Der Präsident dient auf Formosa, Okinawa und in Japan
AM MITTWOCH nachmittag, dem 18. April, flogen die Brüder Knorr, Barry und Adams von Hongkong nach Taipeh, wo sie die zwei Missionare fanden, die vor kurzem dieser Stadt zugeteilt worden waren, und dazu eine Anzahl Brüder vom Orte. Diese Brüder freuen sich über die Toleranz, mit der die Regierung jetzt Jehovas Zeugen begegnet. Bestimmt ist jede Regierung zu loben, die Einschränkungen der Gottesdienstfreiheit aufhebt und ihr Gebiet der Verkündigung des Königreiches Jehovas erschließt. Während die Regierung von Formosa ihren Kampf auf Leben und Tod gegen die chinesischen Kommunisten fortsetzt, können nun Jehovas Zeugen die Bevölkerung dieses Landes mit der Erkenntnis trösten, daß Gottes Königreich binnen kurzem den Kommunismus und alle anderen Formen diktatorischer Herrschaft von der Fläche der Erde wegfegen wird.
Der 19. April sollte der Tag der ersten theokratischen Zusammenkunft in Formosa sein. Die Reisenden, die zwei Missionare, drei Besucher und zwei andere Verkündiger, standen früh auf. Es beanspruchte eine achtstündige Reise, um die Versammlung jenseits der Berge zu erreichen. Die erste Etappe der Reise war ein halbstündiger Flug von Taipeh nach Hualien. Dadurch hatten sie Gelegenheit, etwas von dem berühmten Gebirgslande Formosas zu sehen. Über 4000 m hohe schneebedeckte Berge ragen in den Himmel hinein; ihre Abhänge sind mit tropischem Laubwerk und Riesenfarn bedeckt.
Nach einem Aufenthalt in Hualien fuhren die Brüder mit einem durch Benzinmotor angetriebenen Zug durchs Land. Nun hatten sie die Welt der Elektrizität und moderner Bequemlichkeiten verlassen. Statt eines Traktors zieht der Karibu schleppend durch die Reisfelder und über Schlammwege. Die landwirtschaftlichen Hilfsmittel sind hier äußerst primitiv. Um sich den Lebensunterhalt zu verdienen, müssen Jehovas Zeugen von früh bis spät auf ihrer Farm arbeiten, um ihre zwei Reisernten im Jahr zu erzeugen. Es erfordert wirklichen Eifer, um auch Zeit zu finden für das wichtigste Säen und Ernten, für dasjenige im Königreichsdienste.
Schließlich trafen die Brüder an ihrem Bestimmungsort, im Dorfe Fuyuan, ein. Die jungen grünen Reisschößlinge auf den Reisfeldern standen in schönstem Wuchs. Ein stilles, friedliches Dorf lag in der Mittagssonne vor ihnen. Etwa eine Viertelstunde weit wurden die Brüder von einigen Verkündigern in den Königreichssaal des Ortes geleitet. Dies war einer der 30 Königreichssäle, die erst unlängst in Formosa, seitdem das Verbot der Tätigkeit der Watch Tower Society aufgehoben worden ist, errichtet wurden. Aus Bambus und Erde erbaut, strohbedeckt, sah er tadellos sauber aus. Hinter dem Bau befand sich ein neuer Teich für die Taufe im Ausmaß von etwa 9 m x 4,5 m, der eigens für diese Versammlung angelegt worden war. Ein klarer Bergbach floß in das eine Ende dieses Teichs, der sich auf der anderen Seite in die nahegelegenen Reisfelder entleerte. Die Reisenden freuten sich, zu erfahren, daß hier, bei dieser eintägigen Zusammenkunft, während der Versammlung am Morgen. 123 Personen durch Untertauchen getauft worden waren.
