck meiner Reise nach Nordeuropa war die Überwachung eines großen Bauprogramms, das die Gesellschaft vor ungefähr achtzehn Monaten begonnen hatte und das jetzt zur Ausführung kommt. Das Werk ist in Dänemark so gut vorangegangen, daß es notwendig geworden ist, ein neues Bethelheim und auch eine Druckerei zu bauen. Schon vor einiger Zeit waren die Pläne entworfen worden; jetzt noch einige Einzelheiten ins Auge zu fassen und das schöne, im Bau begriffene Gebäude zu besichtigen, das in Kopenhagen errichtet wird, bereitete wirklich Freude. In wenigen Monaten, vielleicht schon im Frühsommer, wird es fertiggestellt und seinem Zweck übergeben werden. Ich hatte auch Gelegenheit, viele Probleme des dortigen Zweiges hinsichtlich des Predigtwerkes in Dänemark zu erwägen. Die Brüder sind sehr eifrig und wünschen das Werk genauso durchzuführen, wie es Jehovas Zeugen in allen anderen Gegenden der Erde tun; aber die Regierung denkt anders darüber. Sie behauptet, Jehovas Zeugen nähmen in ihrer Predigttätigkeit von Haus zu Haus an einem kommerziellen Werke teil. Die Suche nach einer Lösung gibt uns viel Arbeit in Verbindung mit Rechtsanwälten. Die Brüder lassen ihre Hände nicht erschlaffen, sondern fahren fort, die gute Botschaft vom Königreich zu predigen. Es war denn auch eine Freude, in der KB-Halle (wo ich schon öfter gesprochen hatte) mit 6082 der dortigen Brüder zusammenzusein. Diese Halle war vollbesetzt. Dank der Erlaubnis der Feuerpolizei konnten viele Brüder in den Gängen stehen, die mit Lautsprechern versehen waren.

DEUTSCHLAND

Nachdem ich mich nur anderthalb Tage in Dänemark aufgehalten hatte, setzte ich meine Reise nach Deutschland fort. Es freute mich sehr, bei der Landung in Frankfurt viele meiner Mitarbeiter vorzufinden, die Brüder Frost und Franke, eine stattliche Anzahl von Gliedern der Frankfurter Versammlung und einige weitere Brüder vom Zweigbüro in Wiesbaden. Auch dieser Besuch diente dem Zweck, mich mit dem Ausdehnungsproblem zu beschäftigen. Unser Bethelheim und die gegenwärtige Druckerei sind zu klein geworden. Ein Bruder, der Architekt ist, wurde herbeigerufen. Mit ihm arbeiteten wir den ganzen Tag am Entwurf für eine vergrößerte Druckerei und ein vergrößertes Bethelheim. Die Gesellschaft konnte von der Stadt Wiesbaden ein Grundstück kaufen, und nach eingehender Diskussion willigte die Stadtbehörde ein, eine Straße zu verlegen, so daß wir unser neues Gebäude direkt an das schon bestehende anbauen können, wobei die Straße außerhalb unseres neuen Gebäudes zu liegen kommt. Die Gesellschaft weiß dieses Entgegenkommen sehr zu schätzen, und das Ganze wird sicher eine wunderbare Anlage für ein Bethelheim und eine gut arbeitende Druckerei in Deutschland ergeben. Der Bau wird groß genug sein, damit noch einige neue Druckpressen, die jetzt im Bau begriffen sind, darin untergebracht werden können, und die vorgesehene Höhe des Baues wird uns reichlich Kopfraum lassen.

Als ich mich am Betheltisch niedersetzte und so viele vertraute Gesichter sah, fühlte ich mich in frühere Zeiten zurückversetzt. Ich hatte keine Zeit, einer Zusammenkunft der Familie beizuwohnen, um eine Ansprache an sie zu halten, zeigte ihr aber das Jahrbuch (engl.) und den Kalender, worüber sie sich sehr freute.

