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  • Ökonomie — die „traurige Wissenschaft“
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Erwachet! 1986
g86 8. 2. S. 18-20

Ökonomie — die „traurige Wissenschaft“

REZESSION, Depression, Inflation, Stagflation, Nullwachstum, negatives Wachstum — diese traurigen Begriffe gehören zum Wortschatz einer Wissenschaft, die jemand einmal die „traurige Wissenschaft“ genannt hat. Was verbirgt sich aber wirklich hinter dieser beeindruckenden Terminologie? Kennen die Wirtschaftswissenschaftler den Ausweg aus der schwierigen Lage, in der sich die meisten Menschen heute befinden?

Der englische Ökonom Lionel Robbins definierte die Ökonomie als „die Wissenschaft, die das menschliche Verhalten im Wechselspiel zwischen dem Bedarf und den unterschiedlich einsetzbaren knappen Mitteln erforscht“. Jeder hat Bedürfnisse, das heißt, er benötigt oder wünscht sich etwas. Und diese Wünsche sind praktisch grenzenlos. Dagegen sind unsere Mittel, zum Beispiel unser Einkommen, gewöhnlich sehr begrenzt.

Betrachten wir beispielsweise einen Vater, der mit seiner Familie am Frühstückstisch sitzt und feststellt, daß nur noch sehr wenig Zucker für den Kaffee vorhanden ist. Er steht jetzt vor einer wirtschaftlichen Entscheidung: Wie können die knappen Mittel (der Zucker) eingesetzt werden, um die Bedürfnisse aller in der Familie zu befriedigen? Er könnte beschließen, daß jeder nur wenig erhält. Er könnte sich aber auch dafür entscheiden, alles selbst zu nehmen. Die Mutter möchte hingegen den Zucker zum Kochen verwenden. Das zeigt, daß wirtschaftliche Entscheidungen nicht allein in den Bereich einer intellektuellen Führungsschicht fallen.

Die Beschäftigung mit wirtschaftstheoretischen Fragen auf individueller Basis, wie zum Beispiel in bezug auf Haushalte oder Konsumenten, bezeichnet man als mikroökonomische Betrachtung. Überträgt man die gleichen Grundsätze auf große Gruppierungen, wie auf eine Nation, dann ist das eine makroökonomische Betrachtung. Man lasse sich aber durch die Fachsprache nicht täuschen, denn die Wirtschaftswissenschaft ist wohl kaum eine exakte Wissenschaft. Ein Beobachter sagte einmal, man erhalte sieben unterschiedliche Antworten, wenn man sechs Wirtschaftswissenschaftler nach ihrer Meinung frage. Dennoch lohnt es sich, diese Wissenschaft etwas näher kennenzulernen.

Von Smith zu Keynes

In den vergangenen Jahrhunderten war der wirtschaftliche Spielraum des Durchschnittsbürgers meist sehr begrenzt. Wer arm auf die Welt kam, vollendete sein Dasein gewöhnlich arm. Und wer reich geboren wurde, starb in der Regel auch reich, wenn nicht einige außerökonomische Faktoren (wie zum Beispiel militärische Invasionen) eine Rolle spielten.

Schließlich kam es zur industriellen Revolution, und zum erstenmal konnten die Menschen im allgemeinen die Hoffnung hegen, ihre wirtschaftliche Lage durch eigene Anstrengungen zu verbessern. Da das Feudalsystem in den letzten Zügen lag, sahen sich die Regenten vor wirtschaftliche Entscheidungen gestellt. Die Staatsführer beschäftigten sich von dieser Zeit an mit der Frage, wie sie die wirtschaftliche Entwicklung steuern konnten.

