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  • Meine Freude am „vortrefflichen Kampf“ des Glaubens
  • Der Wachtturm verkündet Jehovas Königreich 1975
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Der Wachtturm verkündet Jehovas Königreich 1975
w75 1. 9. S. 524-526

Meine Freude am „vortrefflichen Kampf“ des Glaubens

Von Väinö Pallari erzählt

ICH bin in Finnland aufgewachsen, einem Land, dessen Bevölkerung zu 92 Prozent evangelisch ist. Als ich 1930 ein Zeuge Jehovas wurde, war ich nicht sicher, ob ich weiterhin als Lehrer beschäftigt werden würde.

Damals galten nämlich die Bibelforscher, wie die Zeugen genannt wurden, als Kommunisten, und man sagte ihnen, man werde sie nach Rußland schicken. Damit drohte mir auch die Schulbehörde, wenn ich mich nicht freiwillig aus dem Bereich des Schulamtes versetzen lassen würde.

Doch ich weigerte mich, meinen Arbeitsplatz aufzugeben. Daraufhin wollte die Behörde von mir das Versprechen, daß ich nicht von Haus zu Haus gehen und eine „neue Lehre“ predigen würde, die die Gemeinde nicht dulden könne. Ein derartiges Versprechen konnte ich natürlich nicht geben. Ich hatte sogar das Ziel, später einmal meine ganze Zeit für das Predigen der guten Botschaft von Gottes Königreich einzusetzen.

Als nächstes bearbeitete das Schulamt offensichtlich die Eltern meiner Schüler. Man wollte die Schüler dazu bringen, dem Unterricht fernzubleiben. Aber ohne Ausnahme kamen sie alle zur Schule.

Als die Behörde lange genug ohne Erfolg versucht hatte, mich zum Kündigen zu bewegen, schaffte sie einfach den Posten, den ich innehatte, ab. Das führte aber nur dazu, daß ich Anspruch auf ein beträchtliches Einkommen hatte. Ich erhob keinen Widerspruch, da mir das Geld nur helfen würde, mit dem Vollzeitpredigtwerk zu beginnen, das ja mein Lebensziel war. So ergriff ich die Gelegenheit, auf die ich schon gewartet hatte und die sich mir jetzt bot. Ich freute mich, nun endlich meine ganze Kraft dem „vortrefflichen Kampf“ des Glaubens zu widmen, wie der Apostel Paulus es getan hatte (2. Tim. 4:7).

Etwa um dieselbe Zeit erhielt ich auch einen Brief von der Watch Tower Society, in dem ich um Mithilfe beim Organisieren des Predigens von Haus zu Haus gebeten wurde. Es war für mich eine sehr glückliche Zeit. Jeden Tag war ich mit meinen christlichen Brüdern im Predigtwerk und hielt abends Zusammenkünfte ab, und doch schien es keine zu große Anstrengung für mich zu sein.

DIE KRIEGSJAHRE

Im Jahre 1939 zogen bedrohliche Wolken am Horizont auf, die den Krieg ankündigten. In Finnland war man voller Unruhe. Da sich Jehovas Zeugen politisch neutral verhielten, betrachtete man sie mit Mißfallen und ließ sie nicht mehr ungehindert tätig sein. Noch bevor der Krieg richtig ausbrach, begann der erste Gerichtsfall gegen die Zeugen. Während ich die biblische Broschüre Herrschaft und Friede in der Stadt Turku verbreitete, wurde ich von der Polizei festgenommen und des „verbotenen Hausierens“ beschuldigt. Später kam es zur Verhandlung.

Während des Krieges liefen ständig Gerichtsfälle, und unser Predigtwerk war offiziell verboten. Man sah uns als Kommunisten an; das war das Schlimmste, was einem passieren konnte. Da die Watch Tower Society verboten war, konnte sie keine Zusammenkünfte organisieren, doch sie wurden trotzdem abgehalten, und zwar im Namen eines Bruders. Dies war möglich, weil trotz des Krieges immer noch Religionsfreiheit herrschte.