Weniger als vierundzwanzig Stunden verbrachte ich in Deutschland mit Arbeit hinsichtlich dieses neuen Gebäudes und reiste dann nach den Niederlanden weiter. Als wir in Frankfurt ankamen (um dort das Flugzeug nach Amsterdam zu besteigen), erfuhr ich, daß es drei Stunden Verspätung habe. Eine Anzahl der Brüder von Frankfurt war hergekommen, um „Auf Wiedersehn“ zu sagen, und so schlug ich vor, uns nach Frankfurt selbst zu begeben, wo Zusammenkünfte stattfanden, nämlich die theokratische Predigtdienstschule und die Dienstversammlung. Dort konnte ich durch einen Dolmetscher, der bei uns war, etwa eine halbe Stunde zu den Brüdern in den verschiedenen Sälen sprechen. Demzufolge erlebten wir einen höchst genußreichen Abend. Wir besuchten die Zusammenkünfte in zwei Königreichssälen; in dem einen sprach ich zu 144 und in dem anderen zu 151 meiner Brüder.

Im ersten Saal traf ich noch vor Versammlungsbeginn ein und begann gleich nach der Eröffnung der Versammlung zu sprechen. Danach begaben wir uns zum zweiten Königreichssaal. Dort war gerade der Kurs der theokratischen Predigtdienstschule im Gange, und man stelle sich den Schock des Redners vor, als der Zweigdiener, Bruder Franke, ferner Bruder Frost und der Präsident der Gesellschaft in den Saal traten, sich in die vorderste Reihe setzten und mit dem Versammlungsdiener sprachen. Außer uns waren noch viele andere Brüder hereingekommen, was eine Störung verursachte, und im Augenblick tat mir der Redner leid, denn er mußte wirklich unter „widrigen Umständen“ sprechen! Bald aber räumte er das Feld dem Präsidenten der Gesellschaft, und ich fing an, einige Erfahrungen zu erzählen, über die sich alle freuten.

Deutschland hat bestimmt seit Kriegsende Fortschritte gemacht, und ein gewaltiges Wiederaufbauprogramm ist auch in Frankfurt selbst durchgeführt worden. Als ich dort gleich nach dem Kriege, also vor einigen Jahren, eintraf, sah ich die Verheerungen und Trümmer; jetzt aber sehen die Hauptstraßen der Stadt so aus wie die Hauptstraßen einer anderen Stadt, sei es in den Vereinigten Staaten oder anderswo. Nun ging es wieder zum Flughafen zurück. Wir trafen dort 40 Minuten vor der Zeit des Abflugs ein, und bald nachdem ich mich verabschiedet hatte, wurde ich im Flughafen Amsterdam vom Zweigdiener der Niederlande begrüßt.

DIE NIEDERLANDE

Auch hier ist ein Programm für den Bau eines neuen Zweigbüros aufgestellt worden. Unser gegenwärtiges sehr schön gelegenes Heim in Amsterdam ist viel zu klein geworden, und wir gedenken, eines Tages unsere Schriften dort selbst zu drucken. Da die Niederlande so klein sind, wird aller Grund und Boden, den man nur haben kann, benötigt, und indem man große Deiche errichtet, Wasser auspumpt und Land bearbeitet, um es zu bepflanzen und neue Städte zu bauen, wird beständig neubewohnbares Land gewonnen. Dies bedeutet, daß jemand sozusagen ‚Schlange stehen‘, also warten muß, bis die Reihe an ihn kommt, ein Stück Land zu erwerben. Wir hoffen, an der Peripherie von Amsterdam ein Grundstück zu erwerben, wo wir ein Haus für uns bauen können. Die Besprechung dieser Sache wurde den ganzen Tag fortgesetzt.

