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Erwachet! 1998
g98 8. 6. S. 25-26

London hat wieder ein Globe Theatre

VON UNSEREM KORRESPONDENTEN IN GROSSBRITANNIEN

DAS Theater, in dem William Shakespeares Werke uraufgeführt wurden — das Globe —, ist ganz in der Nähe des ursprünglichen Standorts in Southwark am Südufer der Themse wieder aufgebaut worden. Als Rekonstruktion des 1599 erbauten Originals ist das 20eckige Gebäude, das einem O gleicht, die Touristenattraktion.

Vor dem Entstehen der Londoner Theater war die Bär- oder Stierhatz ein Volksvergnügen. Dabei wurde ein Tier, das an einen Pfahl gekettet war, unter lauten Anfeuerungsrufen der Zuschauer von Hunden gequält. Das trug sich in den kreisförmigen Arenen mit übereinander angeordneten Sitzreihen zu, den Vorgängern des Theaters. Die Tiere wurden in der Mitte der Arena angebunden, etwa dort, wo sich später im Theater die Bühne befinden sollte.

Dann gewannen Schauspiele Popularität, und in London und Umgebung entstanden rasch neue Theater. Jeden Tag besuchten Tausende die Vorstellungen. Die Lord Mayors (Oberbürgermeister) versuchten, ein Verbot der Stücke zu erwirken mit der Begründung, sie seien weltlich und gottlos. Dienstherren klagten, die Bediensteten würden durch die Aufführungen von der Arbeit abgehalten, da sie um zwei Uhr nachmittags begannen. Doch Unterstützung kam von seiten der Königin Elisabeth I., die zu den Gönnern des Theaters gehörte. Ihr Privy Council (Geheimer Staatsrat) stellte die Stücke unter seinen Schutz, um zu gewährleisten, daß erfahrene Schauspieler zur Unterhaltung der Königin verfügbar waren. Shakespeares Schauspieltruppe wurde öfter als alle anderen erwählt, Vorstellungen am königlichen Hof zu geben.

Im Eröffnungsjahr des ursprünglichen Globe hatte Shakespeare Henry V. geschrieben. An der neuen Shakespearebühne entschied man sich daher logischerweise dafür, in der ersten Saison dieses Stück zu spielen.

Ein Blick in das neue Globe

Bevor wir hineingehen, um uns die dreistündige Inszenierung anzusehen, riskieren wir einen Blick auf die Wolken und hoffen, daß es nicht regnet, denn die Mitte des Theaters ist nicht überdacht, und Regenschirme sind nicht gestattet. Die Bühne ragt in einen Kreis hinein, dessen Durchmesser etwa 30 Meter beträgt. Rundum befinden sich drei Ränge, die etwa 1 000 Besucher fassen. Wir gehören allerdings zum Parkett, also zu den 500 Zuschauern, die dafür bezahlt haben, das Stück von der Mitte des Theaters aus stehend zu verfolgen. Das ursprüngliche Theater hatte Platz für 3 000 Zuschauer, die wie die Ölsardinen zusammengedrängt waren. Die heute geltenden Sicherheitsbestimmungen erlauben das allerdings nicht mehr.

Die Überdachung der Ränge wurde durch eine chemische Behandlung feuersicher gemacht. Feuerbeständige Holzverkleidungen und eine Sprinkleranlage bieten zusätzlichen Schutz. Das ursprüngliche Globe wurde 1613 zerstört, als ein Funke aus einer Kanone auf der Bühne das Dach in Brand setzte.

Dem Parkett ist es erlaubt, umherzugehen und sich sogar mit den Armen am Bühnenrand aufzustützen. Vor 400 Jahren aß und trank eine unruhige Menschenmenge während der Vorstellung, und nicht selten kam es zu Raufereien. Die überkritischen Zuschauer unterbrachen das Geschehen ganz nach Belieben durch Zischeln oder durch Klatschen. Sie waren „dicht an dicht zusammengepfercht“, wie ein Schriftsteller jener Zeit feststellte, der sie „Stinker“ nannte.