Zu diesen Getauften gehörte auch eine Anzahl „Bergbewohner“, von denen etwa 50 dieser Versammlung beiwohnten. Gemäß einer behördlichen Einschränkungsvorschrift dürfen keine Talbewohner das Berggebiet betreten, da die Bergbewohner als gefährliche Leute betrachtet werden. Indes war vor etwa 18 Monaten jemand von den Bergleuten bei einem Besuch im Tal mit Jehovas Zeugen in Berührung gekommen und hatte etwas von Gottes Königreich erfahren. So ging er denn ins Gebirge zurück und predigte dort, wo sonst niemand hingehen durfte. Einer nach dem anderen seiner Volksgenossen hörte ihm zu, bis es 80 Personen waren, die sich in diesem Gebiet mit der Neuen-Welt-Gesellschaft verbanden, und mehr als 40 von ihnen sind Königreichsverkündiger geworden. Diese Bergbewohner sind berüchtigt wegen ihres unreinen Lebenswandels und ihrer Trinkanlässe voll Lärm und Streit, aber jene von ihnen, die Zeugen Jehovas geworden sind, haben sich vollständig umgestellt Und leben jetzt moralisch vorbildlich, zur Überraschung der sie umgebenden Stammesglieder. Es war bestimmt ein beglückendes Ereignis, daß viele dieser Leute diesem ersten Kongreß der Zeugen Jehovas in Formosa beiwohnen konnten.
Während die Brüder ausruhten und das Mittagsbrot im Königreichssaal einnahmen, erfuhren sie, daß man ursprünglich geplant hatte, die Versammlung auf einem Felde in der Nähe abzuhalten. Aber zwei Tage vor Beginn war der Eigentümer des Feldes, ein Katholik, von seinem Vertrag zurückgetreten. Die Brüder erhielten dann einen anderen Platz in der Nähe, aber sturzbachartige Regenfälle hinderten sie am Umzug. Es schien, als ob diese Versammlung „weggewaschen“ werden sollte. Doch mühten sich die Brüder durch den Sturm hindurch ab, bis an der neuen Stätte wieder alles aufgestellt war. Und als ob der Himmel ihren Eifer billigte, begrüßte sie an dem Morgen, da ihre Versammlung begann, heller Sonnenschein.
KONGRESS IN FUYUAN
Die Brüder von Formosa zeigten, daß sie im Organisieren Meister sind. Obwohl dies ihr erster Kongreß war, War doch alles vorhanden, was der große Kongreß im Yankee-Stadion vom Jahre 1953 an Abteilungen aufgewiesen hatte. In der Tat, alles, was diese Brüder über Versammlungsorganisation wußten, hatten sie durch den Film „Die Neue-Welt-Gesellschaft in Tätigkeit“ erfahren. Da konnte man alle Abteilungen finden, auch ein „Fundbüro“, die erste Hilfe, eine Abteilung für Gebiete und andere Abteilungen. Die Cafeteria war ein wahres Wunder an Einfachheit und Sauberkeit. Eine Reihe Öfen waren aus Backstein errichtet worden, und hier wurde Reis und Fleisch gekocht. Auch hatte man ein Fließband eingerichtet, wo Brüder Reiskuchen herrichteten, andere Fleisch einlegten und wieder andere diesen Imbiß in einem großen grünen Bananenblatt zu einem Päckchen zusammenwickelten. Diese Päckchen wurden dann in Gestellen bis zur Mahlzeit aufgestapelt. Die Speisen waren im voraus durch freiwillige Beiträge von den Brüdern bezahlt worden, so daß sich nun alle Kongreßbesucher, auch jene, die nichts hatten beisteuern können, anstellen konnten, um ihr Essen in Empfang zu nehmen.
