Warst du dabei?
UNWEIT von Jonestown (Guyana), dem Ort, wo der berüchtigte Massenmord stattfand, liegt Matthew’s Ridge. Eine Gruppe von sieben einheimischen Christen plante im vergangenen Jahr, den Bezirkskongreß zu besuchen, den Jehovas Zeugen in der Landeshauptstadt Georgetown unter dem Motto „Königreichswahrheit“ veranstalteten. Von Matthew’s Ridge nach Georgetown sind es nur 45 Minuten mit dem Flugzeug, doch die Gruppe konnte sich den Flug nicht leisten, und so fuhr sie mit dem Schiff. Die Reise dauerte sieben Tage.
Hast du einen der Hunderte von Bezirkskongressen „Königreichswahrheit“ besucht, die im vergangenen Jahr auf der ganzen Erde stattfanden? Wenn ja, dann warst du einer der mehr als 4 Millionen, von denen manche viele Schwierigkeiten auf sich nahmen, um anwesend zu sein.
Entschlossenheit war nötig
Von einigen erforderte es Entschlossenheit, den Kongreß zu besuchen. Das traf auch auf Al aus Maceió (Brasilien) zu. Al ist gelähmt, und es war ihm nicht möglich, seinen Rollstuhl im Bus mitzunehmen. So mußte er sich, auf dem Boden rutschend, fortbewegen, und auf dem Kongreß mußte er sich zu seinem Sitzplatz auf der Tribüne hochziehen. Doch er war entschlossen, sich den Kongreß nicht entgehen zu lassen.
Einige hatten zuvor Gemeinschaftsarbeit zu leisten. Eine japanische Zeugin hatte geplant, den Kongreß zu besuchen. Da riß ein Taifun alle Früchte von den Birnbäumen im Garten der Familie. Zeugen aus der Versammlung am Ort halfen mit ihren Kindern, die Birnen aufzulesen und zu verkaufen. Die Arbeit konnte rechtzeitig abgeschlossen werden, so daß der ungläubige Mann dieser Zeugin ihr gern seine Einwilligung gab, den Kongreß zu besuchen.
Andere mußten ihre Wertschätzung unter Beweis stellen. Ein Christ aus Brasilien verlor fünf Tage vor dem Kongreß seine Frau. Trotz dieses schrecklichen Verlustes war er mit seinen drei Kindern anwesend. Die Gemeinschaft und der empfangene Rat halfen ihm und seinen Kindern, über den schweren seelischen Schock hinwegzukommen.
Warum waren diese und Millionen andere entschlossen, sich durch nichts vom Besuch des letztjährigen Bezirkskongresses „Königreichswahrheit“ abhalten zu lassen? Wenn du je einen der Kongresse der Zeugen Jehovas besucht hast, dann kennst du die Antwort bereits. Vor allem bieten sie die Möglichkeit, in großem Rahmen eine einzigartige christliche Gemeinschaft zu genießen (Psalm 133:1). Ein Besucher eines Kongresses in Neukaledonien, einer Inselgruppe in der Südsee, erklärte: „Die Einheit des Volkes Gottes wurde in der Bibel vorhergesagt, und man kann sie besonders auf Kongressen verspüren.“ Außerdem enthält das Programm wirklich sehr viel Hörenswertes.
„Die Ansprachen ... gingen ... zu Herzen“
Von der Begrüßungsansprache des Vorsitzenden am ersten Tag bis zur Schlußansprache am Sonntag enthielt das Programm herzerquickende Erfahrungen, glaubensstärkende Ansprachen und praktischen Rat.
Am Freitagvormittag stellte man den Anwesenden verschiedene Oldtimer vor. Die Kongreßbesucher in Sydney (Australien) hörten einiges von der 85jährigen Geordie Gibb, die sich im Jahre 1927 taufen ließ und seit 1929 zum Mitarbeiterstab des australischen Zweigbüros gehört. Auf der ganzen Erde gibt es Menschen wie Geordie, die auf ein Leben treuen Dienstes zurückblicken können. Die Bezirkskongresse 1982 boten eine gute Gelegenheit, einige von ihnen kennenzulernen.
Die Ansprachen wurden mit großer Wertschätzung aufgenommen, besonders diejenigen, durch die verborgene Fallen aufgedeckt wurden. Nach dem Vortrag „Hüte dich vor verderblicher Musik“ sagte Ana aus Brasilien: „Ich habe einige Platten mit Liedern, die alles andere als erbauend sind. Aber wir haben sie behalten, weil uns die Melodien gefielen. Als wir diesen Vortrag gehört hatten, beschlossen wir, sie alle wegzuwerfen.“
Barbara, eine Kongreßbesucherin aus Hawaii, stimmte mit den Warnungen, die sie in dem Vortrag „Die heimtückischen Anschläge des Teufels bloßstellen“ gehört hatte, völlig überein. In der Ansprache wurde unter anderem vor gewissen Fernsehsendungen gewarnt. Barbara war fernsehsüchtig, und sie stellte fest, daß diese Sendungen ihr Empfinden für Recht und Unrecht getrübt hatten. „Selbst die ‚guten‘ Charaktere logen und handelten unsittlich“, sagte sie, „und ich begann, ihre Lebensanschauung zu übernehmen“ (1. Korinther 15:33). Die Glieder einer Familie aus Korea hatten Geld gespart, um sich ein Farbfernsehgerät kaufen zu können. Als sie auf dem Kongreß diese und andere Vorträge gehört hatten, dachten sie anders darüber. Sie wollten ihr Geld nicht für etwas ausgeben, wodurch sie vielleicht ihr Heim für satanische Einflüsse geöffnet hätten.