Das Fachwerk des neuen Globe ist aus Eichenholz. Etwa 6 000 konische Eichenstifte halten die Zapfenverbindung zusammen. Das Eichenholz konnte problemlos beschafft werden, nachdem ein Orkan im Oktober 1987 Tausende von Bäumen entwurzelt hatte. Am schwierigsten war es, einen Stamm für den 13 Meter langen Balken zu finden, der die Vorderseite des Bühnenbaldachins bildet. Nach langem Suchen fand man etwa 150 Kilometer westlich von London einen geeigneten, mehr als 20 Meter hohen Baum.

Marmorsäulen stützen die Bühnenüberdachung. Oder sieht es nur nach Marmor aus? Tatsächlich, der Schein trügt! Die Säulen bestehen auch aus Holz, genau wie beim ersten Globe, von dessen Säulen ein Bewunderer sagte, sie seien „eine derart exzellent gemalte Marmornachahmung, daß sie sogar den größten Kenner täuschen könnten“.

Inzwischen sind die Sitzreihen besetzt. Einige vom Parkett drängen sich um die Bühne, und andere lehnen sich gegen die Holzwand der Arena. Das Stimmengewirr legt sich, sobald die Musik beginnt. Auf einer Galerie über der Bühne spielen sechs Musiker in mittelalterlichen Kostümen Instrumente aus Shakespeares Zeit: Trompeten, Zinken und Schlaginstrumente.

Die Aufführung

Während die Musik zu einem Fortissimo anschwillt, erscheinen Schauspieler und klopfen mit ihrem Stab vehement zum Takt der Musik auf den Bühnenboden. Das Parkett macht mit und stampft mit den Füßen dazu. Urplötzlich verstummt jedes Geräusch. Ein einzelner Schauspieler spricht einen Prolog, mit dem er die Szene einleitet. Es herrscht eine ungeheure Spannung. Plötzlich stürmen zwei rotgewandete Gestalten auf die Bühne — der Erzbischof von Canterbury und der Bischof von Ely. Die Vorstellung beginnt, und im Verlauf des Stückes werden die Falschheit und das Intrigenspiel der Kirche gegenüber Heinrich V., dem König von England, schließlich in der Niederlage Frankreichs auf den blutgetränkten Feldern von Agincourt ihren Höhepunkt erreichen.

Schon bald ist der Königsthron aufgebaut, und wir erleben König Heinrich im Gespräch mit drei Höflingen. Während Amtspersonen die Bühne betreten, müssen wir immer wieder die überaus echt wirkenden mittelalterlichen Kostüme bewundern. Irgend etwas an der Aufführung ist allerdings sonderbar. Aber was? Wir sehen im Programm nach. Ja natürlich! Alle Schauspieler sind Männer. Im elisabethanischen Theater wurde keine Rolle von Frauen besetzt. Wie der Sozialhistoriker G. M. Trevelyan es ausdrückt, wurden Knaben „von Kindesbeinen an gedrillt, die weiblichen Rollen mit Würde, Frohsinn und Geschick zu spielen“. Das ist auch heute der Fall gewesen.

Der Beifall ist verstummt, und wir gehen hinaus. Wir drehen uns um und werfen einen letzten Blick auf das Globe, dessen goldfarbenes Reetdach wie auch das eichene Fachwerk nun in zarte Grautöne getaucht ist. Es ist ein einzigartiges Erlebnis gewesen, sich 400 Jahre zurückversetzen zu lassen.

Danach sehen wir uns die Ausstellung über Shakespeares Globe an. Der Name Shakespeare begegnet einem auf Schritt und Tritt. Während wir die Ausstellungsstücke genau betrachten, denken wir über die Frage nach, wer der Bühnenschriftsteller Shakespeare eigentlich war. Mit dem Rätsel um die Person William Shakespeare wird sich eine künftige Erwachet!-Ausgabe beschäftigen.

[Bild auf Seite 25]

Zeichnung des ursprünglichen Globe

[Bildnachweis]

From the book The Comprehensive History of England, Volume II

[Bilder auf Seite 26]

Das neue Globe

[Bildnachweis]

John Tramper

Richard Kalina

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