Die Versammlungsstätte selbst befand sich in wunderbarer Umgebung, nämlich im grünsten Tal, das man sich denken kann; es ist von hohen Bergen umgeben, die in den Himmel hineinragen. Die Brüder sahen sich auf jeder Seite von grünen Reisfeldern, Papayas, Bananenstauden und tropischen Palmen umgeben. Auf dem Versammlungsfelde selbst war eine hohe Bühne in Form eines Wachtturms errichtet worden, die prächtig mit tropischem Laubwerk und Blumen geschmückt war. Selbst die Stände der verschiedenen Versammlungsabteilungen prangten im Schmuck der gleichen tropischen Blumen. Das Feld war mit Bambus-Bänken angefüllt, und die fröhlich dreinschauenden Leute, die darauf saßen, waren in so helle Farben wie ihre Umgebung gekleidet. Als die Sonne in der Hitze des Tages herniederstrahlte, war das Feld ein einziges Meer von bunten Sonnenschirmen mit Blumenmustern, vermischt mit schwarzen Schirmen. Jede der dreißig Versammlungen von Formosa saß bei einer Stange, die den Namen der Versammlung trug. In Formosa ist es Brauch, daß die Geschlechter während der Versammlungen getrennt sitzen: die Männer auf der einen, die Frauen auf der anderen Seite. Bis vor einem Jahr hatten auch Jehovas Zeugen diesen Brauch hier beobachtet. Nun aber, bei diesem Kongreß, saßen sie alle in Familiengruppen beisammen. Weshalb diese Wandlung? Weil sie den Film „Die Neue-Welt-Gesellschaft in Tätigkeit“ gesehen hatten. Sie hatten in den Bildern bemerkt, daß man in Familiengruppen zusammensaß, und wünschten, es in allem ihren Brüdern in der ganzen Welt gleich zu tun. So verließen sie den Boden der Tradition, und Vater, Mutter und Kinder saßen beisammen und freuten sich über den Anlaß.
Im Laufe des Morgens hatten sich die Brüder über Vorträge wie „Ausschließliche Ergebenheit“ gefreut, und 1600 Personen waren dabeigewesen. Niemand kam zum Kongreß zu spät. Die meisten Brüder waren morgens um 4 Uhr mit dem Zuge aus dem Süden angekommen. So kam es, daß vom Anfang bis zum Ende 1600 Personen anwesend waren. Niemand, nicht einmal die Kinder, lief während der Versammlung umher. Während die Veranstaltung im Gange war, saßen alle wie angegossen auf ihren Plätzen und lauschten aufmerksam. Wenn einer, weil er die Nacht hindurch gereist war, etwas zu dösen anfing, tippte ihm sein Ordner aufs Ohr, um ihn zum Hören zu ermahnen.
Als Bruder Knorr und seine Gesellschaft um 14 Uhr ankamen, wurde ihnen ein Liederfestmahl bereitet, an dem sich alle Anwesenden beteiligten. Es gab keine musikalische Begleitung, aber alle sangen in vollkommener Harmonie, während sie den Anweisungen des Dirigenten folgten. Dies waren orientalische Königreichslieder — die Botschaft von Jehovas herrlichem Königreich, die von den Brüdern in Formosa in Volksmusik komponiert worden war. Besonders ergreifend war ihr „Verfolgungs“-Lied, das ihnen durch viele angstvolle Jahre hindurch im Kampf eine Hilfe gewesen war. Dies war Musik und Gesang, der aus Jehova ergebenen, orientalischen Herzen entsprang.
Um 14.15 Uhr begann Bruder Knorr seine öffentliche Ansprache „Die ganze Menschheit unter ihrem Schöpfer vereinen“. Gleichwie bei allen Ansprachen an jenem Nachmittag war es nötig, aus dem Englischen in eine orientalische Sprache zu übersetzen und dann in die Sprache des lokalen Ami-Stammes. Diese demütigen Kinder des Bodens verstanden die Botschaft gut. Sie ging ihnen und auch vielen Menschen guten Willens vom Orte zu Herzen, die sich nun mit Jehovas Zeugen versammelt hatten, wodurch die Gesamtbesucherzahl auf 1808 anstieg. Fast die ganze Bevölkerung des Dorfes war anwesend, um Bruder Knorr sprechen zu hören.
Nach einer halbstündigen Pause ging das Programm mittels dreier weiterer praktischer Ansprachen über Jehovas Dienst bis 19 Uhr weiter. Nun brach die Dunkelheit herein; die Schirme waren verschwunden, so daß man ungehinderte Sicht auf ein Feld voll froher Gesichter erhielt. Es war ein langer Tag gewesen; dennoch lauschten alle gespannt, und die jungen Kinder blieben bei ihren Eltern still auf ihren Plätzen sitzen. Dann kam das Schlußlied und Gebet, und nun war es für Bruder Knorr und seine Begleiter Zeit zu gehen, um noch rechtzeitig zur Bahn zu kommen. Die Zuhörer hatten sich erhoben und standen Schulter an Schulter da, während sie den weggehenden Besuchern gemeinsam Lebewohl winkten.
