Wir beobachten die Welt
Infektionskrankheiten eine Geißel
Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) war ein Drittel der 52 Millionen Todesfälle des vergangenen Jahres auf Infektionskrankheiten zurückzuführen. Die schätzungsweise 17 Millionen, die daran starben, waren zum größten Teil kleine Kinder. Wie dem von der WHO herausgegebenen World Health Report 1996 zu entnehmen ist, hat man in den letzten 20 Jahren mindestens 30 neue Infektionskrankheiten entdeckt, darunter die Ebola-Krankheit und Aids. Obschon schwere Krankheiten wie Tuberkulose, Cholera und Malaria verhütet oder kostengünstig behandelt werden können, flammen sie zur Zeit wieder auf, und die Erreger werden zunehmend resistent gegen Medikamente. Der Grund, so hieß es, sei der „unkontrollierte und unangemessene Gebrauch von Antibiotika“, verbunden mit anderen Faktoren wie dem internationalen Reiseverkehr und dem Bevölkerungswachstum in Tropengebieten, wo Moskitos verbreitet sind.
Beichtstuhl im Buchladen
Ein katholischer Verband in Italien hat beschlossen, in seiner Kette kirchlicher Buchhandlungen Beichtstühle komplett mit Beichtvater bereitzustellen. Mit dem Experiment wurde in Mailand begonnen. Jeden Mittwoch komme ein Priester zu einer Buchhandlung in der Innenstadt für „alle, die einen Priester — außerhalb der Kirche — aufsuchen möchten, um geistlichen Rat zu erbitten oder sogar zu beichten“, sagte der Geschäftsinhaber. „Die ersten Reaktionen stellten unsere kühnsten Erwartungen weit in den Schatten.“ Was ist der Grund für die Initiative? „Man will der rückläufigen Tendenz beim Sakrament der Buße entgegenwirken“, erklärte die italienische Zeitung La Repubblica.
Nichts verschwendet
Was geschieht mit den Überresten einer Kuh, nachdem man ihre vielleicht 300 Kilo Fleisch entfernt hat? Eine Anzahl innere Organe, wie die Schilddrüse, die Bauchspeicheldrüse, die Lunge, die Milz, die Nebennieren, die Eierstöcke und die Hypophyse, sowie die Gallenflüssigkeit aus Leber und Gallenblase werden zur Herstellung von Arzneimitteln genutzt. Aus den Knochen, den Hufen und der Haut gewonnenes Kollagen gelangt in Feuchtigkeitscremes und Lotionen. Mit Knorpeln und Fett stellt man Bestandteile vieler Kosmetika und Haarpflegeprodukte her wie Butylstearat, PEG-150 Distearat und Glykolstearat. Tierische Fette bilden die Grundlage der meisten Seifen. Knochen und Hufe werden zur Herstellung von Gelatine zermahlen, die in Hunderte von Nahrungsmitteln gelangt, unter anderem Speiseeis, manche Bonbons und viele „fettfreie“ Erzeugnisse. Eine breite Palette der verschiedenartigsten Produkte enthält Bestandteile von Schlachtabfällen: Malstifte, Streichhölzer, Bohnerwachs, Linoleum, Frostschutzmittel, Zement, Unkrautvertilgungsmittel, Zellophan, Fotopapier, Sportausrüstung, Polstermaterial und Kleidung. Der höchste Preis wird für Gallensteine gezahlt — 600 Dollar je Unze! Händler aus dem Fernen Osten kaufen sie, um daraus ein Aphrodisiakum herzustellen.
Tragische Schwangerschaften
Einer großangelegten Studie der UNICEF (Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen) zufolge sterben jedes Jahr ungefähr 585 000 Frauen während der Schwangerschaft oder der Entbindung. Wie aus dem Bericht The Progress of Nations 1996 hervorgeht, könnte ein Großteil dieser tragischen Vorfälle vermieden werden. Es heißt darin: „Zumeist sind es nicht die kranken, sehr betagten oder ganz jungen Frauen, die sterben, sondern gesunde Frauen in der Blüte ihres Lebens.“ Jährlich sterben rund 75 000 Frauen als Folge unsachgemäß vorgenommener Abtreibungen, 40 000 wegen Geburtshindernissen, 100 000 an Blutvergiftung, 75 000 an Hirn- und Nierenschäden auf Grund von Eklampsie (Krämpfe und Bluthochdruck gegen Ende der Schwangerschaft) und über 140 000 an Blutungen. Dies liege vor allem daran, daß in vielen Ländern die Geburtshilfe unzureichend sei. Die von der UNICEF ermittelten Angaben ließen darauf schließen, daß in Südasien jede 35. Frau und in Afrika südlich der Sahara jede 13. Frau an Komplikationen während der Schwangerschaft oder der Geburt sterbe. Dagegen treffe dies in Kanada auf 1 von 7 300 Frauen zu, in den Vereinigten Staaten auf 1 von 3 300 und in Europa auf 1 von 3 200. Die Zahlen lägen fast 20 Prozent höher als die frühere Schätzung von rund 500 000 Todesfällen im Jahr.
