Sei weise — Berechne die Kosten
‘BERECHNE die Kosten’ (Luk. 14:28). Diesen Rat gab Jesus Christus, der weiseste Mensch, der je auf Erden lebte. Er äußerte diese Worte, als er darüber sprach, wie jemand sein Jünger werden kann. Darüber hinaus enthalten sie einen Grundsatz, der sich im täglichen Leben auf vielen Gebieten anwenden läßt. Inwiefern?
Wenn man beispielsweise irgendwelche Gegenstände erwerben möchte, ist zum großen Teil die umfangreiche Werbung in den Massenmedien — Zeitungen, Zeitschriften, Fernsehen und Radio — daran schuld, daß in den Verbrauchern der Wunsch geweckt wird, etwas zu besitzen, was sie oftmals überhaupt nicht bezahlen können. Viele haben aber ein solch starkes Verlangen nach diesen Gegenständen, daß sie der Überredungskunst eines Verkäufers nicht widerstehen können, der ihnen versichert, sie könnten sich solche Dinge leisten, wenn sie sie auf Raten kauften; er sagt vielleicht zu ihnen: „Erfreuen Sie sich bereits daran, während Sie noch dafür bezahlen. Warum so lange darauf verzichten, bis Sie genug Geld gespart haben, um es bezahlen zu können?“ Kein Wunder, daß es in der Zeitschrift U.S. News & World Report (20. 11. 78) hieß: „Man gerät immer tiefer in Schulden: ,Es ist wirklich beunruhigend.‘“ Ferner wurde darin erwähnt, daß sich die Privatschulden in den USA auf 2,5 Billionen Dollar beliefen.
Was hat das zur Folge? Für viele private Haushalte bedeutet es, daß sie wegen unvorhergesehener Umstände Bankrott machen. So gab es in den USA vor nicht allzu langer Zeit in einem bestimmten Jahr eine viertel Million Konkurse; 85 Prozent davon betrafen nicht etwa Unternehmen, sondern Privathaushalte. Was lassen die meisten dieser Konkurse erkennen? Man hatte es versäumt, vernünftig zu urteilen, und es unterlassen, in weiser Voraussicht die Kosten zu berechnen, die entstehen, wenn man sich finanziell übernimmt.
Wie weise es ist, zuerst die Kosten zu berechnen, zeigt sich auch, wenn jemand heiraten will. Wie viele gehen doch eine Ehe ein, ohne sich vorher gründlich überlegt zu haben, was es alles mit sich bringt! In besonderem Maße trifft dies auf junge Leute zu. Deshalb gibt es unter denen, die noch keine 20 Jahre alt sind, weitaus mehr Trennungen und Scheidungen als in irgendeiner anderen Altersgruppe. Worauf weist dies hin? Daß es besonders diese jungen Leute versäumt hatten, die Kosten zu berechnen — und zwar nicht nur in Mark und Pfennig.
Es kostet viel, die Ehe zu einem Erfolg zu machen. Die Kosten zu bezahlen bedeutet oft, im Interesse des Friedens Zugeständnisse zu machen, wenn der andere einen Fehler begeht, und geduldig zu ertragen, was nicht leicht oder gar nicht geändert werden kann. Es bedeutet einerseits, daß man Entscheidungen nicht allein trifft, sondern gemeinsam, andererseits aber auch, daß man bereit ist, die Interessen des Ehepartners den eigenen voranzustellen. All dies schließt ein, sich selbst und den anderen realistisch zu betrachten und einzusehen, daß keine Ehe vollkommen ist und jeder mit den Vorteilen auch die Nachteile — die ‘Drangsal im Fleische’ — in Kauf nehmen muß (1. Kor. 7:28). Ja, viel mehr Menschen würden eine dauerhafte und glückliche Ehe führen, wenn sie vor ihrer Heirat zuerst die Kosten berechnet hätten. Auf eine Reihe junger Leute angewandt, bedeutet das, daß es sehr wahrscheinlich klüger gewesen wäre, wenn sie einige Jahre gewartet hätten, bis sie in jeder Hinsicht — geistig, physisch, emotionell und finanziell — besser imstande gewesen wären, die Verantwortung zu übernehmen, die eine Ehe mit sich bringt.
Im Leben gibt es auch noch andere Bereiche, wo jemand Fehler machen und einen Mangel an Weisheit verraten kann, wenn er nicht zuerst die Kosten berechnet. Ein Jugendlicher überredet vielleicht seine Eltern, ihm einen teuren Gegenstand zu kaufen, den er für sein Hobby gut gebrauchen könnte — doch nur allzubald hat er kein Interesse mehr daran. Der Jugendliche hatte die Kosten an Zeit, Anstrengung und Mühe nicht berechnet, die erforderlich waren, damit sich ein solcher Geldaufwand lohnte; deshalb war nicht nur das Geld des Vaters verschwendet, sondern auch die Zeit, die der Jugendliche mit seinem Hobby verbracht hatte.
Wie bereits erwähnt, sagte Jesus: ‘Berechne die Kosten’, als er darüber sprach, wie jemand sein Jünger werden kann. Kostet es denn etwas, ein Jünger Jesu Christi zu werden? Ganz bestimmt! Über eine junge Frau — ein vielversprechender, populärer Fernsehstar —, die sich entschlossen hatte, eine Zeugin für Jehova Gott und Jüngerin Jesu Christi zu werden, konnte man in einem Artikel der Sonntagsausgabe der New Yorker Daily News folgenden Kommentar lesen:
„[Sie] könnte im protzigen Bel Air wohnen, einen schnittigen Rolls-Royce fahren, nach St. Laurent’s letztem Schrei ausstaffiert sein, ihre Romanzen könnten die Schlagzeilen füllen, sie könnte eine Trinkerin sein, könnte herumhuren und für eine Menge Gerede sorgen. ... Vorbei ist es mit ihren fabelhaften Chancen, über Nacht eine Millionärin, ein Superstar, eine Nachtklubattraktion zu werden.“
Weshalb?
