Junge Leute fragen sich:
Ist der Alkohol ein Problemlöser?
ALS Jugendlicher war Dionys äußerst schüchtern. Es fiel ihm schon schwer, ein ganz einfaches Gespräch mit anderen zu führen. Doch dann machte er die Erfahrung, daß sich das änderte, sobald er etwas getrunken hatte. „Wenn ich ein paar getankt hatte, wurde ich viel lockerer.“ Er glaubte daher, der Alkohol helfe ihm, seine Schüchternheit zu überwinden.
Dionys steht mit seiner Erfahrung nicht allein. Viele junge Leute trinken aus ähnlichen Gründen. Wie ist es mit dir? Hast du vor, Alkohol zu trinken? Wenn ja, aus welchem Grund? Es wäre gut, erst einige Faktoren zu erwägen, ehe du diese Fragen beantwortest.
Denke zum Beispiel an deine Eltern; denn das, was du tust, wirkt sich auch auf sie aus. Ferner gilt es, die gesetzlichen Bestimmungen zu berücksichtigen — ob du das Alter hast, in dem man alkoholische Getränke konsumieren darf. Und noch eins: Es heißt, aus jeder Entscheidung ergeben sich Konsequenzen. Bevor du also entscheidest, ob, wie und wann du Alkohol zu dir nehmen möchtest, solltest du die Konsequenzen sorgsam abwägen, denn Alkoholmißbrauch kann Spätfolgen haben, an die du vielleicht nicht gedacht hast.
Die Notwendigkeit maßzuhalten
Niemand wird bestreiten, daß der mäßige Genuß von Alkohol einen gewissen Nutzen haben kann. Sogar in der Bibel heißt es, daß Wein das Herz des Menschen erfreut und den Genuß einer Mahlzeit erhöht (Prediger 9:7). Es ist auch erwiesen, daß leichte, naturreine Weine der Gesundheit förderlich sind (1. Timotheus 5:23). Das trifft anscheinend vor allem auf ältere Personen zu.
Aber Hand aufs Herz: Würdest du behaupten, daß die Mehrzahl der jungen Leute, die trinken, dabei maßhalten oder daß sie nur zu einer Mahlzeit trinken, um den Genuß daran zu erhöhen, oder daß sie es aus gesundheitlichen Gründen tun? „Daß eine Gruppe 15jähriger um einen Tisch sitzt und sich angenehm unterhält, wobei jeder an seinem Martini nippt, ist einfach undenkbar“, sagte Fred, ein junger Mann, der als Jugendlicher zuviel trank. Er fügte hinzu: „Häufig suchen die jungen Leute das Rauscherleben.“
Natürlich mißbrauchen nicht alle Jugendlichen den Alkohol auf diese Weise. Doch als ein Berichterstatter der Zeitschrift Erwachet! Jugendliche daraufhin ansprach, gab eine ganze Reihe derer, die viel getrunken hatten, zu, es in erster Linie getan zu haben, um „high“ zu werden oder um sich zu berauschen. Andere gestanden, zum Alkohol gegriffen zu haben, um mit ihren Problemen besser fertig zu werden, um mutiger zu werden oder um, wie Dionys, ihre Kontaktschwierigkeiten zu überwinden. Muß bei einem solchen Alkoholmißbrauch mit Spätfolgen gerechnet werden?
Den Geist betätigen
Erfahrung ist die beste Lehrmeisterin. So lautet jedenfalls ein Sprichwort. Erfahrung ist vielleicht nicht die beste, aber sie ist eine Lehrmeisterin. Mit anderen Worten: Während du heranwächst, lernst du vieles durch Erfahrung. Im Laufe deines Lebens, das unweigerlich Probleme mit sich bringt, lernst du, schwierige Situationen zu meistern. Das ist für eine gesunde geistige Entwicklung außerordentlich wichtig.
Wir könnten das wie folgt veranschaulichen: Körperliche Tätigkeit ist unerläßlich. Hat nicht Bewegung starke Muskeln und eine gute Gesundheit zur Folge? Im Prinzip trifft das auch auf deinen Geist zu. Er muß ebenfalls betätigt werden. Wie geschieht das? Indem du dich mit den Schwierigkeiten, die du hast, auseinandersetzt. Aber so, wie die Muskeln deines Körpers erschlaffen, wenn du sie nicht betätigst, so erschlafft auch dein Geist, wenn er nicht gefordert wird. Er ist dann unfähig, die täglichen Probleme des Lebens zu bewältigen. Deshalb ist es so gefährlich, wenn man zum Alkohol greift, um Problemen und unangenehmen Situationen aus dem Wege zu gehen.
Dionys, der eingangs erwähnte junge Mann, kann das bestätigen. Er berichtete: „Ich glaube, daß viele junge Leute trinken, um Erleichterung von dem Leistungsdruck zu finden oder um ihre Probleme zu vergessen. Deshalb lernen sie nie, ihre Probleme zu meistern. Mir ist klar, daß das auch bei mir so war.“ Inwiefern?
