Wir beobachten die Welt
Entsetzliche Organbezugsquelle
Anfang 1988 wurde in Santa Caterina Pinula (Guatemala) eine Entdeckung gemacht, über die bislang wenig in die Öffentlichkeit gedrungen ist. Gemäß einer Resolution des Europäischen Parlaments haben die Behörden an jenem Ort ein casa de engorde oder „Aufpäppelheim“ entdeckt, das Neugeborene für nur 20 Dollar kauft und an amerikanische und israelische Familien für 75 000 Dollar weiterverkauft. Zu welchem Zweck? Damit der Käufer eines Kindes, dessen Organe für sein eigenes Kind, das eine Organtransplantation benötigt, verwenden kann. In der Resolution heißt es ferner, daß man 1987 in Honduras auf ein ähnliches Heim gestoßen ist, und daß „in dessen Nähe die Leiber zahlreicher Kinder gefunden wurden. Darunter befanden sich Neugeborene, denen ein oder mehrere Organe entnommen worden waren.“ Eine andere Stätte wurde in Guatemala City entdeckt, und „aus den Unterlagen ging hervor, daß 170 Säuglinge ins Ausland verkauft worden waren, wobei die meisten zur Organentnahme in die Vereinigten Staaten gebracht wurden“. Die Resolution des Parlaments ist verschiedenen Behörden und Regierungen zugeleitet worden, um diese aufzufordern, gegen die Verantwortlichen für die entsetzlichen Praktiken entsprechend vorzugehen.
Unbewohnbar
Gemäß der sowjetischen Zeitung Prawda soll 2 1⁄2 Jahre nach dem bisher schlimmsten Kernreaktorunfall die 800 Jahre alte ukrainische Stadt Tschernobyl eingeebnet werden. Dies sei erforderlich, weil die Stadt zufolge der Strahlung jahrzehntelang für Menschen unbewohnbar sei. Durch den Unfall in Tschernobyl waren radioaktive Stoffe in alle Teile der Erde gelangt, und Berichten zufolge kamen 31 Menschen in der unmittelbaren Umgebung ums Leben.
Krankenhäuser ächten das Rauchen
Im Dezember 1988 wurde in Australien über alle öffentlichen Krankenhäuser ein Rauchverbot verhängt. Wer in einem Krankenhaus oder einem krankenhauseigenen Fahrzeug beim Rauchen angetroffen wird, muß 5 000 Dollar Strafe zahlen. Auch kommunale und Kreisgesundheitsdienste fallen unter das Verbot des Gesundheitsministeriums. Das berichtet die australische Zeitung The Sun-Herald. Die kürzlich gefällte Entscheidung geht darauf zurück, daß jährlich 16 500 Australier an Krankheiten sterben, die mit dem Rauchen zusammenhängen. Das sind „über fünfmal soviel, wie im Straßenverkehr ums Leben kommen“, schreibt The Sun-Herald. Laut Angaben des Gesundheitsministeriums verursacht das Rauchen in Australien einen jährlichen Arbeitsausfall von 8 450 000 Tagen und Verluste in Höhe von 276 Millionen Dollar.
Nieren zu verkaufen
Wer wäre bereit, eine seiner gesunden Nieren zu verkaufen? Ein Unternehmen in der Bundesrepublik Deutschland, das mit menschlichen Organen handelt, die für Transplantationen gedacht sind, bietet, so die Zeitschrift Newsweek, jedem Spender umgerechnet 45 000 Dollar an. Wie ein Sprecher des Unternehmens sagte, würde die Firma mit „Angeboten überschüttet“. Personen, die dies als eine Gelegenheit betrachten, schnell zu Geld zu kommen, sind für Firmen, die mit dem Verkauf menschlichen Gewebes zu tun haben, eine gute Quelle. Anders als der illegale Organhandel in der dritten Welt, „arbeiten die Organmakler in Westdeutschland offen (und gesetzlich)“, heißt es in dem Bericht der Newsweek. Die Firma verlangt ihrerseits für solch ein Organ umgerechnet 85 000 Dollar.
Beruhigungsmittelsüchtige
Franzosen der Altersgruppe über 20 haben 1984 durchschnittlich 75 Beruhigungspillen geschluckt. Das schrieb die International Herald Tribune. Seither erhöht sich der Konsum, so die Zeitung, „blitzartig“. Gemäß dem Artikel sind für den Anstieg zwei Faktoren verantwortlich. Erstens: Die praktischen Ärzte verordnen diese Mittel, „wenn sie angesichts vager Beschwerden ihrer Patienten keine eindeutige Diagnose stellen können“. Zweitens: Die Tribune zitierte Dr. Patrice Boyer vom nationalen französischen Institut für Gesundheit und medizinische Forschung, die darauf Bezug nahm, „daß Menschen im romanischen Sprachraum, wie z. B. die Franzosen, dazu neigen, bei Widerwärtigkeiten erst einmal Hilfe zu suchen, wobei sich Beruhigungsmittel geradezu anbieten.“
Bessere Kommunikation
Nach der Verlegung des ersten transatlantischen Glasfasertelefonkabels, die sechs Monate gedauert und 362 Millionen Dollar gekostet hat, wurde im letzten Dezember das Kabel in Betrieb genommen. Die drei bereits vorhandenen Kupferkabel konnten in Verbindung mit Satelliten bis zu 20 000 Überseegespräche gleichzeitig bewältigen. Mit Hilfe des Glasfaserkabels ist es indes möglich, 40 000 Gespräche gleichzeitig zu übertragen. Während eine Kupferader nur 48 Gespräche oder Computerdatenübertragungen bewältigt, können über eine einzige Glasfaser mehr als 8 000 Anrufe übertragen werden, und zwar mit Hilfe von Laserlichtimpulsen. Zufolge der neuen Technik werden Telefongespräche und Datenübertragungen ins Ausland schneller abgewickelt und sind praktisch störungsfrei.