Ich habe stets eine angegriffene Gesundheit gehabt und brauchte deshalb auch nicht zum Militär. Daher konnte ich meinen Vollzeitpredigtdienst fortsetzen, und dafür war ich Jehova zutiefst dankbar.

Die Tätigkeit als Kreisaufseher während des Krieges war nicht ungefährlich. Da die Zeitschriften Der Wachtturm und Trost (jetzt Erwachet!) verboten waren, mußten wir die gesamte geistige Speise in vervielfältigter Form in einem Koffer mit uns führen. Dies war eine riskante Angelegenheit, da die Militärpolizei häufig das Reisegepäck kontrollierte, um zu sehen, ob man Butter (alle Lebensmittel waren rationiert) oder anderes „verbotenes Gepäck“ dabeihatte.

Einmal hatte ich eine große Anzahl vervielfältigter Ausgaben des Wachtturms in meiner Tasche, und ein Militärpolizist fragte, was dies sei. Ich erwiderte, es handle sich um biblische Literatur, die den Menschen zum Lesen gegeben werde. Zum Glück hatte er es eilig und nahm sich daher nicht die Zeit, der Sache nachzugehen. Hätte er die Literatur untersucht, wäre ich bestimmt festgenommen worden.

Die Luftangriffe auf die Städte waren ein Erlebnis besonderer Art. Wir mußten die Zusammenkünfte oft unterbrechen und in einen Luftschutzkeller gehen. Wenn wir dann wieder aus dem Bunker herauskamen, sahen wir, wie überall um uns her Feuer wütete; es kam aber selten vor, daß das Haus eines Zeugen Schaden erlitt.

Mein bisher schrecklichstes Erlebnis hatte ich, als der Krieg gerade am schlimmsten tobte. Eines Abends fuhr ich sehr spät mit der Straßenbahn nach Hause. Zwei leicht angetrunkene Soldaten stiegen zufällig in dieselbe Bahn ein. Als sie meine Zivilkleidung sahen, wurden sie sehr böse. Sie unterhielten sich über mich und sagten, daß ich eine Uniform tragen müßte. Wir stiegen an derselben Haltestelle aus, und die Männer befahlen mir stehenzubleiben.

Einer fragte mich, weshalb ich in der Straßenbahn Streit angefangen hätte, was ich natürlich nicht getan hatte. Plötzlich zog der andere ein Messer und sagte: „Was würdest du davon halten, wenn wir dir jetzt die Luft ablassen?“ Ich versuchte, ihnen zu erklären, welche Folgen das für sie hätte, doch sie erwiderten, sie hätten an der Front so viel leiden müssen, daß es ihnen ganz egal sei, was ihnen noch zustieße. Plötzlich hob der Soldat sein Messer, um auf mich einzustechen. Ich ergriff zitternden Herzens seine Hand, obwohl ich gegen die Männer eigentlich nichts ausrichten konnte.

Ich fühlte mich völlig hilflos und schickte ein Stoßgebet zu Jehova, wie ich es während dieses ganzen Vorfalls schon mehrmals getan hatte. Wie durch ein Wunder lockerte der Soldat seinen Griff und ließ mich los. Ich setzte meinen Weg fort, vor Glück weinend und voller Dank gegenüber Jehova, weil er mein Leben gerettet hatte. Mir kam die Zusicherung der Bibel in den Sinn: „Ein Bergungsort ist der Gott der Urzeit, und unterhalb sind die auf unabsehbare Zeit währenden Arme“ (5. Mose 33:27).

