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Der Wachtturm verkündet Jehovas Königreich 1957
w57 15. 10. S. 633-637

Rund um die Welt mit dem Vizepräsidenten (4. Teil)

Formosa, Okinawa, Japan

AM FREITAG, dem 18. Januar, um 18.20 Uhr, landete das Flugzeug der Civil-Air-Transport-Linie, von Manila, P. R., kommend, auf dem Flugplatz von Taipeh auf Formosa. Zwei Gileadabsolventen, der Zweigdiener von Formosa und seine Frau, die selbst erst vor kurzem, mit dem Flugzeug von Okinawa kommend, auf der Insel eingetroffen waren, standen unten an der Treppe des CAT-Flugzeuges, um Fred W. Franz einen überraschenden Empfang zu bereiten. Eine Delegation von philippinischen Bankiers kam mit ihm an, und so erlaubten die Beamten des Flugplatzes einer Anzahl Reporter, zur Rollbahn zu gehen, wo das Flugzeug stand. Der Zweigdiener und seine Frau nutzten diese Gelegenheit aus, um sich ihnen anzuschließen und jemanden zu empfangen, der mit noch höheren Interessen betraut ist, nämlich mit den geistigen Interessen des Reiches Gottes. Sie leisteten sogleich Hilfe, indem sie dem Vizepräsidenten der Watch Tower Society beistanden, den Anforderungen der Sicherheitspolizei in bezug auf seinen kurzen Aufenthalt auf diesem Inselgebiet Nationalchinas, das unter dem Staatspräsidenten Tschiangkaischek steht, nachzukommen. Für die Nacht waren gute Schlafquartiere in dem Hotel „Friends of China Club“ besorgt worden.

Am folgenden Morgen, am Sonnabend, dem 19. Januar, bestiegen die drei, der Zweigdiener, seine Frau und Bruder Franz, ein Flugzeug, um die 120 km lange Strecke von der Hauptstadt südwärts nach Hualien an der Ostküste zu fliegen. Das Wetter war heiter, und man konnte die entzückende Gegend von den Fenstern des Flugzeuges aus sehen. Das Gebiet in der Tiefe sah sehr zerklüftet aus, und die fernen Gebirgszüge im Innern des Landes waren mit Schnee bedeckt, unter ihnen auch der 3830 m hohe Berg Tsugitaka. Man konnte auch Bergbäche sehen, an deren Ufern hier und da kleine Dörfer lagen, die mitten in üppigem, tropischem Laubwerk von kleinen Feldern umgeben waren. Man konnte wohl verstehen, warum die Portugiesen die Insel „Formosa“ nannten, was „von anmutiger Form, wunderschön“ bedeutet. Bald kamen die Klippen der Ostküste in Sicht, und wenige Minuten später landeten wir außerhalb der Stadt Hualien. In dieser malerischen, typisch chinesischen Stadt hatten wir einen Aufenthalt von mehr als vier Stunden, bis uns der nächste Diesel-Triebwagen an unseren Bestimmungsort, Chih Shang, nach Süden brachte. So war es möglich, einen Überblick über die Stadt zu gewinnen. Ein Herr von der typischen Freundlichkeit eines Geschäftsmannes, den wir zufällig trafen, machte sich von seiner Arbeit frei, um die drei Besucher umherzuführen, damit sie sich unter anderem in einem einheimischen Restaurant eines Essens erfreuen konnten, das mit Stäbchen gegessen wurde.

Wir fuhren mit einem Diesel-Zug nach Süden, an den Ort, wo der Landeskongreß der Zeugen Jehovas von Formosa tagte; die Fahrt war sehr interessant. Obwohl es mitten im Winter war, waren die Bauern dabei, Zuckerrohr zu ernten. Melonen, Papaya, Bananen, Erdnüsse und viele andere genießbare Früchte der guten Erde sah man in Fülle dort wachsen. In einiger Entfernung fuhren wir an Fuyuan vorbei, wo im April 1956 eine eintägige Versammlung abgehalten worden war, als der Präsident der Gesellschaft, N. H. Knorr, und sein Sekretär, Don Adams, die Insel besucht hatten. 1808 Zeugen Jehovas und Menschen guten Willens wohnten damals der Veranstaltung bei, und an 123 Personen war die christliche Taufe durch Untertauchen vollzogen worden. Aber jetzt eilte unser Diesel-Zug noch etwa eineinhalb Stunden weiter südwärts und erreichte um 16.21 Uhr unseren Bestimmungsort. Ein Missionarehepaar hieß uns willkommen.

