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  • Ein Rauschgiftschmuggler sucht nach Zufriedenheit
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Erwachet! 1982
g82 22. 8. S. 14-16

Ein Rauschgiftschmuggler sucht nach Zufriedenheit

ICH brach zu einem sechsstündigen Marsch durch eine wilde lateinamerikanische Landschaft auf. Die frühe Morgensonne kündigte einen weiteren heißen Tag an. Trotzdem bereitete mir der 20 kg schwere Rucksack kaum Unbehagen. Ich hatte diesen Weg schon oft zurückgelegt. Meiner Spur folgten meine 18 cargadores (Lastträger), jeder mit seiner eigenen wertvollen Last. Wieso wertvoll? Es waren Kokablätter zur Herstellung von Kokain.

Während ich mir einen Weg durch das Dickicht bahnte, dachte ich über meine Geschicklichkeit als Schmuggler nach. Plötzlich wurde ich in meinen Träumereien durch Schüsse aufgeschreckt! Mir schoß der angstvolle Gedanke durch den Sinn: „Die Grenzpolizei hat uns geschnappt!“ Es gelang mir jedoch zu entkommen. Anderen in meiner Gruppe ging es nicht so gut. Drei wurden gefaßt und konnten mit Gefängnisstrafen rechnen, und ein vierter wurde verletzt und starb später.

Weshalb riskierte ich mein Leben durch Rauschgiftschmuggel? Um der Armut zu entrinnen. Ich war eines von 12 Kindern, die einem einfachen Zimmermann geboren worden waren. Als ich sechs Jahre alt war, war die Gesundheit meines Vaters ruiniert. Er hatte sich aufgerieben in dem Bemühen, so viele Kinder zu versorgen. Wirtschaftlich ging es uns immer schlechter.

Vier Jahre später arbeitete ich in der Nähe unseres Hauses auf den Feldern. Der Lohn war minimal, und die Tage zogen sich endlos in die Länge. Bald zählte ich nicht mehr, wie oft meine Mutter meine zerschundenen Knie und meine aufgerissenen Hände behandelte. Wie sehnte ich mich nach einem guten Leben, danach, glücklich zu sein und keine Not mehr zu leiden!

Die Chance bot sich, als ich 16 wurde. Mein Schwager schmuggelte Rauschgift über die Grenze, und er forderte mich auf, mit ihm zusammenzuarbeiten. Mir wurde schwindelig bei dem Gedanken an die Möglichkeiten, die sich mir dadurch auftaten. „Ein guter Marschierer wie ich“, dachte ich, „könnte ein Vermögen verdienen.“

Mit zunehmender Erfahrung arbeitete ich mich bald ein. Einige Freunde und ich begannen, eine Anzahl Pfade über die dichtbewaldeten Hügel zu bahnen. Wir wählten dann mehrere Schlüsselstellungen aus, an denen wir den Fluß überqueren wollten, der die Grenze bildete. Das sollte die patrouillierenden Grenzwachen verwirren, denn wir wollten den Fluß nicht immer an der gleichen Stelle überqueren. Gewöhnlich stimmten wir unsere Transporte zeitlich auf das verabredete Eintreffen des Lastwagens ab. Aber selbst hier war die Gefahr der Entdeckung allgegenwärtig. Dreimal entging ich nur mit knapper Not einer Festnahme.

Zu Beginn meiner Laufbahn als Rauschgiftschmuggler lernte ich eine junge Frau kennen, und bald lebten wir zusammen. Obwohl ich eine gewisse Zuneigung zu ihr hatte, dachte ich nie daran, mich durch eine rechtliche Eheschließung an sie zu binden. Auch als wir zwei Kinder hatten, änderte sich mein Standpunkt nicht. Sie machte sich ständig um meine Gesundheit und meine Sicherheit Sorgen.

Beschämt erinnere ich mich, daß ich häufig alles andere als nüchtern nach Hause kam und einen Streit anfing, der in Schläge ausartete. Wie egoistisch war ich geworden! Ich war von dem Wahn geblendet, reich zu werden.

In jenen Jahren brachte ein 20 kg schweres Bündel Kokablätter auf dem ausländischen Markt ein Äquivalent von 125 Dollar ein. Ein Arbeiter in meinem Dorf verdiente nur einen Dollar am Tag, während ich Tausende von Pesos für üppige Mahlzeiten und mit Frauen verschwendete. Das gab mir das Gefühl, wichtig zu sein, aber war ich wirklich zufrieden?

In dieser turbulenten Zeit klatschte einmal ein Ausländer vor meinem Haus in die Hände (so, wie man in anderen Ländern klingelt oder anklopft). Ich öffnete ihm, und nach einem kurzen Gespräch ließ er mir eine Ausgabe der Zeitschrift Erwachet! zurück. In den darauffolgenden Monaten stellte ich jedesmal, wenn ich nach Hause zurückkehrte, fest, daß weitere Ausgaben da waren. Eine Zeitlang ignorierte ich sie, bis ich auf eine Ausgabe stieß, die ich einfach nicht weglegen konnte. Ich mußte diesen gringo finden, der uns Erwachet! brachte!

Ich brauchte nicht lange zu suchen. Rolf Grankvist, ein Zeuge Jehovas, hatte bei zweien meiner Brüder ein Bibelstudium eingerichtet, und ich verlor keine Zeit, mich zum nächsten Studium selbst einzuladen. Es wurden verschiedene Themen anhand der Bibel besprochen. Ich fand die Betrachtung anregend und erkundigte mich, ob wir bei uns zu Hause ebenfalls ein persönliches Bibelstudium haben könnten.

