Meide verwerfliche Gewohnheiten
EINE Mutter macht mit ihrem Töchterchen Besorgungen. Plötzlich entdeckt die Kleine verlockend ausgestellte Apfelsinen. „Mami, kauf mir welche“, bettelt sie. Die ärmlich gekleidete Mutter möchte dem Kind die Freude machen und fragt den Verkäufer, wieviel sie kosten. Als sie den Preis erfährt, wendet sie sich zu ihrem Töchterchen und sagt: „Das können wir uns nicht leisten.“ Das Kind macht ein enttäuschtes Gesicht. Dann, nach kurzem Zögern, sagt die Mutter zum Verkäufer: „Ein Päckchen Zigaretten bitte.“
Solche Szenen wiederholen sich täglich viele Male. Männer und Frauen kaufen Zigaretten, alkoholische Getränke, Lose usw., ernähren aber ihre Kinder nicht ausreichend. Sie mögen große Summen für Feste ausgeben, die in richtige Schwelgereien ausarten. Andere leben im Elend, weil sie drogenabhängig sind.
Das sind schwere Probleme, die vermieden werden könnten, wenn man biblische Grundsätze anwenden würde. Wir lesen in der Bibel: „Reinigen wir uns also von aller Unreinheit des Leibes und des Geistes“ (2. Kor. 7:1, EÜ). „Seid nicht zügellos und berauscht euch nicht mit Wein“ (Eph. 5:18, EÜ). „Begib dich nicht unter starke Weintrinker ... Denn ein Trunkenbold ... [wird] verarmen“ (Spr. 23:20). „Ihr aber seid es, die Jehova verlassen ..., die für den Gott des ,Glücks‘ einen Tisch herrichten“ (Jes. 65:11). „Er soll anfangen zu arbeiten und sich mit eigener Anstrengung einen ehrenhaften Lebensunterhalt verdienen“ (Eph. 4:28, NT 68). „Sie müssen ein geregeltes Leben führen und sich ihren Lebensunterhalt erarbeiten“ (2. Thess. 3:12, NT 68). „Laßt uns anständig wandeln, nicht in Schwelgereien und Trinkgelagen“ (Röm. 13:13).
Man beachte, daß in der Bibel deutlich gegen üppiges Essen und Trinken gesprochen wird. Das Rauchen dagegen und der Drogengenuß werden darin nicht ausdrücklich erwähnt. Würdest du jedoch aufgrund dessen, was du schon gesehen hast, nicht sagen, daß das Rauchen eine unreine Gewohnheit ist? Und ist nicht auch der Drogenmißbrauch etwas Unreines und Schädliches, etwas, was Wirkungen hervorruft, ähnlich denen, die auftreten, wenn man übermäßig Alkohol genossen hat? Auch Glücksspiele werden in der Bibel nicht erwähnt. Aber fördern diese Spiele nicht die Habsucht, und stehen sie nicht im Widerspruch zu der biblischen Ermahnung, für seinen Lebensunterhalt zu arbeiten?
Rauchen
Vielleicht fragst du dich jetzt, inwiefern das Handeln nach diesen biblischen Grundsätzen dir zu deinem Brot verhelfen kann. Als Beispiel diene das Rauchen. In Schweden gibt ein Mann, der täglich 20 bis 25 Zigaretten raucht, im Jahr etwa 600 Dollar für Zigaretten aus. Da etwa 50 Prozent des Einkommens als Steuern abgeführt werden müssen, muß er, nur um seiner Leidenschaft frönen zu können, rund 1 200 Dollar verdienen. Das ist mehr, als der Durchschnittsberufstätige im Monat verdient. Rauchen Frau und heranwachsende Kinder auch noch, dann werden mehr als 20 Prozent des Einkommens des Mannes für Tabakwaren ausgegeben. Vielfach wird am Essen gespart, um weiterhin rauchen zu können.