Die Rückreise mit der Bahn bot weitere Gelegenheiten zu glücklicher Gemeinschaft, denn viele Kongreßbesucher reisten mit demselben Zug. Sobald Gruppe um Gruppe am Bahnhof ihres Heimatortes ausstieg, kamen noch alle zum Fenster bei Bruder Knorr vorbei und schüttelten ihm herzlich die Hand, bevor sie in die Nacht hinauswanderten. Wir erfuhren, daß eine dieser Gruppen anderthalb Stunden über Land zu gehen hatte, um dann noch einen reißenden Bergfluß zu überqueren, ehe sie ihr Heimatdorf erreichte. In jenem Dorf sind alle Familien, mit Ausnahme einer einzigen, Zeugen Jehovas. Auch hier hatten wir etwas bemerkt, das dem orientalischen Brauch, wonach eine Frau oft zum Sklaven gemacht wird, entgegen war. Viele Ehemänner trugen nun die Kindlein auf dem Rücken und bekundeten so nach diesem ermüdenden Tag Rücksichtnahme auf das „schwächere Gefäß“, die Frau. Wie an anderen Orten herrscht dort unter Jehovas Zeugen von Formosa in der Neuen-Welt-Gesellschaft ein vorzüglicher Geist der Zusammenarbeit und Liebe sowie überströmende Fröhlichkeit. Die Besucher waren glücklich, wenn auch müde, und als sie am Ende der Bahnreise nach orientalischem Muster in Hualien im Hotel auf dem Boden schlafen mußten, fielen sie in einen gesunden, tiefen Schlaf.
Kurz nach 12 Uhr mittags, am 20. April, brachte das Flugzeug sie nach Taipeh, der Hauptstadt, zurück, und dort verbrachten sie mit den zwei Missionaren in deren Wohnung einige genußreiche Stunden. Diese Missionare haben einen vorzüglichen Start im Erlernen der chinesischen Sprache gemacht. Obwohl viele Bewohner von Taipeh etwas Englisch sprechen und Englisch studieren möchten, haben die Missionare von Anfang an darauf bestanden, daß die Menschen guten Willens, mit denen sie die Wahrheit studieren, die chinesische Literatur zu Bibelstudien benutzen. Nach drei Monaten betreuten sie schon mehr als zwanzig Studien in Chinesisch, und die Leute machen gute Fortschritte. An jenem Abend bestiegen die Besucher ein anderes Flugzeug nach Tokio, Japan.
OKINAWA
Um 20 Uhr landete das Flugzeug in Okinawa und machte dort einen halbstündigen Halt. Die ganze Ortsversammlung, Amerikaner, Filipinos und Japaner, waren anwesend, um die Reisenden von Herzen willkommen zu heißen. Es war in der Tat wunderbar, zu sehen, wie diese verschiedenen Nationalitäten zu einem einzigen Volke verschmolzen, das Jehova lobpreist. Ihr Felddienstbericht für den vorangegangenen Monat hatte eine Höchstzahl von 26 Verkündigern (60% Zunahme) aufgewiesen, und diese 26 Verkündiger hatten die erstaunliche Zahl von insgesamt 2662 Exemplaren des japanischen Wachtturms und Erwachet! in diesem einen Monat abgegeben. Einer der japanischen Sonderpioniere (der erst unlängst seine Dienstaufgabe dort erhalten hatte) sagte: „Dies ist ein wahres Pionier-Paradies!“ Die Brüder verließen Okinawa mit der frohen Erinnerung an eine Versammlung, die Jehova vereint lobpreist.