Man schickte uns einen anderen Zeugen, einen Bäcker vom Ort. Meine erste Frage drehte sich natürlich um den Handel mit geschmuggelten Kokablättern. „Was sagt die Bibel darüber?“ wollte ich wissen. Freundlich, aber bestimmt legte er die Gründe dar, weshalb dies Gott nicht wohlgefällig sei. Einer der Schrifttexte, die er anführte, war 1. Johannes 4:20 (‘Wer seinen Bruder nicht liebt, den er sieht, kann Gott nicht lieben, den er nicht sehen kann’). Die Botschaft war deutlich: Es wäre Heuchelei, zu sagen, man liebe Gott, und gleichzeitig zum Schaden seines Mitmenschen beizutragen.

Das stimmte mich nachdenklich. Meine Tätigkeit war Gott bestimmt nicht wohlgefällig. Aber warum hatte mir dies mein Priester nie gesagt? Er wußte, daß ich und andere Rauschgift schmuggelten.

Ich sah den Tatsachen ins Auge. Mit meiner Gesundheit ging es bergab, mein Verhältnis zu meiner Familie war sehr schlecht, und ich war nicht zufrieden. Ich fragte mich offen: „Kannst du dich wirklich ändern?“ Ich hatte kurz zuvor Vorbereitungen getroffen, die Kokablätter selbst zu Kokain zu verarbeiten. Aber mein Entschluß, Jehova zu dienen, gab mir Kraft, und ich teilte meinen Partnern mit, ich würde aufhören. Sie waren sprachlos und verärgert. Doch ich hielt an meinem Entschluß fest: Kein Rauschgifthandel mehr!

Während ich an Erkenntnis zunahm, spürte ich, daß sich die Probleme, in die ich verstrickt war, allmählich lösten. Ich las Hebräer 13:4: „Die Ehe sei ehrbar unter allen, und das Ehebett sei unbefleckt, denn Gott wird Hurer und Ehebrecher richten.“ Deshalb unternahm ich Schritte, unsere Lebensgemeinschaft zu legalisieren. Ich studierte das Kapitel „Das Familienleben glücklich gestalten“ in dem Buch Die Wahrheit, die zu ewigem Leben führt. Da meine Frau und ich die darin enthaltenen Ratschläge anwandten, empfanden wir größere Achtung voreinander, und unsere Söhne gediehen nun in einer friedlicheren und liebevolleren Atmosphäre. Hebräer 10:25 enthält den Rat, ‘unser Zusammenkommen nicht aufzugeben’. Die Befolgung dieser Ermahnung förderte das Geistiggesinntsein in unserer Familie. Im Januar 1976 gab ich mich Jehova hin.

Durch die Predigttätigkeit wuchs die Zahl der Zeugen Jehovas an. Der Ortspriester, der sich nie gegen den Rauschgiftschmuggel geäußert hatte, regte sich nun darüber auf, daß Jehovas Zeugen die Menschen die gute Botschaft von Gottes Königreich lehrten. Jeden Sonntag wetterte er in seiner Radiosendung gegen die Zeugen. Doch seine Anstrengungen wirkten sich wie ein Bumerang aus. Die Aufmerksamkeit, die er auf unser Werk lenkte, trug zu der 200prozentigen Zunahme bei, deren wir uns im Laufe der nächsten vier Jahre erfreuten.

Meine Verwandten wurden sehr neugierig, als sie feststellten, daß die Zuneigung zwischen meiner Frau und mir wuchs und daß ich alle Verbindungen zum Rauschgiftschmuggel abgebrochen hatte. Einige beobachteten uns erst nur und erwarteten, daß diese Reformen lediglich von kurzer Dauer seien. Doch als wir weitere Fortschritte machten, indem wir unser Leben immer mehr nach biblischen Grundsätzen ausrichteten, wandelte sich die Neugier in Interesse. Wie glücklich waren wir, als zwei meiner Brüder und ihre Frauen Zeugen Jehovas wurden! Zusätzlich habe ich die Freude, in unserer Ortsversammlung als einer der Aufseher zu dienen.

Vor kurzem hatte ich die Gelegenheit, über die vielen Wendungen in meinem Leben nachzudenken. Erinnerungen kamen mir in den Sinn, während ich mir mühsam einen Weg durch schwieriges Gelände bahnte mit einem schwerbeladenen Lasttier an der Seite. Dicht hinter mir folgten meine zwei Gefährten, die ebenfalls ihre Lasttiere antrieben. Hatte mich der Wunsch wieder überwältigt, durch Schmuggel schnell zu Geld zu kommen? Weit davon entfernt! Unsere Lasttiere trugen kein einziges Kokablatt. Statt dessen beförderten meine Gefährten und ich Bibeln und Bibelstudienhilfsmittel, die für die Bauern bestimmt waren, die tief im Hügelland lebten. (Eingesandt.)

[Herausgestellter Text auf Seite 14]

Mir schoß der angstvolle Gedanke durch den Sinn: „Die Grenzpolizei hat uns geschnappt!“

[Herausgestellter Text auf Seite 15]

Es wäre Heuchelei, zu sagen, man liebe Gott, und gleichzeitig zum Schaden seines Mitmenschen beizutragen.

[Herausgestellter Text auf Seite 16]

Ich hielt an meinem Entschluß fest: Kein Rauschgifthandel mehr!

[Bild auf Seite 15]

Vom Schmuggel mit Kokablättern zum Transport von biblischen Schriften

[Bilder auf Seite 16]

Dies schmuggeln ... oder dies predigen?

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