Die einheimischen Brüder auf Formosa waren überglücklich gewesen, als sie hörten, daß der Vizepräsident der Gesellschaft sie in weniger als einem Jahr, nachdem der eintägige Kongreß, der im Beisein des Präsidenten der Gesellschaft und seines Sekretärs stattgefunden hatte, besuchen und daß man eine längere Tagung abhalten würde. Dazu war viel Vorbereitungsarbeit nötig. Sogleich war ein Platz für den Kongreß gesucht worden, und die Vorbereitungen begannen. Das Dorf Chih Shang wurde als zentral gelegener Ort aus dem Grunde ausgewählt, weil etwa 600 Zeugen Jehovas in einer Entfernung von diesem Dorfe wohnen, daß sie es zu Fuß erreichen können, und so konnte man dort weitere Hunderte von Kongreßteilnehmern bequem unterbringen und speisen.

In diesem Gebiet gab es keinen Saal, der groß genug gewesen wäre, und auch keine Elektrizität. Dies bedeutete, daß viel Arbeit verrichtet werden mußte. Doch wurde jeglicher Mangel an den notwendigen Einrichtungen durch die Begeisterung und die Willigkeit der einheimischen Zeugen mehr als ausgeglichen. Es wurden genug Bambusrohre geschnitten und nach dem Versammlungsort gebracht, um Bänke herstellen zu können, auf denen 3000 Personen Platz fanden. Eine Cafeteria wurde errichtet mit einer kompletten Küche von mehreren Abteilungen. Um die Handhabung zu erleichtern, wurden alle Mahlzeiten von den Brüdern durch ihre Ortsversammlungen im voraus bezahlt. Eine schöne Bühne wurde gebaut, die einem Wachtturm ähnlich sah und über der eine große Krone prangte. Ein schmuckes Transparent zeigte allen an, daß dies der Kongreß der Internationalen Bibelforscher-Vereinigung sei, ein Titel, der dem der Zweigstelle der Watch Tower Society in London, England, entspricht. In der Nähe, rechts von der Bühne, befand sich das Gebäude des örtlichen Königreichssaales, das von den Brüdern selbst gebaut worden war. Links von der Bühne stand das Haus des Bruders Chen Ah Pang, das er den fünf Missionaren und dem Vizepräsidenten der Gesellschaft überließ, so daß sie darin wohnen konnten, während er, seine Frau und sein Sohn im Hause seiner Mutter übernachteten.

Man wird sich daran erinnern, daß am 25. April 1955 das Bezirksgericht in Taipeh die Eintragung der International Bible Students Association gestattet hatte, und so war das 18 Jahre dauernde Verbot der Zeugen Jehovas in Formosa aufgehoben worden. Nun aber hatte vor kurzem die chinesische Regierung eine Verfügung erlassen, die das Werk und die Zusammenkünfte der Zeugen Jehovas im größten Teil der Insel Formosa einschränkte. Deshalb hatte sich sogleich die Frage erhoben, ob sie in der Lage wären, ihren geplanten Kongreß abzuhalten. Selbstverständlich mußte dafür eine Erlaubnis eingeholt werden. Sogleich wurde einer der einheimischen Brüder nach Taitschung gesandt, um zu sehen, ob die Provinzbehörde ihnen die Abhaltung des Kongresses gestattete. Der Bruder nahm mit einem zuständigen Regierungsbeamten Fühlung, der uns freundlich gesinnt zu sein schien. Er lud ihn gemäß der Ortssitte zu einem Mahl ein, bei dem die Angelegenheit besprochen wurde. Dort erklärte ihm der Bruder, daß der Vizepräsident der Gesellschaft, Mr. Franz, das Land besuchen werde und daß Pläne für einen Kongreß gefaßt würden. Der Regierungsbeamte fragte ihn: „Wie wissen Sie denn, daß Mr. Franz in Formosa einreisen kann?“ Der Bruder erwiderte: „Mr. Franz besucht alle freien Länder des Ostens. Nur die kommunistischen Länder verweigern ihm die Einreise. Da die Republik China zu den freien Nationen zählt, weiß ich, daß Mr. Franz keine Schwierigkeiten haben wird, in Formosa einzureisen.“ Der Beamte erklärte, daß, obwohl die zeitweilige Einschränkung der Tätigkeit der Zeugen Jehovas jetzt nicht aufgehoben werden könne, er doch sicher sei, daß wir unseren Kongreß abhalten dürfen. Die Zeugen in Chih Shang wurden diesbezüglich unterrichtet. So wurde dann glücklicherweise etwa eine Woche vor dem geplanten Beginn des Kongresses die Erlaubnis dazu erteilt. Kein Felddienst wurde in Verbindung mit dem Kongreß erlaubt, aber die Zeugen Jehovas konnten sich in christlicher Gemeinschaft zusammenfinden und von der Speise am Tische Jehovas genießen, und das war in der Tat ein gesegnetes Vorrecht.