In Ländern, in denen das Pro-Kopf-Einkommen weit niedriger ist als in Schweden, geben viele Leute prozentual genausoviel oder noch mehr von ihrem bescheidenen Einkommen für Tabakwaren aus. Ein Beispiel dafür ist K. P., ein Familienvater in Indien. Er berichtet: „Ich ernährte meine Familie, indem ich einen kleinen Laden betrieba. Mein wöchentlicher Verdienst betrug 35 Rupien [etwa 4 US-Dollar]. Zehn Prozent davon verrauchte ich.“
Als K. P. im Jahre 1972 begann, mit Jehovas Zeugen die Bibel zu studieren, erkannte er jedoch, daß das Rauchen im Widerspruch zu der biblischen Ermahnung steht, uns „von aller Unreinheit des Leibes und des Geistes“ zu reinigen. Ferner war sich K. P. klar darüber, daß alles, was er anderen sagen würde, um ihnen zu helfen, von einer solchen Unreinheit loszukommen, unglaubwürdig klingen würde, solange er noch „Betelbissen“ verkaufte. Was tat er? Seine Antwort: „Ich gab meinen Laden auf, um mein Leben in Einklang mit der Bibel zu bringen. Ich vertraute völlig auf Jehova Gott.“
Doch wovon lebte er dann? Verhalf ihm sein Handeln nach biblischen Grundsätzen zu seinem Brot? Ja, er verbesserte sich sogar. Er bekam in einem Gemüseladen eine Stelle als Verkäufer. Dort verdiente er wöchentlich 50 Rupien (etwa 5.50 US-Dollar), 15 Rupien (etwa 1.50 US-Dollar) mehr, als er mit seinem Geschäft verdient hatte. Und da er aufgehört hatte zu rauchen, sparte er 10 Prozent seiner Einnahmen, die er früher verraucht hatte. Aber das war noch nicht alles.
K. P. erzählt weiter: „Mein Arbeitgeber stellte mich auf verschiedene Art und Weise auf die Probe, um herauszufinden, ob ich vertrauenswürdig sei. Als er merkte, daß ich zuverlässig war, vertraute er mir sein Geld und seinen Laden an. Das hatte er bei keinem meiner Vorgänger getan. Weil ich so zuverlässig war, erlaubte er mir, unentgeltlich Gemüse für meine Familie mit nach Hause zu nehmen und meine persönlichen Spesen abzurechnen. Seitdem ich Zeuge Jehovas geworden bin, habe ich ein eigenes Haus gebaut und meine Lebensbedingungen verbessert. Jetzt sind wir eine glückliche und zufriedene Familie.“
Drogenabhängigkeit
Auch Personen, die ihre Drogenabhängigkeit überwinden, verbessern ihre Lage, weil sie kein Geld mehr für dieses teure Laster ausgeben müssen. So erging es Eoin und Angelika.
Im Jahre 1966 begann Eoin, Drogen zu nehmen. Zwei Jahre danach hörte er auf zu arbeiten und gab wöchentlich 25 bis 30 Pfund (50 bis 60 US-Dollar) für Haschisch und LSD aus. Bei den heutigen Preisen wären das fast 70 Pfund (130 US-Dollar). Es waren 75 Prozent dessen, was er am Handel mit Drogen „verdiente“ und durch Stehlen „einnahm“. Außerdem rauchte er täglich 40 bis 50 Zigaretten.
Damals hatte Eoin kaum Geld für seinen Unterhalt. Häufig schlief er in der U-Bahn. Manchmal suchte er auch die Wohnung anderer von der „Drogenszene“ auf. „Man führt“, berichtet er, „ein Schmarotzerleben, indem man sich einer Gruppe Süchtiger anschließt, bis die Leute einen satt haben, dann geht man zu einer anderen Gruppe.“ In diesem Milieu in London tauchte die 17 Jahre alte Angelika auf, die aus einem ähnlichen Milieu in Deutschland stammte. Da sie ebenfalls drogenabhängig war und sehr stark rauchte, befand sie sich bald in ähnlichen Geldnöten wie Eoin. Aber irgendwie kam sie durch, weil sie ihre Londoner Wohnung als Treffpunkt für Drogenkunden und -händler zur Verfügung stellte.
Schließlich besaß Eoin nichts mehr als die Kleider, die er anhatte. Angelika besaß einen einzigen Mantel, einen Hausmantel. Alles andere, was sie besaß, hatte in einem einzigen kleinen Köfferchen Platz.
Aber schon zwei Wochen nachdem dieses junge Paar begonnen hatte, die Grundsätze der Bibel kennenzulernen, hörte es auf zu rauchen und Drogen zu nehmen. Drei Wochen später begann Eoin, auf einer Baustelle zu arbeiten. Schließlich hatten Eoin und Angelika so viel Geld gespart, daß sie eine Wohnung mieten und heiraten konnten. Es war im Jahre 1973, als Eoin und Angelika anfingen, nach den Grundsätzen der Bibel zu leben, und seither haben sie sich eine schöne Wohnung einrichten können, und alles, was sie in der Wohnung haben, ist ihr Eigentum. Gewiß darf man sagen, daß Gottes Wort ihnen zu ihrem Brot verholfen hat.
