Eine vielseitige Gemüseart
WAS hältst du von einer Pflanze, die dich und deine Familie bis zu zwanzig Jahre lang mit etwas Nahrung versorgen würde? Nehmen wir an, du müßtest sie weder jedes Jahr neu pflanzen noch viel pflegen. Wäre es nicht auch angenehm, wenn die Pflanze in der Jahreszeit, wo andere Gemüsearten knapp sind, guten Ertrag bringen würde? Nun, diese vielseitige Gemüseart ist der Spargel. Eine solch langfristige Versorgung wäre bei einer fünfköpfigen Familie schon durch ungefähr zwölf Wurzelstöcke garantiert.
Wie sieht es mit dem Nährwert aus? Der Spargel enthält in unterschiedlicher Menge Kalzium, Phosphor, Natrium, Kalium und Eisen, ferner die Vitamine A, B1, B2 und C sowie Nikotinsäure — Stoffe, die zu einer gesunden Ernährung gehören. Allein das wäre schon ein guter Grund, im eigenen Gemüsegarten ein Spargelbeet anzulegen.
Dieser schmackhafte Verwandte der Königslilie hat, seit ihn die alten Ägypter anbauten, schon so manche Mahlzeit bereichert. Um das Jahr 200 v. u. Z. machten die Römer über seinen Anbau schriftliche Aufzeichnungen.
Während viele den Spargel für eine übliche Gemüseart halten, gilt er bei einigen als Delikatesse. Gewöhnlich wird er in Konserven verkauft, aber auch frische Spargelstangen haben einen köstlichen Geschmack. Es gibt den weißen Spargel und den Grünspargel. Unter Umständen eignet sich für den Hobbygärtner eher der Grünspargel, da er den höheren Nährwert mit dem besseren Geschmack in sich vereint.
Beim Anpflanzen des weißen Spargels setzt man die Wurzelstöcke in eine Furche und häuft jeweils etwas Erde darüber, damit die Spargelstangen vor der Sonne geschützt sind, bis sie an die Oberfläche gelangen. Nach dem Anpflanzen von Grünspargel muß keine Erde aufgehäuft werden. Die Stangen des Grünspargels werden abgeschnitten, sobald sie 15 bis 20 Zentimeter aus dem Boden ragen.
Anbau des Spargels
Man kann Samen säen oder Wurzelstöcke setzen, die in Pflanzschulen zu kaufen sind. Bemerkenswert ist, daß männliche Pflanzen einen viel höheren Ertrag liefern als weibliche. Den Unterschied zwischen beiden kann man im zweiten Jahr erkennen, wenn die weiblichen Pflanzen Samen hervorbringen. Der Spargel ist nicht auf eine einzige Bodenart angewiesen. Schwerer Boden muß gut entwässert und sandiger Boden gut bewässert werden.
Bei der Vorbereitung des Beetes sollte Stallmist oder Kompost in den Boden eingearbeitet werden. Die Wurzelstöcke sind alle 70 Zentimeter in Erdhäufchen zu setzen, die in einer Furche von 20 Zentimeter Tiefe und 30 Zentimeter Breite liegen. Die Wurzelstöcke müssen 5 Zentimeter hoch mit Erde bedeckt werden. Das Beet braucht gewissenhafte Pflege, bis sich die ersten Sprosse zeigen. Während die Pflanzen wachsen, sollte die Furche allmählich mit Erde aufgefüllt werden. Beim weißen Spargel sollten die Erdhäufchen eine Höhe von 20 bis 30 Zentimetern erreichen.
Bei guter Düngung wachsen über dem Boden farnartige Pflanzen und im Boden starke, kräftige Wurzelstöcke. Es ist sehr wichtig, schon bei der Vorbereitung das winterharte Unkraut zu beseitigen und auch während der ganzen Wachstumsdauer immer wieder gegen Unkraut vorzugehen. Allerdings können Unkrautvertilgungsmittel Schaden anrichten, wenn sie mehr als einmal jährlich angewandt werden.
