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Erwachet! 1986
g86 22. 1. S. 23-25

Karneval — Eine Flucht vor den Problemen des Lebens?

Von unserem Korrespondenten in Brasilien

ZWEI Kommentare der brasilianischen Presse zum Karneval: „Das wird ein großartiger Karneval werden. Je kritischer die allgemeine Lage ist, desto mehr wollen die Leute ‚auf die Pauke hauen‘. Man sagt, in Pompeji habe in den letzten Tagen Hochstimmung geherrscht.“ „Der Karneval bietet den Menschen aller Altersklassen und sozialen Schichten die Möglichkeit, für ein paar Tage ihre Alltagsprobleme zu vergessen.“

Wer hat nicht von Zeit zu Zeit etwas Entspannung nötig? Tausende gehen deshalb entweder an den Strand oder in die Berge, widmen sich ihrer Lieblingsbeschäftigung oder lesen etwas Unterhaltsames. Aber wie steht es um den Karneval? Ist er eine gute Gelegenheit, vom Alltag abzuschalten? Allein der Gedanke an Karneval bringt bei einigen die Füße in Bewegung und läßt ihren Körper im Sambarhythmus schwingen. Handelt es sich um ein harmloses Fest? Was kommt dabei heraus?

Alljährlich bricht in vielen Ländern die „Karnevalsstimmung“ aus. Die Feiern dauern gewöhnlich von Samstag bis Dienstag, dem Tag vor Aschermittwoch, an dem die Fastenzeit beginnt. In den Vereinigten Staaten ist der Karneval von New Orleans am bekanntesten. Man nennt ihn Mardi Gras (was „Fetter Dienstag“ bedeutet, da man gewöhnlich alles noch vorhandene Fett vor der Fastenzeit verzehrte). Der Karneval gehört auch zur Tradition vieler Städte in Europa und in Südamerika — Paris, Nizza, Rom, Venedig, Köln, Rio de Janeiro und Buenos Aires, um nur einige zu nennen. In der portugiesischen Enzyklopädie Delta Larousse heißt es jedoch: „Der Karneval von Rio de Janeiro wird als der ausgelassenste betrachtet.“

Die Karnevalsfeiern zeichnen sich generell durch viel Musik, Tanz, Maskeraden, bunte Kostüme und Umzüge aus — und vor allem durch „Freiheit“ im Übermaß. In einem alten brasilianischen Lied heißt es: „Ich werde dich jetzt küssen, aber verstehe mich nicht falsch, heute ist Karneval.“ Auf derselben Ebene liegt der Kommentar, der vor einigen Jahren in der Zeitschrift Newsweek erschien: „Im Rheinland ... gilt die Karnevalsfreiheit als eine gesetzlich anerkannte Entschuldigung für nahezu alles, außer Mord und Trunkenheit am Steuer.“ Und die Zeitschrift Time berichtete, daß „Richter [in München] Ehebruch in der Faschingszeit nicht als Scheidungsgrund betrachten“. Es sind Tage, wo man die Sorgen vergißt, vor den Problemen flieht — ja es ist Karnevalszeit!

Karneval in Brasilien

Brasilien wurde von den Portugiesen entdeckt und kolonisiert. Zusammen mit Millionen afrikanischen Sklaven, die während eines 300jährigen einträglichen Sklavenhandels ins Land gebracht wurden, hinterließen sie ihre Spuren im Karneval. Die Begeisterung der Afrikaner für das rhythmische Tanzen und Singen, begleitet von lebhaften Körperbewegungen, verhalf der Samba zum Aufschwung — einem mitreißenden, geraden Takt mit synkopiertem Rhythmus, der geeignet ist, die Massen bei den endlosen Straßenumzügen in den Großstädten Brasiliens in einen Taumel zu versetzen.

Besonders in Rio de Janeiro sind alle Hotels ausgebucht, und zwar von Touristen, die aus allen Teilen der Erde herbeiströmen, um den Karnevalsfeiern mit dem Umzug der Sambaschulen als Höhepunkt beizuwohnen. Die Stadt Rio de Janeiro ließ 1983 insbesondere für diese Festumzüge zwei große Betontribünen mit ungefähr hunderttausend Sitzplätzen bauen. Was ist aber das Besondere an den Umzügen der Sambaschulen?

Eine Sambaschule ist ein Verein oder Klub, dem möglicherweise Tausende von Sambatänzern und Enthusiasten angehören: Männer, Frauen und Kinder, die meist in demselben Viertel wohnen. Jede Schule hat ihren carnavalesco oder Direktor, der für ihren Teil an dem Umzug das Thema gestaltet, die Kostüme entwirft und die Musik auswählt. Sobald die einzelnen Tänzer diese Informationen erhalten, schneidern sie ihr Kostüm und üben die grundlegenden Tanzschritte ein.

Ist aber der Karneval von heute nur ein harmloses festliches Ereignis?

