Wir beobachten die Welt
Unermeßliches Leid über die Kirche gebracht
In seiner Audienz für die Bischöfe von Ostkanada ging Johannes Paul II. auf die von Priestern verübten sexuellen Übergriffe ein. Gemäß einem Bericht der Zeitung L’Osservatore Romano erklärte der Papst den kanadischen Prälaten, daß „der Skandal um Geistliche und Ordensmitglieder, die in dieser Hinsicht versagt haben, unermeßliches Leid über die Kirche in Kanada gebracht hat“. Er sagte außerdem, er habe „sowohl für die Opfer des sexuellen Fehlverhaltens als auch für die Schuldigen“ gebetet. Manche sind der Meinung, daß sich durch die Aufhebung des Pflicht-Zölibats der Priester die Zahl der Sexskandale, in die Geistliche verwickelt sind, verringern ließe und der vom Papst erwähnte „Mangel an Priestern oder deren ungleichmäßige Verteilung“ behoben werden könne. Aber nach Ansicht von Johannes Paul II. „sind die Schwierigkeiten, die heute mit dem Einhalten des Zölibats verbunden sind, nicht Grund genug, die Überzeugung der Kirche hinsichtlich dessen Bedeutung und Richtigkeit zu ändern“.
Warum drogenabhängig?
„Viele Leute denken, die heutige Pharmakologie habe für jedes Problem ein Mittel parat. Kann jemand nicht einschlafen, nimmt er ein Mittel ein. Will er auf der Arbeit bessere Leistungen bringen, nimmt er ein anderes ein.“ Mit diesen Worten wird Alberto Corazza, Polizeipräsident von São Paulo, in der brasilianischen Zeitung Veja zitiert. „Logischerweise werden Jugendliche, die in einer solchen Kultur leben, davon beeinflußt.“ Weiter erklärte er: „Achtzig Prozent der Drogenabhängigen haben ernste Familienprobleme. Sie kommen entweder aus einem sehr strengen oder aus einem sehr toleranten Elternhaus, oder sie wuchsen ohne Vater auf.“ Doch wie können Eltern ihre Kinder vor Drogen schützen? Corazza meinte: „Vielleicht hört sich das etwas sentimental an, aber in einem harmonischen Zuhause, wo die Kinder geliebt werden und wo eine gute Kommunikation herrscht, haben Drogen so gut wie keinen Spielraum.“
„Die gewalttätigste Nation“
„Amerika ist die gewalttätigste Nation der Welt“, schreibt die Kolumnistin Ann Landers. „1990 wurden in Australien 10, in Großbritannien 22, in Kanada 68 und in den Vereinigten Staaten 10 567 Menschen erschossen.“ Außerdem ist es das am schwersten bewaffnete Land. Die Bürger besitzen über 200 Millionen Schußwaffen — damit kommt fast auf jeden der 255 Millionen Einwohner eine Waffe. Schulen sind von Gewalttätigkeiten nicht ausgenommen. Nahezu 20 Prozent aller High-School-Schüler tragen irgendeine Waffe bei sich. Jährlich werden fast drei Millionen Verbrechen auf oder in der Nähe von Schulgeländen begangen. Tagtäglich werden 40 Lehrer tätlich angegriffen, und etwa 900 Lehrern wird mit Körperverletzung gedroht. Gemäß der nationalen Gesellschaft für Erziehung in den Vereinigten Staaten bringen 100 000 Schüler jeden Tag eine Waffe mit in die Schule, und an einem normalen Tag werden 40 Kinder durch Schußwaffen verletzt oder getötet. „Unsere Toleranzgrenze in bezug auf Gewalt ist ziemlich hoch, und die Schulen sind nur ein Spiegelbild dessen“, sagt John E. Richters vom US-Institut für Psychohygiene. Ein Englischlehrer, der zuvor nur 10 Prozent seiner Schüler in der Abschlußklasse dazu bewegen konnte, einen Aufsatz zu schreiben, konnte mit dem Thema „Meine Lieblingswaffe“ alle motivieren.