MIT FREUDE IM „VORTREFFLICHEN KAMPF“ IM BETHEL

Im Jahre 1942 erhielt ich eine Einladung, im Bethel zu dienen, dem Zweigbüro der Watch Tower Society. Dort habe ich seither viele Dienstvorrechte gehabt. Während des Krieges hatte ich die Aufgabe, Nahrung für die Bethelfamilie zu beschaffen, was wirklich sehr schwer war, da alles knapp war. Oft erhielten wir das, was wir brauchten, auf eine Weise, die fast wie ein Wunder schien. Es war, als ob Manna vom Himmel fiel, das uns durch die schweren Kriegsjahre hindurchhalf.

Ich hatte oft das Vorrecht, mich der Rechtsfragen anzunehmen. Es gab z. B. viele Zeugen ohne nächste Angehörige, die verfügten, daß nach ihrem Tod all ihre finanziellen Mittel zur Ausbreitung des Werkes Jehovas eingesetzt werden sollten. Doch in Finnland verlangt ein Gesetz, daß der Empfänger einer Erbschaft nach dem Tod des Erblassers alle Verwandten des Verstorbenen aufsuchen muß. Daher mußte ich alle Verwandten von verstorbenen christlichen Brüdern aufsuchen, die ein solches Testament aufgesetzt hatten, und das war keine leichte Sache.

Wir mußten auch einen ständigen Kampf mit der finnischen Rundfunkgesellschaft führen. Man hatte sozusagen jeder Glaubensgemeinschaft Sendezeit gegeben, doch uns nicht. Und nicht nur das, sondern von Zeit zu Zeit griff man auch unser Predigtwerk an.

Ein Rundfunkkommentator hatte eine Sendung zusammengestellt, die die Zeugen in ein schlechtes Licht rückte und in der sehr derbe finnische Ausdrücke fielen. Die Sendung war im voraus aufgezeichnet worden, und man gestattete uns, sie anzuhören, bevor sie ausgestrahlt wurde. Ein anderer Bruder und ich hatten mit diesem Problem etwa eine Woche lang zu kämpfen, und wir erreichten, daß der Produzent die bösartigsten Anschuldigungen wegließ; doch die Sendung war immer noch sehr schlecht. Unmittelbar danach erlitt ich wegen der nervlichen Anspannung einen Schlaganfall. Ich verlor mein Sehvermögen und meine Sprache teilweise und konnte überhaupt nicht mehr lesen und zählen. Nach einigen Wochen im Krankenhaus war ich einigermaßen wiederhergestellt, doch ich friere seither ständig. Der Arzt ordnete an, ich solle „mich zur Ruhe setzen“, und verbot mir, mich zu überanstrengen. Um meinen Dienst fortsetzen zu können, mußte ich alles langsamer tun, doch ich habe an dem, was die Finnen sisu nennen — meiner inneren Kraft —, nichts eingebüßt.

Daher habe ich vielleicht manchmal schwerer gearbeitet, als ich eigentlich sollte, doch es hat mir Freude gemacht. Vor kurzem hatte ich wieder einen Schlaganfall, der schlimmer war als der vorherige. Meine Sprache, die ziemlich schnell wiederkehrte, scheint sich jetzt nicht mehr zu bessern. Ich habe meine Tätigkeit wiederum sehr einschränken müssen, doch ich möchte immer noch mein Bestes tun, den „vortrefflichen Kampf“ des Glaubens zu kämpfen.

Wenn ich auf die 44 Jahre zurückblicke, in denen ich meine ganze Zeit dem Dienste Gottes gewidmet habe, kann ich sagen, daß ich mein Leben nicht besser hätte verwenden können. Der Vollzeitdienst, den man während der Jahre mehr und mehr liebenlernt, ist so reich an Segnungen, daß man ihn mit keiner anderen Tätigkeit vergleichen kann. Obwohl man Kraft braucht, um im Bethel oder im Predigtdienst tätig zu sein, ist diese Arbeit doch eine Quelle großer Freude.

[Bild auf Seite 525]

Das Zweigbüro der Watch Tower Society in Finnland

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