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Erwachet! 1998
g98 22. 7. S. 4-7

Wenn alle Augen auf einen gerichtet sind

„Eine Tortur!“ So beschreibt Jerry seinen Zustand. „Jedesmal, wenn ich in ein Klassenzimmer ging“, erzählt er, „brach mir der Schweiß aus, mein Mund fühlte sich an, als sei er voller Watte, und mir war, als ob ich kein Wort herausbringen könnte, selbst wenn mein Leben davon abhängig gewesen wäre. Als nächstes spürte ich eine intensive Hitze in den Armen, den Beinen und im Gesicht aufsteigen — ich wurde feuerrot, als ob mein ganzer Körper glühte.“

JERRY leidet an einer sozialen Phobie — ein Zustand, dem die panische Angst anhaftet, von anderen kritisch gemustert zu werden und sich in der Öffentlichkeit zu blamieren. „Der Sozialphobiker ist der Meinung, daß alle Augen auf ihn gerichtet sind“, heißt es in einer Broschüre der Amerikanischen Vereinigung gegen Angststörungen. „Die Angst kann zu panikartigen Anfällen führen und mit heftigem Herzklopfen, Ohnmacht, Kurzatmigkeit oder Schweißausbrüchen einhergehen.“

Manche wischen die Ängste von Sozialphobikern vielleicht gern vom Tisch und sagen, die Betreffenden sollten sich einfach nur dazu zwingen, ihre Schüchternheit zu ignorieren und „unter die Leute zu gehen“. Natürlich gehört zur Bewältigung einer sozialen Phobie, daß man sich mit seinen Ängsten auseinandersetzt. Aber es besteht ein himmelweiter Unterschied zwischen Schüchternheit und einer sozialen Phobie. „Im Gegensatz zur gewöhnlichen Schüchternheit“, sagt Jerilyn Ross, „ist eine soziale Phobie so schwerwiegend, daß sie die täglichen Leistungen am Arbeitsplatz oder in der Schule beeinträchtigt sowie fast alle zwischenmenschlichen Kontakte.“

Studien legen nahe, daß das Leben von Millionen Menschen durch soziale Phobien beeinträchtigt ist.a Befassen wir uns mit einigen Ängsten, die mit diesem kräftezehrenden Leiden in Zusammenhang gebracht werden.

Ängste bei sozialen Phobien

Öffentliches Reden. Doug erinnert sich an die panische Angst, die ihn erfaßte, als er vor einer einheimischen Bürgerinitiative eine kurze Rede hielt. „Urplötzlich brach mir der kalte Schweiß aus“, erzählt er. „Mein Herz pochte heftig. Ich zitterte wie Espenlaub. Ich hatte das Gefühl, als würde es mir die Kehle zuschnüren, so daß ich nur mit Mühe die Worte herausbrachte.“ Natürlich wird fast jeder nervös, wenn er vor einem Publikum steht. Aber ein Sozialphobiker durchlebt eine massive Welle schrecklicher anhaltender Angst, die sich auch durch Erfahrung nicht abbauen läßt. Im Gegenteil, Doug empfand es schließlich schon als lebensbedrohlich, beim kleinsten Anlaß eine Rede zu halten.

Essen in Gesellschaft anderer. Da Sozialphobiker meinen, sie würden von anderen genau beobachtet, kann schon ein Essen zu einem Alptraum werden. Sie befürchten, daß ihre Hände zittern, daß sie etwas verschütten oder ihren Mund verfehlen oder daß ihnen sogar übel wird. Diese Ängste können zu selbsterfüllenden Prophezeiungen werden. In dem Buch Dying of Embarrassment heißt es: „Je mehr man befürchtet, sich zu blamieren, desto ängstlicher wird man. Je ängstlicher man wird, um so eher wird man tatsächlich anfangen, zu zittern oder sich abrupt und unbeholfen zu bewegen. Das Ganze kann sich so hochschaukeln, daß es schließlich schwierig wird, das Essen oder das Getränk zum Mund zu führen, ohne zu kleckern oder etwas zu verschütten.“

Schreiben in Gegenwart anderer. Aus Furcht davor, daß ihre Hand zittert oder sie unleserlich schreiben, geraten viele Sozialphobiker in Panik, wenn sie einen Scheck unterschreiben oder irgend etwas im Beisein anderer schreiben müssen. Sam packte zum Beispiel das blanke Entsetzen, als sein Arbeitgeber von ihm verlangte, jeden Tag vor Arbeitsbeginn vor den Augen eines Sicherheitsbeamten das Dienstbuch abzuzeichnen. „Ich schaffte es nicht“, sagt Sam. „Meine Hand zitterte so stark, daß ich sie mit der anderen Hand festhalten mußte, um überhaupt die Linie zu treffen, und dann konnte man das, was ich geschrieben hatte, nicht lesen.“

Benutzen des Telefons. Wie Dr. John R. Marshall erklärt, gaben viele seiner Patienten zu, das Telefonieren soweit wie möglich zu umgehen. „Sie fürchteten sich davor, eine verkehrte Antwort zu geben“, sagt er. „Andere befürchteten, es könnte eine peinliche Stille eintreten, weil sie nicht wüßten, was sie sagen sollten, oder ihre Stimme könnte umkippen, zittern oder sich überschlagen, sobald das Gespräch ins Stocken gerate. Sie hatten entsetzliche Angst davor, zu stammeln, zu stottern oder sich sonstwie zu blamieren und so ihre Unsicherheit zu verraten.“