ENGLAND

Am Sonntag, dem 2. Dezember, flog ich nach London und traf dort mittags ein. Der Zweigdiener, Bruder Hughes, begab sich zusammen mit anderen Gliedern der Bethelfamilie und einigen Architekten zu dem neuen, vor kurzem gekauften Grundstück, wo wir ein sehr schönes Gebäude zu errichten hoffen, um dort die Bethelfamilie und die vergrößerte Druckerei unterzubringen. Hier in London haben wir im sogenannten „Grünen Gürtel“ eine liebliche Stätte gefunden. Das ganze Eigentum ist von prächtigen, großen Bäumen umgeben, und ich könnte mir keine schönere Stätte ausdenken, wo man wohnen und doch noch in der Stadt sein kann. Unsere Brüder vom Londoner Bethelheim sind über dieses neue Projekt tatsächlich hocherfreut, und der Architekt sagte, daß im Februar mit der Grundlegung begonnen werden könne und danach das Gebäude rasch fertiggestellt sein werde. Für viele, die in der Wahrheit sind, ist die Adresse „34 Craven Terrace, London W. 2“ eine altbekannte Anschrift, aber bestimmt werden sich die Brüder in England über die Änderung freuen; besonders wenn sie den neuen Bau und den neuen Königreichssaal in Verbindung damit sehen werden, werden alle hochbeglückt sein über diese Beweise des Fortschritts, den das Königreichswerk in England macht. Wie wir alle aus dem Jahrbuch 1957 (engl.) erfahren haben, ist das Werk in England während des vergangenen Dienstjahres wunderbar vorangegangen, und im Dezember 1956 erreichte England eine neue Verkündigerhöchstzahl, und zwar 32 857. Bestimmt benötigen sie diesen neuen Bau.

Als ich mich früh am Montagmorgen von den lieben Freunden verabschiedete, um nach Paris abzureisen, bedauerte ich es sehr, keine Gelegenheit gehabt zu haben, zu irgendwelchen unserer in London versammelten Brüder zu sprechen (ich hatte nur achtzehn Stunden dort geweilt).

FRANKREICH

In Paris hatten wir ein Grundstück gekauft, und ich verbrachte den Tag wieder mit Besprechungen mit Architekten, um noch die endgültigen Entwürfe für ein neues Bethelheim und eine Druckerei, die in Frankreich sehr nötig geworden sind, näher zu prüfen. Der Höhepunkt des Montags war die Versammlung abends im Wagram-Saal, wo 2580 unserer Brüder zusammengekommen waren. Es war in der Tat eine Freude, so viele aus verschiedenen Teilen Frankreichs und aus Paris selbst zu sehen, und wir erinnerten uns wieder an den wunderbaren Kongreß, den wir im Sommer 1955 in Paris verlebt hatten. Bruder Jontes, der Zweigdiener, führte mich kurz ein, und ich hatte die Freude, dieser prächtigen Gruppe christlicher Leute mitzuteilen, daß auch in Paris ein neues Bethelheim und zudem eine Druckerei gebaut werden wird. Ihre Begeisterung ließ selbst die Balken im Saale erdröhnen. Im Dezember erreichte Frankreich eine neue Verkündigerhöchstzahl, nämlich 10 058 — ein weiteres Zeichen, daß wir größere Räumlichkeiten benötigen!

So kam es, daß ich binnen einer einzigen Woche fünf Zweigbüros besuchte, ihre dringendsten Probleme besprach und meine Zeit vor allem den Bauprojekten bezüglich neuer Zweigbüros und Druckereianlagen widmete. Jetzt ging es weiter nach dem Nahen Osten. Dort sollte ich Kongressen beiwohnen, Zweigbüros kontrollieren, Missionare besuchen und außerdem sehen, was zu tun wäre, um das Werk der Verkündigung der guten Botschaft zu fördern.

Bei klarem, hellem Wetter verließ ich Paris am Dienstagmorgen. Wir flogen über die französischen Alpen, ja direkt über den Montblanc, und ich durfte die Schönheit all dieser schneebedeckten Berge bewundern. Wie wunderbar doch Jehovas Schöpfung ist! Bald aber ließen wir den Schnee hinter uns, und schon sahen wir die grünen Auen Italiens und landeten schließlich in Rom. Dort blieb ich nur eine Stunde und traf mich während dieser Zeit mit dem Zweigdiener, Bruder Sideris, und Bruder Hoffmann, dem Zonendiener für diesen Teil der Welt. Wir verbrachten diese Zeit sehr fröhlich miteinander; dann schloß sich mir Bruder Hoffmann an, und wir reisten nach Griechenland weiter.