Die Ernte
Nachdem du dein Spargelbeet bepflanzt hast, brauchst du viel Geduld. Im ersten Jahr sollte man noch keine Spargelstangen ernten. Laß den Wurzelstöcken Zeit, kräftig zu werden. Im zweiten Jahr sollte man nur kurz — nicht länger als zwei Wochen — ernten. Doch im dritten Jahr nach der Anpflanzung kannst du mit einer großen Ernte rechnen und die Früchte deiner Arbeit genießen.
Sieh zur Erntezeit jeden Tag das Beet nach. Das Wachstum ist dann so schnell, daß die Stangen zu lang und somit am unteren Ende strohig werden können. Weißen Spargel erntet man, indem man neben den Spargelspitzen, die schon zum Vorschein gekommen sind, mit einem Messer ca. 20 Zentimeter tief in das Erdhäufchen sticht und die Stangen abschneidet. Grünspargel wird knapp unter der Erdoberfläche abgeschnitten, wenn die Stangen 15 bis 20 Zentimeter herausragen und sich an der Spitze die Deckblätter öffnen.
Drei Monate dauert die Erntezeit bei einem voll entwickelten Beet, und am Ende dieser Zeit wird man eine Veränderung im Wachstum der Stangen beobachten. In diesem Stadium wirken sie verkümmert, und das ist das Zeichen, mit der Ernte aufzuhören und dem weiteren Wachstumsprozeß freien Lauf zu lassen. Dann sprießen farnartige Pflanzen, die keinen Nährwert haben und im Spätherbst oder zu Beginn des Winters kurz vor der Vollreife des Samens abgeschnitten werden sollten. Sie können verbrannt oder zu Kompost verarbeitet werden. Während dieses oberirdischen Wachstums hat das Wurzelsystem Zeit, für das nächste Jahr Kräfte zu sammeln.
Zubereitung für den Tisch
„Was sollen wir essen?“ Wenn diese vertraute Frage gestellt wird, könnte unsere vielseitige Gemüseart genau das richtige sein. Ob nun ein Imbiß oder eine heiße Suppe erwünscht ist, vielleicht entspricht Spargel deinem Geschmack. Koche einfach die Stangen in einer geringen Menge Salzwasser, das mit ein wenig Essig angesetzt worden ist. So entsteht ein köstliches Spargelgericht, das ohne jegliche Beilage, aber auch auf heißem, mit Butter bestrichenem Toast oder mit Salat serviert werden kann. Um etwas für das Auge zu tun, sollte man verhindern, daß die Spargelspitzen brechen. Das kann durch sorgfältiges Kochen gewährleistet werden. Vielleicht bevorzugst du es, die Stangen in einem Gefäß zu kochen, in dem sie mit den Spitzen nach oben stehen können, denn das untere Ende erfordert mehr Hitze.
Ist es draußen kalt? Dann mag eine heiße Suppe appetitanregender sein als eine kalte Mahlzeit. Zur Bereicherung des Menüs kann man eine sehr schmackhafte Suppe zubereiten, indem man in 1⁄2 Liter Wasser 200 Gramm Spargel nach Wunsch mit feingehackter Zwiebel und mit Sellerie kocht. Sowie das Gemüse gar ist (nach ungefähr 30 Minuten), sollte es durch ein Sieb gerührt oder in einem Mixer zerkleinert werden. Anschließend dickt man es mit 40 Gramm Mehl und 60 Gramm Butter ein, verrührt es mit 1⁄2 Liter Milch und kocht das Ganze fünf Minuten. Salz und Pfeffer sollte man je nach Geschmack zugeben. Serviere die Suppe heiß, garniert mit feingehackter Petersilie.
Das nächste Mal, wenn du die Frage hörst: „Was sollen wir essen?“, wirst du vielleicht an Spargel denken. Diese vielseitige Gemüseart könnte zu einer nahrhaften und köstlichen Bereicherung deines Speiseplanes werden.