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Erwachet! 1981
g81 22. 11. S. 9-11

Genchirurgie — ein riskantes Geschäft?

„ES WAR eine Aktion, wie es sie bis dahin in der Wissenschaft selten gegeben hatte“, schrieb Science News verwundert. Im Jahre 1974, als Wissenschaftler gerade anfingen, die Grundtechniken der Genchirurgie zu entwickeln, wurde eindringlich vor den möglichen Gefahren der Experimente gewarnt. Was war daran so ungewöhnlich? Diejenigen, die die Warnung publizierten, waren keine schlecht informierten Angstmacher, sondern gerade die Wissenschaftler, die in der Genforschung führend vorangingen.

Sie brachten ihre Besorgnisse in dem sogenannten „Berg-Brief“ zum Ausdruck, nach Paul Berg benannt, einem Wissenschaftler der Stanford-Universität, der im Jahre 1980 für seine Arbeiten in Verbindung mit der Genchirurgie zusammen mit anderen Wissenschaftlern den Nobelpreis für Chemie erhielt. Ein weiterer prominenter Unterzeichner des „Berg-Briefes“ war James D. Watson von der Harvarduniversität, der 1953 bekannt wurde, als er bei der Entdeckung der Struktur der DNS mitwirkte (wofür er auch einen Nobelpreis erhielt).

Berg, Watson und neun andere namhafte Wissenschaftler machten sich darüber Sorgen, daß die Genchirurgie zur „Erschaffung neuer Arten infektiöser DNS-Elemente führen könnte, deren biologische Eigenschaften sich nicht vollständig voraussagen lassen“. Mit anderen Worten: Was wäre, wenn jemand einen neuen Krankheitserreger erschaffen würde, der außer Kontrolle geriete und eine schreckliche Epidemie auslösen würde? In dem Brief wurde ein Moratorium für verschiedene Arten von Experimenten verlangt sowie die Aufstellung von Richtlinien, die gewährleisten sollten, daß alle zukünftigen Experimente ungefährlich wären. Daraufhin erließen die „National Institutes of Health“ (NIH) in den USA sehr umfangreiche und detaillierte Richtlinien für die Genchirurgie.

Unterdessen stellte es sich heraus, daß die Genchirurgie — ob riskant oder nicht — eine potentielle Goldgrube für Geschäftsunternehmen war. Könnten Bakterien ein preiswerteres, zuverlässigeres Insulin herstellen? Wie Biologieprofessor Jonathan King erklärte, ist der „Verkauf von Insulin an Diabetiker ein Geschäft mit einem Umsatz von 100 Millionen Dollar im Jahr“. Könnten bessere Gene in Pflanzen den Ernteertrag steigern oder die Notwendigkeit für Düngemittel reduzieren oder nahrhaftere Pflanzen schaffen? Man stelle sich den Markt für solche Pflanzen vor! „Die Landwirtschaft ist immer noch das größte Geschäftsunternehmen der Welt“, sagte Biologieprofessor Bonner.

Diese Aussichten haben zur schnellen Gründung einer neuen Art von Geschäftsunternehmen geführt, die sich auf die Genchirurgie spezialisiert haben. Eine solche Firma, die Genentech, wurde 1976 von einem Professor mit gegründet, der den „Berg-Brief“ unterzeichnet hatte. Der Professor bezahlte 500 Dollar für seinen Anteil an der Genentech, doch als die Aktien der Firma 1980 der Öffentlichkeit zum Verkauf angeboten wurden, waren seine Anteile plötzlich 40 Millionen Dollar wert! Offensichtlich halten die Leute, die Aktien kaufen, die Genchirurgie für ein großes Geschäft. „Diese Arbeit ist von weitreichenderer Bedeutung als irgend etwas anderes seit der Entdeckung der Kernteilchen“, prahlte der Vizepräsident einer Arzneimittelfirma.

In den letzten Jahren sind zahlreiche kleinere Firmen wie die Genentech gegründet worden, und Großunternehmen wie Standard Oil of California, Monsanto und Du Pont geben Millionen für die Genforschung aus. Im Juni letzten Jahres erregte der Oberste Gerichtshof der Vereinigten Staaten Aufsehen, als er entschied, daß genetisch veränderte Lebensformen wie jede andere Erfindung patentiert werden könnten.