Kirche im Dilemma
Bischöfe aus Westkanada haben den Vatikan gebeten, das kirchliche Gebot des Zölibats etwas zu lockern und den Priestern das Heiraten zu erlauben, damit sie der einheimischen Bevölkerung in den Nordwestterritorien besser dienen können. Die Bischöfe sind der Meinung, daß ihre Bitte aufgrund kultureller Überlegungen und aufgrund des Priestermangels in den nördlichen Regionen gerechtfertigt ist. The Toronto Star berichtet: „Wie Bischof Denis Croteau sagt, muß gemäß der Sitte der Inuit- und Denevölker ein Mann heiraten, eine Familie gründen und ein Ältester sein, sonst ‚kann er kein Stammesführer werden, und niemand wird auf ihn hören‘.“ Obwohl Papst Johannes Paul II. und andere Amtsträger im Vatikan sich mit der Bitte der Bischöfe beschäftigten, ist keine Änderung zu erwarten. Kardinal Jozef Tomko, Leiter der Kongregation für die Evangelisation der Völker, äußerte die Befürchtung, daß „eine Ausnahmegenehmigung für Kanada die Aufmerksamkeit der Medien erregen würde und eine Flut von Anfragen aus Afrika, Südamerika und anderen Ländern zur Folge hätte“, heißt es im Star.
Immer mehr Depressionen
„Zwölf getrennte Studien, in deren Rahmen insgesamt 43 000 Personen in neun Ländern befragt wurden, haben frühere amerikanische Forschungen bestätigt, gemäß denen die Zahl schwerer Depressionen im 20. Jahrhundert fast überall auf der Erde ziemlich gleichmäßig zunimmt“, hieß es im Harvard Mental Health Letter. Nachdem man die Versuchspersonen „abhängig davon, in welchem Jahrzehnt sie geboren wurden, in Gruppen aufgeteilt hatte (man begann vor 1905 und endete nach 1955)“, zeigte nahezu jede Studie, daß „die Menschen, die später geboren wurden, eher irgendwann in ihrem Leben schwere Depressionen bekamen“. Außerdem ließen die meisten Studien erkennen, daß die Zahl der schweren Depressionen im Verlauf des Jahrhunderts stetig angestiegen ist.
Auf die Gesundheit der Kinder achten
„In den Entwicklungsländern sind über 230 Millionen Kinder im Vorschulalter, das sind 43 Prozent, als Folge von fehlender Nahrung und Krankheiten unterernährt und deswegen im Wachstum behindert“, so kann man in einer UN-Pressemitteilung lesen. 1993 starben schätzungsweise vier Millionen Kinder entweder direkt an Unterernährung oder an Infektionskrankheiten, die durch die Unterernährung noch verschlimmert wurden. Wie ließe sich das Problem lösen? Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt, „allen Säuglingen von der Geburt an bis zum Alter von 4 bis 6 Monaten einzig und allein die Brust zu geben. Bis zum Alter von 2 Jahren und noch länger sollten die Kinder weiter gestillt werden, wobei die Muttermilch gleichzeitig durch passende und ausreichende Beikost ergänzt werden sollte.“ Müttern und medizinischen Betreuern wird dringend geraten, das Wachstumsverhalten der Kinder, die gestillt werden, nicht als Wachstumsstörung zu mißdeuten und die Ernährung nicht zu früh umzustellen. Das kann für kleine Kinder gefährlich sein und Unterernährung und Krankheiten begünstigen, vor allem wenn die Nahrungsmittel verdorben oder nicht nahrhaft genug sind.
Moderne Sklaverei
Obwohl es in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte heißt: „Niemand darf in Sklaverei oder Leibeigenschaft gehalten werden“, werden Hunderte von Millionen Menschen dennoch wie Sklaven gehalten. Die Zahl der Menschen, die heutzutage sklavenähnlich behandelt werden, ist, wie die Zeitschrift UN Chronicle hervorhebt, tatsächlich sogar höher als die Zahl der Sklaven im 16., 17. und 18. Jahrhundert, „der Blütezeit des Sklavenhandels“. Erschreckend ist, daß viele Kinder von der modernen Sklaverei betroffen sind. Sieben- bis Zehnjährige müssen in Fabriken 12 bis 14 Stunden am Tag schwer arbeiten. Andere arbeiten als Haushaltshilfen, Prostituierte oder Soldaten. „Kinderarbeit ist sehr begehrt“, berichtet das UN-Zentrum für Menschenrechte, „weil sie billig ist“ und weil Kinder „zuviel Angst haben, sich zu beklagen“. Sklaverei ist gemäß der UNO nach wie vor eine finstere „Realität in unserer modernen Zeit“.
