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Erwachet! 1980
g80 22. 12. S. 9-12

Katholiken, beunruhigt über ihre Kirche, sprechen sich offen aus

DIE Frau trug ein graues Tweedkostüm, war aber eine Nonne, ja sie war sogar die Generaloberin der Barmherzigen Schwestern vom Potomac (Maryland, USA). Als Vorsitzende der „Leitenden Konferenz frommer Frauen“ (sie umfaßt in den USA rund 400 Konvente) führte sie in Washington (D. C.) Papst Johannes Paul II. bei den ungefähr 5 000 Ordensfrauen ein, die sich versammelt hatten. In ihrer Begrüßungsansprache brachte sie ihre tiefe Beunruhigung über die Einstellung des Vatikans zur Frauenordination zum Ausdruck. Als der Papst das Wort an die anwesenden Nonnen richtete, blieben 53 von ihnen — alle in Zivilkleidung — in stummem Protest stehen.

Als Hans Küng, der Schweizer Theologe, vom Vatikan die Mitteilung erhielt, nicht mehr „als katholischer Theologe gelten“ zu können, sagte er bitter: „Ich schäme mich für meine Kirche.“ Warum wurde ihm die Lehrbefugnis entzogen? Unter anderem, weil er das Dogma der päpstlichen Unfehlbarkeit ablehnt und Christi Wesensgleichheit mit dem Vater in Frage zieht.

Der Entzug der Lehrbefugnis Küngs fand zwar bei vielen Katholiken Zustimmung, aber nicht bei allen. So verfaßten 50 Theologen aus Spanien einen offenen Brief, in dem sie Rom wegen dieses Schrittes kritisierten. Auch 67 amerikanische und kanadische Theologen unterzeichneten eine Erklärung, in der die Worte in der offiziellen Mitteilung des Vatikans, Küng könne nicht mehr „als katholischer Theologe gelten“, angeprangert wurden.

Das sind nur einige Beispiele, die zeigen, daß die Entwicklungen in der katholischen Kirche aufrichtige Katholiken immer stärker beunruhigen. Moralische Probleme in der Kirche üben nicht nur auf die Herde, sondern auch auf die Hirten, die Geistlichen, eine immer größere Wirkung aus. Meldungen in der Tageszeitung des Vatikans, L’Osservatore Romano, verraten, daß die Probleme unter der Geistlichkeit nicht geringe Ausmaße angenommen haben. Man beachte die folgenden Beispiele:

Weniger Priester

In der Ausgabe vom 16. Mai 1979 schrieb L’Osservatore Romano: „Wir haben [in Italien] einen starken Rückgang an Seminaristen zu verzeichnen. Die Tendenz begann sich vor etwa 10 Jahren abzuzeichnen und ist bis heute unverändert geblieben. Dieses Phänomen gehört zu einer allgemeineren Tendenz, die in ganz Europa zu beobachten ist.“

Wie diese Tageszeitung des Vatikans schreibt, ist die Zahl der Priesteramtskandidaten in den vergangenen 10 Jahren ständig zurückgegangen. Wie die beigefügte Aufstellung zeigt, ist der Rückgang beträchtlich. In Italien verzeichnete man im Jahre 1978 gegenüber dem Jahr 1962 einen Rückgang der Neueintritte in Seminare von über 60 Prozent. In Frankreich wurden 1974 rund 60 Prozent weniger Priester ordiniert als im Jahre 1965.

Die Tageszeitung des Vatikans schrieb dazu: „Der Rückgang der Seminaristen führte zwangsläufig auch zu einem Rückgang der Seminare. Während es 1970 noch insgesamt 375 solcher Ausbildungsstätten gab, betrug ihre Zahl 1978 nur noch 259. ... Im Jahre 1966 wurden in Italien 918 Priester ordiniert, im Jahre 1978 dagegen nur noch 384.“

Diese Situation beschränkt sich nicht auf einige wenige europäische Länder. So schrieb die italienische Zeitung La Stampa: „Man hat errechnet, daß in der ganzen Welt zwischen 1965 und 1975 wenigstens 40 000 Priester, einschließlich Diözesan- und Ordenspriestern, sowie 20 000 Nonnen aus ihrem Orden ausgetreten sind.“

Wie viele praktizierende Katholiken gibt es noch?