Übermäßiger Alkoholgenuß
Übermäßiger Alkoholgenuß erschwert es ebenfalls vielen, zu ihrem Brot zu kommen. Im Jahre 1974 wurden in der Bundesrepublik und in West-Berlin 30,7 Milliarden DM für alkoholische Getränke ausgegeben. Nach Meldungen aus Japan sollen über zwei Millionen Japaner und Japanerinnen so viel trinken, daß man sie fast als süchtig bezeichnen könnte. Die Zahl der Alkoholiker in den Vereinigten Staaten beträgt rund 10 Millionen und in Italien etwa vier Millionen. Über eine Million der australischen Bevölkerung geben für alkoholische Getränke wöchentlich einen Betrag aus, der 30 US-Dollar entspricht. Das macht fast 20 Prozent des wöchentlichen Nettolohns eines Durchschnittsarbeitnehmers aus. Für alkoholische Getränke wird im Durchschnitt mehr ausgegeben als für Fleisch, Obst und Gemüse. Viele Problemtrinker in Australien geben mehr als die Hälfte ihres Wochenlohns für Alkohol aus. Schweden, die eine Vorliebe für alkoholische Getränke haben, vertrinken etwa 10 Prozent ihres Einkommens. Würde der Rat der Bibel maßzuhalten angewandt, so hätten sicherlich Millionen Menschen mehr und besser zu essen.
Besonders traurig ist es, wenn ein Mann den größten Teil seines Lohnes vertrinkt, während seine Familie Not leidet. Es gibt Millionen Familienväter in der Welt, die am Zahltag nicht nach Hause, sondern ins Wirtshaus gehen. Wenn sie dieses verlassen, sind sie vollständig betrunken und haben keinen Pfennig mehr in der Tasche. Die Frau muß dann Geld borgen, um die Rechnungen zu bezahlen und Nahrungsmittel für die Familie zu kaufen. In Ländern, wo es Sitte ist, viel zu trinken, herrscht unter der ärmeren Bevölkerung große Armut.
So erging es einer Familie in Mexiko. Sie war außerordentlich arm, verwahrlost und schmutzig. Die Leute besaßen nicht einmal einen Tisch, an dem sie hätten essen können. Als sie jedoch anfingen, die Grundsätze der Bibel kennenzulernen, wurde alles anders. Der Mann hörte auf zu trinken, und für das Geld, das dadurch gespart wurde, konnten sie sich schließlich einen Tisch und einige Stühle kaufen. Später kauften sie anstelle ihres kleinen Petroleumöfchens einen Gasofen. Das ganze Haus sieht jetzt besser aus, weil sie sich bemühen, es sauberzuhalten.
Besonders groß werden die finanziellen Probleme, wenn nicht nur viel getrunken, sondern auch viel geraucht wird. Jim, ein dunkelhaariger junger Mann, der in Kanada lebt, erzählt: „Ein Viertel bis ein Drittel meines Lohnes ging jeweils für alkoholische Getränke und Tabakwaren drauf. Wir hätten besser essen und uns besser kleiden können, wenn wir das Geld, das wir auf diese Weise verschwendeten, gespart hätten!“ Carol, seine Frau, unterbricht ihn mit den Worten: „Manchmal, wenn wir abends mit allem fertig waren und ich plötzlich zu meinem Ärger feststellte, daß wir keine Zigaretten mehr im Haus hatten, drängte ich Jim, Zigaretten kaufen zu gehen. Er erwiderte dann, er habe kein Geld mehr. ,Wahrscheinlich hat er es vertrunken‘, dachte ich jeweils. Ich wurde jedoch immer nervöser und überredete ihn schließlich, die leeren Milchflaschen im Laden gegen Zigaretten einzutauschen. Das war Jim stets peinlich. Aber was noch schlimmer war, es bedeutete vielfach, daß unsere Kinder die dringend benötigte Milch erst bekamen, wenn wir wieder Geld hatten.“
Glücksspiele
Das Spielen um Geld ist ebenfalls ein Laster, das schon viele um ihr tägliches Brot gebracht hat. Dieses Laster ist weit verbreitet. Die Australier geben schätzungsweise mehr als 10 Prozent ihres Nettolohnes für Glücksspiele aus. In der Bundesrepublik Deutschland werden jährlich Milliarden DM für dieses Laster aufgewendet. Die Leute riskieren ihren Wochenlohn und ihr Monatsgehalt oder auch mehr. In den Vereinigten Staaten werden jährlich ungefähr 20 Milliarden Dollar verspielt. In Spanien hat allein die Weihnachtslotterie 32 500 000 000 Peseten (396 341 463 US-Dollar) eingebracht. Von dieser Summe wurden 70 Prozent in Form von Preisen verteilt, und die Restsumme wurde an den Staat abgeführt. Ein ganzes Los kostete 20 000 Peseten (244 Dollar), das entspricht dem Monatsgehalt eines einfachen Arbeiters. Aber es wurden auch Losanteile verkauft.
