Warum Johnny nicht richtig schreiben kann
Seit Jahren ist bekannt, daß amerikanische Schüler immer mehr Leseschwierigkeiten haben. Kein Wunder, daß es jetzt auch mit dem Schreiben hapert!
„Pädagogen sind der Meinung, daß bei vielen Schülern die Schreibfähigkeit von mittelmäßig bis abscheulich reicht“, hieß es im vorletzten Jahr im „U.S. News & World Report“. Manche Professoren sprechen von einer Zunahme „reinen Analphabetentums“.
Die Schuld für diese Schreibunfähigkeit spricht man dem Telefon zu, das vielen das Briefeschreiben abgewöhnt hat, und dem Fernsehen, das von vielen als Ersatz für das Lesen betrachtet wird. Leon Botstein, Präsident des Bard College, glaubt jedoch nicht, daß diese äußeren Einflüsse die Schulen ihrer Verantwortung entheben. „Über die Umwelt außerhalb der Schule zu klagen“, sagte er, „ist nicht die Lösung. In unseren vier Wänden steht uns sehr viel Zeit zur Verfügung, die Kinder zu schulen.“
Wie gut wird diese Zeit in den Schulen genutzt? Nicht sehr gut, was die Grundfertigkeiten anbelangt. Sie sind durch neumodische Ideen verdrängt worden. Samuel Halperin von der George-Washington-Universität sagt: „Man kann nicht Unterricht geben zum Thema Drogenmißbrauch, Sexualerziehung und Fahrverhalten und gleichzeitig gute Lese-, Schreib- und Rechenfähigkeiten vermitteln.“
An vielen Schulen ist in keinem dieser Fächer guter Unterricht erteilt worden. Auf Kosten der Grundfertigkeiten wurde viel Zeit aufgewendet, um Vorstöße in andere Fachbereiche zu machen, aber ohne Erfolg. Der Drogenmißbrauch hat sich enorm verbreitet. Geschlechtskrankheiten, unerwünschte Schwangerschaften und Abtreibungen haben sprunghaft zugenommen. Und eine Verbesserung des fahrerischen Könnens unter Jugendlichen konnte man bis jetzt noch nicht bemerken.
Dann gibt es ein Programm, bei dem „Wertvorstellungen entwickelt“ werden sollen. Tausenden von amerikanischen Kindern werden im Klassenzimmer Fragen gestellt wie „Solltest du als Teenager mit deinem Freund ins Bett gehen, wenn er dich darum bittet?“ Helfen aufrichtige Lehrer den Schülern, ihre Denkweise zu korrigieren? Nein, sie dürfen die Kinder nicht beeinflussen. Die Schüler sollen „sich selbst darüber klarwerden, wie sie empfinden und handeln sollten“. Sidney Simon, Professor für Pädagogik und Begründer dieses Programms, spiegelt die Einstellung wider, die von den Lehrern erwartet wird: „Kein Erwachsener kennt alle Antworten, und die Antworten der Kinder werden niemals als richtig oder verkehrt bewertet.“
Kritiker dieses Programms sagen, man solle Schüler nicht zu dem Glauben verleiten, ihre eigene Meinung sei stets richtig. Die Lehrer sollten, so lassen diese Kritiker verlauten, ihren eigenen moralischen Einfluß geltend machen. In Anbetracht der Wertvorstellungen, die manche Lehrer von heute haben, erscheint dies jedoch fragwürdig. Eines der führenden Nachrichtenmagazine der USA veröffentlichte ein Bild, das einen Lehrer beim Unterricht zeigte. Er saß auf einem Hocker, bekleidet mit einem buntkarierten Hemd, Jeans und Mokassins. Neben ihm waren zwei Schülerinnen abgebildet. Eine Schülerin hatte ein T-Shirt und einen kurzen Rock an; die andere trug ein schlottriges Hemd und eine enge Hose und war barfuß.
Immer mehr Firmen bieten ihren Angestellten Nachhilfeunterricht in Englisch an. Vor vier Jahren unterrichteten 35 Prozent von 800 befragten Firmen ihre Angestellten in Fächern, in denen sie in der Schule hätten unterrichtet werden sollen. Immer mehr Unternehmen folgen diesem Beispiel.
Manche sagen jedoch, das sei nur eine Notlösung. Dazu gehört die Firma JLG Industries. „Wir stellen so schnell auf Roboter um, wie es uns die Technik gestattet“, sagte ein Sprecher der Firma. „Wenn ein Roboter einmal an Ort und Stelle ist, verrichtet er tagein, tagaus produktive Arbeit von hoher Qualität.“ Auch General Motors möchte mehr Roboter einsetzen. „Das sollte den Schulen als Warnung dienen, die Schüler besser zu unterrichten“, sagte ein Sprecher.
Unternehmen sind keine Wohltätigkeitsvereine. Wenn sie Johnny einen Arbeitsplatz geben sollen und Johnny ihn behalten möchte, muß Johnny lesen, schreiben und rechnen können. Sonst wird er eines Tages durch einen Roboter ersetzt.