Wie sieht es unter den katholischen Laien aus? Aus katholischen Kreisen erfährt man, daß viele vermutlich nur noch dem Namen nach katholisch sind. In italienischen Zeitungen wurden folgende Zahlen veröffentlicht: In den vergangenen 15 bis 20 Jahren ist in Frankreich und Italien die Zahl der Kirchengänger um mehr als die Hälfte zurückgegangen. In Italien, wo schätzungsweise 99 Prozent der Bevölkerung katholisch sind, geht weniger als ein Drittel regelmäßig zur Messe. In Italien wird die Messe aber noch häufiger gesucht als in Frankreich, wo nur 16 Prozent der Katholiken wöchentlich einmal zur Kirche gehen.

Wenn man die Aussichten für die Zukunft aufgrund der Einstellung der jungen Leute beurteilt, haben die italienischen Katholiken einen weiteren Grund, beunruhigt zu sein. Die Zeitschrift Panorama interviewte junge Italiener im Alter von 16 bis 24 Jahren und stellte dabei fest, daß nur 12,6 Prozent glaubten, die geistigen Werte seien das Wichtigste im Leben. Die Werte, die die jungen Leute am meisten anzweifelten, waren in erster Linie „die Religion und die Kirche“ sowie „die Familie“, „die Ehe“ und „die Eltern“.

Aufsässige junge Priester

Diese sogenannte Krise der Priesterberufe, heraufbeschworen durch die geringe Zahl von Interessenten für das Priesteramt, hat offenbar dazu geführt, daß die Seminare praktisch jeden Bewerber annehmen. Die Folgen dieser Praxis hat Katholiken sowohl in Italien als auch in vielen anderen Ländern der Welt aufs tiefste beunruhigt.

So schrieb ein Katholik in der italienischen Fachzeitschrift Seminari e Teologia (1976): „Als Folge der Krise auf dem Gebiet der Priesterberufe ist man dazu übergegangen, wahllos jeden anzunehmen, der sich für das Seminar bewirbt, so daß es eine bunt zusammengewürfelte Schar ergibt.“ Die Priester, die an solchen Seminaren studiert hätten, schrieb der Verfasser, seien „rebellisch, anmaßend, respektlos und in der Regel überzeugte Marxisten“.

Der erwähnte Schreiber sprach von einer neuen Generation italienischer Priester und bezeichnete sie als „Unruhestifter, die von ihren mit subversiven Postern ausgestatteten säkularisierten Büros aus operieren“ würden, und fügte hinzu: „Was passiert, wenn der Bischof versucht, etwas gegen diese Typen zu unternehmen? Wir haben es erlebt: Es kommt beinahe zu einer Revolution!“ Wer ist schuld? Der katholische Schreiber erklärte: „Schuld sind die, die die Zügel in der Hand haben sollten, sich aber die Zügel haben entreißen lassen, entweder aus Schwäche oder Feigheit, oder weil auch sie für die neuen modernen Ideologien gewonnen worden sind.“

Was der Papst tut

Papst Johannes Paul II. hat deutlich gezeigt, daß er sich von niemandem die Zügel entreißen läßt. In der kirchlichen Presse konnte man in den vergangenen Monaten lesen, daß der Papst gegen die liberale Theologie, die laxe Moral und die Aufsässigkeit der Priester scharf vorgehe. Doch wie in diesem Artikel bereits erwähnt, nehmen sogar Personen, die in der Kirche führend sind, Stellung gegen den Papst.

Was unter dem scharfen Vorgehen des Papstes zu verstehen ist und daß das Problem mit der Geistlichkeit weltweit besteht, zeigte ein Bericht in der italienischen Zeitschrift Avvenire, in dem es hieß, daß der Papst den Mitgliedern der Gesellschaft Jesu (Jesuiten) einen scharfen Vortrag hielt. Er erklärte dem Orden (27 700 Mitglieder in 106 Ländern): „Ich bin nicht in Unkenntnis darüber ..., daß die Krise, unter der das Ordensleben in der heutigen Zeit leidet, vor dieser Gesellschaft nicht haltgemacht hat.“ Er forderte die Jesuiten auf, die „sich den Ruf erworben haben, die theoretischen Grundlagen für die Einmischung der Kirche in politische und soziale Fragen zu liefern“, „weltlichen Tendenzen nicht nachzugeben“ (New York Times, 7. Dez. 1979).

