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  • Die gefleckte Dschungelkatze
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Erwachet! 1990
g90 22. 8. S. 25-27

Die gefleckte Dschungelkatze

Von unserem Korrespondenten in Surinam

MEINE Frau und ich sahen die gefleckte Katze zum erstenmal auf einer Dschungelstraße. „Schau mal!“ rief ich, als wir mit unserem Jeep um eine Kurve fuhren. Wir befanden uns in unmittelbarer Nähe eines penitigri (gefleckter Tiger), wie wir den Jaguar in Surinam nennen. Sein gelbbraunes Fell glänzte wie frisch bemalt. Die untergehende Sonne vertiefte die Farben: goldgelb bis rötlichbraun, wobei die Backen, die Brust und der Bauch blasser waren. Am auffälligsten war jedoch die unregelmäßige schwarze Zeichnung — Ringe und Flecken, die fast den ganzen Körper bedeckten.

Vorkolumbianische Indianer waren von dem Aussehen der Raubkatze so beeindruckt, daß sie sie als einen Gott bezeichneten. Das gefleckte Fell, so sagten sie, stelle den von Sternen übersäten Nachthimmel dar. Noch heute wird der Jaguar von einigen als der unbestrittene König der Tiere Südamerikas betrachtet. Ein männliches Tier — oft 1,80 Meter lang, ohne den Schwanz — kann 110 Kilo wiegen.a Der runde Kopf mit dem kräftigen Hals, der wuchtige Rumpf, die kurzen, stämmigen Beine und die großen Tatzen strotzen von majestätischer Kraft.

Unser Jaguar ging mit aufgerichteter schwarzer Schwanzspitze mir nichts, dir nichts gemächlich davon und blieb im Unterholz stehen. „Wie gut er getarnt ist!“ flüsterten wir uns zu. Seine Konturen lösten sich in der sonnengesprenkelten Umgebung vollkommen auf, und die Zeichnung sah wie Schattenflecken aus.

Man sieht den Jaguar selten, denn er bevorzugt geschützte Stellen. Da Surinam zu 80 Prozent aus Regenwald besteht, ist es ein ideales Jaguargebiet.

Seine „Visitenkarte“

Der Jaguar hinterläßt allerdings im ganzen Land seine „Visitenkarte“. „Ich habe seine Fußabdrücke an den schlammigen Atlantikstränden gesehen“, sagte mir später ein Dschungelexperte. „Auch habe ich an der brasilianischen Grenze zerkratzte Baumstämme gesehen.“ Man nimmt an, daß der Jaguar so den Rand seines Reviers markiert.

„Das stimmt“, bestätigt der 83jährige James Brown, der früher Dschungelexpeditionen leitete. „Wir stießen oft auf zerkratzte Bäume, die davon zeugten, daß ein penitigri vor uns dagewesen war.“ Jaguare schärfen auch ihre Krallen an den Bäumen.

Eine andere Art und Weise, wie Jaguare signalisieren, daß sie an einem Ort waren, sind Duftmarkierungen und Kot. Dr. Alan Rabinowitz schloß unlängst eine zweijährige Studie über Jaguare ab. Er sagte mir, daß ein Jaguar oft ein Gebiet von 40 bis 100 Quadratkilometern im dichten Dschungel absteckt. Kein Wunder, daß Forscher nur flüchtige Einblicke in das Leben des Jaguars gewonnen haben! Doch wenn man alle Beobachtungen zusammennimmt, bietet sich ein faszinierendes Bild. Wir wollen sehen, wie es sich entfaltet.

Ein Blick in die Welt des Jaguars

Es wird Abend. Uns umgibt das Summen der Insekten, das Trillern der Vögel und das Geschrei der Affen. Aber halt! Ein bedrohliches, heiseres Knurren dringt durch die Bäume. Dann eine unheimliche Stille. Tiere hasten in alle Richtungen. Nun ein erneutes tiefes Knurren, so furchterregend wie das Gebrüll eines Löwen! Ein kräftiger männlicher Jaguar kommt zum Vorschein.

Das ist das Reich der Jaguare — Dschungel in Flußnähe und Sümpfe. Von allen Großkatzen fühlen sie sich im Wasser am heimischsten. Sie vergnügen sich darin und fangen Fische. Unser Jaguar macht sich nun zu den Fischgründen an der anderen Seite des Flusses auf. Geschickt schwimmt er in fast gerader Linie, wobei er die ganze Zeit den Kopf, das Rückgrat und die Schwanzspitze über der Wasseroberfläche hält. „Jaguare sind ausgezeichnete Schwimmer“, erklärt mir der Dschungelforscher Heinz Heyde. „Sie schwimmen so schnell, daß Bugwellen entstehen. Ich habe sie Stromschnellen überqueren sehen!“

Als der Jaguar das gegenüberliegende Flußufer erreicht hat, klettert er an Land und schüttelt sich das Wasser ab. Er legt sich auf einen Baumstamm, der über den Fluß ragt, und starrt auf das Wasser, als wolle er mit den Augen die Tiefe durchdringen. Dann holt er mit der scharf bekrallten Tatze blitzschnell einen Fisch heraus.