GRIECHENLAND

Als in Griechenland die Nachricht eintraf, der Präsident der Gesellschaft werde Athen besuchen, waren die Brüder — wie man mir erzählte — voller Freude und Begeisterung. Fünf Jahre waren vergangen, seitdem ich Griechenland besucht hatte; diesmal wurde ich vom Vizepräsidenten, F. W. Franz, und dazu vom Zonendiener, F. C. S. Hoffmann, begleitet. Bruder Franz hatte eine Reise durch Portugal und Spanien unternommen und in Rom haltgemacht, und nun traf er einen Tag nach mir in Athen ein. Die Brüder in Athen waren sehr begeistert und schauten begierig glücklichen Stunden entgegen. Die große Frage, die sich der Zweigdiener und andere Brüder im Büro der Gesellschaft stellten, war, ob sich wohl irgendwo in Athen eine gemeinsame Versammlung abhalten ließe. Im November hatte der Zweigdiener bei der Polizei in Athen vorgesprochen und für die Gesellschaft um die Erlaubnis gebeten, am 7. Dezember eine Versammlung abzuhalten, und nach längerer Besprechung hatte die Polizei die Genehmigung dazu erteilt. Eines der Haupttheater in Athen, das 1200 Plätze faßt, wurde gemietet. Alles schien für diesen Halbtags-Kongreß in Athen bereit zu sein, und so wurden besondere Einladungskarten an alle Versammlungs-, Kreis- und Bezirksdiener in ganz Griechenland versandt. Das Theater war viel zu klein, um alle Gruppen der Zeugen Jehovas, die in Athen und Piräus regelmäßig zusammenkommen, aufzunehmen. So machte man andere Pläne, damit der Präsident und der Vizepräsident der Gesellschaft mit ihnen zusammensein konnten.

Man stelle sich die Begeisterung dieser Brüder vor, die achtundzwanzig Jahre lang nicht mehr öffentlich hatten zusammenkommen dürfen!

Vier Tage vor diesem kleinen Kongreß in Athen wurde der Zweigdiener von der Polizei angerufen, auf ihrem Büro vorzusprechen. Der Beamte unterrichtete Bruder Idreos, den Zweigdiener, daß man sehr in Zweifel sei, ob diese Versammlung überhaupt stattfinden sollte oder nicht, und er gab ihm den Rat, keine Vorbereitungen dafür zu treffen. Der Zweigdiener erwiderte jedoch, daß jetzt keine Vorbereitungen mehr getroffen würden, weil alle bereits getroffen wären und alles im Gange sei, das Theater gemietet, die Einladungskarten versandt; ja viele Personen seien schon zum Treffen unterwegs. Die Polizei war unentschlossen und bat den Zweigdiener, am nächsten Morgen wieder vorbeizukommen, sie würde inzwischen mit den ihr vorgesetzten höheren Beamten Rücksprache nehmen. Einige prominente Leute, die sich für Jehovas Zeugen in Griechenland interessierten, telefonierten der Polizei an jenem Tage, und diesen Personen gab die Polizei den Grund dafür bekannt, warum sie versucht hätte, diese Veranstaltung abzusagen, nämlich weil das Büro des Erzbischofs hinter der Polizei her war und auf sie eindrang, diese Versammlung der Zeugen Jehovas zu verhindern. Aber schließlich beschloß die Polizei, die Veranstaltung ihren Verlauf nehmen zu lassen, und sie hoffte, daß nicht allzu viele Leute kommen würden. Wir aber wußten wohl, daß alle, die eine Einladungskarte für den Anlaß im Kentrikon-Theater erhalten hatten, auch bestimmt kommen würden. In der Zwischenzeit kontrollierten Bruder Hoffmann und ich das Zweigbüro und nahmen uns der Geschäfte im Bethelheim an. Bruder Franz traf aus Rom ein und wurde begeistert begrüßt, und dann kam der 7. Dezember.