Das Geld lockt, und so ist es nicht verwunderlich, daß Wissenschaftler in letzter Zeit überall verbreiten, die Genchirurgie sei vielleicht gar nicht so gefährlich. Sie weisen darauf hin, daß die bei den meisten Experimenten verwendeten Bakterienarten außerhalb des Laboratoriums nicht überleben können. Im allgemeinen, so sagen sie, würden durch die Veränderung der DNS Organismen geschaffen, die genetische „Krüppel“ seien und daher für den Menschen weniger gefährlich seien als die natürlich vorkommenden. Dr. Watson ist wahrscheinlich ein typisches Beispiel für die neue Haltung, wenn er jetzt sagt, seine Unterschrift unter den „Berg-Brief“ sei das Dümmste gewesen, was er je getan habe.

Haben Wissenschaftler stichhaltige wissenschaftliche Beweise für diese neue Meinung? Dr. Berg verneint das. „Es gibt nicht viele neue Daten“, sagt er. „Wir haben nur ein bißchen mehr nachgedacht; bei diesem Meinungsumschwung haben wir so ziemlich dieselben Daten zur Verfügung gehabt.“

Weiter erklärt Dr. Berg: „Man hört heute zwar viele zuversichtliche Äußerungen, doch die Leute, die sie tun, haben alle ein klares, verständliches Interesse an der Sache.“

Ähnlich besorgt äußert sich die Wissenschaftshistorikerin Susan Wright. Sie schreibt, daß mindestens eine Entscheidung, die NIH-Richtlinien zu entschärfen, „nicht auf empirischen Daten beruht, sondern auf der Meinung von Wissenschaftlern“. In der Zeitschrift Chemical and Engineering News war zu lesen, daß die Genchirurgie bisher zwar ungefährlich verlaufen ist, daß aber „eine Handvoll Kritiker sagt, es spreche nichts Überzeugendes dafür, die Arbeit mit der DNS-Rekombinationstechnik als ungefährlich zu beurteilen, und mit einer Art Dampfwalzeneffekt würden sämtliche bestehenden Zweifel zerschmettert, ohne offene Fragen wirklich zu beantworten“.

Die Sicherheitsfrage ist jetzt besonders wichtig, denn kleine Experimente bringen kein Geld ein, wohl aber Einrichtungen zur Massenproduktion. „Jetzt, wo die Technologie aus dem Labor in große Produktionsstätten zur kommerziellen Verwertung hinüberwechselt, sind Schutzvorschriften dringend erforderlich“, warnt George Taylor, ein Sicherheitsexperte der Gewerkschaft AFL-CIO. Offensichtlich besteht ein großer Sicherheitsunterschied zwischen ein paar Bakterien in einer Petri-Schale und großen Kübeln voller Bakterien, die handelsfähige Mengen von Insulin, Interferon oder anderen Proteinen produzieren.

Die Richtlinien der NIH waren für die Laborforschung gedacht, und ihre Einhaltung beruht auf freiwilliger Basis. Diese Richtlinien werden ständig erleichtert, und es gibt keinen Mechanismus, der selbst die entschärften Richtlinien für die Industrie verbindlich macht. Der Biologe King klagt, die Richtlinien seien so abgeschwächt worden, daß sie nicht so sehr die Gesundheit der Öffentlichkeit schützen würden, sondern vielmehr diejenigen, die mit dieser Technologie beschäftigt seien, vor öffentlichen Untersuchungen und Vorschriften schützen würden.

Könnte die große Eile, diese neue Technologie anzuwenden, zu einem biologischen Harrisburg führen?

Noch eine andere Frage muß gestellt werden: Kann mit der Genchirurgie wirklich das erreicht werden, was Wissenschaftler behaupten? Zum Beispiel hofft man, daß genetisch veränderte Pflanzen imstande sein werden, Stickstoff aus dem Erdboden selbst zu binden, so daß man viel Dünger und somit auch die Kosten und die Energie für seine Herstellung sparen kann. Könnten solche Pflanzen entwickelt werden?