Die Brüder waren entschlossen, schon zu Anfang des viertägigen Kongresses, der am Donnerstag, dem 17. Januar, also zwei Tage vor der Ankunft des Vizepräsidenten begann, zugegen zu sein. Um 7 Uhr morgens hatten schon Hunderte ihre Plätze auf den Bambusbänken der Anlagen eingenommen und auf die Eröffnung dieser Veranstaltung gewartet.

Es waren Vorkehrungen für ein gutes, instruktives Programm getroffen worden, das dem ähnlich war, dessen sich Jehovas Zeugen in letzter Zeit in anderen Teilen der Welt erfreuten. Der Bezirksdiener von Japan, Adrian Thompson, war als Kongreßdiener anwesend. da Formosa bis dahin unter der Aufsicht des japanischen Zweigbüros der Gesellschaft stand. So hielt er denn die Begrüßungsansprache. Eine Anzahl Ansprachen folgte, die von einheimischen Brüdern gehalten wurden. Es war wirklich eine Freude, die Königreichswahrheit in der Ami-Sprache zu hören, die keine Schriftsprache ist, und die große Zuhörerschaft schien jedes Wort in sich aufzunehmen. Den lebengebenden Aufschluß, der dann über Jehovas Neue-Welt-Gesellschaft und über die Erfordernisse gegeben wurde, denen entsprochen werden muß, um in diese Organisation zu gelangen und darin bleiben zu können, nahmen die Gläubigen vom Ami-Stamm in ihr Gedächtnis auf, um ihn aus dem Gedächtnis zum Nutzen anderer Menschen, die das Leben suchen, immer und immer wieder weiterzugeben.

Unter der Leitung eines einheimischen Bruders begann das Abendprogramm mit Königreichsliedern. Es waren keine Musikinstrumente zur Hand, um die Melodien zu spielen, den Gesang einzuleiten und ihn zu begleiten. Die Brüder aus dem Ami-Stamm haben kein Liederbuch. So bot ihnen denn der viertägige Kongreß eine großartige Gelegenheit, eine Anzahl Königreichslieder zu lernen. Der Bruder, der den Gesang leitete, sang das ganze Lied in der Ami-Sprache vor. Darauf stimmten die Zuhörer in den Gesang ein und sangen mit. Sie brauchten keine Musikbegleitung. Wer ihrem Gesang zuhörte, konnte erkennen, wie teuer die Wahrheit den Menschen ist, die sich in diesem bedrängten Lande von der alten Welt getrennt haben und in die Reihen der Neuen-Welt-Gesellschaft gekommen sind. Das Abendprogramm erreichte den Höhepunkt, als ein Missionar, ein Gileadabsolvent, über den Nutzen der Bibel für Jehovas Zeugen von heute sprach.