Schon vom frühen Morgen an begaben sich viele der Brüder ins Kentrikon-Theater. Auch die Polizei war anwesend. Die Theaterbesitzer hatten die Tore geöffnet und Jehovas Zeugen Einlaß gewährt. Um 9.30 Uhr an jenem Morgen hatte die Polizei die Türen geschlossen, weil alle Plätze besetzt und der Hauptsaal, die Galerien und Balkone alle gedrängt voll waren. Es waren 1200 Leute im Theater anwesend. Hier konnte man nun eine Menge überaus glücklicher Menschen sehen, denn alle waren hochbeglückt, inmitten der Neuen-Welt-Gesellschaft zu sein, und begierig, den Präsidenten, den Vizepräsidenten und den Zonendiener der Gesellschaft, die ihrem Lande dienten, zu sehen.

Das Programm begann pünktlich um 10 Uhr. Bruder Hoffmann wurde eingeführt und erzählte einige sehr interessante Erfahrungen von Brüdern in anderen Ländern. Nach seiner kurzen Ansprache folgte die von Bruder Franz, der etwa eine Stunde sehr interessant und aufrüttelnd sprach. Er erzählte den Brüdern aus früheren Tagen, da er noch an der Universität Cincinnati die griechische Sprache und auch altgriechische Geschichte studierte, und jetzt habe er Gelegenheit erhalten, etwas von diesen Dingen in Athen auf der Akropolis und dem Areopag zu sehen, da er diese Bauten am vorausgegangenen Tage besucht habe. Er erinnerte alle daran, wie Paulus zu den Athenern gesprochen habe, und bemerkte, daß es nun unser Vorrecht gewesen sei, einmal kurz ungefähr an der Stelle zu weilen, wo Paulus seine wunderbare Ansprache gehalten haben mußte. Bruder Franz erzählte den Brüdern auch, daß er Portugal, Spanien und Italien besucht hatte, und wies auf den Eifer hin, den die Brüder in jenen Ländern an den Tag legen.

Darauf sprach ich zu den sehr begeisterten, glücklichen Zuhörern. Die meisten Anwesenden, die aus anderen Gegenden Griechenlands hergekommen waren, sahen die Beamten der Gesellschaft zum ersten Male, und diese Gruppe von Menschen lauschte mit gespannter Aufmerksamkeit, begierig, alles aufzunehmen, was gesagt wurde. An diesem Morgen sprach ich zu den Brüdern über das Thema „Weide meine Schäflein“. Ich zeigte ihnen die große Verantwortung, die Petrus und allen Jüngern auferlegt worden war, wirkliche Aufseher zu werden und die Verantwortung als solche zu übernehmen. Jesus sollte sie nun bald verlassen. Er hatte die Schafe, die bei ihm gewesen waren, gut geweidet, doch nun würde er nicht mehr als ihr Hirte anwesend sein und dafür sorgen, daß sie gut betreut wurden; die ganze Last der Verantwortung war nun auf seine treuen Nachfolger gefallen. Es wurde darauf hingewiesen, daß Personen, die heute eine Stellung als Aufseher innehaben, die Worte Jesu, „Weide meine Schäflein“, beherzigen sollten und die Schafe nicht vernachlässigen dürfen. Manchmal denken Aufseher, ihre Stellung sei eine Art Ehrenstellung und ihr Amt bestehe darin, sich um die Büroarbeit der Versammlung zu kümmern und Ansprachen zu halten. Aber das Amt des Aufsehers besteht in Wirklichkeit darin, die Schäflein zu weiden und dafür zu sorgen, daß sie betreut werden und in der Herde bleiben. So wurde besonders darauf hingewiesen, daß es in Fällen, in denen sich Personen von der Versammlung fernhalten, die Pflicht des Aufsehers ist, herauszufinden, warum sie die Versammlung nicht mehr besuchen, indem er sie aufsucht, sie tröstet, ihnen den notwendigen Rat aus der Schrift gibt und dafür sorgt, daß sie gespeist werden und in die Hürde zurückgelangen können.

In Griechenland tritt das Bedürfnis nach einem Aufseher so richtig zutage. Die Brüder dürfen dort nicht in Königreichssälen zusammenkommen, sondern alle ihre Zusammenkünfte müssen auf kleine Wohnungen beschränkt bleiben, auf Gruppen von zehn bis fünfzehn Personen. Daraus ersehen wir, warum ein Aufseher bestimmt wachen Sinnes und in Berührung bleiben muß mit allen Versammlungsbuchstudien in den Dienstzentren, um dafür zu sorgen, daß all die „anderen Schafe“ wie auch die Glieder der kleinen Herde gespeist werden. Man stelle sich nur vor: achtundzwanzig Jahre lang durften sich Jehovas Zeugen nicht so versammeln, wie es an diesem Morgen geschah, und ihre Herzen übersprudelten daher vor Freude.