JAPAN
Die Zeit der Ankunft in Japan war 1.10 Uhr nachts, am 21. April. Wenn man die frühe Stunde in Betracht zieht, war es überraschend, zu sehen, daß eine Gruppe von mehr als 20 Missionaren hergekommen war, um die Reisenden zu begrüßen. Die Versammlung in Tokio, die am selben Tage ihren Anfang nahm, fand in einem prächtigen neuen Saal von moderner westlicher Aufmachung statt, im Nakano-Ku Kokaido. Als Vorbereitung auf die Veranstaltung waren 200 000 Handzettel verteilt, 2500 Schaufensterplakate abgegeben und 20 000 Exemplare einer Sonderausgabe des japanischen Erwachet! verbreitet worden mit der Bekanntgabe dieses Kongresses und einem Bericht über die weltweiten Kongresse der jüngsten Jahre, außer vielen Bildern. Auch die Zeitungen halfen in der Bekanntmachung gut mit, indem sie den Kongreß und Bruder Knorrs Ankunft ankündigten. Zum erstenmal wurde in Japan eine ausgedehnte Zimmersuchaktion von Haus zu Haus durchgeführt, und viele Besucher wurden in den Wohnungen der dortigen Bewohner einquartiert. Dies führte zu einem vorzüglichen Zeugnis und weckte in vielen das Interesse, dem Kongreß beizuwohnen.
Die Abzeichen, die den Kongreß bekanntmachten, verursachten große Neugierde. Da man diese überall in der Bahn und auf den Straßen sah, war es nichts Außergewöhnliches, von jemand angehalten zu werden, der den Namen und den Ort ablesen wollte, woher man kam, was viele Gelegenheiten zum Zeugnisgeben bot. Zwei Verkündiger reisten mit dem Zug von Kyoto nach Tokio und konnten im ganzen Wagen Zeugnis ablegen und viele Zeitschriften abgeben.
Am Sonnabend, um 7.30 Uhr, fand man Verkündiger von ganz Okinawa beim Frühstück in der Cafeteria, die in einem jenseits der Straße, dem Kongreßsaal gegenüberliegenden Bankettsaal eingerichtet worden war. Dieser Bankettsaal war für die ganze Dauer der Versammlung gemietet worden, und etwa siebzig Brüder schliefen jede Nacht dort. Jeden Morgen rollten sie ihre Betten zusammen und verstauten sie in Schränken, so daß der Boden als Cafeteria benutzt werden konnte. Während die Kongreßbesucher bei ihren Mahlzeiten auf dem mit Matten belegten Boden vor niederen, lackierten Tischen saßen, überblickten sie einen lieblichen, alten japanischen Garten, der die Cafeteria umgab. Das Gebäude des Kongreßsaales selbst war auffallend; während der drei Tage des Kongresses flutete der Frühlingssonnenschein durch die Glaswandfront des 12 m hohen Saales.
Am ersten Morgen standen mehr als 200 Verkündiger im Zeitschriftendienst und machten den Kongreß bekannt. Der kleinste Verkündiger, mit Plakat und Handzettel vollständig ausgerüstet, war erst vier Jahre alt. Unterdessen hörten sich im Saal mehr als 80 Pioniere und voraussichtliche Pioniere die guten Ratschläge Bruder Knorrs an. Danach sagte einer: „Ich komme mir wie ein Heuchler vor, daß ich nicht schon früher Pionier wurde!“ Am Sonnabend nachmittag waren 425 Personen zugegen, und diese waren hochbeglückt, Bruder Knorrs Ansprache über „Christen müssen glücklich sein“ anzuhören. Alle Zuhörer machten sich Notizen und blätterten beständig in der Bibel, um die angeführten Schrifttexte nachzulesen. Als frohe Überraschung kam am Schlusse dieses Programmpunktes die Ankündigung der neuerschienenen Broschüre Lieder zum Preise Jehovas in Japanisch.