Am Freitagmorgen, dem 18. Januar, wurde die Ansprache über die Hingabe an Gott und über deren Symbol, die Taufe, gehalten. 99 Täuflinge erhoben sich und bejahten die Fragen, die man ihnen stellte, wodurch offenbar wurde, ob sie bereit und geeignet waren, als öffentliches Zeugnis dafür, daß sie sich Jehova Gott durch Jesus Christus hingegeben haben, getauft zu werden. Da es gerade während der winterlichen Regenzeit war, war das Wetter ziemlich kühl geworden. Deshalb hatten die Brüder eine Möglichkeit gefunden, das Wasser für die Taufe in einem Tank, den sie gebaut hatten, anzuwärmen. In kurzer Folge wechselten die Täuflinge ihre Kleider in den sauberen Bambushütten, die zu diesem Zweck errichtet worden waren, und die Taufe fand vor Zeugen statt. Es wurden hier mehr Männer getauft als Frauen, was etwas ganz Ungewöhnliches ist. Den Höhepunkt des Programms dieses Tages bildete die Vorführung des neuen Films der Watch Tower Society „Die glückliche Neue-Welt-Gesellschaft“. Hierzu war Elektrizität erforderlich. Für die Lautsprecheranlage, die man auf dem Kongreßgelände installiert hatte, brauchte man ebenfalls Elektrizität. Man stellte aber fest, daß der Generator, der durch einen Benzinmotor angetrieben wurde, unglücklicherweise nicht genügend Strom für die Lautsprecheranlage und den Filmprojektor erzeugte. Mehr als eine Stunde später als vorgesehen konnte an jenem Abend der Film schließlich dennoch vorgeführt werden, indem man die Lautsprecheranlage, die zum Lesen des Filmtextes nötig gewesen wäre, ausschaltete. Während der ganzen Zeit blieb die Menge der Zeugen Jehovas und der Menschen guten Willens geduldig auf ihren Plätzen. Welch ein Wunder — insgesamt 3029 Menschen waren anwesend, um diesen neuen Film dort inmitten der Berge und unter freiem Himmel zu sehen! An jenem Abend kam auch der Vizepräsident der Gesellschaft in Taipeh, der im Norden gelegenen Hauptstadt von Formosa, an.

Am Sonnabend, dem 19. Januar, zur abendlichen Cafeteriazeit, wurden der neue Zweigdiener, seine Frau und Bruder Franz von einer sie willkommen heißenden Gruppe vom Bahnhof her die Straße hinauf- und durch den hübsch dekorierten Eingang auf das Kongreßgelände geführt. Sie wurden in dem Hause von Chen Ah Pang untergebracht und durch ein Abendessen gestärkt, das aus frischem Fisch und Hühnchen mit Reis bestand und mit Stäbchen gegessen wurde. Um 18 Uhr nahm das Programm seinen Fortgang, und der Gesangsleiter sang eine Einleitung zu dem Lied Nummer 1, „Begrüßet alle“, in das Mikrophon, und dann stimmte die ganze Zuhörerschaft in dieses Lied ein. Für westliche Ohren war es bezaubernd, dem Gesang zuzuhören. Dann begann die erste Ansprache des Vizepräsidenten. An seiner Seite übersetzte eine chinesische Schwester seine Worte durch dasselbe Mikrophon in die chinesische Sprache. Ein Bruder vor einem anderen Mikrophon zu ihrer Rechten verstand ihre chinesische Übersetzung und gab sie für die Mehrzahl der Zuhörer in der Ami-Sprache wieder. Der Abend war kühl, und während Bruder Franz, in seinen Mantel gehüllt, sprach, saß vor ihm im Freien — die Berge lagen weit im Hintergrund — eine aufmerksame Zuhörerschaft von 2094 Personen. Sie lauschten aufmerksam seinen Darlegungen über ihr Verhältnis zur Watch Tower Society und auch über den Gedanken, weshalb Loyalität ihr gegenüber jetzt am Platze ist, damit nämlich Jehovas weltweites Werk vor Harmagedon getan wird. Schließlich lenkte er ihre Aufmerksamkeit auf die Sonderresolution gegen den Kommunismus. Die Sicherheitspolizei, die sich unter den Zuhörern befand, muß ihre Ohren gespitzt haben und dabei ganz wach gewesen sein! Wir freuten uns, daß sie da war!