Dann, im Jahre 1776, verfaßte Adam Smith das erste grundlegende nationalökonomische Werk, betitelt: Untersuchung über die Natur und die Ursachen des Nationalreichthums. Er vertraute darauf, daß sowohl durch die Kräfte der Marktwirtschaft als auch durch die Fähigkeit des einzelnen der wirtschaftliche Fortschritt herbeigeführt werde. Nach der Theorie von Smith ist das dem Menschen eigene Selbstinteresse die Triebkraft dieses Prozesses. Der Wunsch nach guter Bezahlung oder hohen Gewinnen werde die Menschen motivieren, ihr Kapital und ihre Fähigkeiten in die Marktwirtschaft zu investieren. Smith schlossen sich bei seiner Pionierarbeit auf dem Gebiet der Wirtschaftswissenschaft zwei Mitstreiter an — David Ricardo und Thomas Robert Malthus.

Das waren die drei Männer, die der schottische Essayist Thomas Carlyle die „hochehrenwerten Professoren der traurigen Wissenschaft“ nannte. Warum „traurig“? Weil sie die verdrießlich stimmende Meinung vertraten, daß in den verschiedenen Ländern die Wirtschaft zwar wachsen werde, daß sich aber das Gros der Arbeiterschaft nie über kürzere Zeitabschnitte hinaus vom Existenzminimum lösen könne. T. R. Malthus folgerte ferner, daß jeder Wohlstand von der wachsenden Zahl hungriger Münder aufgezehrt werde.

Dann erschien Karl Marx auf der Weltbühne. Er war nicht nur Wirtschaftstheoretiker, sondern befaßte sich auch mit Philosophie und Politik. Er vertrat die pessimistische Einstellung, daß die Reichen immer reicher und die Armen immer ärmer würden. Solange es Arbeitslose oder eine „industrielle Reservearmee“ gäbe, folgerte Marx, würden die Löhne zufolge des Wettbewerbs um die Arbeitsplätze stets heruntergedrückt. Er nannte folgendes als Grund: „Warum sollte ein Arbeitgeber eine Lohnerhöhung zahlen wollen, wenn ein hungriger Arbeitsloser bereit ist, für einen niedrigeren Lohn zu arbeiten?“ Marx sah aber im Kapitalismus auch den Samen der Selbstzerstörung: Die Vermögenswerte würden in der Hand weniger akkumulieren, und die Verelendung der arbeitenden Schichten würde so weit fortschreiten, daß diese sich zum offenen Kampf gezwungen sähen.

Während der Sozialismus an Popularität gewann, kam noch eine andere Bewegung auf — der Sozialdarwinismus. Einer der führenden Köpfe dieser Bewegung, Herbert Spencer, übertrug Darwins Evolutionstheorie auf soziale Probleme und prägte die Wendung vom „Überleben des Tüchtigsten“. Demnach würden die Sieger im marktwirtschaftlichen Konkurrenzkampf die Gewinne erzielen, und was die Verlierer betrifft — nun, überleben sollten ja sowieso nur die Tüchtigsten! Diese Einstellung führte zu einigen äußerst skrupellosen Geschäftspraktiken und dazu, daß die Rücksichtslosesten steinreich wurden.

Seit den frühen Tagen der Wirtschaftstheorie sind die Lager also gespalten, und zwar in diejenigen, die für die freie Marktwirtschaft eintreten (und folglich gegen oder nur für eine begrenzte staatliche Lenkung der Wirtschaft sind), und diejenigen, die eine umfangreichere oder sogar absolute staatliche Lenkung befürworten. Die Weltwirtschaftskrise der 30er Jahre veranlaßte jedoch viele, den möglichen Wert staatlicher Eingriffe in die Marktwirtschaft zu überdenken, um nicht noch einmal Einbußen erleiden zu müssen, wie sie der Zusammenbruch des freien Marktes nach sich gezogen hatte. So kam es dazu, daß John Maynard Keynes, ein anderer prominenter Wirtschaftswissenschaftler, erklärte, durch eine staatliche Überwachung der Zinssätze und durch steuerliche Maßnahmen könne verhindert werden, daß die Konjunkturzyklen zu tief nach unten ausschlügen. Abwandlungen seiner Theorien sind in der westlichen Welt immer noch vorherrschend.