Wissenschaftler wissen, daß einige Pflanzen, zum Beispiel die Sojabohne, keinen zusätzlichen Stickstoff benötigen, weil in ihren Wurzeln Bakterien leben, die den Stickstoff für sie binden. Die Bakterien wiederum erhalten von den Pflanzen Nahrung. Diese Symbiose nutzt sowohl der Sojabohne als auch den Bakterien und war offensichtlich vom Schöpfer so vorgesehen. Wissenschaftler würden nun gern einiges verbessern.

Aber es gibt Schwierigkeiten. Zunächst einmal ist es nicht annähernd so leicht, fremde Gene in höheren Pflanzen richtig zum Funktionieren zu bringen wie in Bakterien. Es sind keine Plasmide da, die dabei helfen könnten, und höhere Pflanzen sind weit komplizierter als Bakterien.

Wenn aber die genetischen Probleme überwunden werden können, dann bleibt das noch größere chemische Problem bestehen. Stickstoffatome kommen in der Natur in Paaren vor. Bevor eine Pflanze den Stickstoff verwenden kann, müssen diese Paare getrennt werden. Das erfordert einen großen Energieaufwand, ganz gleich, ob die Stickstoffatome vom Menschen bei der Herstellung von Dünger getrennt werden oder ob sie von Bakterien oder von der Pflanze selbst getrennt werden. „Die Energiekosten, die die Pflanze für diesen Prozeß bezahlen muß, sind nicht unerheblich“, meint ein Pflanzenwissenschaftler. Der Energieverlust wird wahrscheinlich kleinere Pflanzen mit einem viel geringeren Ertrag pro Hektar zur Folge haben.

Offensichtlich war daher die Idee des Schöpfers doch gar nicht so schlecht.

Es stimmt, daß man mit Hilfe der Genchirurgie Bakterien veranlassen kann, gewünschte chemische Substanzen zu produzieren. Doch macht sie das zu besseren Bakterien? Nein. In dem Maße, wie diese winzigen „Fabriken“ Produkte herstellen, die für sie selbst wertlos sind, verschwenden sie Energie, die sie dazu nutzen könnten, schneller zu wachsen oder kräftiger zu werden. Vom Standpunkt der Bakterien aus sind die manipulierten Formen minderwertig.

Wenn der Mensch nicht einmal den Bauplan einer kleinen Bakterie verbessern kann, kann er dann wirklich erwarten, den Bauplan weit komplizierterer Pflanzen- oder Tierzellen zu verbessern? Wissenschaftler staunen über den Flug der aerodynamisch „unmöglichen“ Hummel, über den Navigationsinstinkt der Zugvögel, über die Fernkommunikation von Walen, über die geometrische und architektonische Vollkommenheit des Knochengewebes. Sind sie wirklich in der Lage, die Baupläne des Schöpfers zu verbessern? Ein kleines Kind mag gelernt haben, die Taschenuhr seines Vaters auseinanderzunehmen, aber bedeutet das, daß es eine bessere Uhr konstruieren könnte?

Genauso verhält es sich mit den modernen Wissenschaftlern. Sie haben ein paar einfache Organismen auseinandergenommen und geben zu, daß sie das, was sie darin gefunden haben, nicht völlig verstehen. Da Wissenschaftler die Funktion langer DNS-Abschnitte nicht verstehen, behaupten sie, diese seien „rudimentär“ oder „sinnlos“. (Ärzte sagten das auch einst vom Wurmfortsatz und von den Mandeln, bis sie eines Besseren belehrt wurden.)

Es ist nichts verkehrt an dem großen Interesse, zu erfahren, wie lebende Organismen funktionieren. Wenn die Menschen ihre angeborene Wißbegier anwenden, um demütig etwas von den Bauplänen Jehovas zu lernen, werden sie daraus Nutzen ziehen. Aber wenn sie geldgierig und arrogant versuchen, Gottes Schöpfungswerke um des Profits willen radikal zu verändern, werden sie letzten Endes Schaden erleiden.

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