Der theokratischen Ausdehnung in Chile, Bolivien und Paraguay einen Aufschwung geben
IN UNSEREM letzten Bericht erwähnten wir abschließend, daß Mr. N. H. Knorr, Präsident der Watch Tower Society, am späten Samstagabend, dem 5. Dezember, in Lima, Peru, ein Flugzeug nach Antofagasta, Chile, bestieg. Es war 5.15 Uhr am anderen Morgen, als sein Flugzeug auf dem Flughafen in der Wüste, nicht weit von der Küste, bei Antofagasta landete. Dort holten ihn vier Missionare ab.
Die Fahrt vom Flugplatz zur Stadt war sehr angenehm, und die Luft war frisch und klar. Nach einer kurzen Ruhepause gingen alle zum Saal in der öffentlichen Bibliothek. Die Zuhörerzahl von 140 während der öffentlichen Ansprache am Nachmittag erfreute die Zeugen, die hart gearbeitet hatten, um diese Ansprache anzukündigen. In den späteren Stunden des Tages wurden noch andere Zusammenkünfte abgehalten. Es war eine Freude für unsere Reisenden, mit den Zeugen aus dem Ort zusammen zu sein und ihre Felddiensterfahrungen zu hören.
Zwei der Missionare begleiteten dann Bruder Knorr zum Hotel, in dem er schlief, weil kein Zimmer im Missionarheim frei war. Während sie sich im Empfangsraum unterhielten, begann sich der Boden unter ihren Füßen zu bewegen, die Bilder an den Wänden fingen an zu schaukeln, und die Türen öffneten und schlossen sich selbst. Ja, es war ein wirkliches Erdbeben. Am nächsten Tage wurde bekannt, daß eine kleine Stadt in den Anden, etwa 145 km weit weg, durch dieses Beben zerstört worden war. Viel Leid wurde dadurch verursacht und Millionen Pesos Schaden angerichtet.
Der folgende Tag, Montag, mit seinem bedeckten Himmel, war für viele Bewohner Antofagastas ein Tag der Furcht vor weiteren Erdbeben oder vor einer möglichen Flutwelle. Es gab in den zwei Tagen vier Erschütterungen, aber die erste war bei weitem die schlimmste gewesen. An jenem Montag abend versammelten sich die Zeugen und hörten eine weitere Ansprache von Bruder Knorr. Dann, am Dienstag nachmittag — dieser Tag war, nebenbei bemerkt, ein Nationalfeiertag zu Ehren der „unbefleckten Empfängnis Marias“ —, flog der Präsident der Gesellschaft zusammen mit sechs Missionaren und zwei Zeugen vom Ort nach Santiago, wo der nationale Kongreß für Jehovas Zeugen in Chile abgehalten werden sollte. Mehr als hundert Brüder waren zum Flugplatz gekommen, um den Reisenden bei ihrer Ankunft einen herzlichen Empfang zu bereiten.
Die Fahrt vom Flugplatz zum Zweigbüro der Watch Tower Society bot eine gute Gelegenheit, zu sehen, wie ein nationaler Feiertag Chiles in Santiago gefeiert wurde. Man sah eine Flut beflügelter Engel, die durch junge Kinder dargestellt wurden. Besonders auffallend waren die kleinen Maria-Statuen. Der Verkehr wurde angehalten wegen einer weiteren Prozession von über 200 Miniatur-Bräuten, kleinen Mädchen, die sich weiß gekleidet hatten. Jede hatte einen Blumenkranz, der als Krone ihren Schleier festhielt, und trug einen Lilienzweig in ihrer Hand. Diese kleinen Bräute waren von kleinen Bräutigamen umgeben, von denen alle an jenem Morgen ihre erste Kommunion erhalten hatten. Hunderte anderer Kinder, zusammen mit Frauen, allerdings sehr wenigen Männern, marschierten in dieser Prozession zur römisch-katholischen Kirche. Sie deklamierten und sangen und sprachen ihre Gebete unter der Leitung eines Priesters. Alles das war an jenem Abend ein üblicher Anblick in Santiago.
Die folgenden Tage wurden von unserem Reisenden damit verbracht, Pläne für die theokratische Ausdehnung in Chile zu machen und die Missionarheime in Santiago zu besuchen. Die Missionare hatten bis jetzt ihre Arbeit auf die dichtbevölkerte Stadt Santiago konzentriert. Jetzt aber waren Vorkehrungen getroffen worden, die Tätigkeit auf andere Teile des Landes auszudehnen. Jetzt gibt es sechs fleißige Versammlungen in Santiago und nur 10 im übrigen Teil des Landes.