Ein im Vatikan tätiger amerikanischer Priester sagte, der Papst sei „entsetzt über das Absinken der sittlichen Normen unter den Ordensleuten und über die Homosexualität“; auch fügte er hinzu, daß nach Berichten viele junge Jesuiten in den USA „nicht an ein Jenseits glauben und auch nicht, daß Jesus der Sohn Gottes ist, und daß sie sonntags sogar die Messe schwänzen“.

Das Verdikt des Vatikans gegen den Theologen Hans Küng ist ein weiteres Beispiel für das scharfe Vorgehen des Papstes. Auch andere Theologen mögen mit ähnlichen Maßnahmen rechnen müssen. Im Dezember 1979 wurde Edward Schillebeeckx, ein liberaler in den Niederlanden tätiger Theologe, nach Rom beordert, um sich vor der „Kongregation für die Glaubenslehre“ zu verantworten. Dieses Organ, das auch gegen Küng das Verdikt aussprach, hieß bis 1965 Oberste Heilige Kongregation des Heiligen Offiziums. Andere Theologen wie der brasilianische Franziskanerpriester L. Boff sind von der Glaubenskongregation ebenfalls aufgefordert worden, ihren Standpunkt zu erklären.

Auf seinen Reisen im Herbst 1979 appellierte der Papst an die Katholiken der ganzen Welt und ersuchte sie mit beredten Worten, einig zu sein. Er betonte die Notwendigkeit, sich streng an die sittlichen Normen zu halten: Ehebruch, Homosexualität und Abtreibung abzulehnen. Dafür erntete er sogar von Nichtkatholiken Lob.

Gleichzeitig hat der Papst es aber versäumt, Bestimmungen der katholischen Kirche zu lockern, die unter vielen Katholiken unpopulär sind, zum Beispiel die über die Geburtenkontrolle und den Zölibat.

Ironische Situation

Alles das hat zu einer ironischen Situation geführt. Bei seiner Ablehnung der Abtreibung und der Zulassung der Frauen zum Priesteramt sowie seiner Verteidigung der strengen Geschlechtsmoral berief sich der Papst auf die Heilige Schrift. Seither hat er sich aber als sehr empfindlich gegen Kritik an der Unfehlbarkeitslehre erwiesen — einer Lehre, die, wie die Kritiker sagen, nicht auf der Bibel beruht. Küng erklärte sogar, sie stelle eine Entwicklung dar, die dem Geist der Bibel widerspreche.

Die Kritiker des Papstes behaupten, der Papst beachte die Bibel nicht gebührend, wenn er den Katholiken verbiete, in Fragen der Empfängnisverhütung nach ihrem eigenen Gewissen zu handeln. Gerade diese Kritiker zählen zu den Avantgardisten einer „Bibelwissenschaft“, die große Teile der Bibel als „Märchen“ abtut.

Wie diese Gelehrten gegenüber der Bibel eingestellt sind, zeigt ein Artikel, der in der Zeitschrift Newsweek erschien und überschrieben war: „Wer war Jesus?“ Darin hieß es: „Die meisten Neutestamentler glauben, daß wenigstens einige der Äußerungen, die Jesus zugeschrieben werden, von ihm stammen. Nun soll eine landesweite Konferenz abgehalten werden, auf der die Gelehrten sich bemühen werden, eine Einigung in der Frage zu erzielen, welche Stellen als Jesusworte gelten können.“ Wenn solche Personen die Bibel als Autorität anführen, muß man sich fragen, ob sie ihre eigenen Argumente eigentlich ernst nehmen.

„Prüft euch selbst“

Gemäß der katholischen Herder-Bibel werden alle Christen ermahnt: „Prüft euch selbst, ob ihr im Glauben seid, stellt euch selbst auf die Probe“ (2. Kor. 13:5). Es ist angebracht, daß aufrichtige Katholiken sich selbst sowie den geistigen Zustand ihrer Kirche prüfen.

Natürlich ist die katholische Kirche keineswegs die einzige religiöse Organisation, die gegenwärtig einen Wandel erfährt. Verschiedene protestantische Denominationen diskutieren intensiv Themen wie die Ordination der Frau; die Aufnahme Homosexueller in die Kirche; welche Autorität der Bibel in Verbindung mit den Lehren der Kirche zuerkannt werden soll und ob die Gemeinden die gegenwärtigen Sittlichkeitsnormen anerkennen sollen.

