Wir beobachten die Welt
Schadensersatz für infizierte Bluter
Das Gericht für Zivilsachen in Rom hat das italienische Gesundheitsministerium wegen „fehlender Wachsamkeit und Kontrolle“ sowie wegen „einer verzögerten Zurücknahme von [infizierten] Produkten“ dazu verurteilt, 385 Blutern, die sich durch verseuchte Blutpräparate Hepatitis oder das Aidsvirus zugezogen hatten, Schadensersatz zu leisten. Ein Drittel von ihnen ist bereits gestorben. Nach Meinung des Rechtsanwalts Mario Lana, des Vorsitzenden der italienischen forensischen Vereinigung zur Wahrung der Menschenrechte, wird durch „dieses Urteil anerkannt, daß zwischen dem sträflichen und unvorsichtigen Verhalten des italienischen Staates und den Schäden, die die Bluter erlitten haben, ein klarer ursächlicher Zusammenhang besteht“. In Italien haben sich rund 2 000 Bluter das Aidsvirus zugezogen, und fast 5 000 sind an Hepatitis C erkrankt. 1 246 Menschen sind an den Auswirkungen verseuchter Blutpräparate gestorben.
Fataler Ausbruch der Cholera
Wie die Zeitung Times of Zambia berichtete, sah sich der Stadtrat von Lusaka (Sambia) infolge des fatalen Ausbruchs der Cholera im Februar gezwungen, „den Straßenverkauf von Lebensmitteln und Speisen komplett“ zu verbieten. Außerdem wurden Hotels und Restaurants „24 Stunden lang unter Überwachung gestellt, nachdem die Zahl der Choleratoten in der Hauptstadt auf 42 hochgeschnellt war“, hieß es in dem Bericht. Vertreter der Gesundheitsbehörde äußerten sich besorgt, weil die Durchfallerkrankung auch „in anderen Teilen des Landes stärker aufgetreten“ war. Zur Bekämpfung des Problems hat das Ministerium für Gesundheit und Erziehung eine Cholera-Sonderkommission eingesetzt, die dafür sorgen soll, daß es mehr Leute gibt, die den Müll auflesen, und daß Flachbrunnen, die über das Grundwasser schnell verseucht werden können, gechlort werden. Daniel M’soka, ein Sprecher des Stadtrats von Lusaka, sagte: „Unser Ziel ist, die Choleraplage einzudämmen.“
Vernachlässigtes Herz
„Statt aktiv die Gesundheit zu verbessern, vernachlässigen kanadische Frauen auf sträfliche Weise ihr Herz“, schrieb die Zeitung National Post. Eine neuere Erhebung unter 400 kanadischen Frauen im Alter von 45 bis 74 Jahren, die im Auftrag der kanadischen Stiftung zur Bekämpfung von Herzkrankheiten und Schlaganfällen durchgeführt wurde, ergab, daß „lediglich 30 % ein gesundes Gewicht hielten, nur 36 % körperlich aktiv waren und 74 % der Frauen angaben, wegen der vielen Aufgaben, die sie heutzutage jonglieren müssen, unter Streß zu stehen“. Elissa Freeman, die Sprecherin der Stiftung, kam zu dem Schluß, daß „Frauen besser für ihren Mann sorgen als für sich selbst“. Dem Bericht zufolge „sind 40 % der Todesfälle unter Frauen — jedes Jahr mehr als 41 000 — auf Herzerkrankungen und Schlaganfälle zurückzuführen“.
Die Fruchtbarkeit des Mannes nimmt ab
„Die durchschnittliche Spermienzahl der Männer in den Vereinigten Staaten und in Europa ist seit Ende der 30er Jahre um über 50 Prozent zurückgegangen“, meldete die Zeitschrift World Watch. „Das verstärkt die aktuelle Besorgnis, daß die Fortpflanzungsfähigkeit des Mannes möglicherweise degeneriert und Umweltschadstoffe unter Umständen die Ursache dafür sind.“ Dieser Schluß basiert auf 61 Studien, die seit 1938 veröffentlicht wurden und an denen mehr als 14 000 Personen teilnahmen. Man ist der Auffassung, daß bestimmte Umweltchemikalien das endokrine System des Körpers stören und in dessen Fähigkeit eingreifen, das Wachstum, die Entwicklung und die Fortpflanzung zu kontrollieren. Ungefähr 60 Chemikalien sind als Auslöser für derartige Störungen bekannt. Doch „nur ein winziger Teil der schätzungsweise 80 000 industriell hergestellten Chemikalien, die heute im Gebrauch sind, ist auf eine das endokrine System störende Wirkung hin überprüft worden“, hieß es in World Watch.
Eine „unsichtbare Krankheit“
„In den Entwicklungsländern haben schätzungsweise 15 bis 18 Millionen Kinder hohe Bleiwerte im Blut“, so der Umweltnachrichtendienst. In Indien entdeckte man beispielsweise einen Zusammenhang zwischen den intellektuellen Fähigkeiten der Kinder und der Bleimenge, die sie aufgenommen hatten. Nach Aussage von Dr. Abraham George gemäß der Zeitung The Indian Express „büßen [Kinder] ihre intellektuellen Fähigkeiten ein ..., weil ihr Gehirn durch längere Einwirkung von Blei beeinträchtigt wird“. Der Hauptverursacher von Bleivergiftungen in indischen Städten sind Autos, die noch mit verbleitem Benzin fahren. Da Bleivergiftungen im Vergleich zu Armut und Hunger verhältnismäßig unauffällig sind, spricht Dr. George von einer „unsichtbaren Krankheit“.
