Wir beobachten die Welt
Die „wichtigen“ Mandeln
Wie Dr. Geza Jebo, Professor für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde von der medizinischen Abteilung der Universität Boston, sagt, rechtfertigt das Wissen um die wichtige immunbiologische Funktion der Mandeln eine „weniger radikale Behandlungsmethode“ als Alternative zur Mandelentfernung. Er berichtet über Erfolge mit einem CO2-Laser bei der Behandlung von 22 Fällen von chronischer Mandelentzündung, wobei er das Gerät eher zur Heilung als zur Entfernung der Mandeln gebrauchte. „Die Patienten waren zwischen 14 und 42 Jahre alt und litten alle gemäß eigenen Angaben 2 bis 11 Jahre vor der Operation häufig an Mandelentzündung“, heißt es in der Medical Post (Kanada). Ein weiterer bedeutender Vorteil: „Es traten keine postoperativen Blutungen auf, die einen Besuch beim Arzt oder in der Notaufnahme erfordert hätten.“
Babys beruhigen
Vor 12 Jahren führte ein japanischer Arzt ein winziges Kondensatormikrofon in einen Mutterleib ein. Er spielte die Aufnahme der Gebärmuttertöne 87 schreienden Babys vor und konnte 84 Prozent von ihnen beruhigen. Eine modernere Methode, die auf der gleichen Idee beruht, kam im Queen-Charlotte-Krankenhaus in London zum Einsatz. Man nahm die Geräusche des mütterlichen arteriellen Blutes auf, das zur Plazenta fließt. Die betreffende Mutter stellte fest, daß sie ihr Baby zufolge der einschläfernden Wirkung der Aufnahme in den ersten fünf Monaten nach der Geburt damit beruhigen konnte. Der Schlüssel zum wirksamen Gebrauch solcher Techniken, so die Londoner Times, besteht darin, die Aufnahme möglichst früh nach der Geburt vorzuspielen.
Ehrung für die Leber
In der spanischen Stadt El Ferrol enthüllte Bürgermeister J. Q. Ulla kürzlich ein Denkmal für die Leber. Er selbst ist Arzt und städtischer Leichenbeschauer und hat im Laufe der Jahre Hunderte von Lebern gesehen, „die von Cocktails, Wein, Beruhigungsmitteln und anderen Medikamenten gequält wurden“. Jeden Tag müsse die Leber solche Gifte verarbeiten, meinte der Arzt. Er wollte mit der Granitskulptur, die der Stadtrat und eine Bank finanziert hatten, „das stille und selbstlose Organ“ ehren.
Stabilität der Ehe untergraben
„Der Zusammenhang zwischen vorehelichem Zusammenleben und späterer Instabilität der Ehe ist verblüffend“, heißt es in einem Bericht der US-Behörde für Wirtschaftsforschung in Cambridge (Massachusetts, USA). „Die Scheidungsrate unter den Frauen, die mit ihrem Partner vor der Ehe zusammengelebt haben, ist durchschnittlich 80 Prozent höher als bei den übrigen verheirateten Frauen.“ Die Studie schloß 4 996 Schwedinnen im Alter von 20 bis 44 Jahren ein, von denen einige vor der Ehe mit ihrem Partner zusammengelebt hatten und andere nicht. Die Zahl der Paare, die vor der Ehe zusammenleben, ist in Schweden im Verhältnis dreimal so hoch wie in den Vereinigten Staaten. „Es scheint, daß sich Personen, die vor der Ehe mit ihrem Partner zusammenleben, der Eheeinrichtung weniger verpflichtet fühlen und eher zur Scheidung neigen als Personen, bei denen das nicht der Fall ist“, sagte Neil Bennett, einer der Verfasser des Berichts.
Simulierte Krankheit
Als sich unlängst ein Mann in einem Londoner Krankenhaus zur stationären Behandlung anmeldete, stellte es sich heraus, daß sein Herzanfall ebenso erfunden war wie die Angaben, die er zu seiner Person machte. Doch gemäß dem Journal of the Royal Society of Medicine deuteten seine zahlreichen Operationsnarben darauf hin, daß er in anderen Krankenhäusern Ärzte dazu gebracht hatte, ihn zu operieren. Wieso? Er leidet am Münchhausen-Syndrom. Das ist ein medizinischer Fachausdruck für vorgetäuschte Krankheit. Jährlich versuchen in Großbritannien immerhin 1 500 solche Patienten, Ärzte zu einer Operation zu bewegen. Wie die Londoner Times schreibt, sind sie von ihrer Krankheit so überzeugt, daß sie mitunter Unterlagen fälschen und sich sogar an diagnostischen Instrumenten zu schaffen machen, um die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.