„Die Kehrseite der Feiern“

Unter diesem Titel war in der Zeitschrift Veja vom 14. März 1984 folgendes zu lesen: „Homosexuelle waren zwar immer beim Karneval dabei, aber beim diesjährigen Carioca-Karneval bestimmten sie das Geschehen maßgeblich. Das größte Volksfest der Welt wurde in etwas verwandelt, was als das möglicherweise größte Homosexuellenfestival auf diesem Planeten bezeichnet werden kann. Unverkennbar mit Unterstützung der Mäzene des Unterhaltungssektors veranstaltete Rio de Janeiro ein Marathon von etwa 20 Karnevalstänzen für Homosexuelle. Aus den Vereinigten Staaten trafen 230 Homosexuelle, die zu allem bereit waren, auf dem Flughafen in Galeão ein — dem Eingangstor zu den Festlichkeiten. ... Wie zu sehen war, hat sich auf diesem Sektor viel verändert, und dazu zählt auch, wer in der Show die Stars sind. Die Homosexuellen wurden nicht nur öffentlich geduldet: Sie kamen, um bewundert zu werden, und waren in der Folge sehr gefragt.“

Zur gleichen Zeit drohte die brasilianische Bundesregierung, gegen gewisse Fernsehanstalten einzuschreiten, die bei landesweiten Gemeinschaftsübertragungen von Karnevalsumzügen Szenen einblendeten, in denen „Masturbation, frontaler Sex und verschiedene Formen des Geschlechtsverkehrs“ gezeigt wurden.

Viele verbinden mit der „Karnevalsstimmung“ den Gedanken, sie hätten für diese vier Tage einen Freibrief, alles zu tun, wovon sie sich das Jahr über aufgrund gewisser moralischer oder sozialer Einschränkungen zurückhalten müßten. Beim Karneval ist „alles erlaubt“, besonders wenn der Alkohol in Strömen fließt. Die Zeitung O Estado de S. Paulo brachte darüber folgenden Kommentar: „Trunkenheit ist ein weiteres ernstes Problem in der Karnevalszeit. Angesichts der wachsenden sozialen Spannungen sowie der Überbelastung und Unzufriedenheit des modernen Menschen ist der Genuß von Alkohol nach wie vor eine billige Fluchtmöglichkeit, von der man besonders an vier arbeitsfreien Tagen Gebrauch macht. Über allem sollte man nicht vergessen, daß Alkohol mehr als nur ein Mittel ist, um den Alltagssorgen zu entfliehen ... Unter seinem Einfluß werden viele Torheiten und unsinnige Handlungen begangen.“

Bessere Möglichkeiten, „von allem einmal abzuschalten“

Viele ehemalige Karnevalsbegeisterte hören sich zwar noch gern eine gute Samba an, wenden sich aber aus Enttäuschung über die Veränderungen im Karneval anderen Möglichkeiten zu, um sich zu entspannen und „von allem einmal abzuschalten“. An Feiertagen und verlängerten Wochenenden sind die Straßen, die von den Großstädten zum Strand oder in die Berge führen, vollgestopft mit Autos. Die Hetze in der Industrie macht es erforderlich, daß man Zeit für Entspannung und Abwechslung einräumt. Sogar Jesus Christus, ein vollkommener Mensch, hatte das Bedürfnis, sich zurückzuziehen und sich zu entspannen (Markus 6:30-32). Können wir uns jedoch vorstellen, daß er mit seinen Jüngern nach Rom gegangen wäre, um sich in den Trubel der römischen Saturnalien zu stürzen, bei denen eine ähnliche Stimmung herrschte wie beim heutigen Karneval?

Noch zu Lebzeiten der gegenwärtigen Generation wird sich die Situation für die Menschen so ändern, daß es nicht mehr nötig sein wird, „von allem einmal abzuschalten“ und die Alltagsprobleme zu vergessen. Solche Probleme werden erst gar nicht entstehen. Die Bewohner der Erde werden sich das ganze Jahr über so fühlen wie die Israeliten, nachdem sie von dem Joch Babylons befreit worden waren und in ihr eigenes Land zurückkehren konnten. Jesaja prophezeite darüber: „Die ganze Erde ist zur Ruhe gekommen, ist frei geworden von Ruhestörung. Die Menschen sind fröhlich geworden mit Jubelrufen“ (Jesaja 14:7). Zu solchen „Jubelrufen“ wird es weder durch Alkohol noch durch die Teilnahme an Orgien kommen, sondern durch die echte Freude, die das Leben auf einer paradiesischen Erde unter einer gerechten Regierung mit sich bringt.

[Kasten auf Seite 24]

Sein Ursprung

Der Ursprung des Karnevals ist ungewiß. Die Anfänge reichen weit in die Geschichte zurück, so daß darüber viel spekuliert wird. In Meyers Enzyklopädischem Lexikon heißt es unter dem Stichwort „Karneval“: „Der Name stammt vermutl. von mlat. ‚carne levare [levale]‘ (= Fleischwegnahme).“ Die Encyclopædia Britannica sagt etwas Ähnliches und fügt hinzu: „Das deckt sich mit der Tatsache, daß der Karneval das letzte Fest vor dem Beginn der 40tägigen österlichen Fastenzeit ist, in der sich die Katholiken früher des Fleischgenusses enthielten. Der geschichtliche Ursprung des Karnevals ist ebenfalls unklar. Vermutlich wurzelt er in der Feier von Naturvölkern, die den Beginn des neuen Jahres und die Wiedergeburt der Natur priesen; doch es ist ebensogut möglich, daß die Anfänge des Karnevals in Italien mit den heidnischen Saturnalien des alten Rom im Zusammenhang stehen.“ Nach einer anderen Ansicht hat das Wort die Grundbedeutung „Fleischeslust“. Und in der Enzyklopädie Delta Larousse wird gesagt: „Die Ursprünge des Karnevals sucht man in den ältesten ausschweifenden Festlichkeiten der Menschen einschließlich der römischen Saturnalien, bei denen auf religiöse Weise die Rückkehr des Frühlings als Symbol der Wiedergeburt der Natur gefeiert wurde. Außerdem läßt sich nachweisen, daß der Brauch, Karnevalsmasken zu tragen, ursprünglich mit der Ahnenverehrung zusammenhing.“

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