Wirtschaftswissenschaft heute

Haben die Wirtschaftswissenschaftler, gestützt auf ihre Theorien und Tabellen, die Finanzprobleme der Welt beseitigen können? In den vergangenen Jahren war die Wirtschaftstheorie ein vieldiskutiertes Thema. Man spricht sogar davon, auf die Lehren von Adam Smith zurückgreifen und völlig auf die Ordnungskräfte der freien Marktwirtschaft vertrauen zu wollen. Doch die Mehrheit weiß, daß die gegenwärtigen Probleme Einzelpersonen, auch Wirtschaftswissenschaftler, überfordern. Daher halten viele ein gewisses Maß an Wirtschaftslenkung für unumgänglich.

In einem Artikel der Zeitung Saturday Review hieß es: „Eine humane Wirtschaft erfordert mehr als Wohlstand und Wirtschaftswachstum, mehr als eine gut funktionierende Verteilung der Mittel. Sie setzt Veränderungen im Gefüge der wirtschaftlichen Institutionen voraus, wenn mehr Gleichheit und Freiheit erreicht werden soll. ... Sie erfordert ein soziales Umfeld, das einen Gemeinschafts- und Kameradschaftssinn in die zwischenmenschlichen Beziehungen einbringt. Sie setzt voraus, daß der Mensch, seine Technologie und die natürliche Umgebung miteinander in Einklang gebracht werden. All das muß weltweit geschehen.“

Eine solche „humane Wirtschaft“ zu schaffen ist alles andere als ein Kinderspiel. Gegenwärtig wird der Reichtum immer noch stärker von den Reichen angezogen als von den Armen. Es geht einfach über die Fähigkeit des Menschen hinaus, eine dauerhafte Lösung zu schaffen. Rezession, Depression, Inflation, Stagflation, Nullwachstum und negatives Wachstum bleiben daher vertraute Begriffe für Personen, die den Wirtschaftsteil der Zeitungen verfolgen — selbst in den reichsten Ländern.

Die Zukunft — Traurig?

Wird es je eine besser funktionierende Verteilung der Mittel geben? Oder ist ein soziales Umfeld in Aussicht, das einen Gemeinschafts- und Kameradschaftssinn in die zwischenmenschlichen Beziehungen einbringt? Wird jemals die Zeit kommen, wo die Wirtschaftswissenschaft für die arbeitende Bevölkerung nicht „traurig“ ist?

Schlage bitte die Bibel auf, und lies im 65. Kapitel des Buches Jesaja die Verse 21 bis 23. Diese Worte sind einfach, aber sehr inhaltsreich. Stelle dir einmal vor, jeder besäße ein eigenes Haus und wäre in wirtschaftlicher Hinsicht unabhängig, es gäbe keine stumpfsinnigen Betätigungen mehr, sondern nur konstruktive, befriedigende Arbeit. Stelle dir vor, die Wirtschaft würde alle reichlich versorgen. All das wird weltweit unter der Regierung Gottes Wirklichkeit werden. (Siehe auch Psalm 72:16; 145:16; Jesaja 25:6.)

Wir brauchen uns somit von den unheilvollen Vorhersagen der „traurigen Wissenschaft“ nicht erschrecken zu lassen. Die Zukunft, die Gott für uns bereithält, ist einzigartig — einzigartig für alle, die an ihn glauben und davon überzeugt sind, daß er seine Vorsätze hinsichtlich der Erde verwirklichen wird.

[Herausgestellter Text auf Seite 19]

Wird jemals die Zeit kommen, wo die Wirtschaftswissenschaft für die arbeitende Bevölkerung nicht „traurig“ ist?

[Bild auf Seite 19]

Thomas R. Malthus folgerte, daß jeder zeitweilige Wohlstand durch das Bevölkerungswachstum wieder aufgezehrt werde

[Bildnachweis]

Foto: Bettmann-Archiv

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