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Erwachet! 1972
g72 8. 1. S. 25-26

Unruhe in Schweden

Vom „Awake!“-Korrespondenten in Schweden

DIE Industrie Schwedens hat sich einer langen Zeit des Friedens erfreut. Der amerikanische politische Beobachter Marquis Childs schrieb dies der schwedischen Politik des sogenannten „Mittelweges“ zu. Sie bewegt sich zwischen dem Extrem des Sozialismus und dem des Kapitalismus. In ihr sind freies Unternehmertum und eine Regierung, die die Entwicklung der Wirtschaft weitgehend beeinflußt, miteinander verbunden.

In der letzten Zeit ist diese Politik in Schweden jedoch ins Wanken geraten. In der Vergangenheit wurden Konflikte zwischen den Gewerkschaften des Landes und den Arbeitgeberverbänden durch Lohnverhandlungen geregelt. Gesetze sehen Kollektivverträge vor, während deren Dauer Streiks der Arbeitnehmer und Aussperrungen durch die Arbeitgeber verboten sind. Aber jetzt erweisen sich solche Gesetze als wirkungslos.

Störung des Friedens in der Industrie

Der Funke, der die Schwierigkeiten auslöste, entzündete sich Ende 1969. Es handelte sich um einen wilden Streik in den Eisenerz-Bergwerken in Nordschweden. Etwa 4 800 in dem regierungseigenen Bergwerkskonzern Loussavaara-Kiirunavaara (LKAB) beschäftigte Bergleute legten die Arbeit nieder, obwohl die Regierung sowie die Gewerkschaft der Bergleute selbst dagegen waren. Meinungsumfragen ergaben, daß die große Mehrheit der Arbeiter in Schweden für die Bergleute war.

Der Streik dauerte siebenundfünfzig Arbeitstage, ehe eine vorläufige Einigung erzielt wurde. Aber solche Vorgänge wiederholten sich. Im Jahre 1970 gab es in Schweden 127 ähnliche Streiks, an denen 22 900 Arbeiter beteiligt waren, was einen Verlust von 155 700 Arbeitstagen bedeutete!

Schwierigkeiten dauern an

Die Verhältnisse wurden Anfang 1971 nicht besser, sondern schlimmer. Das Land wurde durch weitverbreitete Streiks erschüttert. Unter den Streikenden waren Ärzte, Tierärzte, Piloten, Meteorologen, Beamte der Bezirksregierungen, ja sogar Mitarbeiter im Parlament und in dessen Ausschüssen, und Hauptfahrdienstleiter der Eisenbahn. Dadurch kam der gesamte Eisenbahnbetrieb zum Stillstand, was wiederum für Tausende von Arbeitern in Industriezweigen, die vom Eisenbahntransport abhängig sind, zu vorübergehenden Entlassungen führte!

Noch nicht so lange zurück liegt die Aussperrung von 25 000 Lehrern. Dadurch waren 700 000 Schüler ohne Lehreraufsicht. Es erhob sich die Frage, ob die Schüler weiter in der Schule oder zu Hause lernen könnten, ohne in dem Konflikt als parteiisch angesehen zu werden.

Verständlicherweise gefiel vielen Schülern diese Situation nicht. Sie sagten: „Die Regierung trägt die Verantwortung dafür, daß sich durch den Unterrichtsausfall unser Schulabschluß verzögern wird.“ Andere sagten: „Wir sollten den Unterricht der Lehrer boykottieren, die weiter unterrichten dürfen.“

Aber diese Krise erregte nicht das größte Aufsehen. Der Regierungsausschuß für Tarifverhandlungen drohte mit der Aussperrung von etwa 3 500 Angehörigen des Bundes der Offiziere, wenn das durch die eingesetzten Vermittler unterbreitete Angebot bis zu einem gewissen Zeitpunkt nicht angenommen würde. Solche Maßnahmen waren beispiellos. Noch nie hatte eine Regierung die befehlshabenden Offiziere ihrer eigenen Streitkräfte ausgesperrt!

Die Nachricht verbreitete sich schnell in ganz Europa. Zeitungskorrespondenten aus mindestens zehn Ländern riefen beim Hauptquartier der Streitkräfte in Stockholm an. Sie wollten wissen, wann und wo sie die ausgesperrten Offiziere, die keinen Zutritt mehr zu ihren Ämtern oder Kasernen hatten, interviewen und fotografieren könnten.