Geistliche entlassen
Eine Umfrage, die ein Sonntagsschulausschuß der Southern Baptist Church in den USA durchführen ließ, ergab, daß im Monatsdurchschnitt 116 Gemeinden dieser Kirche „ihren unliebsamen Pastor entlassen oder ihn zwingen, seinen Dienst zu quittieren“, schreibt die Los Angeles Times. Gemäß der Umfrage haben sich in den vergangenen 18 Monaten über 2 100 Kirchengemeinden von ihrem Pastor getrennt. Der zweithäufigste Grund war „Unmoral wie sexuelles Fehlverhalten, Diebstahl, schlechte Verwaltung der Kirchenfinanzen und Probleme mit der persönlichen Integrität“, bemerkt die Times. Weitere Gründe waren: „unbefriedigende Leistung“, „autoritärer Führungsstil“, „Machtkämpfe“ und „Persönlichkeitskonflikte“. Nach dem Artikel „haben 40 % der Kirchengemeinden mehr als einen Pastor entlassen, und fast 25 % aller Pastoren sind schon einmal entlassen worden“.
Was Kinder wissen
Eine in den Vereinigten Staaten durchgeführte Umfrage unter 180 Jungen und Mädchen im Alter bis zu 12 Jahren hat ergeben, daß sie mehr Spirituosenmarken kennen als Namen von Präsidenten ihres Landes. Im Durchschnitt konnten die Kinder 5,2 Spirituosenmarken nennen, aber nur 4,8 Präsidentennamen. „Diese Umfrage zeigt, welchen Raum Alkoholika im Alltag von Kindern eingenommen haben, die vom Gesetz her erst in zehn Jahren Alkohol trinken dürfen“, sagte Michael Jacobson, Leiter des Zentrums für Wissenschaft im Interesse der Öffentlichkeit, das die Umfrage förderte. Ein 10jähriges Mädchen kannte 14 Spirituosenmarken, doch nur 4 Präsidenten; ein 7jähriger Junge schrieb „Ragon“ und „Aprilham Linchon“ als Präsidenten auf, konnte aber 10 Wein- und Biermarken aufzählen.
Längeres Leben
Statistiken enthüllen, daß mehr Leute denn je 100 Jahre alt werden. In der Zeitung The Vancouver Sun wurde berichtet, daß 1986 2 850 Kanadier über 100 Jahre alt waren — 775 mehr als 1981. In den Vereinigten Staaten gab es 1985 etwa 25 000 Personen, die 100 Jahre und älter waren — etwa 10 000 mehr als 1980. Der Leiter der Gerontologie am Klinikum der Simon-Fraser-Universität meinte, daß immer mehr Menschen das 100. Lebensjahr erreichen werden, und sagte: „Die ganz Alten scheinen mit allem fertig zu werden.“ Er begründete dies unter anderem mit „besserer Ernährung, besserer Gesundheitsfürsorge und besseren Lebensumständen“. Ein Facharzt für geriatrische Psychiatrie am General Hospital in Vancouver sagte: „Um so lange leben zu können, muß jemand eine ziemlich kräftige Natur haben. Er braucht auch innere Vitalität. Viele dieser Menschen hatten starke Belastungen zu ertragen, aber sie sind immer noch da.“
Der hohe Preis der Schußwaffen
Nach einem Bericht in JAMA (The Journal of the American Medical Association) dürften sich in den USA die Kosten für die stationäre Behandlung von Schußwaffenverletzungen jährlich auf 429 Millionen Dollar belaufen. Davon trägt der Steuerzahler fast 86 Prozent. Man sagt jedoch, daß sich der Betrag wahrscheinlich auf über 1 Milliarde Dollar erhöhen würde, wenn man die Arzthonorare und die Kosten für physikalische Therapien, ambulante Behandlungen, Rehabilitation sowie andere Nachsorgebehandlungen hinzurechnete. „Diese Ergebnisse haben wesentliche Auswirkungen auf den Gesetzgeber im Hinblick auf Gesetze zur Einschränkung der Verfügbarkeit von Schußwaffen“, heißt es in JAMA.
Zuviel Glauben?
Eine Wunderheilungssitzung, die als „Heilungsexplosion“ bezeichnet wurde, hat im amerikanischen Bundesstaat Südkarolina zu einer Strafanzeige gegen zwei texanische Wunderheiler geführt. Eine Frau aus Nordkarolina behauptet, daß die Heiler für mehrfache Knochenbrüche im Bereich ihrer Halswirbelsäule und ihres Rückgrats verantwortlich sind. Wie ist es dazu gekommen? Gemäß der Zeitung The Greenville News wird in ihrer Anzeige „eine Prozedur beschrieben, bei der ein Geistlicher die Hand auf eine Person legt, die dann ‚im Geiste getötet‘ wird und nach hinten jemandem in die Arme fällt“. Das Problem war jedoch, so die Klage der Frau, daß niemand da war, der sie auffing — und daher stammen ihre Verletzungen.