Um Zeit zu sparen, wurde die Vorlesung des vorbereiteten Manuskripts in Englisch weggelassen. Die chinesische Übersetzerin las den einleitenden Stoff in Chinesisch vor, und der Ami-Dolmetscher gab ihn in der Ami-Sprache wieder. Als die Resolution selbst unterbreitet werden sollte, wurde wegen ihres schwierigen Textes der Ami-Dolmetscher durch Chen Ah Pang ersetzt. Der chinesischen Übersetzung Satz um Satz folgend, gab Bruder Chen auf Grund einer gedruckten japanischen Übersetzung den Inhalt der Resolution in der Ami-Sprache wieder. Ehe er ganz fertig war, ging das Licht aus, und alle Versammelten saßen im Dunkel einer mondscheinlosen Nacht. Doch sofort blitzten Taschenlampen auf und beleuchteten die Manuskripte, und Kerzen wurden auf dem Podium angezündet, und so ging die Darlegung der Resolution weiter und kam zu ihrem Ende. Bruder Chen stellte in der Ami-Sprache den Antrag auf Annahme der Resolution; der Bezirksdiener der Gesellschaft unterstützte als Kongreßdiener die Annahme. Der Vizepräsident stellte nun einer nicht mehr sichtbaren Zuhörerschaft die Frage hinsichtlich ihrer Annahme, und getreulich ertönten aus der Finsternis das laute Ja in der Ami-Sprache und auch herzhafter Beifall. Und niemand anders als die Polizei selbst schloß sich diesem an! Gut so! Nach einigen Minuten gab es wieder elektrischen Strom, doch bald wurde er wieder unterbrochen, nachdem die Menge zum Schluß einen Vers des Liedes „Begrüßet alle“ gesungen hatte. Das Schlußgebet wurde bei Kerzenlicht begonnen. Dann gab es bis 21 Uhr wieder elektrisches Licht, worauf der Strom nochmals ausging, da die Veranstaltung nicht über diese Zeit hinaus dauern sollte. Die große Zuhörerschaft ging in der Dunkelheit auseinander, aber wir wußten, daß alle in Sicherheit zu ihren Ruhestätten in die Häuser der Nachbarschaft geführt wurden.

Der Sonntag, der 20. Januar, dämmerte, und es war kühl und klar. Vor dem regulären Programmbeginn trat der Vizepräsident auf die Bühne und gab während etwa 20 Minuten für diejenigen, die schon auf ihren Plätzen saßen, ein Mundharmonikakonzert, indem er unter dem Beifall der erfreuten Kongreßteilnehmer Königreichslieder spielte. Der neue Zweigdiener, Paul Johnston, begann die Ansprachen dieses Tages mit einem guten Vortrag über „Gottes Königreichsvorhaben“. Hierauf folgte die Ansprache des Vizepräsidenten, durch die alle ermuntert wurden, in Jehovas Neuer-Welt-Gesellschaft zu verharren und in ihrem Herzen im Einklang mit seinem Vorhaben zu bleiben. Es waren nun 1964 Personen zugegen. Der öffentliche Vortrag „Der Friede einer neuen Welt in unseren Tagen — Warum?“ sollte am frühen Nachmittag um 14 Uhr stattfinden, damit der Redner noch mit dem Nachmittagszug nach Hualien zurückfahren konnte. Viele Kongreßteilnehmer waren von entfernten Teilen der Insel hergekommen, und auch sie mußten früh abreisen, um auf der Heimreise an jenem Tage noch ihre Anschlußzüge zu erreichen. Dessenungeachtet versammelten sich 1666 Personen; viele von ihnen waren Interessierte vom Orte, um sich zur angekündigten Stunde den öffentlichen Vortrag anzuhören.

Unter den Anwesenden befanden sich auch Stammesangehörige aus den Bergen. Diese Tatsache zeugte davon, daß die Königreichsbotschaft schließlich auch in das gefährliche Gebiet der Berge getragen worden war, zu dem die Regierung gegenwärtig den Zugang verbietet. Früher gab es unter den dortigen Bergbewohnern Kopfjäger, und es geschehen dort immer noch unerlaubte Dinge. Aber jetzt sind dort oben in den Bergen etwa dreißig Stammesangehörige in die Wahrheit gekommen, und Bruder Franz hatte nach seinem öffentlichen Vortrag das einzigartige Vergnügen, dreien von ihnen besonders vorgestellt zu werden.