Werden solche Fragen auch in deiner Kirche diskutiert? Wenn ja, dann solltest du über die biblischen Grundsätze, um die es dabei geht, gut informiert sein. Ob Katholik oder Protestant, du magst die nebenstehende Aufstellung biblischer Grundsätze nützlich finden. Warum sie nicht mit dem vergleichen, was der Geistliche der Kirche, der du angehörst, sagt?

[Übersicht auf Seite 9]

(Genaue Textanordnung in der gedruckten Ausgabe)

SEMINARISTEN (in Italien)

1962 30 595

1978 9 853

[Übersicht auf Seite 12]

Fragen, die in den Kirchen diskutiert werden — Was sagt die Heilige Schrift darüber?

IST DER PAPST UNFEHLBAR?

„Als dann Kephas [der Apostel Petrus] nach Antiochia kam, trat ich ihm Auge in Auge entgegen, weil er im Unrecht war“ (Gal. 2:11, „Herder“-Bibel).

„Wir haben vorher die Anklage erhoben, daß alle, Juden wie Griechen, unter der Herrschaft der Sünde stehen. In der Schrift heißt es: Es gibt keinen, der gerecht ist, auch nicht einen; es gibt keinen Verständigen“ (Röm. 3:9, 10, „Einheitsübersetzung“).

SOLLTE PRIESTERN DAS HEIRATEN ERLAUBT WERDEN?

„Der Bischof soll daher untadelig sein, eines einzigen Weibes Mann, ... ein rechter Walter in seinem eigenen Hause, der die Kinder in Zucht hält in aller Würde“ (1. Tim. 3:2, 4, „Pattloch“-Bibel, 1962).

SOLLTE MAN HOMOSEXUELLE, DIE NICHT BEREUEN, ALS MITGLIEDER DER KIRCHE ANERKENNEN?

„Macht euch nichts vor! Menschen, die Unzucht treiben oder Götzen anbeten, die die Ehe brechen oder mit Partnern aus dem eigenen Geschlecht verkehren, ... werden nicht in Gottes neue Welt kommen“ (1. Kor. 6:9, 10, „Die Gute Nachricht“).

SOLLTE DIE BIBEL FÜR DAS, WAS DIE KIRCHE LEHRT, DIE ENTSCHEIDENDE AUTORITÄT SEIN?

„Jede Rede Gottes ist lauter; er ist ein Schild für alle, die bei ihm sich bergen. Füge seinen Worten nichts hinzu, sonst überführt er dich, und du stehst als Lügner da“ (Spr. 30:5, 6, „Einheitsübersetzung“).

„Alles, was in den heiligen Schriften steht, ist von Gottes Geist eingegeben und hilft, die Wahrheit zu lehren und den Irrtum aufzudecken, Fehler zu berichtigen und zu einem Leben anzuleiten, das Gott gefällt. So dient es dazu, daß ein Mensch, der Gott gehört, zu allen guten Taten fähig wird“ (2. Tim. 3:16, 17, „Die Gute Nachricht“).

SOLLTEN DIE KIRCHEN EINE LAXE GESCHLECHTSMORAL TOLERIEREN?

„Jeder kann sehen, wohin der menschliche Eigenwille führt. Seine Auswirkungen sind Unzucht, Verdorbenheit und Ausschweifungen, ... Trunksucht, Orgien und so fort. Ich warne euch, wie ich es schon früher getan habe: Wer solche Dinge tut, für den ist kein Platz in Gottes neuer Welt“ (Gal. 5:19-21, „Die Gute Nachricht“).

[Übersicht auf Seite 10]

(Genaue Textanordnung in der gedruckten Ausgabe)

WENIGER PRIESTER

Die Bevölkerung Italiens hat sich seit 1881 verdoppelt, während die Zahl der Priester von 84 834 auf 40 866 zurückgegangen ist.

(Priester auf 1 000 Italiener)

1881 (2,9)

1977 (0,72)

[Übersicht auf Seite 11]

(Genaue Textanordnung in der gedruckten Ausgabe)

WENIGER KIRCHENGÄNGER

(Prozentsatz der regelmäßigen Gottesdienstbesucher in Italien)

1956 69 %

1977 28 %

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