KONGRESS IN SANTIAGO
Während man diese Pläne zur Ausdehnung machte, begann in dem Manuel-Rodriguez-Theater ein dreitägiger Kongreß. Die Theaterbühne wurde in ein wunderbares Rednerpodium verwandelt. Der Jahrestext war in glitzernden Buchstaben angebracht und durch Wachttürme flankiert, die genauso aussahen wie der auf der ersten Seite der Zeitschrift Der Wachtturm. Davor war eine Blumenreihe aufgestellt. Ein Orchester mit 10 Instrumenten, das nur aus Mädchen bestand, sorgte für eine ausgezeichnete Singbegleitung.
Das Kongreßprogramm war sehr ausgeglichen. Ansprachen wurden vom Präsidenten der Gesellschaft, durch Missionare und auch durch einige Prediger aus dem Ort gehalten, die ihre Ansprachen — aufgebaut auf Themen des Neuyorker Kongresses — sehr gut hielten. Viele sehr interessante Erfahrungen wurden erzählt. Sie gaben Zeugnis von dem Eifer und der Wirksamkeit der Zeugen in Chile. Der Kongreß erhielt auch einen internationalen Charakter, denn zwei Programmteile wurden in Deutsch abgehalten.
Die Höchstbesucherzahl der Brüder wurde am Samstag abend erreicht, als Bruder Knorr zu 703 Personen sprach. Am Sonntag morgen wurden 71 im Wasser untergetaucht, die so ihre Hingabe, den Willen Jehovas zu tun, symbolisierten. Dann folgte die öffentliche Ansprache „Nach Harmagedon — Gottes neue Welt“, die von einem der Zeugen aus Chile in Spanisch gehalten wurde. 1091 Personen hörten zu. Den Abschluß bildete eine Ansprache von Bruder Knorr, bei der 1127 zugegen waren.
Am Sonntag nachmittag versammelten sich alle Missionare im Zweigbüro, wo der Präsident der Gesellschaft zwei Stunden lang zu ihnen sprach und ihre Probleme erörterte. Am Montag morgen reiste er dann mit zwei Gefährten nach Valparaiso, wo er das Missionarheim besuchte und am Abend zu 82 Zuhörern sprach. Am nächsten Tag um die Mittagszeit fuhren unsere Reisenden nach Santiago zurück, dieses Mal mit einem Autobus. Das erwies sich als eine sehr schöne Fahrt, denn als sie die Küste verließen, begannen sie auf den kurvenreichen Straßen über die Hügel emporzuklettern, und sie genossen einen herrlichen Blick auf den Haupthafen Chiles. Drei Stunden später waren unsere Reisenden wieder in Santiago.
Die nächste Fahrt wurde am folgenden Tag nach Concepción unternommen. Dort lief ein ähnliches Programm vor 100 Zuhörern ab. Früh am nächsten Morgen fuhren dann Bruder Knorr und sein mitreisender Gefährte, der Zweigdiener der Gesellschaft in Chile, mit dem Zuge nach Temuco. Die Fahrt ging durch einen sehr schönen Teil Chiles und dauerte acht Stunden. Man erhält in der Tat einen ganz anderen Blick von Chile, wenn man von Santiago südwärts reist. Im Norden gibt es unfruchtbare Hügel und Sandflächen, aber im Süden ist alles grün und fruchtbar.
Temuco ist wirklich eine sehr interessante Stadt. Auf dem Hauptmarkt werden alle Arten von Früchten und Gemüse dargeboten, und in den Straßen wimmelt es von Pferdefuhrwerken. Es gibt nur wenige Autos; das Pferd gehört im südlichen Chile noch zum Straßenbild. Ein freundlicher Radio-Manager bot ein geräumiges Studio als Stätte für die Zusammenkunft am Abend an, bei der 83 zugegen waren.
Am nächsten Nachmittag kehrten unsere Besucher wieder nach Santiago zurück und wohnten einer Abschiedszusammenkunft der örtlichen Versammlungen bei. 332 füllten den Saal, als Bruder Knorr die letzte Ansprache an die Brüder in Chile hielt.