Zeitungsreporter waren anwesend und erstatteten später Bericht über das, was in der Zusammenkunft der Zeugen Jehovas vor sich gegangen war. Während vieler Jahre waren die Polizisten mit Verhaftungsbefehlen in die Versammlungen der Zeugen Jehovas gekommen. Die Polizei hatte in der Vergangenheit auf Geheiß der griechisch-orthodoxen Hierarchie handeln müssen, und wann immer diese jemanden verhaften und ins Gefängnis stecken wollte, war es an der Polizei gewesen, die „schmutzige Arbeit“ zu tun. Heute nun, das erste Mal nach achtundzwanzig Jahren, waren Jehovas Zeugen in einem Theater beisammen, und die Polizei war zu ihrem Schutze hergesandt worden. Wir hoffen aufrichtig und beten, daß dies der Anfang einer Zeit sein möge, in der sich Jehovas Zeugen in Griechenland versammeln können, und daß sich die Verhältnisse ändern, so daß die guten Leute, die daran interessiert sind, Gott und ihm allein zu dienen, sich der Versammlungsfreiheit zugunsten der wahren Gottesanbetung erfreuen mögen.

Wie schon gesagt, war es unmöglich, alle Brüder in dem einen Theater unterzubringen. So wurde denn vereinbart, daß am Nachmittag der Präsident der Gesellschaft und der Vizepräsident kleinere Gruppen überall in Athen daheim in ihren Wohnungen besuchen sollten. Um 15 Uhr begannen der Zweigdiener und ich diese Besuche in den verschiedenen Wohnungen zu machen. Etwa fünfundzwanzig Minuten später kam Bruder Franz und mit ihm ein anderer Bruder vom Zweigbüro in dieselben Wohnungen. So konnten wir zu vielen weiteren Brüdern sprechen. In der Tat: bis um neun Uhr abends hatten wir 853 Brüder besucht und zu ihnen gesprochen. Das war wirklich ein froher Tag! Als wir an jenem Abend in das Zweigbüro zurückkamen, fanden wir, daß viele Versammlungsdiener aus anderen Teilen Griechenlands ins Bethel gekommen waren, um sich das Büro und die Druckerei anzusehen, und so hatte ich nochmals Gelegenheit, ungefähr eine halbe Stunde zu ihnen zu sprechen. Die Gesellschaft hatte einen kleinen Empfang im Bethel veranstaltet, weil das Haus neu war und viele unserer Brüder aus anderen Teilen Griechenlands es noch nie gesehen hatten.

Für uns alle, die wir das Vorrecht hatten, uns dieses Anlasses zu freuen, wird dieser 7. Dezember unvergeßlich bleiben. Während die Brüder überaus begierig und glücklich waren, uns zu sehen, waren bestimmt auch wir sehr froh, mit ihnen zusammenzukommen. Am nächsten Tag mußten wir uns programmgemäß auf die Reise nach der Türkei begeben. So brachten uns die Brüder zum Flughafen. Wir waren nicht sicher, ob wir von Istanbul nach Athen zurückkehren würden, um uns nach Zypern zu begeben (all dies hing davon ab, ob wir unsere Visa für Zypern erhielten). Um 9.30 Uhr reisten wir ab, und um zehn Uhr waren wir wieder zurück und landeten auf derselben Landepiste, von der wir abgeflogen waren. Als wir nämlich von Athen aus etwa eine Viertelstunde geflogen waren, traten Störungen bei einem der Motoren auf, und so beschloß der Pilot, zurückzukehren. Eine Stunde später flogen wir in einem anderen Flugzeug von Athen nach Istanbul weiter.

[Karte/Bild auf Seite 396]

(Genaue Textanordnung in der gedruckten Ausgabe)

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