Nachrichten und ihre tiefere Bedeutung
Kirchenkneipen
● In der Episkopalkirche St. Markus in Washington (USA) ist eine „Keller-Kneipe“ eingerichtet worden, in der während ungefähr einer Stunde nach dem sonntäglichen Gottesdienst und an Wochentagen nach einem Gemeindeabend Bier, Wein und alkoholfreie Getränke ausgeschenkt werden. Der Pfarrer der Kirche sagte, er sei auf diese Idee gekommen, nachdem er in einer anglikanischen Kirche in London und in einer römisch-katholischen Kirche in Belgien eine Kneipe entdeckt habe.
Kirchenmitglieder haben der Kneipe den Namen „Der geflügelte Löwe“ gegeben, und anläßlich ihres einjährigen Bestehens sangen sie kürzlich im Chor: „Viel Glück zum Geburtstag, liebe Kneipe.“ Ein Kirchenmitglied sagte über die Kneipe: „Sie ist zum Mittelpunkt des Gemeindelebens geworden.“ Wenn die Kneipe im Keller einer Kirche der „Mittelpunkt“ des kirchlichen Lebens ist, fragt man sich unwillkürlich, was darüber vor sich geht.
Zeiten der Unbeständigkeit
● In der ersten Hälfte des Jahres 1974 erlebte die Welt eine Zeit außergewöhnlicher Unbeständigkeit. Ganz plötzlich fanden innerhalb der Regierungen Frankreichs, Englands, Kanadas, der Bundesrepublik Deutschland, Portugals, Israels, Italiens und Argentiniens große Veränderungen statt, wodurch eine „Krise in der Führerschaft“ entstand. In einem in der „New York Times“ erschienenen Artikel hieß es: „Man hat das Gefühl, es sei ein weiteres Blatt vom Kalender der Geschichte abgerissen worden und es sei der Beginn eines neuen, unbekannten Blattes.“
Doch die Unbeständigkeit machte sich wahrscheinlich am schmerzhaftesten auf dem wirtschaftlichen Sektor bemerkbar. Die Erschütterung begann mit einer explosionsartigen weltweiten Erhöhung der Ölpreise, der galoppierenden Inflation und der beunruhigenden Verschiebung der Währungskurse. In vielen Ländern bangten Menschen um ihre finanzielle Sicherheit in der Zukunft, und es machte sich ein Gefühl allgemeinen Mißtrauens breit. Niemand weiß, wieviel der amerikanische Dollar, der französische Franc, die italienische Lira, der japanische Yen oder das englische Pfund in den kommenden Jahren wert sein wird.
Angesichts der so sehr miteinander verwobenen und verketteten Probleme der Menschheit geben Weltwirtschaftsexperten offen zu, verwirrt zu sein und keine Lösung zu sehen. Ray Vicker, der europäische Chefkorrespondent des „Wall Street Journal“, sagt: „Fest steht, daß in Wirklichkeit niemand weiß, wohin die Welt politisch, wirtschaftlich und auf dem Gebiet des Finanzwesens heute treibt. Noch nie gab es eine Zeit, in der soviel Unvorhergesehenes auf den Markt einwirkte und auf die Faktoren, die das Marktgeschehen bestimmen. Daher kann man von nirgendwoher eine Lösung erhoffen, ganz gleich, in welche Richtung die Menschen Ausschau halten mögen.“
Christus Jesus sagte voraus, daß in unserer Generation ‘die Nationen bangen und weder aus noch ein wissen würden’. Er äußerte aber auch im Hinblick auf seine wahren Nachfolger, die in dieser Zeit leben würden, die Aufforderung „Richtet euch auf und hebt eure Häupter empor, denn eure Befreiung naht“ (Luk. 21:25, 28).
Nachdruck auf Evangelisieren
● Vom 16. bis 25. Juli fand in Lausanne (Schweiz) ein internationaler Kongreß für Weltevangelisation statt. Zweitausendsiebenhundert protestantische Evangelisten aus 150 Ländern waren dazu eingeladen. Auch römisch-katholische Bischöfe diskutieren über das Thema „Die Evangelisation in der modernen Welt“.
Evangelisieren (abgeleitet vom griechischen Wort für „gute Botschaft“) bedeutet, das Evangelium oder die gute Botschaft zu verkünden, und schließt heute auch ein, diejenigen zu Jüngern zu machen, die die gute Botschaft annehmen.
Die Kirchen legen neuerdings bemerkenswerten Nachdruck auf das Evangelisieren. Weshalb? Weil sie ihm in der Vergangenheit wenig Beachtung geschenkt haben. Als zum Beispiel der Landesvorsitzende Dr. Clinton Marsh davon sprach, daß die Mitgliederzahl der Presbyterianer-Kirche in den vergangenen vier Jahren um 100 000 zurückgegangen sei, wies er darauf hin, daß dieser Rückgang nicht mit dem starken Engagement der Kirche an sozialen Reformbestrebungen zusammenhänge. „Das Problem ist“, wie er sagte, „bei den Mitgliedern zu suchen. Sie haben zu wenig evangelisiert.“
Eine ähnliche Stellungnahme war von katholischen Bischöfen in den USA zu hören. Von ihnen verlautbarte, es werde „allgemein zugegeben, daß in der modernen Kirche die Begeisterung, der Eifer und ein Geist der Aufopferung, um das Evangelium auszubreiten, nicht in größerem Ausmaß anzutreffen seien als früher“.
Tatsache ist, daß die religiösen Führer selbst nur ein geringes Maß an Begeisterung, Eifer und eines Geistes der Aufopferung für die Evangelisation bekunden. Für die Christen im ersten Jahrhundert war die Ausbreitung der guten Botschaft von Gottes Königreich ein Bestandteil des täglichen Lebens. Für Jehovas christliche Zeugen ist sie es immer noch, was Menschen in über 208 Ländern und Inselgebieten gut bekannt ist. Die Beurteilung des Nachdrucks, den die Kirchen der Christenheit neuerdings auf das Evangelisieren legen, kann jedoch nur lauten: „Zu gering und zu spät.“