Japanische Sonderpioniere, die in anderen Städten wohnen und viel Interesse vorfinden, erzählten einige sehr schöne Erfahrungen. Eine Familie von drei Sonderpionieren, die jetzt in einem Gebiet wohnt, in dem die sehr strenge buddhistische Nichirenshu-Sekte vorherrscht, berichtete nach einer Tätigkeit von nur drei Monaten dreißig Studien und sechs neue aktive Verkündiger im Felde. Ein weiterer Sonderverkündiger sprach in einem Unterkunftshaus vor, das von der Tenrikyo-Sekte geleitet wird, einer Abzweigung der Schinto-Religion. Eine ältere Dame bekundete ziemlich Interesse. Ein Studium wurde eingerichtet und mit leiser Stimme durchgeführt, um Gegnerschaft zu vermeiden. Die Dame selbst gibt jetzt allen, die dort hinkommen, Zeugnis.
Die Sonderpioniere brachten Neuinteressierte mit zum Kongreß. Ein weiterer Interessierter, der die Reise mit den anderen nicht machen konnte, reiste die ganze Nacht hindurch, damit er am folgenden Morgen bei seinen Freunden auf dem Kongreß sein könne, und sogleich nach seiner Ankunft begab er sich mit ihnen in den Dienst — für ihn war es das erste Mal! Sonderpioniere von einer Stadt berichteten, daß sie in acht Monaten 14 Studien und 2 Verkündiger gewonnen hätten. Einem dieser Sonderpioniere wurde ein Briefumschlag, gerichtet an den „Watch-Tower-Pfarrer“, übergeben, als er auf der Straße Zeugnis gab. Darin wurden einige biblische Fragen gestellt. In der darauffolgenden Woche kam dieselbe Person wieder zur selben Stelle auf der Straße und holte sich die Antworten. Es wurde ihr eine Einladung zu einem öffentlichen Vortrag gegeben, und der Betreffende erschien. Dann wurde ein Studium begonnen, aber immer noch sagte er dem Verkündiger nicht, wo er wohne. Da er Erfahrung mit den Kirchen gemacht hatte, befürchtete er, daß man ihn um Beiträge angehe. Als er sich aber schließlich von der Echtheit des Volkes Jehovas überzeugte, gab er gerne seine Adresse an. Nun war er bei diesem Kongreß in Tokio zugegen.
Die Taufe fand in einem der Unterkunftshäuser des Kongresses in einem Bassin statt, dessen Wasser aus einer natürlichen heißen Quelle kam. Es wurden 54 Personen getauft.
Am Sonnabend abend betraf Bruder Adams Ansprache direkt eines der Hindernisse, dem die Japaner begegnen: dem Widerstand von seiten ihrer eigenen Angehörigen. Der Text in Micha 7:6 hat für viele junge Verkündiger in Japan große Bedeutung. Eine junge Verkündigerin, die großem Widerstand begegnete, weil sie sich zum Kongreß begab, sagte, sie habe nun großen Trost empfangen. Ihre Eltern hatten bis 2 Uhr morgens mit ihr gestritten, doch beharrte sie auf ihrem Entschluß und kam zum Kongreß, und nun ist sie erfüllt mit dem weiteren Verlangen, sich loszureißen und Pionierin zu werden. Ein anderer Verkündiger, der den Pionierdienst ins Auge faßte, sagte: „Diese Ansprache hat tatsächlich ins Schwarze getroffen.“
Bruder Knorrs öffentlicher Vortrag „Die ganze Menschheit unter ihrem Schöpfer vereinen“ wurde mit großer Begeisterung aufgenommen. Die Früchte der wochenlangen, fleißigen Ankündigung zeigten sich nun darin, daß der Saal mit 974 aufmerksamen Zuhörern angefüllt war, also mit bedeutend mehr Personen, als es die 400 Brüder waren, die während des ganzen Kongresses dagewesen waren. Von den 974 blieben noch 660 zurück, um die Ansprache Bruder Adams zu hören, die nach einer Pause folgte. Hier einige Bemerkungen, die man hernach hören konnte:
„Diese Organisation zeigt eine wirkliche Hoffnung auf die Vereinigung der Welt.“
„Jehovas Zeugen sind nicht wie andere Religionen an Geld interessiert.“
„Eine wunderbare Ansprache für Neuinteressierte, irgend jemand hätte ihn gut verstehen können.“
Um die Menge nach dem öffentlichen Vortrag zu versorgen, waren zum erstenmal bei einem Kongreß in Japan Imbißschachteln vorgesehen worden. Diese Imbisse konnten irgendwohin mitgenommen und dort gegessen werden, was sich als sehr praktisch erwies.
