Wir beobachten die Welt
Gläubige im Stich gelassen
„In einer Zeit, wo Bischöfe und andere Kirchenführer auf sexuellem Gebiet wegweisend sein sollten, haben sie uns kläglich im Stich gelassen“, klagte Peter Thomson, Vikar von Cobham (England). Wieso? Gemäß einem Artikel der Zeitung North Kent Weekly News erklärte Thomson: „Ich bin entsetzt darüber, daß bei einem Londoner Facharzt ungefähr 20 aidskranke Geistliche in Behandlung sind und daß Childwatch in fünf Fällen gegen Geistliche wegen sexuellen Kindesmißbrauchs ermittelt.“ Er bedauerte ferner, daß sich das, was die Bibel sagt, und das, was heute gelehrt wird, immer weiter voneinander entfernen. In einem Kommentar dazu sagte ein Sprecher der Diözese Rochester, wie die Zeitung schreibt, „daß die Kirche von England ein breites Spektrum von Priestern mit unterschiedlichen Meinungen hat“.
Besseres Papier
Jedes Jahr werden in den Vereinigten Staaten 12 Millionen Tonnen Zeitungspapier aus Holz hergestellt. Angesichts der knapp werdenden Holzvorräte hat man die Aufmerksamkeit dem Kenaf zugewandt, einem Strauch, der aus dem Altertum bekannt ist und in nur drei Monaten eine Höhe von etwa 5 Metern erreicht. Wie die französische Tageszeitung Le Figaro schreibt, ist das aus Kenaffasern gewonnene Papier „stärker, glatter und weißer“ als Papier, das aus Holzbrei gewonnen wird, und es ist außerdem „haltbarer“. Darüber hinaus „vergilbt es nicht“. Ein weiterer Vorteil besteht darin, daß Kenaf, bezogen auf die Anbaufläche, bis zu neunmal mehr Papierbrei liefert als ein Kiefernwald. Trotz dieser Vorteile wird 1988 schätzungsweise „nur 1 Prozent des Zeitungspapiers“ aus Kenaf hergestellt werden.
Unechte Ersatzteile
Warum stürzen Flugzeuge und Hubschrauber ab? Der Verdacht verdichtet sich, daß eine Anzahl von Unfällen darauf zurückzuführen sind, daß bei der Wartung gefälschte, nicht der Norm entsprechende Ersatzteile verwendet wurden. Am ehesten trifft dies auf kleine, regionale Fluggesellschaften zu, die in scharfem Wettbewerb stehen und ältere Flugmaschinen einsetzen, für die die Lieferung von Originalersatzteilen vom Hersteller ausgelaufen ist. Da ein Flugzeug, wenn es nicht startet, einen täglichen Einnahmeverlust von 50 000 Dollar bedeuten kann, sucht man mitunter freie Händler, die billiger und schneller liefern. „Die Folge davon kann sein, daß hin und wieder nachgemachte Ersatzteile, die von skrupellosen Händlern gekauft wurden, unbemerkt in eine Flugmaschine gelangen“, heißt es in der Zeitschrift Fortune. Möglicherweise sind die kunstvoll nachgemachten und täuschend echten Teile aus minderwertigem Material hergestellt worden oder weisen Mängel auf und halten einer Prüfung nicht stand. Ein einziger Düsenmotor kann bis zu 3 600 Teile haben.
Teure Geste!
Zaungäste draußen bleiben! Ein britischer Ingenieur, der aus purer Neugier auf eine Auktion gegangen war, wird über obigen Hinweis wahrscheinlich noch lange nachdenken. Die französische Tageszeitung Le Monde berichtete, daß „der Ingenieur auf einer Auktion versehentlich seinen Arm so bewegte, daß der Auktionator seine Geste als Höchstgebot deutete“. Der Ingenieur wurde überraschend der stolze Besitzer von zehn englischen Regierungsgebäuden, für die er umgerechnet 3 000 000 Dollar bezahlen muß. Die Zeitung schrieb, daß seine Bemühungen, den Kauf rückgängig zu machen, erfolglos blieben.
Welche Genauigkeit ist erreichbar?
Ein Team von Physikern hat an der Universität von Westaustralien eine Uhr entwickelt, die in 30 Millionen Jahren nur eine Sekunde vor- oder nachgeht. Wie es in der Zeitung The West Australian heißt, ist das Herzstück der Uhr ein „ultrareiner Saphirkristall“. Ihre Herstellung hat drei Jahre gedauert. Sie ist für die genaue Messung kurzer Zeitabschnitte gebaut worden. Für das Forscherteam ist dies jedoch nur ein Schritt in Richtung des Ziels, die genauste Uhr der Welt zu bauen — eine Uhr, die in 10 Milliarden Jahren nur um eine Sekunde falsch geht.
