Was geschieht mit unserer Zeit?
„LIEBST du das Leben?“ fragte einmal der berühmte Benjamin Franklin. „Dann vergeude keine Zeit; denn das Leben besteht aus Zeit.“
Heute sind viele versucht zu fragen: „Zeit vergeuden? Ich wäre schon froh, wenn ich nur ein bißchen Zeit hätte. Den ganzen Tag lang kämpfe ich mit der Uhr.“ Empfindest du ebenso?
Gehörst du zu den zigmillionen Menschen, die den ganzen Tag an einem Arbeitsplatz außerhalb ihrer Wohnung arbeiten? Früher war das hauptsächlich bei den Männern der Fall. Doch heute sind in den Vereinigten Staaten mehr als die Hälfte aller Mütter schulpflichtiger Kinder in irgendeiner Form berufstätig. Seit 1950 hat sich weltweit die Zahl berufstätiger Frauen fast verdoppelt, und diese 600 Millionen berufstätigen Frauen stellen heute ein Drittel der gesamten Arbeitskraft in der Welt. Wenn sie von der Arbeit nach Hause kommen, verfügen sie nicht mehr über die Zeit und die Energie, die sie früher für ihre Familienpflichten hatten.
Aber vielleicht bist du eine Hausfrau. Bedeutet das, daß du nicht arbeitest? Wohl kaum! Deine Arbeit als Köchin, Einkäuferin, Dekorateurin, Krankenschwester und Putzfrau erspart einer Familie jährlich viele Tausender. Und die Liebe und Aufmerksamkeit, die du deinem Mann und deinen Kindern schenkst, können durch keine Geldsumme ersetzt werden. Doch die meisten Hausfrauen finden, wie alle anderen auch, immer weniger Zeit für sich selbst — um etwas zu lesen oder nur, um für sich zu sein. Warum? Wo bleibt die Zeit?
Interessanterweise spielt die Anhäufung materieller Güter eine große Rolle. Inwiefern?
Wenn du ein neues Fernsehgerät oder ein neues Haus kaufst, kostet es dich nicht nur Geld, sondern auch Zeit. Für viele ist die Zeit, die die Pflege materieller Güter erfordert, ein „verborgener Kostenfaktor“, dessen sie sich nicht völlig bewußt sind. Aber es ist ein Kostenfaktor, den sie auf vielfältige Weise in Betracht ziehen müssen.
Geldverdienen erfordert Zeit
Wenn du für einen Arbeitgeber tätig bist, mußt du gewöhnlich für dein Geld jeden Tag eine gewisse Anzahl von Stunden arbeiten. Du tauschst deine Zeit gegen Geld ein. Die meisten materiellen Güter werden mit Geld erworben, und je mehr Güter du möchtest, um so mehr Geld mußt du verdienen.
Willst du allen Ernstes mehr Zeit für andere Dinge haben, so mußt du dir lange und gut überlegen, wie viele Stunden du dem Geldverdienen widmest. Dann solltest du dich fragen: „Sind mir die Güter, die ich dafür erhalte, das auch wert? Sind sie wirklich notwendig?“
Manche Personen nehmen auf diesem Gebiet Änderungen vor. Wir werden dir später von ihnen berichten. Doch erwäge zuerst einige andere verborgene Kostenfaktoren.
Geldausgeben kostet Zeit
Viele Hausfrauen verbringen jede Woche viele Stunden in Supermärkten, um sich in einem verwirrenden Angebot von Packungen verschiedener Größen und Formen zurechtzufinden, von denen jede „der beste Kauf“ ist. Herauszufinden, was wirklich der beste Kauf ist, erfordert Zeit. Und wenn Haushaltsgeräte oder Möbel gekauft werden sollen, verbringt man möglicherweise an mehreren Tagen Stunden damit, die verschiedenen Fabrikate miteinander zu vergleichen.
Was kann man gegen diesen verborgenen Kostenfaktor tun? Das Geld sorglos auszugeben wäre eine schlechte Lösung. Dennoch kann man beim Kauf notwendiger Anschaffungen Zeit sparen. Wie? Indem man eine Einkaufsliste anfertigt. Viele Hausfrauen stellen fest, daß sie die Zeit, die sie für das Zusammenstellen des Speiseplans der kommenden Woche brauchen, später im Lebensmittelgeschäft mehrfach einsparen. Obwohl sie flexibel genug bleiben, um Sonderangebote wahrzunehmen, gewöhnen sie es sich an, das zu kaufen, was sie brauchen, statt ihre Zeit dafür zu verwenden, sich alles anzusehen, was ihnen die Werbung aufdrängen will.
Bei der Anschaffung notwendiger Artikel magst du aus dem Beispiel einer jungen Hausfrau Nutzen ziehen, die sagte: „Ich sagte meinem Mann, daß ich eine elektrische Bratpfanne kaufen wolle, und er konnte nicht verstehen, daß ich zwei Wochen später immer noch keine gekauft hatte. Ich verbrachte keine Zeit damit, nach einer zu suchen, aber ich behielt es im Sinn. Immer wenn ich in einem Geschäft war, um andere Artikel zu kaufen, warf ich einen Blick auf die Bratpfannen. Nach einem Monat schließlich kam ich in einen Laden, um verschiedenes einzukaufen, und sah eine Bratpfanne, die genau die richtige war. Sie kostete nur halb soviel wie in den anderen Geschäften.“ Die Geduld hatte sich bezahlt gemacht, und doch war sehr wenig zusätzliche Zeit erforderlich gewesen.