Es werden unvorstellbar große Summen verspielt. Eine reiche Perserin verlor in den Spielkasinos Europas fast sechs Millionen Dollar. Ein Jugoslawe, der nach Australien ausgewandert war, verlor in drei Tagen beim Pokerspiel sein gesamtes Geld, das er in sechs Jahren gespart hatte. Das war für ihn ein so großer Schock, daß er vier Tage danach starb. Pedro, ein junger Spanier, verspielte jeden Monat so viel Geld, daß er damit Wohnung und Nahrung für eine zweite vierköpfige Familie hätte bezahlen können. Doch mußte er an manchen Monatsenden noch Geld borgen, um Nahrungsmittel kaufen zu können.
Professionelle Spieler, die von den Verlusten, die andere erleiden, leben, läßt das, was sie sehen — daß Leute ihr gesamtes Vermögen verlieren, daß Personen Selbstmord begehen, weil sie Unglück im Spiel hatten, daß Frauen ihren Körper verkaufen, um ihre Spielschulden zu bezahlen —, völlig kalt. Ronald, der einmal im Spielkasino in Amsterdam arbeitete, bemerkte: „Ich sah kein Unrecht darin, mit meiner Mutter am Spieltisch zu sitzen und sie bis zum Weißbluten auszupressen.“
Friedel, ein in Indonesien geborener Niederländer, ist ein Beispiel dafür, daß die Bibel einem Menschen helfen kann, von diesem Laster loszukommen. Im Alter von 38 Jahren war er Besitzer und Leiter einer Importfirma, die einen Jahresgewinn von 550 660 US-Dollar machte. Sein monatliches Gehalt betrug 6 000 Rupiah (840 Dollar). Das war damals, gleich nach dem Zweiten Weltkrieg, ein Vermögen. Doch Friedel wurde spielsüchtig. Um sein Laster zu finanzieren, verkaufte er seine Waren mit einem Gewinn von 300 Prozent. Auch setzte er sein Leben aufs Spiel, indem er seine Produkte in Gebieten verkaufte, die von den Pemoedaterroristen kontrolliert wurden.
Es sah aus, als würde er nie aus diesem Sumpf herauskommen. Aber die Bibel half Friedel, mit seiner Sucht zu brechen. Als er die Bibel kennenlernte, erkannte er folgendes: Durch das Spielen wird der Mensch unehrlich und rücksichtslos gegenüber anderen, auch zerstört es das Familienglück.
Viele könnten ihre Familie besser ernähren, wenn sie einsehen würden, daß sie Glücksspiele meiden sollten. Es ist beispielsweise keine Seltenheit, daß ein Brasilianer in einem Jahr soviel Geld für Lotterielose ausgibt, wie er brauchen würde, um hundert Liter Milch zu kaufen.
Feste und Schwelgereien
In lateinamerikanischen Ländern werden riesige Summen für Feste ausgegeben. Da diese Feste den Segen der Kirche haben, glauben viele, sie seien christlich. In Wirklichkeit aber haben diese Feste einen nichtchristlichen Ursprung, und das Charakteristische daran ist übermäßiges Essen und Trinken. Deshalb gehören sie zu den Schwelgereien, die den Grundsätzen der Bibel widersprechen. Durch die Wahrheit des Wortes Gottes werden die Menschen von dem Zwang befreit, solche Feste zu feiern, dafür Unsummen auszugeben und dadurch ihre wirtschaftliche Situation zu verschlimmern.
Wieviel Geld für Feste verschwendet werden kann, zeigt das Beispiel von Eladio, einem reichen Mexikaner. Er gab für zwei Feste 180 000 Peso (14 400 Dollar) aus. Außerdem finanzierte Eladio Zechgelage, die drei bis vier Tage dauerten. Manchmal wurden dabei 5 000 bis 7 000 Peso (400 bis 560 Dollar) für alkoholische Getränke vergeudet. Als Eladio die Lehren des Wortes Gottes kennenlernte, gab er das Geld nicht mehr für solche Dinge aus, sondern benutzte es dazu, seinen Mitmenschen zu geistigen Segnungen zu verhelfen.
Ein echter Vorteil
Sicherlich wird niemand bestreiten, daß Millionen Menschen besser leben könnten, wenn sie nicht mehr rauchen und weniger trinken würden, wenn sie vom Rauschgift loskämen, wenn sie nicht mehr um Geld spielen und wenn sie jegliche Schwelgereien und Feste, die im Widerspruch zu den Lehren der Bibel stehen, meiden würden. Gewiß würde das viel dazu beitragen, daß sie zu essen hätten.
[Fußnote]
a Er verkaufte sogenannte „Betelbissen“: ein Anregungs- und Genußmittel, das aus einer gerösteten Betelnußscheibe besteht, die mit etwas Gambir und meist auch etwas Tabak in ein mit Kalk bestrichenes Blatt des Betelpfeffers eingewickelt wird.
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