Aids greift weiter um sich
„Das Aidsvirus breitet sich in weiten Teilen der Welt, vor allem in Asien und im südlichen Afrika, nach wie vor rapide aus, und die Zahl der Aidskranken steigt steil an“, berichtet die New York Times. Laut Angaben des UN-Gesamtprogramms zu HIV/Aids wiesen 1995 ungefähr 1,3 Millionen Aidssymptome auf — eine Zunahme gegenüber dem Vorjahr um 25 Prozent. Man schätzt, daß gegenwärtig weltweit 21 Millionen Erwachsene mit HIV infiziert sind, zu 42 Prozent Frauen. Jeden Tag kommen 7 500 weitere Infektionen hinzu. Außerdem sollen mehrere Millionen Kinder infiziert sein. Vom Zeitpunkt der Infektion bis zum Einsetzen schwerer Krankheitssymptome verstreichen etwa 10 Jahre. Der UN-Bericht gibt die Zahl der Menschen, die 1995 an aidsbedingten Erkrankungen gestorben sind, mit 980 000 an und sagt für 1996 einen Anstieg auf 1 120 000 voraus. Das Virus hat in letzter Zeit im südlichen Afrika und in Indien um sich gegriffen, und in China und Vietnam erwartet man eine ähnliche Entwicklung. Die Infektionsrate in einigen afrikanischen Ländern liegt bereits bei 16 bis 18 Prozent. Beunruhigend ist, daß sich weltweit immer mehr junge Frauen infizieren. Ein Drittel der Babys, die von diesen Frauen geboren werden, werden das Virus ebenfalls haben.
Nur nicht zu schnell!
Wie der Londoner Daily Telegraph meldete, kommen jedes Jahr 1 000 Briten durch zu schnelles Fahren ums Leben, und 77 000 werden verletzt. Selbst wenn man sich an die Geschwindigkeitsbegrenzungen halte, sei unter bestimmten Umständen die Sicherheit nicht gewährleistet. Mehr als 10 Prozent der Unfälle auf Schnellstraßen würden durch zu dichtes Auffahren verursacht. Nach der britischen Straßenverkehrsordnung solle man einen 2-Sekunden-Abstand zum vorderen Fahrzeug einhalten, doch auf rutschiger Fahrbahn oder bei schlechter Sicht sei ein doppelt so großer Abstand angeraten. Dichtes Auffahren sei nicht nur gefährlich, sondern rufe auch Müdigkeit und Streß hervor. Autofahrer klagten oft, daß sie von anderen Fahrzeugen geschnitten würden, wenn sie einen Sicherheitsabstand wahrten. Die einzige sichere Reaktion darauf bestehe allerdings darin, die Geschwindigkeit herabzusetzen und die Lücke wieder größer werden zu lassen. Plötzliches Bremsen könne Unfälle verursachen, weshalb man auf mögliche Gefahren achten solle. Ein Antiblockiersystem verkürze den Bremsweg nicht. Der Fahrlehrer Paul Ripley sagte: „Im allgemeinen ist die richtige Geschwindigkeit wesentlich niedriger, als die meisten Fahrer denken.“
Chirurgen belauscht
Forscher an der Erasmus-Universität in den Niederlanden haben festgestellt, daß Patienten bei einer Operation hören können, obwohl sie unter Vollnarkose sind. Man hat 240 Frischoperierten die erste Silbe eines Wortes genannt, das während der Operation gefallen war, und sie sollten es durch das erste Wort, das ihnen in den Sinn kam, ergänzen. Noch 24 Stunden später konnten sich die meisten Patienten an Wörter erinnern, die nur einmal geäußert worden waren. Das legt nahe, so die Forscher, daß anästhesierte Patienten bei der Operation „lauschen“ können und auf negative oder beleidigende Äußerungen womöglich sensibel reagieren. Die Publikation Research Reports From the Netherlands, herausgegeben von der niederländischen Organisation für wissenschaftliche Forschung, kommt zu dem Schluß: „Operationsteams müssen daher auf das achten, was sie während einer Operation sagen.“
„Rinderwahnsinn“
◼ Durch den Ausbruch des „Rinderwahnsinns“ in Großbritannien wurde ein seit langem praktiziertes Verfahren in der Viehzucht ins Blickfeld gerückt. Tiere, die von Natur aus Pflanzenfresser sind, werden durch die Fütterung mit tierischen Bestandteilen zu Fleischfressern umfunktioniert. Getrocknetes Blut, Knochenmehl und Fleischmehl oder Futter, das Eingeweide, Rückenmark, Hirn und andere innere Organe wie Pankreas, Trachea und Nieren in zermahlener Form enthält, wird regelmäßig verfüttert, um Schlachtabfälle zu verwerten, den Profit zu steigern und das Wachstum der Tiere zu beschleunigen. Bis zum Alter von sechs Monaten habe ein Kalb zwölf Kilo Futter aus Schlachtabfällen erhalten, erklärte Dr. Harash Narang, einer der Experten, die als erste wegen der Krankheit Alarm schlugen. „Ich war verblüfft“, sagte er nach einem Besuch in einem Schlachthaus. „Es ist das reinste Rinderrecycling. Für mich ist das Kannibalismus.“
◼ Dagegen hat ein britischer Bauer für ältere Kühe, die er wegen der Angst vor dem „Rinderwahnsinn“ nicht mit Gewinn verkaufen kann, eine neue Einsatzmöglichkeit entdeckt. Wie in der Newsweek zu lesen war, benutzt er sie als Reklametafeln. Das Anbringen von Werbung an seinen Rindern, die neben stark befahrenen Straßen grasen, bringt ihm wöchentlich 40 Dollar je Kuh ein. „Wir müssen nach neuen Einnahmequellen Ausschau halten“, meinte der Landwirt. „Es schien mir eine gute Möglichkeit für sie, sich ihren Unterhalt zu verdienen.“