Rezept für Fettleibigkeit
Zwischen der Anzahl der Stunden, die Kinder im Vorschulalter täglich vor dem Fernseher verbringen, und der Zunahme an Körperfett im schulpflichtigen Alter besteht ein direkter Zusammenhang, behauptet Dr. Munro Proctor von der medizinischen Fakultät der Universität Boston. Dr. Proctor betrieb eine vierjährige Studie mit 97 Vorschulkindern, die zu Beginn zwischen drei und fünf Jahre alt waren. Die Eltern kontrollierten, wie viele Stunden ihre Kinder am Tag fernsahen; gleichzeitig wurden jährlich die Fettpolster am ganzen Körper gemessen. Wie die kanadische Medical Post berichtet, „saß jedes Kind durchschnittlich zwei Stunden täglich vor der Röhre. Jede zusätzliche Stunde Fernsehen am Tag bedeutete, daß die Fettpolster am Trizeps um 0,8 Millimeter zunahmen, und insgesamt nahmen die Fettpolster um 4,1 Millimeter zu.“ Dr. Proctor kommt zu dem Schluß, das Fernsehen führe dazu, daß die Kinder zuwenig Bewegung haben, daß sich ihr Stoffwechsel verlangsamt, und daß sie außerdem ständig der Werbung für kalorienreiche Speisen ausgesetzt sind, die verzehrt werden, ohne daß für Ausgleich durch Bewegung gesorgt wird.
Urlaubsinsel
„Die [Welt-]Bank und der ... [Internationale Währungsfonds] verlangen von der Regierung Sri Lankas, die Zahl der arbeitsfreien Tage zu reduzieren, die sich dort gegenwärtig auf 174 im Jahr belaufen — wahrscheinlich ein Weltrekord“, so die Zeitschrift The Economist. „Wie kann sich ein Land weiterentwickeln, wenn die Bürger nahezu die Hälfte des Jahres freihaben?“ Die hohe Anzahl an arbeitsfreien Tagen erklärt sich aus dem Gemisch von Rassen und Religionen in Sri Lanka. Außer den 5 weltlichen Feiertagen gibt es 20 religiöse Feiertage für Buddhisten, Hindus, Moslems und Christen. Staatsbeamte bekommen jährlich noch 45 Tage zusätzlich frei, viele private Unternehmen ziehen mit. Dennoch blüht die Wirtschaft Sri Lankas nach wie vor. „Die Landwirtschaft ist der Kern der Wirtschaft und hängt von zwei Monsunen ab, die zur Wachstumszeit über die Insel fegen“, heißt es im Economist. „Monsune machen keinen Urlaub.“
Betrunkene Fußgänger
„Kein Alkohol am Steuer“, heißt es in der Werbung, und wer betrunken Auto fährt, muß mit einer saftigen Geldstrafe rechnen. Zumeist hat man sich auf betrunkene Autofahrer konzentriert und weniger auf betrunkene Fußgänger. Gemäß dem nationalen Straßensicherheitsdienst wurden 1992 in den Vereinigten Staaten 5 546 Fußgänger im Straßenverkehr getötet; von ihnen war über ein Drittel betrunken. Sie machen 14 Prozent der Todesfälle im Straßenverkehr aus. Etwa 36 Prozent der besagten Fußgänger, die über 14 Jahre alt waren, hatten einen solch hohen Alkoholspiegel, daß sie sich der Trunkenheit am Steuer schuldig gemacht hätten, wenn sie sich hinter das Lenkrad gesetzt hätten. Gegenwärtig weiß man nicht genau, wie sich diese Todesfälle verhindern lassen und wer am meisten gefährdet ist.