Leukämiegefährdet
Durch eine medizinische Studie in Australien wurde festgestellt, daß zwischen Röntgenaufnahmen im Frühstadium der Schwangerschaft und Leukämie bei Kindern eine Verbindung besteht. Selbst Röntgenaufnahmen des Kiefers können, wie Forscher sagen, im ersten Drittel der Schwangerschaft gefährlich sein. Dr. Bill McWhirter, der leitende Forscher bei der Studie, kommt zu folgendem Schluß: „Meiner Meinung nach dürfen wir aufgrund dieser Ergebnisse mit Sicherheit sagen, daß Röntgenstrahlen während der Schwangerschaft bei Kindern zu Leukämie führen können und daß das Röntgen Schwangerer daher weitgehendst vermieden werden sollte.“ Das Forscherteam konnte keine Verbindung zwischen Haushaltspestiziden und Leukämie feststellen, wohingegen in der Landwirtschaft eingesetzte Pestizide und Herbizide nach wie vor im Verdacht stehen. Wie aus dem Bericht der Medical Post hervorging, ist übrigens bei Frauen, die ein Folsäurepräparat einnehmen, „die Wahrscheinlichkeit geringer, daß ihr Kind an Leukämie erkrankt“.
Problem ohnegleichen
„Die katholische Kirche schließt zwar Frauen vom Priesteramt aus, hält aber dafür, daß ein ordinierter Priester für immer in seinem Amt bleibt, ungeachtet, was er sich zuschulden kommen läßt“, meldet das Magazin Economist. Nun hat sich ein Problem ergeben, da sich unlängst ein Priester namens Paolo, der 25 Jahre lang sein Amt in einem süditalienischen Ort ausgeübt hat, einer Operation zur Geschlechtsumwandlung unterzogen hat, um eine Frau zu werden. „Sie“ bat dann darum, vorzeitig in den Ruhestand versetzt zu werden und die Pension für Priester zu erhalten, was auch gewährt wurde. Jetzt muß sich der Vatikan überlegen, was mit Paolo geschehen soll. „Dem Vatikan wäre es wahrscheinlich lieber gewesen, wenn diese Episode, die in der Geschichte des Priesteramtes ohnegleichen ist, unentdeckt geblieben wäre“, heißt es im Economist.
Mikroskopisch kleine Bergarbeiter
In Südafrika wird eine neue Methode zur Verarbeitung von Golderzen angewandt. Gemäß der südafrikanischen Zeitung Business Day werden schwer aufschließbare Erze, die nicht auf die herkömmliche Methode der Goldextraktion ansprechen, Bakterien mit Namen Thiobacillus ferrooxidans vorgesetzt. Diese winzigen Bergarbeiter spalten das Pyrit auf, wodurch es leichter wird, das Gold zu extrahieren. Die neue Methode, die biologische Extraktion, ist wesentlich kostengünstiger als die alte Methode, Erz zu rösten, bei der ein kostspieliges Verfahren zur Verhinderung von Umweltverschmutzung notwendig war. Ein weiterer Vorteil besteht in der Wirtschaftlichkeit. „In unserer Fairview-Anlage“, sagte der Metallurge Pieter van Aswegen, „erreichen wir eine Goldausbeute von 95 Prozent oder mehr, verglichen mit einer Ausbeute von 90 Prozent beim Rösten.“
Babylon wieder aufbauen
Seit acht Jahren ist die irakische Regierung damit beschäftigt, das alte Babylon wieder aufzubauen. Es war nicht viel Material vorhanden, weil Deutsche und Franzosen die besten Artefakte vor langer Zeit entfernt haben und Türken die Ziegelsteine benutzten, um am Euphrat Dämme zu bauen. Da kaum Originalbilder zur Verfügung stehen, stützt sich die Restauration auf Vorstellungen darüber, wie die Stadt ursprünglich ausgesehen hat, die einst eine Fläche von etwa 20 Quadratkilometern bedeckte und eine Bevölkerung von einer Million hatte. Rund 1 800 ausländische Arbeiter sind mit dem Projekt beschäftigt, da die irakischen Männer Krieg führen. Unlängst legten sie in Eile 14 Millionen Ziegelsteine, um Wände und Türmchen wieder aufzubauen. Wie wurde die Arbeit erledigt? „Man sagt, die vor Tausenden von Jahren errichteten Wände seien gerader gewesen als die Wände, die heute aufgebaut werden“, erklärte ein Diplomat.
Zweites Boot entdeckt
Die zweite unterirdische Kammer in der Nähe der Cheopspyramide von Gise wurde nun angebohrt und mit Hilfe einer kleinen Kamera betrachtet. Wie erwartet, befindet sich darin ein weiteres Bestattungsboot für die „Seele“ des Pharaos Cheops. Doch das Ziel der Forscher, nämlich eine Probe der enthaltenen alten Luft zu entnehmen, um festzustellen, wie die Luft beschaffen war, ehe man zunehmend fossile Brennstoffe verbrannte, scheint sich nicht verwirklichen zu lassen. „Es ist unwahrscheinlich, daß die Luft in dem Hohlraum 4 600 Jahre unverändert geblieben ist“, sagte der Forscher Pieter Tans, der ein wenig davon einatmete. „Der Kalkstein ist äußerst weich und porös, was darauf schließen läßt, daß in dem Hohlraum nicht mehr viel alte Luft vorhanden ist.“ Es bestehen keine Pläne, das zweite Boot auszugraben. Die Teile des ersten Bootes zusammenzufügen nahm zehn Jahre in Anspruch.