Nach der Zusammenkunft nahm eine Gruppe Missionare Bruder Knorr mit, damit er von Cerro San Cristobal einen Blick auf die Stadt nehme. Dieser Hügel ist im Nordosten der Stadt gelegen, etwa 305 m hoch. Auf seiner Spitze steht eine große Statue der Jungfrau Maria. Die Sonne, der Mond und die Sterne sind unter ihren Füßen, und sie ist im Begriff, die Schlange zu zertreten. Römische Katholiken betrachten sie als das Weib, das in 1. Mose 3:15 und Offenbarung 12:1 erwähnt wird. Diese Statue ist etwas über 20 m hoch und bei Nacht beleuchtet, so daß man sie von jedem Teil der Stadt aus sehen kann. Zu diesem Standbild blickt die katholische Bevölkerung zum Schutze ihrer Stadt auf. Viele Pilgerzüge werden veranstaltet, um Gelübde zu erfüllen oder sie wegen ihrer angeblich wundersamen Kraft um besondere Gunsterweisungen zu bitten.
Die kleine Gruppe der Zeugen Jehovas in Santiago ist tätig, um die Menschen guten Willens von diesen abergläubischen Ansichten und diesem Irrtum zu befreien und sie auf den wahren Weg der Errettung zu weisen, den man beschreitet, wenn man in der Neuen-Welt-Gesellschaft ist.
KONGRESS IN DER HÖCHSTGELEGENEN HAUPTSTADT DER WELT
Wir lassen Bruder Knorr nun durch die Lüfte nach Argentinien fliegen und kehren zu Bruder Henschel zurück, der, wie wir in unserem letzten Bericht bemerkten, bis zum Schluß der Zusammenkunft in Lima, Peru, blieb und dann mit dem Flugzeug am folgenden Tag, Montag, dem 7. Dezember, nach Bolivien abflog.
Ein Tourist, der von Lima, Peru, nach La Paz, Bolivien, fliegt, mag den ersten Teil seiner Reise eintönig finden, denn unter ihm gibt es sandige Wüsten, die sich, wie es scheint, von der Küste bis zu den Hügeln am Fuße der Anden erstrecken. Arequipa mit seinem frischen Grün bot aber einen willkommenen Wechsel. Nach dem Abflug aus dieser Stadt folgte das Flugzeug den sehr tiefen Tälern der Anden, wobei es sich höher und höher wand zur Stadt, die die „höchstliegende Hauptstadt in der Welt“ genannt wird: La Paz.
Die Wasser des berühmten Titicaca-Sees schienen im Sonnenlicht blau. Auf ihm funkelten viele kleine Segelboote, die ihren Weg zwischen Inseln hindurch suchten. Hinter dem See ragen die mächtigen Anden auf, die in den Strahlen der Sonne weiß erscheinen. Die Sonnenstrahlen gingen durch die dicken weißen Wolken hindurch, die langsam am blauen Himmel dahinzogen. Das war das schönste von allem, und nun waren wir von La Paz nicht mehr weit entfernt. Das Wetter war, obwohl es im Dezember gewöhnlich schlecht ist, dennoch gut, und somit ging die Landung auf dem Flugplatz, der 3960 m über dem Meeresspiegel liegt, auf der schmutzigen Laufbahn schnell vonstatten.
Eine Gruppe von Missionaren und einheimischen Zeugen war dort, um unseren Reisenden zu treffen, der sich trotz der Höhe gut fühlte und begierig war, an die fällige Arbeit zu gehen. Mit der Reise in die Stadt verliert man etwa 300 Meter an Höhe. Sie ging über eine krumme, gewundene Straße ohne irgendwelche Schutzgitter. Indianer und Cholos (zivilisierte Mischrasse mit indianischem und spanischem Einschlag) gingen in großer Zahl die Straße entlang — die Frauen, die kleine Derby-Hüte trugen, waren der Beweis, daß wir uns wirklich in Bolivien befanden!
Alle Missionare in Bolivien waren auf der Reise nach La Paz, um den Kongreß zu besuchen. Auch kamen viele einheimische Brüder aus den Städten im Inneren des Landes, und zwar dieses Mal mehr als zu irgendeinem früheren Kongreß. Obgleich es mit vielen Unbequemlichkeiten und sogar Strapazen verbunden war, sowohl was die Reise als auch die Herberge betrifft, so freuen sie sich dennoch, dies um der theokratischen Ausdehnung in Bolivien willen auf sich zu nehmen. Der Kongreß wurde in dem Jugoslawischen Haus abgehalten, das für die Zusammenkunft in jeder Hinsicht geeignet schien und zu einem günstigen Mietpreis zu haben war.