Grippe nach wie vor tödlich
Vor nicht allzu langer Zeit kamen über 300 führende Grippe-Experten im Hauptsitz der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Genf zusammen, um darüber zu diskutieren, wie man der tödlichen Krankheit Herr werden könne. Wie die Hauptabteilung Presse und Information der Vereinten Nationen erklärte, würden trotz bedeutender Fortschritte in den vergangenen 50 Jahren nach wie vor Hunderttausende von Menschen jährlich an Grippe sterben. Um die Verhütung und Kontrolle der Grippe zu verbessern, wird die WHO ein Programm herausbringen, das gegen eine „mögliche Grippepandemie“ wappnen soll. Die Generaldirektorin der WHO, Dr. Gro Harlem Brundtland, sagte: „Die Zeit zum Handeln ist unter Umständen sehr kurz — von dem Moment an, wo eine Variante erstmals erkannt wird, bis zum Ausbruch einer ausgewachsenen Pandemie.“
Monarchfalter bedroht
Jedes Jahr im Herbst ziehen Millionen von Monarchfaltern über 3 200 Kilometer weit von Kanada in ihr Winterquartier nach Kalifornien und in das Gebirge Sierra Madre in Zentralmexiko. In letzter Zeit sind die Schutzgebiete des Monarchfalters in Mexiko jedoch durch Erosion und durch die illegale Rodung der Oyamel-Fichte (eine Nutzholzart der Familie Abietaceae) bedroht. Infolgedessen „ist die Zahl der Monarchfalter, die hier überwintern, in den letzten zwei Jahren um 70 Prozent zurückgegangen“, meldete die in Mexiko-Stadt erscheinende Zeitung The News. Einige der Einheimischen verdienen sich ihren Lebensunterhalt durch den Tourismus, andere hingegen leben davon, daß sie die geschützten Bäume im Dunkel der Nacht mit Lkws abtransportieren. „Wenn die Zerstörung so weitergeht“, hieß es in The News, „könnten Nordamerikas Sommergäste, die Monarchfalter, praktisch verschwinden.“
Immer mehr Kindesmißbrauch?
Nach Angaben der in Caracas erscheinenden Zeitung El Universal ist der Prozentsatz der sexuell mißbrauchten Kinder in Venezuela gestiegen: 1980 war es eins von zehn Kindern, heute sind es drei von zehn Kindern. 1980 lag das Durchschnittsalter der mißbrauchten Kinder bei 12 bis 14 Jahren. Heute sind die meisten von ihnen unter 3 Jahre. Wer sind die Haupttäter dieser entsetzlichen Verbrechen? Die Vorstellung, daß es sich dabei um Fremde handelt, die sich um das Schulgelände herumdrücken und Kinder mit Süßigkeiten anlocken, entspricht einfach nicht der Realität. In El Universal wurde erklärt, 70 Prozent der Straftäter seien Verwandte oder Freunde der Familie. Über die Hälfte davon seien Stiefeltern, ansonsten handele es sich in der Regel um jemand, der Autorität hat, zum Beispiel um den älteren Bruder, einen Cousin oder einen Lehrer.
Verrückt nach Autos
Der Amerikanischen Automobilherstellervereinigung zufolge haben die Vereinigten Staaten vor kurzem die Einhundert-Millionen-Grenze bei der Produktion von Motorfahrzeugen überschritten. „Es hat 25 Jahre gedauert, die erste Million zu erreichen“, berichtete die Zeitschrift Compressed Air. Heute werden jedoch „bei dem momentanen Tempo an jedem Arbeitstag in der Minute 30 Personenkraftwagen und 10 Lkws und Busse hergestellt“. Rechnet man die Arbeiter in den Fabriken, in denen Autoteile gefertigt beziehungsweise zusammengebaut werden, das Verkaufspersonal und Kfz-Mechaniker sowie Berufsfahrer dazu, ist jeder siebte Lohnempfänger in den Vereinigten Staaten in der Automobilindustrie beschäftigt. Schätzungsweise 40 Millionen Fahrzeuge sind momentan in den Vereinigten Staaten in Betrieb.
Bildungskrise
„Die Entwicklungsländer stehen vor einer Bildungskrise: 125 Millionen Kinder, hauptsächlich Mädchen, gehen nicht zur Schule, und weitere 150 Millionen Kinder verlassen die Schule, bevor sie lesen und schreiben können“, das berichtete News Unlimited in England. Gegenwärtig ist jeder vierte Erwachsene in den Entwicklungsländern — oder 872 Millionen Menschen — Analphabet. Verschlimmert wird die Bildungskrise, wenn sich Länder mit hohen Analphabetenraten von wohlhabenderen Ländern Geld leihen. Warum? Weil dann oftmals das Geld, das so dringend für die Bildung benötigt wird, für die Tilgung von Schulden abgezweigt wird. Dadurch wiederholt sich der armutsfördernde Kreislauf des Analphabetentums.