Wir beobachten die Welt
Analphabetenquote steigt weltweit
„Nahezu ein Sechstel der 5,9 Milliarden Menschen weltweit kann weder lesen noch schreiben“, meldete die New York Times. Nach Meinung des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen (UNICEF) wird die Analphabetenquote weiter steigen. Warum? Weil drei von vier Kindern in den ärmsten Ländern der Welt gegenwärtig nicht zur Schule gehen. Durch ethnische Konflikte sind nicht nur weltweit wirtschaftliche Probleme entstanden, sondern ist Millionen Kindern auch eine Schulbildung versagt geblieben. Durch Kriege werden Schulen zerstört, und statt zur Schule zu gehen, werden viele Kinder Soldaten. Der Analphabetismus trägt natürlich ebenfalls zu sozialen Problemen bei. Der UNICEF-Bericht Zur Situation der Kinder in der Welt 1999 zeigt, daß zwischen der Analphabetenquote und den Geburtenraten ein direkter Zusammenhang besteht. In einem südamerikanischen Land beispielsweise „haben Frauen, die nicht lesen und schreiben können, im Durchschnitt sechs bis sieben Kinder, wohingegen Mütter, die eine Sekundarschule besucht haben, im Durchschnitt zwei bis drei Kinder haben“, schrieb die Times.
Millenniumswahn
„Die [israelische] Regierung hat 12 Millionen Dollar bewilligt, um die Sicherheit auf dem Tempelberg zu erhöhen“ für den Fall, daß es dort anläßlich der Jahrtausendwende zu Gewalttaten kommt. Das berichtete die Nando Times. Die Polizei befürchtet, daß jüdische oder „christliche“ Fanatiker versuchen könnten, auf dem Tempelberg Moscheen zu zerstören, um den jüdischen Tempel wieder aufzubauen. Manche „christliche“ Sekten sind der Ansicht, dadurch werde das Ende der Welt und das zweite Kommen Christi beschleunigt herbeigeführt. Gemäß dem Bericht wird der Tempelberg — die Muslime nennen ihn al-haram asch-scharif — „als die Achillesferse des Nahostkonflikts betrachtet“. Er liegt „in der ummauerten Altstadt Jerusalems, das Israel im Krieg 1967 Jordanien abgetrotzt hat“. Angemerkt wurde auch, daß eine Reihe „Christen“ in Erwartung der Wiederkunft Christi auf dem Ölberg bereits Land gepachtet haben.
Aspirin als Schmerzmittel für Pflanzen?
Pflanzen haben zwar nicht dasselbe Schmerzempfinden wie der Mensch, aber sie reagieren auf Verletzungen mit der Produktion von Jasmonsäure. Manche geben sogar jasminähnliche Duftstoffe ab, die eine Reaktion in anderen Pflanzen auslösen können. „Seit Jahren ist Forschern bekannt, daß Aspirin die Freisetzung der Jasmonsäure in den Pflanzen irgendwie lahmlegt“, schrieb die Zeitschrift Science News. Jetzt haben Wissenschaftler der Universität von Arizona den geheimnisvollen Mechanismus teilweise entschlüsselt. Aspirin schaltet ein entscheidendes Enzym in den Pflanzen ab, und zwar durch die gleiche chemische Reaktion, mit der es ein anderes Enzym beim Menschen abschaltet. Die Verbindung zwischen der Wirkung von Aspirin bei Pflanzen und beim Menschen ist jedoch noch unklar, denn die beiden Enzyme scheinen so gut wie nichts gemeinsam zu haben.
Postume Gnade für „Hexen“?
Im Jahr 1994 rief der Papst die katholische Kirche auf, ihr historisches Gewissen zu erforschen. In der Tschechischen Republik wurde infolgedessen ein katholisches Gremium gebildet — das erste seiner Art —, das untersuchen soll, ob Hunderten von Menschen, die als Hexen bei lebendigem Leib verbrannt wurden, Gnade gewährt werden sollte. Als Folge der von der Kirche sanktionierten Hexenjagd kamen zwischen dem 12. und 18. Jahrhundert in Europa viele Tausende von Menschen auf dem Scheiterhaufen oder durch Folter ums Leben. Nachdem Papst Innozenz VIII. 1484 seine Hexenbulle herausgebracht hatte, verstärkte sich die Hexenjagd, und es wurden über 30 Foltermethoden angewandt, um diejenigen zu identifizieren, die der Hexerei verdächtigt wurden. Sogar kleine Kinder verschonte man nicht, wenn es darum ging, belastendes Material gegen ihre Eltern zu finden. Die meisten Hexen wurden in Deutschland verbrannt; aber auch in Frankreich und England waren Hexenprozesse gang und gäbe. Wie der Londoner Sunday Telegraph schrieb, zieht die Kirche möglicherweise eine postume Entschuldigung in Betracht.
Die Bändigung des Jangtse
Bei seiner Fertigstellung wird der Drei-Schluchten-Staudamm des Jangtse in China das größte Wasserkraftwerk der Welt sein. Der Damm wird 185 Meter hoch und 2,2 Kilometer lang sein und 18,2 Millionen Kilowatt Strom erzeugen. Der Hauptgrund für den Bau des Damms ist jedoch nicht das Wasserkraftwerk. Vielmehr soll er helfen, die Überschwemmungen durch den Jangtse einzudämmen. Mit dem Bau des Staudamms wurde 1994 begonnen, und er wird erwartungsgemäß im Jahr 2009 fertiggestellt sein. Insgesamt müssen für dieses gigantische Projekt 147 Millionen Kubikmeter Erde und Gestein ausgehoben, über 25 Millionen Kubikmeter Beton gegossen und knapp 2 Millionen Tonnen Stahl verarbeitet werden. „Die schwierigste Aufgabe ist allerdings die Umsiedlung der über 1,1 Millionen Menschen, die in den vom Bau betroffenen Regionen leben“, erklärte die Zeitschrift China Today.