Zwischenmenschliche Kontakte. Manche Sozialphobiker fürchten praktisch jede Situation, in der sie mit anderen Menschen zu tun haben. Besondere Angst haben sie oftmals vor Blickkontakt. „Patienten mit schweren sozialen Phobien sind unsicher und ängstlich, weil sie nicht wissen, wohin sie schauen sollen oder wie sie reagieren sollen, wenn andere sie ansehen“, hieß es im Harvard Mental Health Letter. „Sie vermeiden den Blickkontakt, weil sie das Gefühl haben, nicht zu wissen, wann sie jemand anschauen oder wann sie wegschauen müssen. Sie denken, andere würden ihre Blicke falsch verstehen.“

Mit sozialen Phobien sind noch weitere Ängste verbunden. Viele haben zum Beispiel entsetzliche Angst davor, öffentliche Toilettenanlagen zu benutzen. Für andere ist es ein Horror, unter den musternden Blicken eines Verkäufers einzukaufen. „Ich bin so auf mich fixiert, daß ich oft nicht einmal wahrnehme, was ich mir ansehe“, sagt eine Frau. „Ich rechne ständig damit, daß der Verkäufer hinter dem Ladentisch gleich von mir verlangt, mich endlich zu entscheiden und nicht länger seine Zeit zu stehlen.“

Wie versuchen viele, ihre Phobie in den Griff zu bekommen?

Wer nicht an einer solchen Störung leidet, kann nur schwer nachvollziehen, wieviel Leid soziale Phobien bereiten. Ein Patient beschrieb seine Erfahrung als „die schlimmste Blamage, die man sich nur denken kann“. Jemand anders gab zu: „Ich trage mich ständig mit Selbstmordgedanken.“

Leider wenden sich viele Sozialphobiker dem Alkohol zu, um ihre Ängste zu lindern.b Das bringt ihnen zwar vorübergehend Erleichterung, aber, auf lange Sicht gesehen, verstärkt der Mißbrauch von Alkohol nur die Probleme des Phobikers. Dr. John R. Marshall schreibt: „So mancher von meinen Patienten, der es nicht gewohnt ist, in Gesellschaft zu trinken, hat sich bis zur Bewußtlosigkeit betrunken, weil er sich vor oder während einer sozialen Situation beruhigen wollte, nur um dann in den Augen derer, deren Urteil er so fürchtete, noch lächerlicher zu wirken.“

Die häufigste Bewältigungsstrategie von Sozialphobikern ist ein Vermeidungsverhalten. Ja, viele meiden schlichtweg die Situationen, die ihnen angst machen. „Ich mied so viele Situationen wie möglich — sogar das Telefonieren“, sagt Lorraine, die ebenfalls an einer sozialen Phobie leidet. Mit der Zeit stellen viele Patienten jedoch fest, daß sie das nicht schützt, sondern noch mehr einschränkt. „Nach einer Weile“, sagt Lorraine, „wird man von Einsamkeit und Langeweile übermannt.“

Das Vermeidungsverhalten kann zu „einer sich selbst verstärkenden Falle“ werden, so sagt Jerilyn Ross warnend. „Und jede Vermeidungshandlung“, erklärt sie weiter, „läßt die Betreffenden beim nächsten Mal leichter in die Falle tappen — bis Vermeidung zu einer nahezu automatischen Reaktion wird.“ Manche Phobiker schlagen jede Einladung zu einem Essen aus oder lehnen eine Arbeitsstelle ab, wenn sie dort mit anderen Menschen zu tun haben. Infolgedessen lernen sie nie, sich mit ihren Ängsten auseinanderzusetzen und sie zu überwinden. Wie Dr. Richard Heimberg beschreibt, „besteht ihr Leben aus lauter Absagen, zu denen es in Wirklichkeit nie kam, und aus einer Ansammlung imaginärer Fehlschläge an Arbeitsstellen, die sie nie antraten, weil sie sie von vornherein mieden“.

Es gibt jedoch eine gute Nachricht: Soziale Phobien lassen sich behandeln. Natürlich ist es unmöglich — und auch nicht einmal wünschenswert —, jede Form der Angst von Grund auf zu beseitigen. Doch wer an sozialen Phobien leidet, kann lernen, seine Ängste in den Griff zu bekommen. Und die Bibel enthält praktischen Rat, der dabei helfen kann.

[Fußnoten]

a Hierbei gilt es zu beachten, daß fast jeder Mensch unter bestimmten sozialen Ängsten leidet. Viele bekommen zum Beispiel Angst bei dem Gedanken daran, vor einer Gruppe zu sprechen. Eine soziale Phobie wird jedoch in der Regel nur bei Personen diagnostiziert, deren Ängste so extrem sind, daß sie ein normales Verhalten erheblich beeinträchtigen.

b Wie Studien ergeben haben, ist ein hoher Prozentsatz der Sozialphobiker alkoholabhängig, und ein hoher Prozentsatz der Alkoholiker leidet an sozialen Phobien, so daß sich die Frage nach Ursache und Wirkung stellt. Bei einem Drittel der Alkoholiker soll vor ihrer Trunksucht bereits eine Panikstörung oder eine Form von sozialer Phobie aufgetreten sein.

[Bilder auf Seite 5]

Für den Sozialphobiker werden normale zwischenmenschliche Kontakte zu einem Alptraum

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