Betrachte einen anderen verborgenen Kostenfaktor materieller Güter:
Dein Besitz erfordert Pflege
Natürlich brauchst du ein Heim. Aber welche Art Heim? Wenn du eine Wohnung mietest, bleiben viele Probleme des Unterhalts dem Eigentümer überlassen. Bist du dagegen der Eigentümer, dann kostet es deine Zeit und dein Geld.
Doch viele Familien sind durch einen Vergleich zu dem Schluß gekommen, daß es für sie auf lange Sicht billiger ist, ein Haus zu kaufen, als Miete zu bezahlen. Aber gib dich nicht der Täuschung hin, du müßtest lediglich die Miete gegen den Kaufpreis eines Hauses aufrechnen, um herauszufinden, wie lange du abzuzahlen hast. Hauseigentümer müssen auch noch mit besonderen Steuern rechnen. Die meisten Häuser müssen nach ein paar Jahren neu gestrichen werden. Nach etlichen Jahren muß eventuell das Dach repariert werden. Der Heizofen erfordert regelmäßige Reinigung. Auch mit der Kanalisation können Probleme auftreten. Und das ist nur der Anfang. Die meisten Hauseigentümer geben bereitwillig zu, daß es immer etwas am Haus zu tun gibt, was ihre Zeit und ihr Geld beansprucht.
Vielleicht entschließt du dich trotz all dieser Erwägungen zum Erwerb eines Eigenheims. Doch wie groß muß es sein? Wenn du wirklich mehr Zeit für Dinge haben möchtest, die gegenwärtig immer zu kurz kommen, solltest du dir darüber Gedanken machen. Ziehst du in ein großes Haus ein, um andere zu beeindrucken, wirst du einen hohen Preis bezahlen — nicht nur Geld beim Kauf, sondern auch Zeit für die Pflege. Und viele Eltern erkennen, daß sie, sobald ihre Kinder erwachsen sind, kein so großes Haus mehr benötigen. Sie ziehen in ein bescheideneres Heim, so daß sie weniger Putzarbeit und Unterhaltskosten und mehr Zeit für andere Zwecke haben.
Ein anderer Faktor, der oft übersehen wird, ist folgender:
Es erfordert Zeit, das zu nutzen, was du kaufst
Nehmen wir an, du erwägst den Kauf eines neuen Fernsehgeräts. Abgesehen vom Essen ist Fernsehen der liebste Zeitvertreib der Amerikaner. Es beansprucht bis zu 45 Prozent ihrer Freizeit, und sie sind nicht die einzigen, die dieses Problem haben. Vielleicht empfindest du, daß du bereits zuviel fernsiehst, doch nur wenige Leute erkennen, wieviel Zeit sie wirklich mit dem Fernsehen verbringen, es sei denn, sie führen Aufzeichnungen darüber. Versuche es einmal.
Möchtest du wie die meisten Leute mehr Freizeit haben, dann beginnst du am besten beim Fernsehen. Wenn du einfach den Stecker des Geräts herausziehst, könntest du jede Woche mehr als zwanzig Stunden für andere Dinge gewinnen — wahrscheinlich die Hälfte der Zeit, die du am Arbeitsplatz verbringst.
Die meisten sind nicht geneigt, ohne ihr Fernsehgerät zu leben. Bewiesen wird das durch die Tatsache, daß in den USA mehr Haushaltungen (98 Prozent) ein Fernsehgerät haben als fließendes Wasser. Doch es gibt einfache Methoden, deine Fernsehgewohnheiten und ihre Auswirkungen auf dich und deine Familie unter Kontrolle zu bringen. Viele Familien empfinden es als nützlich, das Fernsehprogramm für die kommende Woche durchzugehen und als Familie zu entscheiden, welche Sendung man sich ansehen will. Wenn man sich an diese Entscheidung hält, hat man mehr Zeit für andere Zwecke.
Derselbe Grundsatz trifft auch auf andere Besitztümer zu. Es erfordert Zeit, sie zu nutzen. Bevor du dir also etwas anschaffst, solltest du überlegen, wieviel Zeit du für den neuen Gegenstand benötigen wirst, damit er sich lohnt. Woher willst du diese Zeit nehmen? Beabsichtigst du wirklich, deine Zeit auf diese Weise zu verbringen?
Vergiß nicht, daß das Leben, wie Benjamin Franklin sagte, aus Zeit besteht. Wenn jemand seine ganze Zeit gegen Geld eintauscht, indem er Tag und Nacht arbeitet, handelt er sich eine schlechte Lebensqualität ein; er läßt zu, daß materielle Besitztümer zuviel von seiner Zeit beanspruchen. Er wird oberflächlich werden, sein Verhältnis zu anderen und seine Wertschätzung für geistige Dinge werden Schaden nehmen. Wenn er sich dagegen unbeirrbar für die wirklich wichtigen Dinge Zeit nimmt, wird sein Leben eine tiefere Bedeutung erfahren, und er wird glücklicher werden.