Wird die Menschheit sich selbst vernichten?
AN JENEM unheilvollen Tag, dem 6. August 1945, herrschte in der japanischen Stadt Hiroschima klares, sonniges Wetter. Als die Stadt erwachte, hätte selbst mit der grausigsten Phantasie niemand mit dem Unheil gerechnet, das an jenem Morgen um 8.15 Uhr hereinbrach.
Was damals geschah, wurde als ein „Regen des Verderbens, desgleichen nie zuvor auf der Erde gesehen worden ist“, bezeichnet. Die Menschheit war damit in ein neues Zeitalter der Kriegführung eingetreten. Die Tür zu einem furchtbaren Massenvernichtungsmittel war aufgetan.
Wird diese Entwicklung eines Tages in der Situation gipfeln, die die Bibel als das „Ende der Welt“ bezeichnet? Bevor wir eine Antwort geben, wollen wir überlegen, inwiefern das Ereignis an jenem Augusttag ein entsetzlicher Meilenstein war.
Augenzeugenbericht
„Eine Frau rief: ,Ein Fallschirm kommt herunter!‘ Darauf drehte ich mich in die Richtung, in die sie zeigte.“ So begann eine Frau aus Hiroschima mit ihrem Bericht. Sie fuhr fort: „Gerade in diesem Moment durchfuhr ein Lichtblitz den ganzen Himmel. Ich weiß nicht, wie ich dieses Licht beschreiben soll. Es war mir, als würden meine Augen verbrennen.
Ich kann mich nicht mehr daran erinnern, was zuerst kam — der Lichtblitz oder der Druck der Explosion, den ich sogar im Magen verspürte. Jedenfalls lag ich im nächsten Augenblick flach am Boden.
Bald merkte ich, daß sich ein furchtbarer Geruch verbreitete. Dann hatte ich das erschreckende Gefühl, daß sich von meinem Gesicht die Haut löste — auch von den Händen und Armen. ... Von meiner rechten Hand löste sich die ganze Haut ab und hing herunter. ... Was ich unter der Brücke sah, war schockierend: Hunderte von Menschen wanden sich im Fluß hin und her. Ich konnte nicht erkennen, ob es Männer oder Frauen waren. Sie sahen alle gleich aus. Ihr Gesicht war verquollen und grau, ihre Haare standen nach oben. Die Leute rannten stöhnend mit erhobenen Armen in den Fluß.“
Diese Frau war Zeugin des ersten Kriegseinsatzes einer Waffe, die in Zeitungen als „das entsetzlichste Vernichtungsinstrument, das der Mensch je ersann“, bezeichnet wurde: die Atombombe. Obwohl Zehntausende — viele wahrscheinlich durch völlige Verdampfung — auf der Stelle umkamen, wurde gerade den Überlebenden der ersten Explosion der wahre Horror des Atomkrieges bewußt. Weil sie einer tödlichen Dosis von Atomstrahlen ausgesetzt waren, wurden sie sofort von Übelkeit befallen. Das führte dazu, daß sie Blut spuckten, hohes Fieber und starken Durchfall bekamen, Darmblutungen hatten und nach zehn Tagen einen qualvollen Tod starben. Die Gesamtzahl der Todesopfer wurde auf 140 000 geschätzt — die Wirkung einer einzigen Bombe.
Seit Anbruch dieser neuen Ära sind 35 Jahre vergangen. Damals besaß nur eine einzige Nation die Atombombe. Was ist jedoch seither geschehen?
Das Zeitalter des Overkills
Bald darauf entwickelten auch andere Nationen Atomwaffen, und als die internationalen Spannungen zunahmen, begann der atomare Rüstungswettlauf. Die Bomben wurden immer zahlreicher und größer. Die über Hiroschima abgeworfene Bombe mit dem Spitznamen „Little Boy“ hatte eine Explosionskraft von dreizehntausend Tonnen TNT. Verglichen mit den heutigen Bomben, handelte es sich wirklich um einen „kleinen Jungen“. Einige bereits getestete Bomben haben eine Sprengkraft von 60 Millionen Tonnen TNT.
In vielen Waffenarsenalen lagern Zehntausende solcher Bomben verschiedener Größe. Allein die Vereinigten Staaten verfügen über genügend Atomsprengköpfe, um jeden Mann, jede Frau und jedes Kind 13mal zu vernichten (ein 12facher Overkill). Doch die hohe Vernichtungskraft ist nur ein alarmierender Faktor.
Manch einer mag sich noch irgendwie sicher fühlen, da er weiß, daß er Tausende von Kilometern von einem „feindlichen Land“ entfernt wohnt. Heute gibt es jedoch Systeme, die Atomsprengköpfe über große Entfernungen schießen, und zwar mit einer Genauigkeit, die alle Vorstellungen übertrifft. Raketen, die bis zu acht Atomsprengköpfe tragen, können jetzt 10 000 km weit fliegen und haben dabei eine Zielabweichung von 450 Metern. Bald werden es nur noch ein paar Meter sein. Heute kann sich keiner mehr wirklich sicher fühlen oder meinen, er sei „außer Reichweite“.
Um den Overkill zu erhöhen, haben einige Länder ihre Arsenale noch durch chemische und biologische Waffen ergänzt. „Es werden“, berichtet ein Experte, „neue Todessprays hergestellt, von denen bereits ein winziger Tropfen Herzinfarkte hervorrufen kann.“ Ein Spitzenwissenschaftler, der sich mit diesem Fachgebiet schon sehr lange befaßt, sagte warnend: „Die biologische Kriegführung ist eine enorme Bedrohung der Welt.“
„Eine Waffe, die sogar noch schrecklicher ist als die Nuklearwaffen“, lautet Leonid Breschnews Beschreibung der neusten Waffenentwicklungen. Er drang darauf, „die Schaffung neuer Arten von Massenvernichtungsmitteln zu unterlassen“. Viele glauben, daß er damit die künstliche Veränderung des Wetters im Falle eines Krieges meinte. In dem sowjetischen Journal Red Star wurde vor „der außergewöhnlichen Gefährdung der ganzen Welt“ durch Experimente mit der Umwelt „zu militärischen Zwecken“ gewarnt. Man befürchtet, daß ein Land in feindlichen Gebieten Überschwemmungen, Dürren, Erdbeben, Tornados und sogar Hurrikane entstehen lassen kann. Wenn man bedenkt, daß ein Hurrikan eine Kraft gleich der von 1 Milliarde Tonnen TNT — 16mal soviel wie die größte Atombombe — entfaltet, dann könnte sich ein „Wetterkrieg“ enorm zerstörerisch auswirken.
Offensichtlich ist der Mensch bereits in der Lage, sich selbst zu zerstören und unsere Erde als „Atommüllplanet“ zu hinterlassen. Doch seit 1945 sind keine Atomwaffen mehr in kriegerischen Auseinandersetzungen verwendet worden. Aus diesem Grunde fühlen sich viele sicher und meinen, es werde niemals zu einem weltweiten Atomkrieg kommen, der gemäß den Worten von Albert Einstein, der zur Entwicklung der Atombombe beitrug, die „Auslöschung allen Lebens auf der Erde“ bedeuten würde.
[Bild auf Seite 6]
Allein die Vereinigten Staaten verfügen über genügend Atomsprengköpfe, um jeden Mann, jede Frau und jedes Kind auf der Erde 13mal zu vernichten.