Asthma im Kommen
Berichte der Weltgesundheitsorganisation lassen erkennen, daß sowohl die Häufigkeit von Asthma als auch die Einweisungen ins Krankenhaus wegen Asthma im letzten Jahrzehnt weltweit um 40 Prozent gestiegen sind. Was ist der Grund? Mitglieder des American College of Chest Physicians nannten als Grund die deutlich vermehrte Haustierhaltung zusammen mit dem Aufenthalt in kleinen, schlecht durchlüfteten Wohnungen. Ausgelöst werden können Asthmaanfälle laut dem Toronto Star durch „Tierschuppen (Haare, Fell oder Federn), Hausstaubmilben, Schimmelpilze, Zigarettenrauch, Pollen, Umweltschadstoffe oder starke Gerüche“. Das stärkste Allergen sind allerdings Katzenschuppen. Wie es in der Zeitung hieß, ist Asthma von besonderem Interesse, weil die meisten asthmabedingten Todesfälle vermeidbar wären. Gegenwärtig gibt es in Kanada zirka 1,5 Millionen Asthmatiker, und jedes Jahr sterben rund 500 Menschen an dieser Krankheit.
Rekordverluste durch Wetterschäden
In den ersten 11 Monaten des Jahres 1998 kam es infolge von wetterbedingten Katastrophen weltweit zu 89 Milliarden Dollar Verlusten — eine Rekordzahl. Laut einer AP-Meldung übertraf dieser Schaden „bei weitem die Verluste in den 80er Jahren, die sich insgesamt auf 55 Milliarden Dollar beliefen“. In der Meldung hieß es außerdem: „Selbst unter Berücksichtigung der Inflationsrate sind die Verluste in den 80er Jahren — sie würden sich dann auf 82,7 Milliarden Dollar belaufen — kein Vergleich zu den Verlusten in den ersten 11 Monaten [von 1998].“ Naturkatastrophen wie Stürme, Überschwemmungen, Brände und Dürren haben aber nicht nur materielle Verluste verursacht, sondern schätzungsweise auch 32 000 Menschen das Leben gekostet. „Die Naturkatastrophen“, erklärte Seth Dunn vom Worldwatch Institute, „tragen immer deutlicher die Handschrift des Menschen.“ Inwiefern? Seiner Meinung nach hat sich das Problem durch die Entwaldung zugespitzt, weil dem Land dadurch Bäume und Feuchtgebiete verlorengehen, die wie ein „Schwamm für die Natur“ wirken.
Gestreßte Familien
Eine jüngere Erhebung unter Kanadiern hat ergeben, daß heutige Familien das Gefühl haben, unter größerem wirtschaftlichen und emotionellen Druck zu stehen als Nachkriegsfamilien vor fünfzig Jahren. Ganz oben auf der Streßliste stehen nach Angaben der National Post Scheidung und Familienzerrüttung. Dann folgen, dem Schweregrad nach, weitere Hauptursachen für Familienstreß: „Eltern, die zu schwer und zu lange arbeiten, eine unsichere Arbeitssituation, eine zu hohe Besteuerung und fehlender Respekt vor den Bemühungen der Eltern, ihre Kinder zu erziehen“. Diese Streßfaktoren sollen nach Meinung der Befragten in den meisten Einelternfamilien noch ausgeprägter sein.
Eisbergernte
„Neufundländer wissen seit langem, daß das Wasser von Eisbergen extrem sauber ist“, schrieb die Londoner Financial Times, aber jetzt wird diese „unendliche Ressource, die an ihren Küsten vorbeitreibt“, geerntet. Nachdem um einen treibenden Eisberg Netze geworfen worden sind, wird er bei Flut von einem Schlepper in Richtung Ufer gezogen. Der Schlepper fährt mit Volldampf auf die Küste zu, dreht kurz vorher scharf ab, löst die Netze und schleudert den Eisberg ans Ufer. Wenn das Wasser zurückgeht, sitzt der Eisberg auf dem Land fest. Ein riesiger Kran schlägt den Eisberg auseinander und lädt die Teile auf einen Lastkahn, „wo sie zerstückelt, geschmolzen, gefiltert und anschließend [aus hygienischen Gründen] mit ultraviolettem Licht bestrahlt werden“.
Übergriffe auf Frauen
„In Brasilien erfolgen 63 Prozent aller physischen Übergriffe auf Frauen in ihrem eigenen Zuhause, und nur ein Drittel der Übergriffe wird gemeldet“, berichtete die Zeitung O Globo. Weiter konnte man lesen: „Häusliche Gewalt richtet sich größtenteils gegen arme Frauen; allerdings melden meist diese Frauen derlei Übergriffe der Polizei. Reiche Frauen tauchen in den Statistiken dagegen kaum auf.“ Andere Länder melden ähnliche Statistiken. Gemäß einer Umfrage des US-Justizministeriums ist beispielsweise „mehr als die Hälfte aller amerikanischen Frauen irgendwann in ihrem Leben körperlich angegriffen worden, und fast jede fünfte Frau ist vergewaltigt worden oder Opfer einer versuchten Vergewaltigung geworden“, hieß es in einer Reuters-Meldung. Donna Shalala, US-Ministerin für Gesundheit und Sozialwesen, sagte: „Hinter jeder dieser Zahlen stehen unsere Töchter, Mütter oder Nachbarinnen.“