Der öffentliche Vortrag war nah und fern durch ein äußerst wirkungsvolles Bekanntmachungsmittel, nämlich durch das Wort von Mund zu Mund, bekanntgeworden. Die Anwesenden waren hocherfreut, maßgebende Beweise aus der Schrift zu hören, daß der Friede einer neuen Welt in unseren Tagen kommen wird. Obwohl tiefhängende Wolken mit Regenschauern drohten, saßen die Zuhörer aufmerksam auf den Bänken draußen im Freien und nahmen den Regenguß geistiger Wahrheiten begierig in sich auf. Die getreue Übersetzung der Ansprache durch die chinesische Schwester und den Bruder vom Ami-Stamm ermöglichte es ihnen, sie zu verstehen. Diese beiden Übersetzer waren unermüdlich am Werke gewesen, Gottes Botschaft vom Podium aus den Anwesenden in Sprachen zu übermitteln, die sie verstehen konnten. Umständehalber sprach der Redner des öffentlichen Vortrages auch die Schlußworte der Ermahnung und des Abschieds, denen ein Anflug von Traurigkeit anhaftete. Nach einem besonderen Schlußgebet blieben die Versammelten noch auf ihren Plätzen, während Bruder Franz, die fünf Missionare und die chinesische Übersetzerin, die jetzt mit ihm abreisen mußten, ihr Gepäck aus dem nahen Hause holten. Als sie dann an der Bühne vorbeigingen, um das Kongreßgelände zu verlassen, begannen alle Anwesenden Abschied zu winken. Es fiel schwer, wegzugehen, aber es war ein schönes Gefühl, zu wissen, daß diese Brüder, die dort in Chih Shang zurückgelassen wurden, ein fester Bestandteil der Neuen-Welt-Gesellschaft sind und sich in der Anbetung und im Dienste Jehovas mit uns eins fühlen.

Wir übernachteten in einem Hotel japanischen Stils in Hualien, und am Montagmittag flogen wir sieben nach Taipeh. Hier hatten wir noch Zeit, das Missionarheim zu besuchen, wo das neue Zweigbüro eingerichtet wird, und dann eine Rikscha zu nehmen, in der wir, um die Stadt zu besichtigen, eine Stunde lang durch Taipeh fuhren. Wir fuhren hauptsächlich durch die typischen Eingeborenenviertel dieser Hauptstadt. Am folgenden Morgen sagten der Bezirksdiener und der Vizepräsident den fünf Freunden am Flugplatz auf Wiedersehen und bestiegen das Flugzeug, um nach Japan zu fliegen. Es war eine herzerfreuende Nachricht, zu hören, daß vor etwas mehr als einer Woche im Rahmen einer Hilfsaktion 78 Kisten im Hafen von Kilung in der Nähe von Taipeh eingetroffen waren, die nahezu 7500 kg Kleider enthielten, welche an die bedürftigen Brüder auf Formosa verteilt werden sollten, damit sie die gute Botschaft des Königreiches auf angenehmere und wirkungsvollere Weise predigen können. Die Verpackungskisten selbst eignen sich gut zur Herstellung von Stühlen für den Königreichssaal usw.

OKINAWA

Von Taipeh, Formosa, bis Okinawa, jener historischen Insel, die vom zweiten Weltkrieg her bekannt ist, war die Reise nur ein Katzensprung, denn sie dauerte nur eine Stunde und vierzig Minuten. Wir flogen in einer Höhe von 2700 Metern über Formosas nördliche Gebirge, über ein Wolkenmeer und später über einige liebliche Inseln, und dann näherten wir uns auf unserem Wege nach Japan einem Zwischenlandeplatz. Unser Flugzeug berührte ungefähr ein Viertel nach 12 Uhr mittags, Okinawa-Zeit, den Boden. Es waren etwa zwanzig Brüder aus der Versammlung Okinawa hierher zum Flugplatz Naha gekommen, um den kurzen Aufenthalt des Vizepräsidenten der Watch Tower Society und des Bezirksdieners vom japanischen Zweigbüro, das die geistige Aufsicht über Okinawa innehat, angenehmer zu gestalten. Wir hofften, daß sie da sein würden, und sie enttäuschten uns nicht. Wir verbrachten etwa eine Stunde mit diesen viel Herzlichkeit an den Tag legenden Brüdern, die von verschiedener Nationalität waren und in jenem Inselgebiet ein vorzügliches Zeugnis geben. Die meisten Königreichsverkündiger sind Eingeborene von Okinawa, und während des vorhergehenden Monats, im Dezember, hatten die zwanzig Versammlungsverkündiger im Durchschnitt je 92 Zeitschriften in die Hände der Menschen gelegt, die sie in ihrem Felddienst antrafen. Vor kurzem traten auch drei Hausfrauen von Okinawa in den allgemeinen Pionierdienst ein und erleben große Freude in dieser Vollzeitverkündigung des Königreiches Gottes.