„In einer mondhellen Nacht“, erinnert sich Heinz Heyde, „sah ich einen Jaguar, der mit solcher Kraft auf anjoemaras [Fische] von einem Meter Länge einschlug, daß sie durch die Luft flogen und fünf Meter hinter ihm landeten. Jaguare sind unglaublich stark.“ Der Biologe Pieter Teunissen, der ebenfalls Jaguare in freier Wildbahn beobachtet hat, sagt: „An Schleifspuren am Strand erkannte ich einmal, daß ein Jaguar eine gewaltige aitkantie [Lederschildkröte] vier Meter durch die Luft geschleudert hatte.“

Der Jaguar ist nicht nur stark, sondern auch wendig. Er jagt in drei Bereichen — im Wasser, an Land und auf den Bäumen. Wenn er durchs Wasser watet oder auf Bäume klettert, geben ihm seine Krallen sicheren Halt wie die Spikes an Bergschuhen. An Land zieht er die Krallen ein und geht wie auf Samtpfoten — großartige Füße für das Pirschen.

Doch bei einem Jäger kommt es außerdem auf Geduld, Schnelligkeit und zeitliche Abstimmung an. Kein Wunder, daß die Jungen zwei Jahre lang von der Mutter geschult werden müssen, bis sie für sich selbst sorgen können! Nach sechs Wochen folgen die Jungen der Mutter. Allerdings bleiben sie im dichten Gebüsch versteckt, während das Weibchen dem Wild nachstellt.

Behutsam geht sie am Flußufer entlang, bis sie eine Gruppe von Wasserschweinen entdeckt — die größten Nagetiere der Welt. Mit zeitlich abgestimmten Bewegungen arbeitet sie sich langsam vorwärts, dann hält sie inne, die Augen auf die Beute geheftet. Ihr Körper ist regungslos, nur die Schwanzspitze zuckt. Aber die Wasserschweine, die sie wittern, tauchen unter. Doch ein Jaguar gibt sich nicht schnell geschlagen. Die Katze erbeutet so oft Wasserschweine, daß man diese als „das tägliche Brot des Jaguars“ bezeichnet hat.

Beilagen? Davon gibt es eine Menge — von kleinen Agutis bis zu massigen Tapiren. Sogar Stachelschweine, Schildkröten und Kaimane sind vor ihm nicht sicher. Gelegentlich wirft die Katze auch vom Wald aus einen Blick auf das Weideland. „Letztens griff ein Jaguar eine Kuh und ein Kalb an“, sagt der Tierarzt Ronnie Kranenburg. „Das war nur wenige Kilometer außerhalb des Ortes.“ Doch so etwas tun meist nur alte Jaguare, die von jüngeren Rivalen verdrängt wurden, oder Tiere, die unter alten Schußverletzungen leiden.

Greifen Jaguare Menschen an? „Nein, das wäre ungewöhnlich“, meint der Tierarzt. Pieter Teunissen stimmt zu. Er erinnert sich, daß er bei einem Projekt zur Erforschung der Meeresschildkröten eines Nachts den Strand entlangging. Auf dem Rückweg entdeckte er mit Hilfe seiner Taschenlampe die Fußabdrücke eines Jaguars auf seinen eigenen Spuren. Eine Katze war ihm gefolgt! Statt ihm Schaden zuzufügen, hatte sie sich zurückgezogen, sobald er umgekehrt war.

„Jaguare greifen allerdings Schildkröten an“, sagt Teunissen. „Daher war es mir nicht ganz wohl in meiner Haut, als ich einmal nachts Schildkröteneier ausgraben sollte. Das Geräusch zu Boden fallenden Sandes ähnelt dem einer grabenden Schildkröte. Alles, was ich tun konnte, war, von Zeit zu Zeit mit meiner Taschenlampe umherzuleuchten in der Hoffnung, die Jaguare wüßten, daß Schildkröten keine Taschenlampen haben.“

Schmuggel

Bedroht aber der Mensch den Jaguar? Jaques Berney ist stellvertretender Generalsekretär der Konvention über den Handel mit bedrohten Tier- und Pflanzenarten — der Organisation, die den Handel mit Wildtieren eindämmen will. Er sagte mir, daß die Jaguare vom Aussterben bedroht sind. Der Handel mit Jaguaren ist deshalb verboten.

Gemäß Focus, dem Mitteilungsblatt des World Wildlife Fund (USA), ist jedoch das Wildern immer noch ein blühendes Unterfangen. Der Grund? Eine hohe Nachfrage nach gefleckten Pelzen für Mäntel. Die Wilderer streifen nachts durch den Amazonasdschungel, blenden Jaguare mit starken Taschenlampen und schießen den erschreckten Tieren in den Kopf.

Innerhalb von wenigen Stunden, so berichtet Focus, trocknet das Jaguarfell auf einem Gestell. Bald darauf wird es über die Grenze geschmuggelt, in eine Kiste mit der Aufschrift „Kaffee“ gepackt und nach Europa verschifft. Man schätzt, daß jährlich rund 6 000 Jaguare auf diese Weise getötet werden.

Derzeit gibt es in Surinam allerdings noch verhältnismäßig viele dieser herrlichen Tiere. Und hoffentlich bleibt das so! Sonst kommt vielleicht der Tag, an dem man die gefleckte Katze nicht mehr sieht.

[Fußnote]

a Bei dem hier beschriebenen Jaguar handelt es sich um den Panthera onca.

[Bildnachweis auf Seite 25]

H. Armstrong Roberts

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