Bis zu der Zeit am Montagabend, da Bruder Knorr auf die Bühne kam, um seine Schlußansprache zu halten, hatte der Enthusiasmus seinen Höhepunkt erreicht. Spontaner und begeisterter Applaus wurde gespendet. Der erhebende Bericht über Jehovas Zeugen in Rußland wurde einer aufmerksamen Zuhörerschaft durch eine vorzügliche Übersetzung vermittelt. Mehrmals brachen die Zuhörer in Klatschen aus. Welche Freude, zu erkennen, daß die Brüder selbst in den Ländern hinter dem Eisernen Vorhang tätig sind und mit Jehovas Organisation in der ganzen Welt zusammen kämpfen! Alle verließen den Kongreß mit Herzen voller Freude, entschlossen, hier, wo wir uns in Freiheit befinden, dem Dienst noch mehr Inhalt zu geben.
Am Abend, der dem Kongreß folgte, traf sich Bruder Knorr mit den 55 Missionaren im japanischen Bethelheim der Gesellschaft, und alle freuten sich über ein familiäres Mahl und einen lieblichen Abend herzlicher Verbundenheit. Die Missionare haben in Japan während der vergangenen sieben Jahre vorzügliche Arbeit geleistet. Als der erste Missionar nach dem zweiten Weltkrieg nach Japan kam, gab es noch keine berichterstattenden Königreichsverkündiger. Nun hatte der Monat März 1956 eben eine neue Höchstzahl von 567 Verkündigern gebracht, was eine Zunahme von 21% gegenüber dem Vorjahr bedeutete, und von diesen sind mehr als vierzig einheimische japanische Pioniere! Besonders interessant war im Märzbericht die neue Höchstzahl von 20 368 abgegebenen Zeitschriften. Die Verkündiger freuen sich, die beiden Zeitschriften Der Wachtturm und Erwachet! in Japanisch zu erhalten. Diese Zeitschriften erwecken unter der Bevölkerung Japans viel Interesse.
EIN INTERESSANTER NACHBESUCH
Letzten Sommer, als Bruder Knorr von den europäischen Kongressen nach New York zurückkehrte, hatte er dem Passagier, der ihm im Flugzeug am nächsten saß, Zeugnis gegeben. Es war zufällig Herr Ohama gewesen, der Präsident der Waseda-Universität, einer der großen Universitäten Japans, auf der 25 000 Studenten studieren. Bruder Knorr hatte Herrn Ohama Königreichsliteratur in Japanisch gesandt. Als dieser Herr später hörte, daß Bruder Knorr nach Japan komme, lud er ihn ein, auf der Universität im Sprachen-Hörsaal der Studenten einen Vortrag zu halten. Diese Zusammenkunft fand am Mittwoch nachmittag, dem 25. April, statt. Bruder Knorr sprach durch einen Dolmetscher zu 386 Professoren und Studenten, die gespannt zuhörten. Am Ende des Vortrages klatschten sie begeistert Beifall. Bruder Knorr wurde dann zu einem Essen mit den Professoren eingeladen, und dies bot eine weitere Gelegenheit, zum Lehrpersonal der Universität über das Werk der Zeugen Jehovas zu sprechen. Durch ihre Fragen zeigten sie, daß sie der Ansprache gut gefolgt waren. Es war für Bruder Knorr ein überaus erfreuliches und angenehmes Erlebnis. Die dortigen Missionare hoffen, dieses Interesse weiter zu verfolgen.
So kam denn ein weiterer beglückender Besuch und ein ermutigender Kongreß zu Ende. Die sechs Tage in Japan waren allzuschnell verflossen, doch blieben die Erinnerungen an glücklich verlebte Stunden. Darauf reisten die Brüder weiter — diesmal nach Korea!