TOKIO UND KIOTO, JAPAN

Kurz vor 13 Uhr saßen Bruder Franz und der Bezirksdiener Adrian Thompson wieder im Flugzeug. Etwa drei Stunden später erwachte in uns ein intensives Interesse, als der schneebedeckte Fudschi oder Fudschijama in der Ferne auftauchte und sich vom dunstigen Abendhimmel abhob. Aber noch ehe unser Flugzeug zu einer ihm direkt gegenüberliegenden Stelle kam, flogen wir über die Insel Oschima mit ihrem Vulkan Mihara, der in dem winterlichen Klima rauchte. Während die Sonne schnell unterging, hob sich die Silhouette des Fudschi vom dunkel werdenden Himmel ab. Unser Flugzeug landete kurz nach 17 Uhr auf dem internationalen Flugplatz von Tokio, der jetzt einer der modernsten der Welt ist. Etwa drei Stunden später befanden sich die beiden Reisenden schon wieder in einem anderen Flugzeug in der Luft, schauten hinab auf die weitverstreuten Nachtlichter der japanischen Hauptstadt und flogen eilends südwestwärts nach Osaka, dem geschäftlichen Zentrum des Landes. Diese Stadt zählt etwa 3,5 Millionen Einwohner. Da sie an Flüssen und Brücken reich ist, ist sie als das „japanische Venedig“ bekannt. Nach etwas mehr als eineinhalb Stunden Fluges landeten wir auf dem Flugplatz von Osaka. Dort waren der japanische Zweigdiener und die Frau des Bezirksdieners zur Stelle und begrüßten uns freudig. In dieser späten Abendstunde war nun der erste Tag des Landeskongresses der Zeugen Jehovas in Kioto, 80 km weiter nördlich, beendet, und es waren 386 Zeugen und Menschen guten Willens zugegen gewesen. Dies war ein dreitägiger Kongreß, der mitten in der Woche, nämlich vom Dienstag bis Donnerstag, vom 22. bis 24. Januar, stattfand.

Wir reisten am Mittwoch, dem 23. Januar, zu vorgeschrittener Morgenstunde in einem Auto von Osaka ab. Ehe wir die interessante Stadt verließen, statteten wir dem Schloß in Osaka einen Besuch ab; es ist ein schönes Gebäude, das aus der Zeit der Feudalherrschaft Japans stammt. Dieses Schloß war die letzte Festung, die genommen wurde, als Japans Feudalkämpfe im Jahre 1615 endeten. Wir fuhren nach Kioto, wobei wir einen Umweg über Japans südöstlich gelegene alte Hauptstadt Nara machten, von wo aus das Land bis zum Jahre 794 regiert wurde. Hier nahm der Buddhismus, der zuerst von Korea herkam, in Japan seinen Anfang. Wir statteten dem Todai-ji einen kurzen Besuch ab. Dies ist ein Tempel, der im Jahre 752 errichtet wurde und der als der sogenannte Kathedrale-Tempel aller Provinz-Tempel von ganz Japan bekannt ist. In diesem mächtigen, hölzernen Bauwerk sitzt Daibutsu (der Große Buddha), ein Kolossalstandbild, das in Bronze gegossen ist und nahezu 500 Tonnen wiegt. Seine Daumen sind 1,63 Meter lang, und seine rechte Hand, größer als ein Mann, erhebt sich segnend, ähnlich wie der Papst der katholischen Kirche die Hand erhebt, wenn er seine religiöse Herde segnet. Das Eingangstor zu diesem Hauptgebäude oder Kondo wird von wildaussehenden Kriegerbildern (nio), Darstellungen von Dämonen, bewacht. Dieser grimmig aussehende Tempel ist jedoch von einem schönen Park umgeben, in dem viele Kirschbäume stehen und in dem Rehe friedlich äsen, die uns Besuchern sogar aus der Hand fraßen.

(Fortsetzung folgt)

[Bild auf Seite 633]

Podium in Chin Shang, Formosa

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