Man wird sich erinnern, daß Dionys glaubte, mit Alkohol seine Schüchternheit überwinden zu können. Er sagte: „Wenn ich ein paar getankt hatte, wurde ich viel lockerer.“ Half der Alkohol ihm wirklich, seine Schüchternheit zu überwinden? „Wenn die Wirkung des Alkohols nachließ, zog ich mich wieder in mein Schneckenhaus zurück“, antwortete Dionys. Und jetzt, Jahre später? Dionys fuhr fort: „Ich habe nie wirklich gelernt, mit anderen Menschen auf meiner Ebene in Kontakt zu treten. Ich glaube, ich bin in dieser Beziehung gehemmt.“
Das gilt auch in bezug auf die Bewältigung von Streß im allgemeinen. Wenn du jetzt Streßsituationen nur mit Alkohol bewältigst, wirst du es schwierig finden, als Erwachsener mit Streß fertig zu werden.
Joan ist ein gutes Beispiel, denn als Teenager war der Alkoholkonsum für sie eine Flucht aus der Realität. Hatte das Spätfolgen? Joan, jetzt Ende 20, erzählte: „Vor kurzem, als ich in einer Streßsituation war, dachte ich: ‚Es wäre nett, jetzt ein paar Schlucke Alkohol zu haben.‘ Man glaubt, der Alkohol helfe einem, mit einer Situation besser fertig zu werden.“
Das, was Dionys und Joan erzählten, stimmt mit dem überein, was Dr. phil. L. Hennecke und Dr. med. S. E. Gitlow in der Fachschrift New York State Journal of Medicine schrieben: „Wenn Drogen [Alkohol ist auch eine Droge] genommen werden, um Probleme zu vertreiben — seien es Probleme in der Schule oder in der Ausbildung, sei es das Problem der mangelnden Kontaktfähigkeit oder seien es zwischenmenschliche Probleme —, entfällt die Notwendigkeit, zu lernen, mit solchen Situationen zu leben oder sie zu meistern. Die Quittung bekommt man meist erst als Erwachsener, denn dann ist es einem oft nur schwer möglich, eine enge Beziehung zu einem anderen aufzubauen, was bedeutet, daß man seelisch isoliert bleibt.“
Es ist weit besser, Probleme anzupacken und sich mit schwierigen Situationen auseinanderzusetzen.
„..., den er aber nicht nahm“
In dieser Beziehung gibt es kein besseres Leitbild, an dem du dich orientieren kannst, als Jesus Christus. In der letzten Nacht seines irdischen Lebens machte Jesus Schweres durch. Er wurde verraten, verhaftet und mußte sich dann vor den geistlichen Führern der Juden verantworten. Man schleppte ihn vor Pilatus, später vor Herodes und wieder zurück zu Pilatus. Schließlich, nachdem er die ganze Nacht wach gewesen war, wurde er den Henkern übergeben, damit sie ihn am Pfahl hinrichteten (Markus 14:43 bis 15:15; Lukas 22:47 bis 23:25).
Was, wenn Jesus in dieser Situation etwas angeboten worden wäre, was seine Sinne benebelt hätte, ein Mittel, das es ihm erleichtert hätte, diese äußerst schwierige Situation zu bewältigen? Genau das geschah. Die Bibel berichtet: „So brachten sie ihn an die Stätte Golgotha, was übersetzt Schädelstätte bedeutet. Hier versuchten sie, ihm mit Myrrhe gewürzten Wein [„Wein mit einem betäubenden Zusatz“, Die Bibel in heutigem Deutsch] zu geben, den er aber nicht nahm“ (Markus 15:22, 23). Jesus wollte im Vollbesitz seiner Geisteskräfte sein. Er wollte sich dieser Situation stellen. Er gehörte nicht zu denen, die der Wirklichkeit zu entfliehen suchen.
Jesus lehnte den Wein, den man ihm anbot, ab, weil er einen betäubenden Zusatz enthielt. Später, als man ihm etwas sauren Wein ohne betäubenden Zusatz anbot, trank er davon. Warum? Um seinen Durst zu stillen und damit sich eine biblische Prophezeiung erfüllte (Johannes 19:28-30; Psalm 69:21).
Das, was du an Problemen und Streßsituationen zu bewältigen hast, ist mit dem, was Jesus durchmachte, nicht zu vergleichen. Dennoch kannst du aus seinem Verhalten eine wertvolle Lehre ziehen. Anstatt den Beistand einer Droge (wie Alkohol) zu suchen, wenn du Probleme hast oder in Streß- oder Konfliktsituationen gerätst, wäre es besser, du würdest dich damit auseinandersetzen. Wenn du die Probleme des Lebens anpackst, wird es dir immer besser gelingen, damit fertig zu werden. So wirst du dich zu einem psychisch stabilen Menschen entwickeln.
Dich zu entscheiden, nachdem du dich informiert hast, ob, wie und wann du etwas Alkoholisches trinken möchtest, ist eine ernste Sache. Nimmst du dir vor, keinen Alkohol zu trinken, dann solltest du dich deshalb nicht unwohl fühlen. Du brauchst dich bei anderen nicht zu entschuldigen. Du hast Anspruch darauf, wegen deiner Entscheidung respektiert zu werden. Entschließt du dich jedoch, Alkohol zu trinken, und hast du das Alter, in dem es dir erlaubt ist, dann trinke mit Verstand und mäßig.
[Herausgestellter Text auf Seite 16]
Wenn du die Probleme des Lebens anpackst, wird es dir immer besser gelingen, damit fertig zu werden
[Bild auf Seite 14]
Der Alkohol mag dir helfen, lockerer zu werden, aber nur vorübergehend
[Bild auf Seite 15]
Wer sich auf den Alkohol verläßt, wird nie lernen, seine Schüchternheit zu überwinden