Vor der Zusammenkunft hatten die Brüder überall in Bolivien sehr hart gearbeitet und konnten 20 Prozent Mehrung seit 1953 verzeichnen. Das wurde besonders geschätzt angesichts ihres ziemlich schwachen Berichts im Jahre 1953. Freitag abend waren 113 anwesend, Samstag abend 120, und während der öffentlichen Ansprache am Sonntag nachmittag erreichte die Zuhörerzahl die Höchstzahl von 160 Personen. Die Ansprache „Nach Harmagedon — Gottes neue Welt“ wurde durch den Zweigdiener der Gesellschaft in Bolivien gehalten.
Am Sonntag morgen war auch ein Taufdienst. Acht Personen symbolisierten ihre Hingabe, indem sie sich im Schwimmstadion von La Paz untertauchen ließen. Wie auf den vorausgehenden südamerikanischen Kongressen wurden auch hier neue Publikationen in Spanisch zur Freude aller Anwesenden freigegeben. Ebenso wurde der Resolution zugestimmt, die auf dem Neue-Welt-Gesellschaft-Kongreß in New York angenommen worden war. Das geschah mit sehr viel Enthusiasmus.
Die Kongreßbesucher zeigten lebhaftes Interesse an den verschiedenen Programmteilen und freuten sich besonders über Bruder Henschels abschließende Bemerkungen am Sonntag, die er durch einen Dolmetscher übermittelte. Er wies darauf hin, daß Erkenntnis notwendig sei, bevor jemand Liebe zeigen kann, und daß Christen reif sein müssen und es lernen sollten, Liebe zu zeigen. Nachdem die Apostel und Jünger mit Jesus für eine Zeitlang zusammen waren, bat er sie nicht etwa, Gottes Willen zu tun, sondern er gab ihnen die Anweisung, zu predigen. Diese Anweisung ist, so zeigte der Redner, auch in der heutigen Zeit für die Zeugen in Bolivien gültig.
Während der Zusammenkunft wurden viele interessante Erfahrungen erzählt. Die Zusammenkunft selbst diente auch dazu, unter Menschen guten Willens Interesse zu erwecken. Betonung wurde während der Programmpunkte auf den Vollzeitdienst gelegt, und als Resultat meldete sich eine Anzahl Teilzeitprediger, die auf diesen Ruf reagierten. Es gibt viel Interesse in Bolivien, und es muß noch viel Arbeit geleistet werden. Die bolivianischen Brüder, die den Kongreß in New York besuchten, konnten ihren eigenen Lebensstandard mit demjenigen an anderen Orten vergleichen. Somit wissen sie es wertzuschätzen, daß die Wachtturm-Missionare nicht nach Bolivien kamen, um sich das Leben leicht zu machen, sondern um den Bolivianern, die es wünschen, im Dienste Jehovas zu helfen. Hätten sie ein angenehmes Leben gesucht, wären sie dort geblieben, wo der Lebensstandard höher ist.
Diese Missionare in Bolivien lassen zwischen sich und den Cholos und anderen keine Kluft eintreten, sondern arbeiten gut mit ihnen zusammen. In La Paz ist eine Chola-Zeugin besonders rührig, und die Leute sind erstaunt, daß eine nordamerikanische Missionarin mit dieser Schwester geht und sie sich miteinander unterhalten, während sie im Dienste des Königs stehen. Diese Chola-Zeugin, obgleich sie keine weltliche Erziehung genossen hat, weiß, wie die Urchristen predigten, und so geht sie mit der Botschaft von Tür zu Tür. Sie schätzt es wert, daß jeder den Predigtdienst erlernen kann, wenn er es möchte, und läßt sich nicht von der schwierigsten Tür abhalten — der Tür des eigenen Hauses!
Es scheint, daß das wachsende Interesse für die Königreichsbotschaft teilweise der politischen Unruhe zuzuschreiben ist. Vor nicht allzulanger Zeit versuchten Gegner, die jetzige Regierung zu stürzen. Durch das Mißlingen wurde die treibende Kraft dieser Revolution entlarvt. Man fand Munition und Waffen in einer römisch-katholischen Kirche aufgestapelt. Auch findet man hier das Übel der Inflation. Die Preise steigen an, aber die Löhne halten nicht mit ihnen Schritt. Jene Auswanderer von Europa, die einen Zufluchtsort in Südamerika suchten, lernen jetzt, daß ihre wirkliche Zuflucht die Königreichshoffnung der ganzen Menschheit ist.