„In erster Linie, weil auf keinen Fall irgend etwas oder irgend jemand sie daran hindern sollte, ihre neugefundene Religion als Zeugin Jehovas auszuüben. ... Vor etwas mehr als einem Jahr fand sie nichts dabei, halb nackt zu tanzen sowie zu spielen, sich der Genußsucht hinzugeben und sich herumzutreiben. Sie sagt selbst: ,Bevor ich in die Wahrheit kam, habe ich alles mögliche gemacht. Ich war in Finsternis und Unwissenheit, und deshalb lebte ich nach den Maßstäben der Welt.‘“
Ja, es hat sie etwas gekostet, ein wahrer Christ zu werden. Ist es aber für sie von Nutzen gewesen, die Kosten berechnet zu haben? Bestimmt, denn in jenem Artikel hieß es weiter: „Sie ist noch nie so glücklich gewesen.“ Zu ihrem Glück hat wesentlich beigetragen, daß sie ein Vollzeitprediger der guten Botschaft von Gottes Königreich ist. Als gläubige Christin weiß sie, daß ihr ein weit großartigeres Glück in Aussicht steht.
Der Toronto Star (12. 9. 78) berichtete von einem Eishockeyspieler, der 1977 als Verteidiger die meisten Tore für seine Mannschaft geschossen hatte, aber dann aufhören wollte. Der Artikel brachte folgende Worte von ihm: „Ich denke, ich kann nicht gleichzeitig mein Leben dem Eishockeyspielen und dem Dienst Jehovas widmen. Ich würde dann beides nur halbherzig tun. Für mich sind die Grundsätze in der Bibel ausschlaggebend ... Ich habe keine vorschnelle Entscheidung getroffen, sondern ungefähr ein Jahr lang darüber nachgedacht.“ Nachdem er dann einige Einzelheiten seiner sportlichen Karriere erwähnt hatte, soll er gemäß dem Bericht außerdem gesagt haben:
„Kurz nach meiner Heirat besuchte ich im Sommer einen Kongreß in Montreal und ließ mich dort taufen. Alles hatte damit angefangen, daß ich einige Veröffentlichungen [der Zeugen] zu lesen begann. Was ich las, sagte mir zu. Ich glaubte schon immer an einen Gott, war mir aber dabei nie ganz sicher. Ich kam einfach zu dem Entschluß, daß es wichtiger ist, Jehova zu dienen, als Eishockey zu spielen.“
Nachdem in dem Artikel erwähnt worden war, daß er von Haus zu Haus geht und predigt, hieß es zum Schluß noch, daß er gesagt haben soll: „Ich brauchte eine ganze Weile nicht zu arbeiten — mein Buchhalter hat mein Geld günstig angelegt. Ich denke, das Geld, das ich verdient habe, hat einen ganz schönen Reiz auf mich ausgeübt, doch es ist wichtiger, das zu tun, was Jehova gefällt.“ Ohne Zweifel hatte auch er die Kosten berechnet, und er begann, sie bereitwillig zu zahlen.
Es gibt jedoch einen Gesichtspunkt, den man im allgemeinen nicht berücksichtigt, wenn man, wie Jesus sagte, die Kosten berechnet. Worum handelt es sich dabei? Nun, was hatte Jesus im Sinn, als er seinen Jüngern damals sagte, sie müßten ‘die Kosten berechnen’? Meinte er damit in erster Linie, daß jemand all die Vor- und Nachteile abwägen muß, wenn er vor der Entscheidung steht, ob er ein Jünger Jesu werden will oder nicht? (Wenn man darüber nachdenkt, ob man Geld in irgend etwas investieren will, muß man natürlich das Für und Wider bedenken.) Nein, Jesus meinte mit dem Berechnen der Kosten nicht die Entscheidung, ob jemand sein Jünger werden will oder nicht, sondern vielmehr, daß jemand wissen muß, was alles damit verbunden ist.
Der Wachtturm drückte es einmal folgendermaßen aus: „Gottes Wort ermahnt uns ..., die Kosten zu überschlagen. Das bedeutet nicht, zu ermitteln, ob wir uns Gott hingeben sollten oder nicht — denn diesbezüglich kann es nur e i n e Antwort geben —, sondern es bedeutet, alles, was damit verbunden ist, zu erfassen, damit wir bereit seien, uns, wenn nötig, ,von allem, was uns gehört, zu trennen‘.“
Heutzutage haben einige sehr wahrscheinlich die Kosten nicht völlig berechnet, als sie sich Gott hingaben, um seinen Willen zu tun und den Fußstapfen Jesu Christi zu folgen. Daher fielen sie vom Glauben ab, als sie in Prüfungen verschiedener Art gerieten — zum Beispiel Verfolgung oder Versuchungen auf dem Gebiet des Materialismus und der Unmoral. Wie traurig! Wer Jehova treu dient, wird mit Sicherheit von ihm belohnt werden, denn seine Verheißungen erfüllen sich immer, sei es dieses Jahr, nächstes Jahr oder in der Auferstehung. Der weise Christ, der die Kosten berechnet hat, die damit verbunden sind, wenn man ein Nachfolger Jesu Christi wird, braucht nichts zu bedauern (Josua 23:14).