Höhepunkte auf allen Kongressen der Zeugen Jehovas sind die bewegenden Dramen, in denen Situationen aus alter Zeit oder aus der Neuzeit dargestellt werden, Situationen, die für Christen von heute bedeutsam sind. Bei dem Drama „Ein furchtloser Verkündiger einer unbeliebten Botschaft“ konnten die Kongreßbesucher regelrecht mit Jeremia mitfühlen. Und die Aufführung des Dramas „Wie ... werden sie hören, ohne daß jemand predigt?“ berührte viele Herzen. Es handelte sich um die Geschichte von Friedrich Gutgenug, die sich auf mehrere wahre Begebenheiten stützte. In dem Drama war Friedrich nicht damit einverstanden, daß sein Sohn die gute Botschaft predigte. Er hatte ihn deshalb aus dem Haus geworfen. Jahre danach wurde ihm geholfen, seine Einstellung zu ändern, als ihn seine Enkelkinder in seiner eigenen Bibel auf den Namen Gottes, Jehova, in Psalm 83:18 aufmerksam machten.
„In unserer Familie gibt es auch einen Friedrich Gutgenug“, sagte Lois von den Bahamas und schilderte, wie sich die Einstellung ihres Mannes geändert hatte. Das Drama war besonders in Korea eine Ermunterung, wo viele Christinnen einen gegnerisch eingestellten Ehemann haben.
Ein anderer Höhepunkt bei den Kongressen der Zeugen Jehovas ist die Taufe. Auf den Kongressen „Königreichswahrheit“ symbolisierten Zehntausende ihre Hingabe an Jehova Gott durch die öffentliche Wassertaufe. Für viele setzte dieser Schritt große Anstrengungen voraus. Eine 23jährige Frau, die sich in Japan taufen ließ, hatte zum Beispiel ein uneheliches Kind und hatte pro Tag 40 bis 50 Zigaretten geraucht. Sie mußte viele Änderungen vornehmen, bevor sie sich taufen lassen konnte, doch mit der Hilfe Jehovas war sie dazu in der Lage und führt nun, nachdem sie den Vater ihres Kindes geheiratet hat, einen reinen Lebenswandel.
Es gab noch weitere Höhepunkte. Bestimmt erinnerst du dich an die begeisternde Freigabe des herrlichen neuen Buches Du kannst für immer im Paradies auf Erden leben, der Broschüre Für immer auf der Erde leben! und des interessanten Traktats Nähern wir uns Harmagedon?
Vielleicht gehörtest du zu der Schar Kongreßteilnehmer, die am Freitagabend hinauszog und den Wohnungsinhabern in der Kongreßstadt das Traktat überbrachte. Viele reagierten wie der junge Mann in Kalgoorlie (Westaustralien), der von der Unterhaltung mit zwei Kongreßdelegierten so angetan war, daß er beschloß, den Kongreß zu besuchen.
In einigen Ländern empfingen die Anwesenden noch mehr Segnungen durch die Freigabe von Publikationen, die ihren besonderen Bedürfnissen entsprachen. Die japanischen Kongreßbesucher waren überglücklich, die Neue-Welt-Übersetzung der Heiligen Schrift in ihrer Sprache zu erhalten. Voller Freude über sein Exemplar sagte ein Kongreßbesucher: „Ich konnte die ganze Nacht nicht schlafen.“
„Die Ansprachen auf diesem Kongreß gingen wirklich zu Herzen“, sagte ein Delegierter aus Hawaii. Damit stimmten auch Personen überein, die keine Zeugen sind. Ein Angehöriger einer Partei, der einem Kongreß in Brasilien beiwohnte, erklärte: „Es war das erste Mal in meinem Leben, daß ich Reden hörte, in denen wirklich etwas gesagt wurde.“
Und jetzt ... „Königreichseinheit“!
Ja, die Kongresse „Königreichswahrheit“ waren ein uneingeschränkter Erfolg und eine Hilfe im Leben von Millionen. Wenn du ihnen beigewohnt hast, konntest du zweifellos großen Nutzen daraus ziehen. Solltest du aber nicht die Gelegenheit gehabt haben, so hoffen wir, daß es dir in diesem Jahr möglich gewesen ist, einen der Kongresse der weltweiten Serie mit dem Motto „Königreichseinheit“ zu besuchen.
Auch dieses Jahr standen Dramen, glaubensstärkende Ansprachen und Demonstrationen auf dem Programm; es wurde zeitgemäßer Rat erteilt, und es gab auch einige Überraschungen. Die diesjährigen Bezirkskongresse haben sich außerdem durch ein besonderes Merkmal ausgezeichnet. Wenn du ihnen beigewohnt hast, ist es sicherlich dein Wunsch, auch nächstes Jahr an allen vier Tagen anwesend zu sein. Einen Bericht über die Kongresse, die den Höhepunkt dieses Jahres bildeten, kannst du in einer späteren Ausgabe lesen.
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Auf dem Kongreß in São Paulo (Brasilien) ließen sich 626 neue Zeugen taufen.
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Ein junger Besucher des Bezirkskongresses „Königreichswahrheit“, der vom 23. bis 26. September 1982 in Kalgoorlie (Westaustralien) stattfand