KONGRESS IN PARAGUAY
Von La Paz flog Bruder Henschel nach Asunción, Paraguay, wo ein weiterer Kongreß abgehalten werden sollte. Jedoch traf das Flugzeug zufolge der Verspätung beim Abflug in Texas einen Tag später ein. Die Brüder, die zum Flughafen nach Asunción gekommen waren, um ihn am 15. Dezember dort abzuholen, waren enttäuscht; aber sie gingen am folgenden Tag noch einmal zum Flughafen und konnten dann den besonderen Vertreter der Gesellschaft herzlich willkommen heißen.
Am Abend hatte er ein Treffen mit den Missionaren. Als Lösung des Problems der langen Siesta oder Mittagsruhe, die von 11.30 Uhr bis 15.00 Uhr andauert, wurde angeregt, daß die Missionare ihre Arbeitseinteilung dem Brauch der Menschen anpassen. Ein anderes Problem, das einer Änderung bedurfte, war der Beitragssatz für die Literatur. Das war wegen der Inflation nötig geworden.
Zufolge des Druckes, der von der „Staatsreligion“ in Paraguay kam, konnten Jehovas Zeugen keinen Ort für ihre Zusammenkünfte ausfindig machen, der für eine Tagung passend und geeignet gewesen wäre. Somit wurde die Zusammenkunft in ihrem Königreichssaal abgehalten. Unter den Besuchern waren einige Zeugen von Argentinien, die wegen der Opposition gegen ihr Werk in ihrem Lande für lange Zeit an keinem Kongreß teilnehmen konnten. Viele kamen auch aus dem Innern Paraguays.
Das zweitägige Kongreßprogramm begann mit einer Ansprache über die Taufe. Darauf symbolisierten acht Menschen ihre Hingabe an Jehova. Das Untertauchen fand im Paraguay-Strom statt, der die Haupt-Arterie des Lebens in Paraguay bildet.
Die Zusammenkunft wurde offiziell mit einer Willkommenansprache durch den Zweigdiener Paraguays eröffnet, der dem Versammlungsgeist einen guten Start gab. Den Kongreßbesuchern wurde die Notwendigkeit vor Augen gehalten, sich während der Zusammenkunft Notizen zu machen. Das Programm am Nachmittag betonte das Thema der Liebe im Felde, bei Zusammenkünften und unter Brüdern. Das Abendprogramm begann mit Liedern und Erfahrungen, und dann folgte ein Bericht über den Neuyorker Neue-Welt-Gesellschaft-Kongreß. Anschließend hörte man eine Ansprache, die den Zuhörern die Privilegien, Gelegenheiten und Verantwortlichkeiten eines Vollzeitdieners vor Augen führte. Die letzte Ansprache wurde dann von Bruder Henschel gehalten.
Am Freitag morgen befaßte sich das Programm mit verschiedenen Problemen, wie mit denen der Sprache und des Verkehrs. Unser reisender Diener sprach dann wiederum zu den Zuhörern und wies unter anderem die paraguayischen Brüder auf ihre Verantwortung hin, am Felddienst teilzunehmen. Viele von ihnen sind aus Europa gekommen. Da sie in Kolonien leben und man dort ihre Heimatsprache spricht, brauchen sie kein Spanisch zu lernen. Es wurde ihnen jedoch gezeigt, daß sie Prediger sind. Wenn die hauptsächliche Sprache des Landes, in dem sie jetzt wohnen, Spanisch ist, dann sollten sie auch Spanisch lernen. Die Notwendigkeit für weitere Vollzeitdiener wurde auch besonders hervorgehoben.
Die Zuhörerzahl überschritt im Durchschnitt 100 Personen. Alle aber wollten wissen, wie viele wohl zur öffentlichen Ansprache kommen werden. Zu ihrer freudigen Überraschung ergab die schließliche Zählung derer, die den Königreichssaal, den angrenzenden Saal und den offenen Treppenflur füllten und die in und außerhalb der Tür standen, 230 Personen. Das ist die höchste Zuhörerzahl, die Jehovas Zeugen bis jetzt in Paraguay gehabt haben.
Die theokratische Ausdehnung geht in Paraguay voran. Während des letzten Jahres hatten sie zehn Prozent Zuwachs in der Zahl der Königreichsverkündiger. Sie freuen sich auf das mindestens gleiche Wachstum in diesem Jahr. Jehovas Zeugen verfolgen in der ganzen Welt mit Interesse, ob ihre Brüder in Paraguay über dieses Ziel hinausgehen oder nicht.