Verhandlungen erfolglos

Die Verhandlungen zur Klärung der vielen Meinungsverschiedenheiten waren erfolglos. Ja, wie berichtet wurde, waren die Gegensätze ohnegleichen. Ein Schlichtungsentwurf nach dem anderen wurde verworfen. Die Vermittlungsausschüsse schienen keine Lösung der verschiedenen Probleme zu finden. Diese Lage hat Schweden erschüttert, wie Zeitungsberichte beweisen.

Die in Stockholm erscheinende Zeitung Svenska Dagbladet vom 25. Februar 1971 enthielt folgenden Kommentar zu der Situation: „Es ist ein Bürgeraufstand gegen eine gesellschaftliche Utopie. Die Regierung und die Gewerkschaftsverbände werden viel Umsicht benötigen, wenn sich die schwedische Gesellschaftsstruktur nicht in ein nordisches Schreckensbild verwandeln soll.“

Es mußte etwas geschehen. Die zunehmende Zahl der Streikenden und Ausgesperrten drohte die Nation zu schwächen. Daher wurde ein drastischer Schritt unternommen, indem man eine Gesetzesvorlage einbrachte, gemäß der während eines Zeitraumes von sechs Wochen, beginnend mit dem 13. März, alle Streiks und Aussperrungen verboten sein sollten. Während dieser Zeit sollte das frühere Abkommen über Löhne und sonstiges weiter gültig bleiben. Der Gedanke war der, daß es in einer Zeit von sechs Wochen zu einer Einigung der verschiedenen Parteien kommen würde. Das Gesetz wurde im Parlament durchgesetzt und mit fast überwältigender Mehrheit verabschiedet.

Am Ende der sechs Wochen hatten die betroffenen Parteien jedoch keine Einigung erzielt.

Schließliches Übereinkommen

Erst Mitte Juni schlossen die ungefähr 400 000 von der Regierung Beschäftigten Frieden mit ihrem Arbeitgeber, dem Regierungsausschuß für Tarifverhandlungen. Aber auf dem sogenannten Privatsektor, auf dem es um etwa 800 000 Arbeiter ging, war man immer noch nicht zu einem Übereinkommen gelangt.

Die Lage verschlimmerte sich. Der 24. Juni 1971 wurde als der Tag festgesetzt, an dem der schwedische Gewerkschaftsbund mit einer Reihe Warnstreiks beginnen würde, wenn man bis dahin zu keinem Übereinkommen gelangt wäre. An den Streiks sollten etwa 90 000 Mitglieder in Schlüsselstellungen teilnehmen. Das Ziel bestand darin, die Industrie und den Handel des Landes lahmzulegen. Aber gleichzeitig drohte der schwedische Arbeitgeberverband den Arbeitern mit einer völligen Aussperrung.

Schließlich, am 22. Juni, nach mehr als siebenmonatigen Verhandlungen, kam es zu einer Einigung der Parteien. Sie unterzeichneten das vom Vermittlungsausschuß vorgeschlagene Übereinkommen. Darin wurde den Arbeitern auf drei Jahre eine 27,5prozentige Lohnerhöhung gewährt. Auch erhielten sie größere soziale Vorteile, und zwar eine Herabsetzung des Pensionsalters von siebenundsechzig auf fünfundsechzig Jahre und eine Anhebung der Renten und der Krankenunterstützung. Das Übereinkommen wird etwa sechs Milliarden Kronen oder 1 160 000 000 Dollar kosten.

Und die Zukunft?

Vor der Unterzeichnung des Übereinkommens erwirkte der Arbeitgeberverband jedoch eine Revision der Preissperre, so daß beträchtliche Preissteigerungen möglich wurden. Obwohl die Arbeiter mehr Geld bekommen werden, werden somit auch Preise und Steuern steigen. Dadurch wird der Nutzen der Lohnsteigerungen zum größten Teil wiederaufgehoben. Gemäß einer Schätzung wird der tatsächliche Gewinn für die Arbeiter nur etwa 2 Prozent ausmachen.

Trotz des Übereinkommens sind unzufriedene Stimmen laut geworden. Dadurch erhebt sich die Frage, ob sich die Parteien an ihre Abmachungen halten werden. Wird der Frieden von Bestand sein? Nur die Zeit wird es zeigen.

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