Riskantes Telefonieren
Ein Autotelefon gilt zwar für eine schnelle Kommunikation als höchst wünschenswert, aber eine Abteilung der Automobile Association of America warnt vor möglichen Gefahren. In der Zeitung Toronto Star wird darauf aufmerksam gemacht, daß „bei jeder Benutzung des Autotelefons während des Fahrens bedacht werden sollte, daß man sich selbst, die Mitfahrer und andere Verkehrsteilnehmer gefährdet“. Als Hauptgefahrenquellen für die Benutzer werden komplizierte Bedienungsknöpfe, die ungeeignete Anbringung und das einhändige Fahren genannt. In Kanada sind derzeit über 100 000 Autotelefone in Gebrauch, und bis Ende 1991 wird ein Anstieg auf 200 000 erwartet. Hohe Polizeibeamte billigen einerseits die Verwendung des Autotelefons, raten andererseits den Benutzern, nur zu telefonieren, „wenn es ungefährlich ist“.
Nuklearunfall in Brasilien
Das scheinbar einzigartige Finderglück zweier Männer, die in Goiãnia nach Altmetall und Papier suchten, erwies sich gemäß der Zeitschrift Veja als schwerer Nuklearunfall. In einem verlassenen Gebäude entdeckten die beiden ein altes Strahlentherapiegerät, das sie an den Altwarenhändler Devair Alves Ferreira verkauften. Ihnen fiel eine kleine Kapsel im Innern des Gerätes auf, die fremdartig leuchtete. Später wurde die Kapsel geöffnet und ein pulveriger Stein freigelegt. Niemand ahnte, daß es sich um radioaktives Caesium 137 handelte. „Im Dunkeln strahlte es blau. Es sah hübsch aus“, sagte der Händler. Fasziniert davon, zeigten die Männer es ihren Familienangehörigen und Freunden, so daß schließlich 244 Personen radioaktiv verseucht waren, 20 davon stark. Devairs Frau und seine sechsjährige Nichte waren die ersten, die demzufolge starben. Angesichts der hohen Zahl der Geschädigten wird dieser Unfall als der schlimmste Nuklearunfall nach Tschernobyl eingestuft.
Erleichterung bei Migräne
Eine Acrylspange, die fachgerecht an den Zähnen des Unterkiefers befestigt wird, kann starke Migränekopfschmerzen beseitigen. Das meldet die Medical Post (Kanada). Durch die Spange sollen die fehlerhaften Berührungen der Zähne untereinander korrigiert werden, da diese „verdächtigt werden, durch Krämpfe und Schmerzen der Kaumuskeln Migräne hervorzurufen“, heißt es in der Post. Dr. Phillip Lamey von der Glasgower Zahnklinik hat 19 Patienten mit bemerkenswertem Erfolg behandelt. Er erklärte, daß diese Behandlung zwar nicht für alle Migränepatienten in Frage kommt, aber wenn „sich ein dentaler Faktor zeigt“, kann der Patient Mut fassen. Personen mit klassischen Migränesymptomen wie starken Kopfschmerzen, begleitet von Übelkeit und Erbrechen, kann diese Behandlung wahrscheinlich Erleichterung verschaffen. Solche Symptome treten gewöhnlich beim Aufwachen oder kurz danach auf.
Wüstenbewässerung
Mit Hilfe von weltraumgestützten Radaranlagen konnten in Ägypten unter den Sanddünen der Sahara ehemalige Flußläufe erkannt werden. Manche sind so breit wie der Nil. Das schreibt die Londoner Times. Durch sieben Versuchsbohrungen in einem Teil der fast völlig unbewohnten Wüste in der Nähe der Grenze zum Sudan soll eine stattliche Wasserversorgung erschlossen worden sein. Als Folge davon konnte eine ehemals fruchtbare Fläche von 1 200 Quadratkilometern, auf der bereits eine Versuchsfarm mit Erfolg in Betrieb genommen wurde, urbar gemacht und besiedelt werden.
Stromräuber
Auf kriminelle Weise wird den britischen Elektrizitätsgesellschaften schätzungsweise jährlich Strom im Wert von 50 Millionen Pfund Sterling abgenommen, wie die Londoner Sunday Times berichtet. Unerlaubte Anschlüsse sind so häufig, daß sie den Gewinn der Kraftwerke um 5 Prozent schmälern. Diebe, die die Stromleitungen anzapfen und Strom stehlen, nehmen allerdings ein großes Risiko auf sich. Ein Elektrizitätswerk warnt in der Fernsehwerbung: „Stromdiebstahl kann mit dem Tod bestraft werden“. Energiediebstahl ist jedoch nicht auf Einzelpersonen beschränkt. In einem Fall wurde in der Nähe eines Bahnhofs die Stromversorgung angezapft, um ein ganzes Ausstellungsgelände zu versorgen. Wer bezahlt die Rechnung? „Die 18 Millionen Stromkunden in Großbritannien“, schreibt die Times.